Emoji – Der Film

Der 3D-Animationsfilm EMOJI – DER FILM ist wohl der Inbegriff der Erkenntnis, dass heutzutage aus allem ein Film gemacht werden kann. Wie sich der kunterbunte Einblick in die Welt der Apps und Handysmileys schlägt, das verrate ich in meiner Kritik.
Der Plot
Versteckt in der Messaging-App liegt Textopolis, eine geschäftige Stadt, in der alle beliebten Emojis leben und darauf hoffen, von ihrem Handy-Besitzer ausgewählt zu werden. In dieser Welt hat jedes Emoji nur einen Gesichtsausdruck – jedes außer Gene (Tim Oliver Schultz). Denn der ist ein überschwängliches Emoji, das ohne Filter geboren wurde und vor lauter unterschiedlichen Ausdrücken förmlich platzt. Fest entschlossen, so „normal“ wie alle anderen Emojis zu werden, holt sich Gene Hilfe von seinem bestenFreund Hi-5 (Christoph Maria Herbst) und dem berühmt-berüchtigten Codebrecher-Emoji Jailbreak (Joyce Ilg). Gemeinsam brechen sie auf zu einem atemberaubenden Abenteuer quer durch alle Apps auf dem Handy,um den Code zu finden, der Gene reparieren kann. Jede App birgt dabei eine ganz eigene, wilde Welt voller Spaß. Doch plötzlich bedroht eine viel größere Gefahr das Handy – und das Schicksal aller Emojis hängt nun ab von diesen drei so unterschiedlichen Freunden, die ihre Welt retten müssen, ehe sie für immer gelöscht wird.
Kritik
Auch wenn es auf den ersten Blick anders erscheint, so kann einem Film doch eigentlich nichts Besseres passieren, als zum Zeitpunkt der Sichtung einen Rotten-Tomatoes-Wert von satten null Prozent zu haben. Zur Erklärung: Die Online-Plattform sammelt die Bewertungen verschiedener Reviews und teilt sie in „fresh“ (also gut) und „rotten“ (also schlecht) ein. Der Durchschnittswert dessen bildet schließlich das Gesamturteil – und erhält im besten Fall noch zusätzlich das Prädikat frisch. Bei „Emoji – Der Film“ gibt es da aber bis heute nichts zum einteilen – mit Ausnahme einer gerade eben so durchschnittlichen Bewertung fällt der dreidimensionale Animationsfilm von Sony Pictures Animations bei sämtlichen Kritikern durch. Was uns wieder zu unserer Eröffnungsaussage führt: Wenn man weiß, dass einen hier etwas erwarten könnte, was so bislang bei keinem anderen Zuschauer ankam, hat es ein Film wesentlich einfacher, einen selbst positiv zu überraschen – und sei er auch nur okay. Soweit zur Theorie. In der Praxis sieht das Ganze dann aber so aus: „Emoji – Der Film“ ist ein Schlag ins Gesicht für alle Animationsfilmliebhaber, hat mit Ausnahme eines euphorischen Christoph Maria Herbst so gut wie keinerlei Pluspunkte auf der Haben-Seite vorzuweisen und erstickt sämtliche sympathischen Aspekte entweder durch das aggressiv machende Design, oder die absolut emotionslose Erzählung. Dieser desaströse, mittlerweile immerhin auf drei Prozent gekletterte Rotten-Tomatoes-Wert ist nicht nur naheliegend, sondern absolut gerechtfertigt.

Wenn ein Handynutzer eine Nachricht schreibt, müssen die Emojs in ihrer Zentrale bereitwillig antreten.
Von der Grundidee her klingt „Emoji – Der Film“ ja nicht bloß irgendwie ganz charmant, sondern erinnert auch an etwas, was uns ziemlich bekannt vorkommt: 2012 entführte uns Walt Disney Animation schon einmal in die Welt der Bits und Bytes und gab in „Ralph reicht‘s“ einen Einblick darin, was unsere geliebten Videospielhelden so alles treiben, wenn der Computer heruntergefahren ist. Was sich auf dem Papier wie ein bemühter Schrei um Modernität las, erwies sich als überaus charmantes Abenteuer, das nicht bloß durch seinen liebevollen Nostalgiewert zu bestechen wusste, sondern – ganz wichtig – das Setting an sich gar nicht gebraucht hätte. Geschichte und Botschaft wären stark genug gewesen, um auch in jeder anderen Szenerie zu funktionieren. Dass man das Ganze nun mit Computerspielfiguren aufziehen wollte, entpuppte sich als fähig umgesetztes, dadurch absolut stimmiges Gimmick, das dem Film genau deswegen einen Alleinstellungswert zu verleihen wusste. Genau so soll es sein! Und so spricht auch erst einmal per se nichts dagegen, es wie im Falle von „Emoji – Der Film“ nun auf ähnliche Art und Weise zu versuchen. Das Grundkonzept mag somit zwar abgekupfert wirken (hier versammeln sich nun nicht mehr die Programme eines Computers, sondern eben die eines Smartphones auf der Leinwand), aber würde sie funktionieren, spräche nichts gegen diese Art Frischzellenkur. Doch Regisseur und Autor Tony Leondis („Igor“) hat zwar einige halbwegs nette Ideen, wenn es darum geht, das Innenleben eines Smartphones ansprechend zu animieren, doch das Erzählen einer mitreißenden Geschichte, geschweige denn die Entwicklung interessanter Figuren scheint ihm völlig neu zu sein.
Im Mittelpunkt steht der in der deutschen Fassung von einem hörbar engagierten, bei diesem Skript aber doch auch aufgeschmissenen Tim Oliver Schultz („Die Vampirschwestern 3 – Reise nach Transsilvanien“) gesprochene Gene. Dieser wäre gerne das für ihn vorgesehene mürrische Emoji, kann aber nicht aus seiner emotionalen Haut, die ihn immer wieder Gefühle zeigen lässt, die sich für ihn in seiner Position nicht gehören. Als er – ähnlich Randale-Ralf in „Ralph reicht’s“ – eines Tages einen großen Fehler macht, begibt er sich auf eine Reise durch das gesamte Smartphone, um nicht bloß diesen Fehler wieder rückgängig zu machen, sondern endlich auch zu wissen, was seine wahre Bestimmung ist. So geht es also auch in „Emoji – Der Film“ darum, zu sich selbst zu finden; der Weg zu dieser Erkenntnis liegt hier jedoch vor allem darin, möglichst viele bekannte Apps (darunter Instagram, Spotify und das Tanzgame „Just Dance“) zu passieren. Die Art, wie man die Eigenschaften der einzelnen Programme nutzt, um für visuelle Vielfalt zu sorgen, stellt da noch den gelungensten Teil am Film dar. Etwa wenn Gene, High-Five und Jailbreak auf den optisch dargestellten Musikströmen verschiedener Songs entlangbaddeln wie auf einem Fluss, einen Abstecher zu Candy Crush unternehmen oder sich sogar mit so zwielichtigen Gestalten wie Internettrolls oder Spam-Mails herumschlagen müssen. Vereinzelt entlocken einem derartige Ideen ein kurzes Schmunzeln, doch auch sie können nicht dazu beitragen, dass sich am katastrophalen Gesamteindruck etwas ändert.
Nicht nur die Sprecher haben mit Ausnahme des (aufgrund des Umfelds regelrecht furiosen) Lichtblicks Christoph Maria Herbst („Stromberg – Der Film“) und dem immerhin annähernd soliden Tim Oliver Schultz zu keinem Zeitpunkt das Vermögen, ihre ohnehin ausnahmslos auf eine Funktion beschränkten Charaktere mit Leben zu füllen. Auch die Figuren selbst sowie das, was hier vermutlich unter „Entwicklung“ fallen soll, sind in ihrer hanebüchenen Banalität kaum zu ertragen. Doch wie soll man auch Charaktertypen kreieren, wenn die Grundlage für diese zwangsläufig nicht gegeben ist; sie alle verfolgen jeweils nur das eine Ziel, in ihrer einen ausschließlichen Funktion für die nächste Textmessage ausgewählt zu werden. Sogar Genes Happy End liegt darin begründet, am Ende einfach nur einen Platz als eben nicht mehr mürrisches, sondern multiemotionales Emoji zu besitzen, weshalb „Emoji – Der Film“ tatsächlich mit der großen Erkenntnis endet, dass es für jede Lebenslage auch den richtigen Smiley gibt. Den lohnenswerten „Es ist okay, so wie du bist!“-Ansatz lassen die Macher schlicht verpuffen und um das zu erkennen, lässt der Film sein Publikum unter Zuhilfenahme von nahezu keinem einzigen, wirklich funktionierenden Gag 86 Minuten lang durch eine Zuckerschock-Welt reisen, die uns zeitgleich auch noch die technikfixierten Gedankengänge der heutigen Jugend näherbringen sollen. „Worte sind heute out!“, sagt einer der Mitschüler zu Genes Handybesitzer – und trifft es damit sogar nur halb. Wenn man sich „Emoji – Der Film“ so anschaut, dann sind nicht bloß Worte out, sondern auch Gefühle, Herzblut und Menschlichkeit. Ganz schön paradox – dabei sollen uns Emojis doch genau das ermöglichen.
Fazit: Musik aus der Konserve, eine Geschichte ohne erkennbares Herzblut, Charaktere, für die das Wort „Reißbrett“ noch zu viel des Guten wäre und eine Welt, die mit Ausnahme einiger kleiner kreativer Ideen allenfalls ADHS fördert – das ist „Emoji – Der Film“. Das und Christoph Maria Herbst.
„Emoji – Der Film“ ist ab dem 3. August bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.
Finde ich super toller Film danke für diesen wunderschönen Bericht und Beitrag und den Einblick für diesen Film