Rampage – Big Meets Bigger

In seinem Actioninferno RAMPAGE – BIG MEETS BIGGER lassen Peyton Reed und Dwayne Johnson einmal mehr das ultimative Chaos auf die Erde los. Diesmal in Gestalt drei übergroßer Tiermonster. Ob dahinter mehr steckt, als die pure Zerstörung, das verrate ich in meiner Kritik.
Der Plot
Primatenforscher Davis Okoye (Dwayne Johnson) verbindet ihn eine unerschütterliche Freundschaft mit George, dem außergewöhnlich intelligenten, unglaublich seltenen Albino-Silberrückengorilla, den er aufzog seit er ihn als jungen Waisen vor Wilderern gerettet hat. Doch als ein illegales Genexperiment aus dem Ruder läuft, mutiert dieser sanftmütige Affe zu einem rasenden Monster von gewaltigen Ausmaßen. Damit nicht genug: Bald stellt sich heraus, dass auch weitere Tiere auf diese Art manipuliert worden sind. Während diese neu geschaffenen Alpha-Raubtiere Nordamerika unsicher machen und alles vernichten, was sich ihnen in den Weg stellt, tut sich Okoye mit der in Ungnade gefallenen Genetikerin Kate Caldwell (Naomie Harris) zusammen, um ein Gegenmittel zu entwickeln, wobei er auf einem sich ständig wandelnden Schlachtfeld einen schweren Stand hat. Denn es geht nicht nur darum, eine weltweite Katastrophe zu verhindern, sondern auch das fürchterliche Biest zu retten, das einst sein Freund war.
Kritik
Wir leben in Zeiten, in denen Animationsfilme das Innenleben unserer Smartphones anhand der verwendeten Smileys ergründen („Emoji – Der Film“). In denen aus „Schiffe versenken“ ein Millionen-Blockbuster gemacht wird („Battleship“) und in denen es ganz normal ist, aus einem Spielbrett einen Gruselfilm zu machen, der sogar eine Fortsetzung erhielt, die noch dazu ungemein besser war, als der lahme Vorgänger („Ouija“ und „Ouija 2: Ursprung des Bösen“). Das Mitte der Achtzigerjahre auf den Weg gebrachte Arcade-Game „Rampage“ führt die Reihe auf den ersten Blick hanebüchener Adaptionen aller möglichen und unmöglichen Vorlagen nun fort: Darin geht es schließlich um nichts Geringeres, als um riesige Monster, in deren Gestalt der Spieler eine größtmögliche Zerstörung anrichten muss. Insgesamt gibt es knapp 800 Levels, deren jeweiliges Ziel es ist, eine Stadt vollständig in Schutt und Asche zu legen. Regisseur Brad Peyton („San Andreas“) hat sich für die Verfilmung dieser sehr simplen Prämisse einmal mehr seinen Lieblings-Schauspieler Dwayne Johnson („Jumanji: Willkommen im Dschungel“) geschnappt und begibt sich mit seinem Kassenmagneten auf die Jagd nach ebenjenen Monstern, wobei es „Rampage – Big Meets Bigger“ an Zerstörung nicht mangelt. Die 120 Millionen US-Dollar flossen vor allem in die Computereffekte – und so ergibt sich ein zum Großteil nett anzusehender No-Brainer mit sehr, sehr wenig Substanz, der sich an einigen Stellen gern noch weniger ernst nehmen dürfte.
„Rampage“ beginnt dort, wo man es nicht unbedingt vermuten würde: im Weltall. Von hier aus bahnt sich das ganze Übel in Form einer fehlgeschlagenen Expedition ihren Weg Richtung Erde, wenn genmanipulierendes Material auf den blauen Planeten fällt, das schließlich von Gorilla George, einem Wolf und einer Art Krokodil entdeckt wird. Die Folgen sind fatal: Alle drei Lebewesen entwickeln plötzlich nicht nur außergewöhnliche Fähigkeiten, sie wachsen außerdem rasend schnell und legen eine ungeheure Aggression an den Tag, die sich noch steigert, als der für die Katastrophe verantwortliche Konzern eine merkwürdige Idee an den Tag legt, wie man mit den zu Monstern mutierten Tieren umgehen sollte. Von einem kurzen Einblick in den Alltag von Affenforscher und Hauptfigur Davis bis zur furchtbaren Entdeckung des verwirrten, riesengroßen und anschließend gefangen genommenen George vergeht gerade einmal eine Viertelstunde. Wie lange sich das Skript des vierköpfigen Autorenteams rund um Ryan Eagle („The Commuter“) dann jedoch Zeit lässt, um sich weniger um die außer Kontrolle geratenen Tiere denn viel mehr um die taktierenden Menschen zu kümmern, die von außen versuchen, einen Plan für die Ergreifung und eventuelle Vernichtung von Affe, Wolf und Krokodil zu entwickeln, nimmt dann allerdings recht früh das Tempo aus dem Film. Und auch, wenn sich die Macher wirklich Mühe geben, eine halbwegs nachvollziehbare, naturwissenschaftliche Erklärung für das Geschehen abzuliefern, sorgen die mit bierernster Miene vorgetragenen, eingeschobenen Theorien im Anbetracht der Ereignisse eher für unfreiwilliges Schmunzeln, denn für echte Erkenntnisse beim Zuschauer.
Wenngleich in „Rampage“ in jeder Szene etwas passiert und die knapp 110 Minuten Laufzeit flott vergehen, nimmt sich der Film gerade in der ersten Hälfte eine Spur zu ernst. Davis‘ Versuche, sich für seinen Affenfreund einzusetzen und eine Eliminierung durch das einen überraschend hohen Stellenwert einnehmende Militär zu verhindern, geben dem Ganzen zwar einen Hauch von emotionalem Unterbau, doch die wenigen Szenen allein zwischen George und dem Primatenforscher sowie eine kurze Rückblende, wie es überhaupt dazu kam, dass die beiden so eng befreundet sind, reichen nicht einmal ansatzweise aus, um „Rampage“ auch abseits der Zerstörung interessante Facetten abzugewinnen. Dwayne Johnson, auf den der Film perfekt zugeschnitten ist (was schon die Tagline „Big Meets Bigger“ nicht besser beschreiben könnte), scheint an den krawalligen Actionszenen ohnehin viel mehr Spaß zu haben. Haben die drei Monster die Stadt erst einmal erreicht, ist endlich Platz für zum hohlen Geschehen passende One-Liner, coole Sprüche und diverse vollkommen absurde Entscheidungen des sich irgendwann alleine (!) gegen alle drei Monster stellenden Hünen, der für jede noch so hanebüchene Lebenslage den rettenden Einfall parat hat. Dass man ihm die Verzweiflung ob der partout nicht totzukriegenden Biester allerdings weniger abnimmt, ist da nur eine selbst erfüllende Prophezeiung.
Das Figurenarsenal um Dwayne Johnson erfüllt zum Großteil einzig und allein seinen handlungsbasierten Zweck, eins zu eins entlehnt aus allen möglichen Actionfilmen, in denen der Held am Ende nicht nur gegen das Böse, sondern auch noch gegen den Staat kämpfen muss. Jake Lacy („Die Erfindung der Wahrheit“) schrammt mit seinem überdrehten Spiel des karikaturesk aufgezogenen Sidekick-Trottels haarscharf an der Grenze zur Unerträglichkeit vorbei und sorgt am Ende für einige der größten Lacher, während Naomie Harris („Moonlight“) als die Gegenseite nur zu gut kennende Genforscherin Davis als ebenso smarte wie toughe Kämpferin zur Seite steht – schade, dass einige der größten Logiklücken auf Kosten ihrer Glaubwürdigkeit gehen. Des Weiteren gesellen sich Joe Manganiello („Magic Mike XXL“) und Jeffrey Dean Morgan („Die Vorsehung“) zum Cast, die beide keinen bleibenden Eindruck hinterlassen, in ihren blassen Rollen allerdings nicht stören. Sämtliche Schauspieler stellen sich ganz in den Dienst der ultimativen Zerstörung, die die Macher mithilfe insgesamt sehr ordentlicher Computereffekte auf das Publikum loslassen. Auch wenn es vereinzelt immer mal wieder Momente gibt, in denen Greenscreen und CGI deutlich als solche erkennbar sind – vor allem der Wolf erweist sich als animationstechnischer Schwachpunkt von „Rampage“ – besitzen der riesige George und das Urzeitkrokodil spürbar mehr Körpermasse, wenn die beiden wie Berserker durch die Häuserschluchten streifen. Zwar dürfte das Geschehen der letzten zwanzig Minuten gern noch deutlich länger gehen, schon allein um den Geist der Spielevorlage noch ein wenig mehr herauszuarbeiten. Doch insgesamt ist „Rampage“ ein fairer Deal für alle, die im Anbetracht von Game und Trailer ohnehin genau wissen, worauf sie sich hier einlassen.
Fazit: „Rampage – Big Meets Bigger“ ist ein herrlich hohler No-Brainer mit zum Großteil starken Effekten, der sich in der ersten Hälfte ein wenig zu ernst nimmt, in der zweiten dafür umso mehr aufdreht und Dwayne Johnson einmal mehr in seinem Element zeigt.
„Rampage – Big Meets Bigger“ ist ab dem 10. Mai bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen – auch in 3D!