Peter Hase 2 – Ein Hase macht sich vom Acker

Viel zu lange mussten die Hasenfans darauf warten, dass mit PETER HASE 2 – EIN HASE MACHT SICH VOM ACKER die Abenteuer des gleichnamigen Langohrs weitererzählt werden. Nun ist es endlich soweit und das Ergebnis knüpft nicht nur inhaltlich, sondern auch qualitativ nahtlos an den Vorgänger an. Mehr dazu verraten wir in unserer Kritik.

OT: Peter Rabbit 2: The Runaway

Der Plot

Nach den nervenaufreibenden Ereignissen der Vergangenheit haben Bea (Rose Byrne), Thomas (Domhnall Gleeson) und die Hasenbande, angeführt von dem frechen aber liebenswerten Peter Hase (Christoph Maria Herbst) als Familie ihren Frieden geschlossen. Aber auch wenn er sich redlich bemüht, gelingt es Peter einfach nicht, seinen Ruf als kleiner Schlawiner loszuwerden. Etwas, was Thomas sehr entgegenkommt, denn so ganz überzeugt von der ungewöhnlichen Familienkonstellation ist er immer noch nicht. Als er sich auf ein aufregendes Abenteuer außerhalb des Gartens einlässt, findet er sich auf den Straßen der Großstadt in einer Umgebung wieder, wo seine spitzbübische Art gut ankommt. Aber als seine vierbeinigen Freunde in Gefahr geraten, muss Peter sich selbst fragen, was für ein Hase er sein will.

Kritik

Eigentlich sollte „Peter Hase 2 – Ein Hase macht sich vom Acker“, die Fortsetzung der Buchverfilmung „Peter Hase“ aus dem Jahr 2018, bereits im April 2020 in die Kinos kommen. Doch dann kam bekanntermaßen alles ganz anders und über ein Jahr lang überschlugen sich die internationalen Filmnews bei der Ankündigung von Kinostartverschiebungen. Doch während das Hauptaugenmerk hierbei vor allem auf den großen Franchisefortführungen der Marke „Fast & Furious 9“ oder „Black Widow“, sowie auf den mit Spannung erwarteten Megaproduktionen à la „Dune“ lag, war das kontinuierliche Nach-hinten-Rücken von „Peter Hase 2“ (vom April auf den August 2020 und nun schließlich in den Juni 2021) kaum einem Medium eine Sondermeldung wert. Dabei performte der Vorgänger mit über 350 Millionen US-Dollar bei Produktionskosten von gerade einmal 50 Millionen äußerst stark an den Kinokassen; Sonst wäre schließlich keine Fortsetzung erschienen. Man stelle sich diese „Ach was!“-Begründung für ein Sequel einmal betont flapsig mit der Stimme von Christoph Maria Herbst („Stromberg – Der Film“) vor, und siehe da: So in etwa hat man sich einmal mehr den humoristischen Stil von „Peter Hase 2“ vorzustellen. Denn auch hier werden der Sinn und Unsinn von Filmfortsetzungen verhandelt. So urteilt Peter beispielsweise an einer Stelle des Films über den Buchtitel „Peter Hase 2“ des zweiten Romans seiner Ziehmutter Bea: „Schöner Titel! Deutet an, dass es noch mehr geben wird. Wenn nicht, auch okay. Es ist schön, dass wir überhaupt so weit gekommen sind.“ Und mit dieser Aussage ist nicht nur der Tonfall des Films perfekt zusammengefasst, sondern auch die in sich existierende Zufriedenheit, mit der hier alle Beteiligten ihre Arbeit vortragen – irgendwo zwischen dem Stolz, dass all der Wahnsinn des ersten Teils funktioniert hat und dem Ehrgeiz, noch ein klein wenig mehr zu wagen.

Während Thomas (Domhnall Gleeson) Tomaten züchtet, widmet sich seine Frau Bea (Rose Byrne) weiterhin der Kunst.

Vor Erscheinen des ersten „Peter Hase“-Films konnte keiner wissen, wie die genaue Ausrichtung der ersten Leinwandadaption des beliebten Beatrix-Potter-Romans von 1902 wohl aussehen mag. Immerhin handelt es sich hier in erster Linie um ein völlig harmloses Kinderbuch, der Trailer dagegen kündigte Anderes an. Um den Humor der Inszenierung zu veranschaulichen, ließen wir uns damals zu dem Vergleich hinreißen, bei Will Glucks Verfilmung handele es sich um eine Mischung aus „Paddington“ und „Deadpool“. Und tatsächlich hat sich auch drei Jahre später immer noch nichts daran geändert, dass es keine Beschreibung besser zusammenfassen könnte, wie die Uhren in „Peter Hase“ ticken. Im Großen und Ganzen handeln die Filme davon, dass ein kuscheliger, aber eben auch ganz schön viel Schabernack hinter seinen Langohren versteckender Hase namens Peter und seine Hasengeschwister verschiedene Abenteuer erleben, dabei über sich hinauswachsen und insbesondere Peter versucht, seinen Namen reinzuwaschen, nachdem dieser immer wieder für mächtig Unruhe gesorgt hat. Gängiger Familienhumor eben – mit ebenso viel Slapstick wie liebevollen Botschaften bestückt; Im ersten Teil wurde beispielsweise die Bedeutung und Wichtigkeit des gegenseitigen Verzeihens veranschaulicht. Wie bei mittlerweile so ziemlich jedem (Hollywood-)Sequel stand für „Peter Hase 2“, der auch noch den vielsagenden Titel „Ein Hase macht sich vom Acker“ trägt, zu befürchten, dass es die Macher:innen diesmal übertreiben, wenn sie die klassische „Höher, schneller, weiter!“-Mentalität an den Tag legen. Zumal man es zwar mögen kann, wenn eine beliebte Figur für eine weitere Geschichte in einen Handlungsort gesteckt wird (in diesem Fall: von seinem heimischen Garten mitten in die Großstadt), aber nicht selten geht dadurch eben auch ein Stückweit der Charme der Vorlage verloren. Doch keine Sorge: In „Peter Hase 2“ spielt zwar ein größerer Handlungsteil außerhalb von Peters Heimatgarten, doch es gibt jederzeit genügend Rückbesinnung auf die ursprünglichen Wurzeln. Und das ist sowohl inhaltlich als auch geographisch zu verstehen.

„Bei Will Glucks Verfilmung von ‚Peter Hase‘ handelt es sich um eine Mischung aus ‚Paddington‘ und ‚Deadpool‘. Und tatsächlich hat sich auch drei Jahre später immer noch nichts daran geändert, dass es keine Beschreibung besser zusammenfassen könnte, wie die Uhren in ‚Peter Hase‘ ticken.“

Die von Peter Hase zunächst ohne Bea und Thomas, aber auch ohne seine Hasengeschwister bestrittenen Abenteuer (er muss herausfinden, welche Position er im Film, pardon: in seiner Familie einnehmen will) in der Großstadt machen nämlich nur einen Bruchteil der Story aus. Und das ist auch gut so. Denn auch wenn sich der im Film auf hervorragend unterschwellig-schmierige Weise von David Oyelowo („Chaos Walking“) verkörperte Buchverleger alle Mühe gibt, Bea dazu zu überreden, die von ihr verfassten Hasengeschichten fortan an aufsehenerregenderen Orten als einem grünen Garten spielen zu lassen (Strand, Weltall – ZWINKER!), konterkarieren Autor und Regisseur Will Gluck („Annie“) sowie sein Co-Schreiber Patrick Burleigh ihre eigene Forderung selbst. Wobei sie das schon an der Stelle tun, an der sich Bea ernsthaft darum sorgt, dass „die Integrität ihrer Geschichte gewahrt wird und kein Konsum daraus gemacht wird. Wohlmöglich noch von einem Amerikaner!“ (ZWINKER, ZWINKER!). Kurzum: „Peter Hase 2 – Ein Hase macht sich vom Acker“ kommentiert sein Film- und Sequeldasein auf jenem Handlungsstrang, auf dem Beas Karriere als Schriftstellerin abgehandelt wird – und sie und ihr Gatte Thomas nicht nur überlegen müssen, ob sie ihre mit viel Liebe entworfenen Figuren dem Kommerz zum Fraß vorwerfen (allein das mögliche Merchandise ist überwältigend!), oder sich die Intimität ihrer auf Ereignisse im wahren Leben fußenden Geschichten bewahren wollen. Doch letztlich wäre „Peter Hase“ nicht „Peter Hase“, wenn dieser Subplot nicht nur den gesamten Film an sich, sondern auch noch sich selbst als Subplot (META, META!) auf die Schippe nehmen würde; Und so kriegt der Film am Ende etwa genau das hanebüchene Actionfinale spendiert, über das sich Bea und Thomas zuvor noch lustig gemacht haben. Und so viel sei verraten: Nicht einmal „Fast & Furious 9“ hat seine hanebüchenen Ideen derart amüsant vorgetragen, wie es hier „Peter Hase 2“ tut.

Das Ziel der Gang: Eimer mit Trockenfrüchten!

Doch schon „Peter Hase“ hätte man damals Unrecht getan, ihn allein auf seine metahumoristische Ebene zu reduzieren. Bei „Peter Hase 2 – Ein Hase macht sich vom Acker“ verhält es sich nicht anders. Denn auch neben all den gelungenen Erwachsenengags, von denen manch einer vielleicht ein wenig zu lange ausgereizt wird, ein anderer wiederum sich in seiner Wiederkehr nicht ganz erschließt (so gibt es etwa einen Running Gag bezüglich des aktuell vorherrschenden Fitness-, High-Protein- und Ernährungshypes, der nirgendwohin führt), liefern Will Gluck und sein Team auch diesmal wieder ein herrlich anarchisches Slapstick-Dauerfeuer ab, an dem auch das jüngere Publikum mächtig seinen Spaß haben wird. Schon die aller erste Szene, in der eine Hochzeitsfeier vollkommen aus dem Ruder gerät, gibt einen Vorgeschmack auf das, was noch kommt. Und aller spätestens, wenn sich um Peter und seine Hasenbande sämtliche Tiere des Waldes (inklusive des Fuchses aus Teil eins, der sich in Teil zwei neuerdings vegan ernährt und von einem Personaltrainer gedrillt wird) versammeln und in einer wilden Trockenobst-Befreiungsaktion kein Stein (oder besser: keinen Marktstand) auf dem anderen lassen, bleibt kein Auge trocken. Die Neuzugänge dagegen können diesmal keinen ganz so großen Eindruck hinterlassen. Neben Peters Stadtbekanntschaft Barnabas, ein alter Freund seines Vaters, können sich dessen Hinterwäldler-Kumpels nur bedingt hervortun. Dass eine zwielichtige Straßentiergemeinschaft unter anderem aus ramponiert aussehenden Katzen besteht, gewinnt keinen Originalitätspreis. Dafür profitiert diese Figurenkonstellation von der ein oder anderen Storywendung. Es macht verdammt viel Spaß, zuzusehen, welche Ausfahrt die Geschichte als nächstes nehmen wird.

„Doch schon ‚Peter Hase‘ hätte man damals Unrecht getan, ihn allein auf seine metahumoristische Ebene zu reduzieren. Bei ‚Peter Hase 2 – Ein Hase macht sich vom Acker‘ verhält es sich nicht anders. Denn neben all den gelungenen Erwachsenengags liefern Will Gluck und sein Team auch diesmal wieder ein herrlich anarchisches Slapstick-Dauerfeuer ab.“

In den besten Fällen liefern für die ganze Familie konzipierte Filme ihrem Publikum auch noch eine kluge Botschaft mit. In „Peter Hase 2 – Ein Hase macht sich vom Acker“ ist diese derweil gar nicht so genau auszumachen; Außer vielleicht die, dass gut Acht geben muss, wer vorhat, seine eigens geschaffenen Werke einer breiten Masse bekanntzumachen. Schaut man allerdings genauer hin, gelingt Will Gluck mit seinem Weerk einmal mehr eine bemerkenswert ehrliche Abhandlung über das zwischenmenschliche Miteinander und darüber, dass man Menschen (und Hasen) nicht auf ein alleiniges Charaktermerkmal reduzieren sollte. Vielleicht gerät dieser moralisch gefällige Ansatz zwischen den ausufernden Slapstickeinlagen zeitweise ins Hintertreffen. Doch wer schon Teil eins gesehen hat, der weiß: Manchmal genügen nur wenige Sekunden, um unter all dem Spaß auch das Herz zu entdecken (damals war es etwa das rührende Bild der sich einander entschuldigenden Hasen, indem sie ihre Köpfe gegeneinanderdrücken). Und von beidem gibt es auch in „Peter Hase 2“ wieder jede Menge.

Fazit: Anarchischer Spaß, großes Gefühlskino und jede Menge Meta-Schabernack: „Peter Hase 2 – Ein Hase macht sich vom Acker“ steht dem fantastischen Vorgänger in Nichts nach und ist einmal mehr ein herrlich chaotisches Familienabenteuer, das für die Großen im Publikum diesmal ganz besonders viel zu bieten hat.

„Peter Hase 2 – Ein Hase macht sich vom Acker“ ist ab dem 1. Juli 2021 in den deutschen Kinos zu sehen.

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