The Lost City – Auf der Suche nach der verlorenen Stadt

Mit Starpower und einer riesigen Gagdichte kämpfen sich Sandra Bullock und Channing Tatum in der Abenteuercomedy THE LOST CITY – AUF DER SUCHE NACH DER VERLORENEN STADT erst durch den Dschungel und danach straight in die Herzen des Publikums. Mehr zu einem der lustigsten Filme des Jahres verraten wir in unserer Kritik.

OT: The Lost City (USA 2022)

Der Plot

Die brillante, aber zurückgezogen lebende Autorin Loretta Sage (Sandra Bullock) hat ihre Karriere damit verbracht, in ihren beliebten Liebes- und Abenteuerromanen über exotische Orte zu schreiben – Held ihrer Geschichten, das gutaussehende Covermodel Alan (Channing Tatum), der auch im echten Leben seine Existenz der Verkörperung der Hauptfigur „Dash“ gewidmet hat. Während sie auf Tournee ist, um ihr neues Buch mit Alan zu promoten, wird Loretta vom exzentrischen Milliardär Abigail Fairfax (Daniel Radcliffe) entführt, der hofft, dass sie ihn zum Schatz der antiken verlorenen Stadt aus ihrem letzten Roman führen kann. Alan will beweisen, dass er auch im echten Leben ein Held sein kann und nicht nur auf den Seiten ihrer Bücher, und macht sich auf den Weg, sie zu retten. Das ungleiche Paar findet sich schon bald inmitten eines wirklich unwirklichen Abenteuers in den Untiefen des Dschungels wieder, wobei die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit immer mehr zu verschwimmen scheinen. Werden die zwei es schaffen ein Team zu werden, um die Herausforderungen der Wildnis zu überleben und den antiken Schatz zu finden, bevor er für immer verloren ist?

Kritik

Innerhalb von drei Wochen ist es der Abenteuercomedy „The Lost City – Auf der Suche nach der verlorenen Stadt“ in den Vereinigten Staaten gelungen, seine Produktionskosten in Höhe von schätzungsweise 68 bis 74 Millionen US-Dollar wiedereinzuspielen. Aktuell schlagen die Einnahmen mit knapp 90 Millionen zu Buche, was erst einmal nicht nach sonderlich viel klingt, doch die Tendenz geht klar nach oben. Immerhin läuft der Film dort noch immer hoch frequentiert. Vor allem ist dieses (Zwischen-)Ergebnis deshalb nicht zu verachten, weil „The Lost City“ ohne eine bekannte Vorlage, ein bereits existierendes Franchise oder einen populären Regienamen auskommen muss, sondern ausschließlich auf die gelungene Werbekampagne (allein die Trailer sind urkomisch!) sowie auf die Starpower aus Sandra Bullock („Ocean’s 8″), Channing Tatum („Magic Mike XXL“), Daniel Radcliffe („Die Unfassbaren 2“) und Brad Pitt („Once upon a Time in Hollywood“) setzen kann. Letzteres lässt einem schon beim Lesen mit den Ohren schlackern, bedenkt man, dass es sich bei „The Lost City“ zum einen „nur“ um eine spaßige Abenteuerkomödie handelt (dass Nolan, Scorsese und Co. regelmäßig noch wesentlich üppigere Casts zusammengetrommelt bekommen, hängt sicherlich auch mit dem erwarteten Prestige der Produktion zusammen), zum anderen keine bekannten Namen hinter den Kulissen zu vernehmen sind. Die Brüder Aaron und der auch für das Skript mitverantwortliche Adam Nee („Band of Robbers“) sind bis zu diesem Film nicht groß in Erscheinung getreten. Und bei den Drehbuchautor:innen Oren Uziel („22 Jump Street“) und Dana Fox („Cruella“) muss das Gelegenheitspublikum auch erst einmal das Internet bemühen, um herauszufinden, dass die beiden schon für manch ein höherbudgetiertes Projekt verantwortlich gezeichnet haben. Das, was das Studio den Schauspielerinnen und Schauspieler vor Beginn der Produktion vorgelegt hat, muss also genügt haben, um den Cast zu überzeugen.

Der exzentrische Milliardär Abigail Fairfax (Daniel Radcliffe) will sich mit Lorettas (Sandra Bullock) Hilfe eines geheimen Schatzes bemächtigen.

Und genau das merkt man auch! Das leidenschaftlich aufspielende Ensemble ist der Dreh- und Angelpunkt des Films, wobei es „Herzstück“ im Anbetracht der emotionalen Komponente sogar noch etwas besser trifft. Gewiss spielt sich der amouröse Part vor allem mit Sandra Bullock und Channing Tatum im Zentrum ab, doch egal mit wem die beiden auch abseits davon agieren, ist das Zusammenspiel nie vom reinen Abzielen auf die nächste Pointe geprägt, sondern schaukelt sich vor allem deshalb auf solch bemerkenswerte Humorebenen hoch, weil die Wahrnehmung für das Gegenüber stets riesig ist. Hier spielt sich niemand hervor, stattdessen ist „The Lost City“ eine Ensembleleistung, die obendrein von massig Improvisation geprägt ist. Damit lässt sich auch rasch das Genre eingrenzen. Anders als es etwa das Poster suggeriert, ist „The Lost City“ weniger Abenteuerfilm als vielmehr Romantic Comedy mit der Comedy an erster und der Romantik an zweiter Position. Wer so gar nichts über den Film weiß, bekommt daher schon relativ früh im Film eine ziemliche Überraschung präsentiert, wenn Loretta und Alan sich in einer bedrohlichen Situation befinden, bevor sich um sie herum nach und nach sämtliche Klischeeelemente einer solchen Abenteuerszene in Luft auflösen: die grimmig dreinblickenden Schurken genauso wie Hunderte von Schlangen, die die beiden in Schach halten und bei denen Autorin Loretta nicht umsonst infrage stellt, wie so etwas eigentlich in Wirklichkeit funktionieren soll…

„Anders als es etwa das Poster suggeriert, ist ‚The Lost City‘ weniger Abenteuerfilm als vielmehr Romantic Comedy mit der Comedy an erster und der Romantik an zweiter Position.“

„The Lost City“ ist hin und wieder eine gezielte Abenteuerfilm-Parodie, die aber auch ohne ihre Ironie-Ebene funktioniert – in den Momenten, in denen das Schatzsuche-Adventure ebenjene Genreelemente gekonnt hervorstellt, wähnt man sich in jüngeren Filmbeiträgen der Marke „Uncharted“. Gleichwohl bleibt die größte Inspiration für den Film Robert Zemeckis‘ „Auf der Suche nach dem grünen Diamanten“ von 1986. Kurzum: Das, woraus „The Lost City“ besteht, ist nur bedingt revolutionär; Von den sich zunächst nicht ausstehen könnenden, sich wider Willen zusammenraufenden Hauptcharakteren über den größenwahnsinnigen Bösewicht (Daniel Radcliffe reichert hier seine Rolle aus „Die Unfassbaren 2“ mit noch mehr Fiesling-Vibes an) bis hin zu den Hinweisen, denen die Figuren folgen müssen, um ein Geheimnis – hier das titelgebende um die „verlorene Stadt“ – zu entschlüsseln, ist Genrestandard, der sich schnell abgenudelt anfühlen könnte. Wäre da nicht all das, was „The Lost City“ zu so einer Gaudi macht: der Cast, das hohe Tempo, die Gagdichte und auch die vereinzelten Meta-Einsprengsel, die gleichsam eine ungeheure Liebe zum Abenteuerkino aufzeigen, anstatt die bekannten Elemente einfach nur plump durch den Kakao zu ziehen. Vor allem aber ist „The Lost City“ – auch – eine smarte Dekonstruktion des Medienbusiness, das nach außen hin glamourös wirkt, während die Authentizität des Ganzen in der Regel nie nach außen dringt.

Überlebensexperte Jack Trainer (Brad Pitt) hat für fast alles eine Lösung parat… auch für die Rettung Lorettas.

Dazu gehört zum Beispiel, dass das von Channing Tatum mit herrlich viel Selbstironie verkörperte Covermodel Alan nach außen hin lediglich die Oberflächenreize für ein nach einem sexy Helden gierendes Publikum erfüllt. Dieser aber in Wirklichkeit nicht nur ziemlich smart, sondern auch emotional ernsthaft mit seiner Rolle verwoben ist, sie nicht einfach nur als attraktiven Job ansieht. Sandra Bullocks Loretta wiederum lehnt die Seichtheit ihrer Bücher längst selbst ab; Hatte sie doch ursprünglich selbst einmal Abenteurerambitionen, die von Roman zu Roman mehr und mehr in den Hintergrund rückten, bis ihre Reihe primär zu Liebes- und Erotikkitsch verkam, den sie jetzt nur noch widerwillig schreibt. Aus dieser Konstellation ergeben sich ebenjene Gegensätze, die das Zusammenspiel der beiden Figuren so amüsant machen – und nach und nach die bisweilen überraschenden Kerne der Charaktere preisgeben. Weniger besonders clever als vielmehr zweckdienlich (im besten Sinne!) als Comic Relief und Mit-Highlight des Films geschrieben, ist dagegen der von Brad Pitt gespielte Abenteurer Jack Trainer. Allzu viel wollen wir über seinen kurzen, aber sehr einprägsamen Auftritt nicht verraten. Nur so viel: So cool wie hier war er zuletzt in den „Ocean’s“-Filmen und so witzig… noch nie. Da werden die Wünsche an ein Tatum-Pitt-zentriertes Spin-Off zu „The Lost City“ plötzlich sehr, sehr präsent…

„Aus der auf Gegensätzlichkeit geschriebenen Konstellation der Hauptcharaktere ergeben sich ebenjene Gegensätze, die das Zusammenspiel der beiden Figuren so amüsant machen – und nach und nach die bisweilen überraschenden Kerne der Charaktere preisgeben.“

Dass neben dem Humor auch die moderat eingesetzte Action stimmt, liegt vor allem an der bodenständigen, im Gegensatz zum Actionkinousus längst nicht so abgehobenen Inszenierung. Wenngleich es die starke Beleuchtung bisweilen etwas verschleiert und dem Film hie und da einen merkwürdig unechten Studiolook verleiht, entstand „The Lost City“ größtenteils an echten Drehorten, für die das Team verschiedene Stationen in der Dominikanischen Republik besuchte. Wann immer Kameramann Jonathan Sela („Fast & Furious: Hobbs & Shaw“) diese Stärke dann auch mal ausspielt, sieht man dem Film seine Wertigkeit an. Zusammen mit einem amüsanten Nebenschauplatz rund um Lorettas ambitionierte Verlegerin Beth Hatten (Da’Vine Joy Randolph) und ihrer zwielichtigen Zufallsbekanntschaft Oscar (Oscar Nuñez) ergibt sich ein kurzweilig-amüsantes, bisweilen actiongeladenes Abenteuer für dessen Ausgang man allen Beteiligten von Herzen nur das Beste wünscht.

Fazit: „The Lost City – Auf der Suche nach der verlorenen Stadt“ ist weniger Abenteuerfilm als vielmehr Komödie mit zum Ende hin immer präsenterem Romcom-Einschlag, der genau auf dieser Ebene alles richtig macht. Ein hervorragender, leidenschaftlicher Cast und die hohe Gagdichte machen diesen kurzweilig-explosiven Streifzug durch den Dschungel zu einem der lustigsten Filme des Jahres.

„The Lost City – Auf der Suche nach der verlorenen Stadt“ ist ab dem 21. April 2022 in den deutschen Kinos zu sehen.

Und was sagst Du dazu?