Happy Family 2

Die Wünschmanns sind zurück – und erneut verwandelt sich die Menschenfamilie in Monster. In der Animationsfilmfortsetzung HAPPY FAMILY 2 wollen sie in dieser Gestalt andere Monster retten. Ob das unterhält, verraten wir in unserer Kritik.

OT: Monster Family 2 (DE/UK 2021)

Der Plot

In „Happy Family“ wurde Familie Wünschmann in Monster verwandelt, woraufhin die zerstrittene Durchschnittsfamilie endlich lernte, aufeinander zu hören, einander mehr zu achten und an einem Strang zu ziehen. Diese Lektion hielt jedoch nicht allzu lange an: Wieder zu Menschen geworden, haben sich die vier Wünschmanns wieder auseinanderentwickelt. Sohnemann Max, der mit Selbstwertproblemen zu kämpfen hat und neuerdings mit Magie experimentiert, sorgt eines Tages dafür, dass sich die Familie erneut verwandelt. Das kommt gerade recht, denn mit ihren Monsterfähigkeiten können die Wünschmanns womöglich Mila Starr aufhalten, die im Auftrag ihrer Eltern Monster entführt…

Kritik

Sechs Jahre nach seiner Veröffentlichung gelangte David Safiers Kinderbuch „Happy Family“ als Animationsfilm in die Kinos. Jetzt, vier weitere Jahre später und somit pünktlich zum zehnjährigen Jubiläum der Monstergeschichte, kehren die Wünschmanns für ein Sequel zurück. Wie beim Vorläuferfilm verantwortete Safier das Drehbuch mit, doch anders als bei Teil eins, wo er mit Catharina Junk („Die Pfefferkörner“) kooperierte, tat er sich dieses Mal mit Abraham Katz („Rote Rosen“) zusammen. Auf dem Regiestuhl wiederum ändert sich nichts: Das Sequel stammt, wie schon der Vorgänger, von Holger Tappe. Und diese Kontinuität ist „Happy Family 2“ auch anzusehen – im Guten wie im Schlechten. Wieder einmal sind städtische Umgebungen eine Spur zu sauber, akkurat-geradlinig und leergefegt, um die Illusion wahrlich lebendiger Orte zu erzeugen. Doch wann immer es die Wünschmanns in die Natur verschlägt, sind die computeranimierten Welten mehr als nur respektabel – insbesondere, wenn man bedenkt, dass diese europäische Trickproduktion nur einen Bruchteil des Budgets zur Verfügung hat, das die Walt Disney Animation Studios, Pixar, DreamWorks Animation oder Illumination in ihre abendfüllenden Filme stecken.

Die Wünschmanns teilen ihr Zuhause mit niedlichen Kreaturen.

Anders als die Schauplätze sind die handelnden Figuren dagegen eine animationstechnische Enttäuschung: Egal ob es die Wünschmanns, ihre Freunde oder ihre Feinde sind – wer in „Happy Family 2“ vorkommt, hat eine ausdrucksarme, steinerne Miene. Gewiss, die meisten der Wünschmanns haben wenigstens einen „Grundausdruck“: Papa Frank guckt dümmlich-müde drein, Sohnemann Max wirkt dauerverletzt und Tochter Fay steht „Ich bin eine aufgekratzte, überreizte, enttäuschte Jugendliche“ ins Gesicht geschrieben. Doch nicht nur, dass sich Mama Emma mit einer völlig nichtssagenden Mimik abgeben muss – alle Figuren verharren nahezu durchweg bei ihrem Standardblick. Sie blinzeln, der Kopf bewegt sich ein wenig, das war’s, ihre Emotionen bleiben weitestgehend eingefroren. Noch schlimmer als bei den Wünschmanns fällt dies bei den Starrs ins Gewicht. Egal, ob sie lügen, prahlen, in Panik geraten, wütend sind oder scherzen, ihre Visagen drücken stets dasselbe Maß an gar nichts aus, was fatal für diesen Film ist. Denn es ist Starr-Tochter Mila, die durch die Welt reist und Monster einsammelt, dabei mit den Wünschmanns kollidiert und zudem Frühlingsgefühle in Max weckt, die hier den größten Charakterbogen durchmacht. Die Wünschmanns durchlaufen lediglich im Eiltempo die sie einende Lektion aus Teil eins, Mila hingegen wird auf dem Papier von einer engstirnigen Kämpferin mit Tunnelblick zu einer Teenagerin mit Zweifeln an ihrer Mission und macht zwischen ihren Actionszenen letztlich sogar eine Sinnkrise durch.

„Alle Figuren verharren nahezu durchweg bei ihrem Standardblick. Sie blinzeln, der Kopf bewegt sich ein wenig, das war’s, ihre Emotionen bleiben weitestgehend eingefroren.“

Wenn Mila aber stets denselben Blick aufsetzt, ganz gleich, ob sie verfolgt wird, jemanden verfolgt, wen voller Kummer hinterfragt oder wütend ist … tja, dann lässt es sich unfassbar schwer mit ihr mitfiebern, weil in diesem Animationsfilm dabei gespart wurde, ihre Gefühlswelten zu animieren und somit greifbar zu machen. Die Charakteranimation ist so bleiern, dass auch der Stimmcast nicht dagegen ankämpfen kann – selbst alte Synchronhasen wie Tobias Meister können nicht für Lacher sorgen, da das Skript kaum Dialogwitz enthält, der immerhin zu einem großen Teil von der stimmlichen Leistung lebt, sondern hauptsächlich auf Slapstick und Situationskomik setzt. Und die zünden halt nicht, wenn die bleiern animierten Figuren kein komödiantisches Timing zulassen. Inhaltlich hangelt sich „Happy Family 2“ wiederum von der schon erwähnten Eiltempo-Wiederholung des Vorgängers zu Mila Starrs forcierter, nicht überzeugender Sinnkrise zu halbseidenen Aussagen über den Wert von Nachhaltigkeit, die Schädlichkeit von Gier und darüber, dass man nicht blind Autoritäten vertrauen sollte, sondern sie sich das Vertrauen verdienen sollten. Aber nicht nur, dass all dies platt abgehandelt wird – es findet dramaturgisch überhaupt nicht zusammen. Und zwischendurch scherzen die aus Teil eins bekannten Publikumslieblinge herum, die Fledermäuse, die designtechnisch und mit ihrer fidelen Animation wie aus einem anderen, besseren Film wirken.

Die Hintergründe von „Happy Family 2“ sehen weitestgehend passabel aus.

Fazit: Finger weg – dieses Animationssequel ist so animierend wie eine Bleiente.

„Happy Family 2“ ist ab dem 4. November 2021 in den deutschen Kinos zu sehen.

Und was sagst Du dazu?