Fast & Furious: Hobbs & Shaw

Luke Hobbs und Deckard Shaw waren bereits im „Fast & Furious“-Franchise die absoluten Szenendiebe. Da wundert es auch nicht, dass mit FAST & FURIOUS: HOBBS & SHAW nun ein Spin-Off mit den beiden erscheint – und das, obwohl Vin Diesel damit ursprünglich gar nicht so einverstanden war. Wie der Film geworden ist, das verraten wir in unserer Kritik.

Der Plot

Der Secret-Service-Agent Luke Hobbs (Dwayne Johnson) und der geächtete Ex-Elitesoldat Deckard Shaw (Jason Statham) verpassen seit ihrem ersten Aufeinandertreffen keine Gelegenheit, dem anderen das Leben schwer zu machen – und lassen dabei nicht nur Worte, sondern mitunter auch ihre Fäuste sprechen. Als sie von den bedrohlichen Plänen des internationalen Terroristen Brixton (Idris Elba) erfahren, sehen sie sich gezwungen zusammenzuarbeiten. Durch genetische und kybernetische Weiterentwicklung hat sich Anarchist Brixton zum unschlagbaren Gegner perfektioniert, dem es sogar gelingt, Shaws brillante Schwester (Vanessa Kirby), eine abtrünnige MI6-Agentin, zu überwältigen. Allein haben weder Hobbs noch Shaw eine Chance gegen ihn und so bleibt den beiden Widersachern nichts anderes übrig, als sich gemeinsam in den Kampf zu stürzen.

Kritik

In einer Szene im „Fast & Furious“-Spin-Off „Hobbs & Shaw“ laufen die beiden ewigen Konkurrenten Luke und Deckard durch eine unterirdische Riesen-Garage, in der sich eine Luxuskarosse an die nächste reiht. Gewohnt schlitzohrig merkt der von Dwayne Johnson („Skyscraper“) gewohnt schlitzohrig verkörperte Hobbs an, dass hier wohl Jemand ordentlich was zu kompensieren habe, eh sich die Szene in eine charmante Pointe auflöst, die wir an dieser Stelle nicht vorwegnehmen wollen. Warum wir mit diesem Auszug aus dem Film beginnen? Weil wir bei dem Wort „Kompensation“ nicht nur an die zig verschiedenen Vehikel denken, in dem die Guten und Bösen in „Hobbs & Shaw“ unterwegs sind, sondern vor allem an die Vorgeschichte der Produktion. Erst äußerte sich „Fast & Furious“-Familienoberhaupt Vin Diesel skeptisch gegenüber eines Ablegers ohne seine Anwesenheit, kurz darauf spielte auch Tyrese Gibson die beleidigte Leberwurst und gab Dwayne Johnson sogar höchstpersönlich die Schuld daran, dass der Start von „Fast & Furious 9“ aufgrund des Kinostarts von „Hobbs & Shaw“ um ein ganzes Jahr nach hinten verschoben wurde. Geholfen hat das alles nichts, es wirft aber ein schlechtes Licht auf den Zusammenhalt der Crew, die sich ja gerade vor der Kamera immer so leidenschaftlich ihr „We Are Family“-Credo zelebriert. Aber vielleicht ist es auch gar nicht so verkehrt, dass sich ausgerechnet die beiden Vorzüge bisheriger „F&F“-Filme nun abgesetzt haben, um ihr eigenes Ding durchzusehen. Die beiden nehmen all das Chaos und den Unsinn um sich herum nämlich nicht mehr so tierisch ernst.

Brixton Lorr (Idris Elba) hat Luke Hobbs (Dwayne Johnson) und Deckard Shaw (Jason Statham) in seiner Gewalt.

Vorab wurden zu „Fast & Furious: Hobbs & Shaw“ mehrere Trailer veröffentlicht. Unter anderem einer, der es auf knapp vier Minuten Lauflänge brachte. Gemessen an den zweieinviertel Stunden, mit denen der Film letztlich zu Buche schlägt, ist das zwar noch lange nicht viel. Aber gleichzeitig schien der Trailer die gesamte Skurrilität des Filmes vorwegzunehmen; von einer Zu-Fuß-Flucht an einer spiegelglatten Häuserwand entlang bis hin zu einem Rettungsmanöver, in dem Dwayne „Muskelberg“ Johnson einen Helikopter mit bloßer Muskelkraft (!) am Boden hält. Und da ja auch schon die beiden Vorgängerfilme „Fast & Furious 7“ und „Fast & Furious 8“ mächtig auf die Kacke hauten, wird es für jeden weiteren Franchiseteil sukzessive schwieriger, das Vergangene noch zu toppen. Und einen kleinen Dämpfer haben wir für das geneigte „F&F“-Publikum dann auch schon direkt parat: Eine erneute Steigerung zu den Gaga-Stunts der bisherigen Filme bietet „Hobbs & Shaw“ nicht. Zwar liefern sich Hobbs, Shaw und ihr Widersacher Brixton (aka „Der Böse“, aka „Black Superman“) so einige hanebüchene Kämpfe und Verfolgungsjagden, doch das letzte Quäntchen Wahnwitz fehlt. Vielleicht liegt das daran, dass man Dwayne Johnson und Jason Statham bereits in so ziemlich jeder (un)möglicher Lebenslage erlebt hat und einen einfach keine noch so hanebüchene Szenerie mehr schocken kann. Vielleicht ist es aber auch ganz einfach Regisseur David Leitch („Atomic Blonde“) geschuldet, der hier im Zweifelsfall lieber auf eine qualitativ hochwertige Inszenierung der Kampfchoreographien setzt, als darauf, immer noch einen obendrauf zu setzen.

Der Co-Regisseur hinter dem ersten „John Wick“ hat nach seinem Keanu-Reeves-Actionvehikel eine steile Karriere als Hollywoods „Mann fürs Grobe“ hingelegt. Nach „Atomic Blonde“ und „Deadpool 2“ geizt er auch in „Fast & Furious: Hobbs & Shaw“ nicht mit Gewalt. Sein neuer Film ist zwar nicht sonderlich explizit, doch anders als in vielen vergleichbaren Actionfilmen auf PG-13-Niveau hört und sieht man es hier auch in Nahaufnahme ordentlich krachen. Insbesondere das Finale lässt direkt Erinnerungen an Leitchs Debütwerk aufkommen. Trotzdem scheint der Filmemacher zwischendurch mit seiner eigenen Handschrift überfordert. Die Inszenierungen der einzelnen Actionsetpieces reichen von minimalistisch-grob wie etwa der Schlussfight, über abgedreht-verspielt bis hin zu kühl und abgedreht – ganz so, als wolle Leitch hier einmal seine komplette Bandbreite als Regisseur und Choreograph beweisen, was „Hobbs & Show“ inszenatorisch bisweilen wie Stückwerk aussehen lässt – das trifft übrigens auch auf die Zuhilfenahme von Computereffekten zu, die mal richtig stark, dann wiederum ziemlich mau aussehen. Das variiert sogar stellenweise binnen einer einzigen Szene. So hat jeder Stunt für sich genommen Qualitäten, zu einem großen Ganzen vermögen sich die Elemente allerdings noch nicht zu fügen. Positiver gesprochen, verhilft das dem Film aber auch zu einer enormen Kurzweil.

Vanessa Kirby erweist sich in der Rolle der Hattie Shaw als hervorragender Neuzugang innerhalb des „F&F“-Universums.

Und die ist bei einem 138-Minuten-Monster eben durchaus wichtig; erst recht, wenn der Film abseits seiner Actionszenen eine sehr flache Geschichte vor sich herschiebt. Man kommt nicht drum herum, ein Augenzwinkern zu vermuten, wenn die Figuren hier solche Worte wie „Virusextraktionsgerät“ aussprechen; ganz so, als hätten sie sich diese eben erst ausgedacht. Denn so ehrlich muss man sein: In bester Franchise-Manier geht es hier einmal mehr nicht darum, warum die Hauptfiguren von A nach B müssen, sondern vor allem wie. Zu diesen gesellt sich neben Dwayne Johnson und Jason Statham – beide einmal mehr in bester Form und nie darum verlegen, über den jeweils anderen, vor allem aber sich selbst zu lachen – die nicht minder toughe Vanessa Kirby. Die blonde Schönheit zeigte ihre kämpferischen Fähigkeiten bereits in „Mission: Impossible – Fallout“ und wirkt als abtrünnige MI6-Agentin so, als wäre sie aus „Fallout“ direkt ans nächste Filmset gestolpert. Die britische Mimin teilt nicht nur aus, sie veredelt jeden noch so brachialen Mann-gegen-Mann-Kampf um filigrane Moves und sorgt dadurch für Abwechslung, wenn vereinzelte Actionszenen doch mal drohen, sich in Redundanz zu verlieren. Ein wenig verschenkt wirkt dagegen Helen Mirren („Anna“), die in der Rolle von Shaws Mutter Queenie nur für einige kurze Szenen hinter Gittern auftaucht. Immerhin kann David Leitch diesen Missmut aufwiegen, indem er mit einigen ungeahnten Cameos aufwartet, die so nun wirklich Niemand hat kommen sehen. Und damit meinen wir nicht das Gerücht, dass John Wick höchstpersönlich in „Hobbs & Shaw“ auftreten soll. Minispoiler: Tut er nicht!

Fazit: Mit „Hobbs & Shaw“ drosselt Regisseur David Leitch den Wahnwitz-Overkill der bisherigen „Fast & Furious“-Filme und setzt stattdessen vornehmlich auf abwechslungsreich choreographierte Stunts und die herausragende Chemie innerhalb des Hauptdarstellertrios. Eine runde Sache.

„Fast & Furious: Hobbs & Shaw“ ist ab dem 1. August bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.

2 Kommentare

  • Hallo, schön geschriebene Kritik. Mal sehen, ob dieser Film auch die Milliardengrenze erklimmt, die die letzten beiden Franchise-Ableger schafften. Mich würde mal interessieren, ob die Pressevorführung oder der Screener die dt. Version oder in OV war?

  • Sunny Schramm

    Als besten Actionfilm des Jahres 2019 würde ich das Spin-Off zu „Fast & Furious“ zwar nicht bezeichnen, aber er ist ganz unterhaltsam und schön kurzweilig.

    Die Mischung aus „Fast & Furious“ und „G.I. Joe“ funktioniert nicht immer, aber das Zusammenspiel der anfänglichen Konkurrenten Dwayne Johnson und Jason Statham mit ihren bissigen Sprüchen hat durchaus Charme. Vanessa Kirby macht ihre Sache ebenfalls gut und bringt als Dritte im Bunde etwas Esprit in das Ganze. Die Action ist, typisch für die Reihe, oft extrem übertrieben, aber spaßig anzuschauen. Wobei ich bei den letzten Teilen der Hauptreihe (seit „Fast Five“) doch irgendwie einen Ticken mehr Spaß bzw. einen großeren Wow-Faktor hatte. Die Szenen von Bösesicht Idris Elba und seinem Transformers-Motorrad waren vom CGI und den Animationen her teilweise doch sehr künstlich und auffällig. Komisch, dass sich an der Qualität der CG-Effekte seit 2005 nicht viel getan hat, aber vielleicht auch eine Frage des Budgets. Die restlichen Fights mit Körper- oder Waffeneinsatz waren eher Standard. Nur beim Endfight wurde mal kurz mehr Priorität auf das Zusammenspiel zwischen Kamera und Choreo gelegt – schade, denn genügend Möglichkeiten hätte es ja gegeben und der Film wäre damit nochmal in eine andere Klasse aufgestiegen.

    Das Bild der UHD ist absolut klasse und gerade der düstere Endfight bei Regen ist ein optisches Highlight! Bei der deutschen Tonspur stehen die Stimmen etwas zuweit vor – hier musste ich den Center ganze zwei Stufen runterstellen, um einen einheitlichen, organischen Gesamtsound zustande zu bringen. Eine Szene bietet eine besonders schöne Vibration in der Bauchgegend und fordert euren Subwoofer. Und auch ansonsten knallt es ganz gut 🔊🔊🔊

    FAZIT: 7 von 10

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