Skyscraper

Dwayne Johnson hat schon so einige unüberwindbare Hürden gemeistert. In SKYSCRAPER bekommt er es jetzt mit einem brennenden Mega-Wolkenkratzer zu tun und mach Menschenunmögliches möglich. Mehr dazu verrate ich in meiner Kritik.

Der Plot

Eine neue berufliche Herausforderung in Hongkong wird zum Albtraum für den Kriegsveteranen und ehemaligen FBI-Einsatzchef Will Sawyer (Dwayne Johnson), der im „The Pearl“, dem mit 240 Stockwerken höchsten Wolkenkratzer der Welt, für Sicherheit sorgen soll. Kaum hat Will sein Amt angetreten, kommt es zur Katastrophe: Die 96. Etage steht plötzlich in Flammen. In den Stockwerken darüber ist seine Familie eingeschlossen, ohne eine realistische Chance auf Rettung. Zu seinem Entsetzen wird er auch noch beschuldigt, die Feuersbrunst selbst entfacht zu haben! Verzweifelt versucht Sawyer, die Brandstifter zu finden, seine Familie aus dem flammenden Inferno zu retten und seine Unschuld zu beweisen.

Kritik

Dwayne Johnsons als Wrestler mit dem Künstlernamen „The Rock“ aufgebaute Fangemeinde hat sich durch seine zweite Karriere als Schauspieler noch einmal deutlich erhöht. Aktuell gehört er zu den bestbezahlten Akteuren Hollywoods und zu den ganz wenigen, die in ihrer Position ein Mitspracherecht haben, welches Projekt mit ihnen nun inszeniert wird und welches nicht. Im Falle des kürzlich gestarteten Krawall-Actioners „Rampage“, bestand der 1,96m-Hühne zum Beispiel auf ein ganz bestimmtes Ende, ohne das die Videospielverfilmung nie zustande gekommen wäre. Wenn Johnson, wie im Finale seines neuen Blockbusters „Skyscraper“ sagt, dass er „ein glücklicher Mann“ sei, glaubt man ihm das als Zuschauer entsprechend sofort und auch über die Grenzen seiner Rolle des Sicherheitschefs Will Sawyer hinaus. Er bekommt es in den auf ihn zugeschnittenen Star-Vehikeln aber auch immer mit absurden Szenerien zu tun, sodass es selbst bei gleich bleibender Unterhaltungsformel – krachende Action und ein guter Schuss Humor – immer weitestgehend unterhaltsam bleibt. Nach einem gefährlichen Erdbeben („San Andreas“), genmanipulierten Ungeheuern („Rampage“) und machtbesessenen Schurken aller Art („Fast & Furious“, „Jumanji“, „Central Intelligence“…) geht es für Johnson diesmal noch höher hinaus. In „Skyscraper“ muss er in bester „Stirb langsam“-Manier seine Familie aus einem brennenden Riesen-Hochhaus (240 Stockwerke, einen Kilometer hoch) befreien und es ganz nebenbei mit brutalen Bösewichten aufnehmen, die ihm schon mal damit drohen, seine Tochter vom Dach zu schmeißen. Das ist alles genauso albern und aus physikalischer Sicht unmöglich, wie es bereits das online vieldiskutierte Plakat ankündigte. Doch Regisseur Rawson Marshall Turber („Wir sind die Millers“) zieht die Gaga-Attitüde seines visuell spektakulären Blockbusters so radikal durch, dass das Ganze eben doch einen höllischen Spaß bereitet.

Will (Dwayne Johnson) und seine Frau Sarah (Neve Campbell) überlegen, wie sie am schnellsten aus der Flammenhölle verschwinden können.

Es ist nicht so, dass die Story bei einem Film wie „Skyscraper“ eine tragende Rolle spielen würde, kurz umreißen wollen wir sie natürlich trotzdem: Ein Mann muss seine Familie aus den Händen brutaler Verbrecher befreien – und weil es die Umstände nun mal so ergeben, befinden sie sich alle, sowohl die Bösen, als auch die Guten, in einem brennenden Gebäude, bei dem es sich dann auch noch um das höchste und luxuriöseste der Welt handelt. Dabei ist letztlich völlig egal, welche Motivation die allesamt klischeehaft und oberflächlich bleibenden Schurken besitzen, die man in dieser Konstellation auch im Bruce-Willis-Vehikel „Stirb langsam“ (der Film stand für „Skyscraper“ sichtbar Pate) unterbringen könnte. Sie erfüllen lediglich ihren erzählerischen Zweck, indem sie grimmig dreinschauen und regelmäßig mit Gewaltanwendung drohen, wenn sie auf andere Weise ihren Willen nicht durchsetzen können. Natürlich wollen sie alle etwas ganz Bestimmtes von Will und da sie seine Familie als seinen größten Schwachpunkt ausgemacht haben – wie überraschend! – nutzen sie die Gelegenheit, um sich sein Wissen rund um das Gebäude zunutze zu machen. Ebenjenes „Bestimmte“, quasi das Objekt der Begierde, ist mal ein Tablet-PC, mit dem sich die kompletten Sicherheitsanlagen des Hotels fernsteuern lassen und mal ein USB-Stick mit Bankverbindungen, der sämtliche Bösewichte der Geldwäsche überführen würde, was diese natürlich vermeiden wollen. Doch egal, wer es in „Skyscraper“ auf wen oder was abgesehen hat , all das hat nur einen Zweck: Dwayne Johnson möglichst spektakulär Dinge tun zu lassen, die einfach unmöglich sind.

Nachdem die Macher ihr ganzes Arsenal an abwechslungsreichen Actionsequenzen durchaus ironisch eröffnen, indem der eigentlich unverwundbare Johnson erst einmal ordentlich einstecken muss (gegen wen, das sei an dieser Stelle nicht verraten, doch sollte es von den Machern als „Twist“ angedacht gewesen sein, dass sich eine vermeintlich gute Person bereits in den ersten 15 Minuten als böse erweist, so sei an dieser Stelle gesagt: das hat nicht geklappt!) und den vom Poster bekannten Sprung vom Kran ins „The Pearl“ auch nur mit viel, viel Glück heile übersteht, fahren Thurber und Co. den kompletten Wahnwitz an Ideen dafür auf, wie der Protagonist sich durch die 240-stöckige Flammenhölle kämpfen kann. Dafür lassen sie unter anderem mit Klebeband (!!) die berühmt-berüchtigte Hochhaus-Szene aus „Mission Impossible: Phantom Protokoll“ nachstellen oder mit reiner Muskelkraft eine zerbrochene Brücke zusammenhalten; und ganz nebenbei hat der liebende Familienvater natürlich auch immer noch beruhigende Worte für seine Familie parat. Auch wenn die deutsche Synchronisation der beiden Kinder guten Gewissens als „missraten“ bezeichnet werden kann, was leider dafür sorgt, dass manche Dialoge viel mehr zum Schmunzeln einladen, als es sich eigentlich anbietet, driftet „Skyscraper“ nie komplett ins ungewollt Komische ab.

Der Visionär Zhao Long Ji (Chin han) bekommt von den Flammen so lange nichts mit, bis die Sicherheitssysteme ausgeschaltet werden…

Dass das so ist, liegt in erster Linie an zwei Dingen: Dwayne Johnson nimmt man die unbedingte Aufopferungsbereitschaft für seine Lieben einfach zu jeder Sekunde ab und zum Zweiten erweist sich „Scream“-Star Neve Campbell in der Rolle seiner Ehefrau als absolut würdige Ergänzung. Die ehemalige Soldatin kann nicht nur ebenfalls blendend austeilen, sondern ist nicht minder smart, wenn es darum geht, ihre Kinder heile aus dem brennenden Gebäude befördern zu wollen. Und in letzter Sekunde vor irgendwas gerettet werden, muss sie auch nicht. Nach „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ ist „Skyscraper“ nun also der zweite Hollywood-Blockbuster, dem man die Entstehung nach der „Time’s Up“-Kampagne anmerkt. Während sich der Familienkitsch dadurch in engen Grenzen hält (irgendwann gibt es einfach nur noch Will und das Gebäude), steht im Fokus von „Skyscraper“ ganz klar die Optik. Schon bei der ersten Tour durch das „The Pearl“ bekommt man ein Gespür für die visionären Ideen des Filmemachers, der das Innenleben des zum Großteil am Computer entstandenen Hochhauses penibel durchdesignt hat. Üppige Parks, Wasserfälle, Luxus-Designerwohnungen und eine Kuppel mit Dutzenden nach innen und außen gerichteten 8K-Bildschirmen inklusive. Vieles davon würde in der Realität keinen Sinn machen und trägt auch nicht unbedingt dazu bei, dass sich das Gebäude als „bewohnbar“ bezeichnen lässt, doch den Machern ist ein stimmungsvolles Setpiece wichtiger als eine dahintersteckende Logik. Und genau so funktioniert das alles auch! Man kann sich an dem Interieur des „The Pearl“ auch dann nicht sattsehen, wenn es schon längst in Flammen steht. Mit diesem radikalen „Style Over Substance“-Gedanken im Hinterkopf, lässt sich „Skyscraper“ – vor allem in 3D! – hervorragend genießen.

Fazit: Es gibt guten Quatsch und schlechten Quatsch. Und trotz erzählerischer Holprigkeiten gehört Rahwson Marschall Thurbers Gaga-Actionfilm „Skyscraper“ ganz klar in die erste Kategorie. Einem gewohnt routinierten Dwayne Johnson und einer phänomenalen Optik sei Dank.

„Skyscraper“ ist ab dem 12. Juli bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.

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