Schlagwort-Archiv: Krimi

5. August 2021: Die deutschen Kinostarts

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY. Diese Woche geht es um den 5. August 2021, an dem ein Film startet, von dem wir nicht erwartet hätten, ihn in dieser Ausführung jemals zu Gesicht zu bekommen. Insbesondere für Comicfans wird „The Suicide Squad“ ein Triumph sein. Vielleicht trauen sich auch deshalb keine weiteren großen Filme an den Start. Robin Wrights nur mäßig gelungenes Regiedebüt könnte immerhin Liebhaber:innen von „Wild“ und Co. abholen, während mit „Fabian“ ein Film startet, auf den die deutschen Kritiker:innen große Stücke halten. Schon bald erfahrt ihr hier mehr.

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

THE SUICIDE SQUAD | Regie: James Gunn | USA 2021

Das Belle Reve ist das Gefängnis mit der höchsten Sterblichkeitsrate in den USA. Hier sitzen die schlimmsten Superschurken ein und würden alles tun, um wieder rauszukommen – selbst der streng geheimen Spezialeinheit Task Force X beitreten. Schon bald begibt sich ein bunt zusammengewürfelter Haufen von Verbrechern auf tödliche Mission, darunter Bloodsport, Peacemaker, Captain Boomerang, Ratcatcher II, Savant, King Shark, Blackguard, Javelin – und natürlich jedermanns Lieblingspsychopathin Harley Quinn. Bis an die Zähne bewaffnet fällt (buchstäblich) die Bande auf der abgelegenen, von Feinden nur so wimmelnden Insel Corto Maltese ein. Auf ihrem Weg durch den von militanten Widersachern und Guerillas bevölkerten Dschungel lassen sie kaum einen Stein auf dem anderen. Einzig Colonel Rick Flag ist als Stimme der Vernunft mit von der Partie … und Amanda Wallers Regierungsspitzel verfolgen jeden Schritt, den das Selbstmordkommando tut.

Zuckerschock trifft Epilepsieanfall trifft James Gunn, der die Synapsen seines Publikums zum Durchknallen bringt. „The Suicide Squad“ ist schon deshalb ein Triumph, weil es bisher schier unmöglich schien, dass ein solcher Film mithilfe eines großen Studios überhaupt entstehen kann. Auch wenn man dafür in Kauf nehmen muss, dass der Film nach der ersten Hälfte nur noch an einem vorbeirauscht, weil man diesen Wahnsinn so schnell gar nicht verarbeiten kann.


FABIAN ODER DER GANG VOR DIE HUNDE | Regie: Dominik Graf  | UK 2021

Berlin im Jahr 1931: Der Germanist und Werbetexter Jakob Fabian (Tom Schilling) ist ebenso orientierungslos wie energisch darin, das Leben aus vollen Zügen zu genießen. Tagsüber erdenkt er Werbung für eine Zigarettenmarke, nachts streunt er mit seinem Studienkollegen Labude (Albrecht Schuch) umher und macht die Unterweltkneipen, Bordelle und Künstlerateliers der Stadt unsicher. Dieses sorglose Leben wird allerdings zunehmend durch Anspannungen im gesellschaftlichen Klima bedroht. Während Labude sich ausmalt, dass die unteren Klassen bald gegen die Obrigkeit revolutionieren, steckt Fabian den Kopf in den Sand – es sei denn, ihm bietet sich ein ironischer Kommentar der Geschehnisse an. Eines Tages trifft er in einem Atelier auf Cornelia (Saskia Rosendahl) und verliebt sich Hals über Kopf in sie. Fabians naives Dasein nimmt eine dramatische Wende, als er einer Entlassungswelle zum Opfer fällt, Cornelias Karriere als Schauspielerin hingegen an Fahrt aufnimmt…

„Fabian oder der Gang vor die Hunde“, frei nach „Fabian. Die Geschichte eines Moralisten“ ist eine grandiose, formal kreative und äußerst stark inszenierte Erich-Kästner-Verfilmung, die der tragischen Vorlage und der Geschichte um sie herum mehr als gerecht wird. Darüber hinaus glänzt das Ensemble, allen voran Tom Schilling.


KAISERSCHMARRNDRAMA | Regie: Ed Herzog | DE 2021

Die Idylle des niederbayerischen Provinzpolizisten Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) ist in Gefahr. Das liegt weniger daran, dass das dorfbekannte Webcam-Girl ermordet wurde – diesen Fall geht der Franz mit der gewohnten Tiefenentspanntheit an. Ausgerechnet jetzt sitzt sein aufdringlicher, aber stets hilfreicher Co-Ermittler Rudi (Simon Schwarz) nach einem Unfall im Rollstuhl und gibt natürlich Franz die Schuld dafür. Als Rudi sich dann auch noch auf dem Hof einnistet und eine Rundumbetreuung von Franz erwartet, ziehen erste dunkle Wolken im Paradies auf. Richtig bedroht wird Eberhofers Ruhe aber durch Dauerfreundin Susi (Lisa Maria Potthoff), die sich mit Franz‘ verhasstem Bruder Leopold (Gerhard Wittmann) verbündet hat, um neben dem Hof ein Doppelfamilienhaus mit Gemeinschaftssauna zu bauen – was auch Papa Eberhofer gehörig gegen den Strich geht.

Es ist, wie es immer ist und das ist gut. Nach sechs Filmen kennt (und entweder liebt oder hasst) die Figuren aus Ed Herzogs Eberhofer-Krimireihe und kommt auch damit klar, dass „Kaiserschmarrndrama“ mehr denn je den Krimipart in den Hintergrund rückt und mehr und mehr die privaten Verwicklungen des Protagonisten Franz thematisiert. Doch je mehr man die Charaktere kennt, desto mehr Charme haben sie. Das hätten wir uns vor ein paar Jahren auch noch nicht vorstellen können… 


ABSEITS DES LEBENS | Regie: Robin Wright | USA/CAN 2021

Nach einem schmerzhaften Verlust verfällt die einst so lebensfrohe Edee (Robin Wright) in eine tiefe Depression. Mit Suizidgedanken spielend, bricht sie kurzerhand sämtliche Brücken hinter sich ab und entscheidet sich für ein neues Leben in der Einsamkeit der Rocky Mountains – einer gnadenlosen Umgebung, die nichts verzeiht. Zunächst erweisen sich lediglich solch banale Dinge wie Feuerholzhacken als echte Herausforderung für die vom Schicksal gebeutelte Frau. Auch die unverhoffte Begegnung mit einem Bären bringt Edee nicht von ihrem neuen Lebensplan ab. Doch als schließlich ein Sturm über sie hinwegzieht, droht Edee, der schroffen Natur zum Opfer zu fallen. Gerade noch rechtzeitig findet sie ein einheimischer Jäger (Demián Bichir). Er rettet sie und bringt ihr bei, wie man jagt und in der rauen Wildnis überlebt. Doch wie sie mit den schmerzhaften Erinnerungen, die sie umtreiben, weiterleben soll, kann sie nur selbst herausfinden.

„Abseits des Lebens“ ist genauso wenig aussagekräftig wie sein generischer Originaltitel „Land“. Robin Wright erweist sich in ihrem melancholischen Regiedebüt zwar als gute Beobachterin und starke Inszenatorin wirkungsvoller Naturbilder, doch das plakative Skript macht ihrem Film einen Strich durch die Rechnung – und die Sinnsuche von Wrights Protagonisten allzu austauschbar.


DAS LETZTE LAND | Regie: Marcel Barion  | DE 2019

Ein fremder Planet jenseits unseres Sonnensystems: Zwei wortkarge Männer stoßen in einem gestrandeten Raumschiff aufeinander. Unwissend, in was für eine Situation sie sich nun befinden. Adem (Torben Föllmer) ist gerade aus dem Gefängnis ausgebrochen und hat sich durch einen starken Sandsturm gekämpft, bis er auf dieses vermeintliche Wrack gestoßen ist. Sein Verfolger Novak (Milan Pesl) soll ihn wieder zurückbringen. Als der aber erkennt, dass das Schiff keineswegs fluguntauglich ist, desertiert er. Gemeinsam entkommen sie mit ihrer Rostlaube ins Weltall und machen sich auf die Suche nach einem neuen Zuhause – bis sie plötzlich ein Signal empfangen…

Klaustrophobisches, intelligentes No-Budget-Sci-Fi-Kino aus Deutschland.  Ab 5.8.2021 in ausgewählten Kinos (ursprünglich geplanter Kinostart: 3.12.2020 & 29.04.2021 (zweimal verschoben)).

Sörensen hat Angst

Es konnte längst als Qualitätsmerkmal verstanden werden, wenn ein Film vor der Kamera mit Schauspieler Bjarne Mädel auftrumpfen kann. Das Regiedebüt des gebürtigen Nordlichts beweist nun, dass auch hinter der Kamera fortan mit ihm zu rechnen sein wird. Mehr zu SÖRENSEN HAT ANGST verraten wir in unserer Kritik.

OT: Sörensen hat Angst (DE 2021)

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Das startet am 27. Februar 2020

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, unserer wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um die Startwoche vom 27., die so einige Perlen bereithält – auch wenn wir noch längst nicht über alle schreiben dürfen. Dafür über den neuen Guy-Ritchie-Film, über das bei den Oscars sträflich übergangene Drama „Just Mercy“ und über „Systemsprenger“, der ab dieser Woche nicht mehr nur bei Netflix, sondern endlich auch auf DVD und Blu-ray zu haben ist.

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

THE GENTLEMEN | Regie: Guy Ritchie  | USA 2019

Smart, knallhart und mit genialem Gespür fürs Geschäft hat sich der Exil-Amerikaner Mickey Pearson über die Jahre ein millionenschweres Marihuana-Imperium in London aufgebaut und exportiert feinsten Stoff nach ganz Europa. Doch Mickey will aussteigen, endlich mehr Zeit mit seiner Frau Rosalind verbringen und auf legalem Weg das Leben in Londons höchsten Kreisen genießen. Ein Käufer für die landesweit verteilten – und dank des chronisch geldknappen Landadels gut versteckten – Hanf-Plantagen muss her. Auftritt: Matthew Berger. Der exzentrische Milliardär bietet eine hohe Summe, will jedoch Garantien sehen. Und das ausgerechnet in dem Moment, in dem sämtliche Groß- und Kleinkriminellen der Stadt Wind von Mickeys Plänen bekommen haben – von Triaden-Boss Lord George über den durchgeknallten Emporkömmling Dry Eye bis hin zum schmierigen Privatdetektiv Fletcher.

Straßenköter in Maßanzügen – „The Gentlemen“ ist Guy Ritchies Antwort auf „Kingsman“, ein Spagat zwischen „Snatch“ und „Codename U.N.C.L.E.“, vielleicht ein Abschied vom Genre, aber auf jeden Fall eine hoch unterhaltsame Crime-Comedy , die von ihrem Style, ihrem Humor, ihren Schauspielern und jeder Menge Widersprüchen lebt.


DER UNSICHTBARE | Regie: Leigh Whannell  | AUS/USA 2020

Cecilia Kass (Elisabeth Moss) fühlt sich in der von Gewalt geprägten Beziehung mit einem wohlhabenden und genialen Wissenschaftler gefangen. Um sich vor ihrem kontrollsüchtigen Partner zu verstecken, flieht sie mitten in der Nacht, mit Hilfe ihrer Schwester (Harriet Dyer), ihres Kindheitsfreundes James (Aldis Hodge) und seiner Teenager-Tochter Sydney (Storm Reid). Doch auch hier fühlt sie sich nicht sicher. Als ihr handgreiflicher Ex Adrian (Oliver Jackson-Cohen) auch noch Selbstmord begeht und ihr einen erheblichen Teil seines großen Vermögens hinterlässt, befürchtet Cecilia, er habe seinen Tod inszeniert. Tatsächlich beginnt anschließend eine Serie unheimlicher Zufälle mit tödlichem Ausgang, deren Ziel ihre am meisten geliebten Menschen sind. Verzweifelt versucht Cecilia nun zu beweisen, dass sie von etwas gejagt wird, das niemand sehen kann. Ein Kampf, der sie zunehmend an den Rand des Wahnsinns treibt.

Am Ende geht „Der Unsichtbare“ ein wenig die Puste auf. Davor gelingt Leigh Whannell allerdings ein sehr smartes, atmosphärisch inszeniertes Drama über häusliche Gewalt und Missbrauch, das den gut getricksten Unsichtbarkeits-Überbau eigentlich gar nicht bräuchte, um verdammt unheimlich zu sein.


JUST MERCY | Regie: Destin Daniel Cretton | USA 2019

Nach Abschluss seines Studiums in Harvard hätte sich der junge Anwalt Bryan Stevenson lukrative Jobs aussuchen können. Stattdessen geht er nach Alabama, um zusammen mit der ortsansässigen Anwältin Eva Ansley Menschen zu verteidigen, die zu Unrecht verurteilt wurden oder sich keine angemessene Verteidigung leisten konnten. Einer seiner ersten und explosivsten Fälle ist der von Walter McMillian, der 1987 für den berüchtigten Mord an einer 18-Jährigen zum Tode verurteilt wurde, obwohl die meisten Indizien seine Unschuld bewiesen und die einzige Zeugenaussage gegen ihn von einem Kriminellen stammte, der ein Motiv hatte zu lügen. In den folgenden Jahren verwickelt Bryans Kampf für Walter und viele andere ihn in ein Labyrinth aus juristischen und politischen Manövern und konfrontiert ihn mit offenem und ungeniertem Rassismus, während die Gewinnchancen gegen sie stehen.

Mit „Just Mercy“ liefert Regisseur Destin Daniel Cretton ein erzählerisch zwar wenig spektakuläres, dafür umso intensiver gespieltes Drama über die ein krankes US-Rechtssystem ab, an dessen Ende Niemand mehr auf die Idee kommen dürfte, dass die Todesstrafe eine gute Erfindung ist.


ANDERS ESSEN – DAS EXPERIMENT | Regie: Kurt Langbein, Andrea Ernst  | DE 2020

Wissenschaftlern ist es erstmals in Europa gelungen zu berechnen, welche Fläche für unsere Ernährungsgewohnheiten tatsächlich benötigt wird. Das Ergebnis: Jede/r von uns braucht fürs Essen ein Feld in der Größe von 4.400 Quadratmetern – ein kleines Fußballfeld. Zwei Drittel dieses Feldes stehen im Ausland – und zwei Drittel dienen nicht dem direkten Konsum, sondern der Tierfütterung. Würden alle so essen, bräuchten wir zwei Erden – weltweit stehen einem Menschen lediglich 2.200 Quadratmeter zur Verfügung. Der Film zeigt die Folgen im globalen Süden und auf den Weltmeeren. Und: unsere Lebensmittel verursachen so viel Treibhausgase wie der Autoverkehr. Dass es auch anders geht, zeigen drei Familien im Selbstversuch: Sie wollen ihren Flächenverbrauch verringern, fairer und umweltverträglicher essen. Anders kochen, mit weniger Fleisch. Anders essen, mit mehr Freude. Anders einkaufen, regional und saisonal. Wird es gelingen?

„Anders essen – Das Experiment“ wird vielleicht seinem Titel nicht ganz gerecht, da es hier nicht zwingend darum geht, Familien bei einem Ernährungsexperiment zuzusehen. Stattdessen geht es darum, Ernährungsweisen im Allgemeinen unter die Lupe zu nehmen und sie mit Wissen ob der Hintergründe zu Entstehung und Co. anzureichern. Als solcher Film ist die 84-minütige Dokumentation mehr als gelungen.


CHAOS AUF DER FEUERWACHE | Regie: Andy Fickman  | USA/CAN 2019

Jake Carson (John Cena) hat als Leiter einer Feuerwache alles im Griff. Für ihn ist kein Einsatz zu schwer, kein Feuer zu heiß. Auch seine Elite-Einheit rund um seine Kollegen Mark (Keegan-Michael Key), Rodrigo (John Leguizamo) und Axe (Tyler Mane) steht immer im Dienst ihrer lebensrettenden Arbeit, bis sie ein neuer Einsatz das erste Mal bis an die Grenze ihrer Belastungsfähigkeit führt. Bei einem Waldbrand retten sie die drei Geschwister Brynn (Brianna Hildebrand), Will (Christian Convery) und Zoey (Finley Rose Slater), die fortan ohne ihre Familie dastehen. Denn die Eltern sind für die Babysitter wider Willen partout nicht erreichbar. Notgedrungen übernimmt das Team selbst die Verantwortung und passt auf die drei Geschwister auf. Eine völlig neue Aufgabe für die knallharten Kerle, deren Leben durch die Kids vollends auf den Kopf gestellt wird.

„Chaos auf der Feuerwache“ ist eine harmlose Fish-out-of-Water-Comedy von der Stange, die der Zielgruppe der „Daddy ohne Plan“-Fans gefallen wird. Alle anderen Feuerwehr-Interessierten schauen stattdessen einfach das 2018 erschienene Drama „No Way Out“ für mehr Drama oder „Dating Queen“ für mehr absurden John-Cena-Humor.


Heimkinotipp: SYSTEMSPRENGER | Regie: Nora Fingscheidt | DE 2019

Laut, wild, unberechenbar: Benni! Die Neunjährige treibt ihre Mitmenschen zur Verzweiflung. Dabei will sie nur eines: wieder zurück nach Hause! Pflegefamilie, Wohngruppe, Sonderschule: Egal, wo Benni hinkommt, sie fliegt sofort wieder raus. Die wilde Neunjährige ist das, was man im Jugendamt einen „Systemsprenger“ nennt. Dabei will Benni (Helena Zengel) eigentlich nur eines: Liebe, Geborgenheit und wieder bei Mama wohnen! Doch Bianca (Lisa Hagmeister) hat Angst vor ihrer unberechenbaren Tochter. Als es keinen Platz mehr für Benni zu geben scheint und keine Lösung mehr in Sicht ist, versucht der Anti-Gewalttrainer Micha (Albrecht Schuch), sie aus der Spirale von Wut und Aggression zu befreien, indem er mit ihr in eine einsame Waldhütte fährt. Doch damit fangen die Probleme – zumindest für ihn – erst so richtig an…

Am Ende von „Systemsprenger“ ist man erst einmal ganz schön geschafft, denn das, was die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten zehnjährige Newcomerin Helena Zengel hier für einen Perforceritt abliefert, ist für den Zuschauer regelrecht am eigenen Leib zu spüren. Dass bei so einer bärenstarken Performance der eigentliche Kern der Geschichte nicht ins Hintertreffen gerät, ist der hervorragenden Schreib- und Inszenierungsleistung von Nora Fingscheidt zu verdanken, die mit ihrem Film gute Chancen auf den Oscar haben dürfte.

Das startet am 2. Januar 2020

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, unserer wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um die Startwoche vom 2. Januar 2020 – dem ersten Kinostarttag im neuen Jahr. Wir starten in zwölf Monate voller spannender Leinwandprojekte mit einem ersten Highlight: Rian Johnson legt mit der Krimifarce „Knives Out“ einen äußerst unterhaltsamen Genrebeitrag vor, der es bereits auf einige Golden-Globe-Nominierungen bringt. Genauso wie Renée Zellweger als Judy Garland im gleichnamigen Biopic – auch wenn wir das nur bedingt verstehen können. Und dann wäre da ja auch noch Elizabeth Banks‘ Neuinterpretation von „3 Engel für Charlie“, die in den USA grausam gefloppt ist. Mehr zu den Filmen erfahrt ihr in den folgenden Tagen an dieser Stelle. 

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

KNIVES OUT | Regie: Rian Johnson | USA 2019

Harlan Thrombey (Christopher Plummer) ist tot! Und nicht nur das – der renommierte Krimiautor und Familienpatriarch wurde auf der Feier zu seinem 85. Geburtstag umgebracht. Doch natürlich wollen weder die versammelte exzentrische Verwandtschaft noch das treu ergebene Hauspersonal etwas gesehen haben. Ein Fall für Benoit Blanc (Daniel Craig)! Der lässig-elegante Kommissar beginnt seine unkonventionellen Ermittlungen, indem er jeden einzelnen Gast befragt. Und während sich sämtliche anwesenden Gäste alles andere als kooperativ zeigen, spitzt sich die Lage zu und das Misstrauen untereinander wächst. Ein komplexes Netz aus Lügen, falschen Fährten und Ablenkungsmanövern muss durchkämmt werden, um die Wahrheit hinter Thrombeys vorzeitigem Tod zu enthüllen. Doch dieses Geflecht ist derart undurchdringbar, dass Blanc immer wieder aufs Neue mit ungeahnten Entwicklungen konfrontiert wird…

Wie eine Agatha-Christie-Verfilmung auf Speed – „Knives Out“ ist eine phänomenal besetzte Krimifarce, die das Genre zu gleichen Teilen bedient und ad absurdum führt. Das macht Spaß, lädt zum Mitraten ein und wird von Rian Johnson obendrein in hochelegante Bilder gekleidet, in der nicht nur der fantastische Cast bestens zur Geltung kommt, sondern auch die vielen Twists und Wendungen in einem perfekten Licht erstrahlen.


3 ENGEL FÜR CHARLIE | Regie: Elizabeth Banks | USA 2019

Schon seit jeher sind Charlies Engel mit ihren Fähigkeiten in Sachen Sicherheit und Ermittlungsarbeit im Einsatz. Mit der Expansion der Townsend Agency sind die smartesten, furchtlosesten und bestens ausgebildeten Frauen nun auf internationaler Ebene unterwegs. Mehrere Engel-Teams, die von verschiedenen Vermittlern geleitet werden, übernehmen weltweit die härtesten Jobs. Als die Erfinderin Elena (Naomi Scott) Sorge hat, dass die neuste Entwicklung ihres Arbeitgebers als Massenvernichtungswaffe missbraucht werden können, nehmen sich die unangepasste Sabina (Kristen Stewart) und die Ex-MI-6-Agentin Jane (Ella Balinska) der Sache an. Die mächtige Bosley (Elizabeth Banks) hat dabei immer ein Auge auf ihre kampferprobten Frauen. Doch die Mission ist komplexer als erwartet und die Engel stehen vor ihrem bislang härtesten Einsatz…

Die Action lässt etwas zu wünschen übrig, aber der Spaß überzeugt und die Figuren machen Lust auf mehr – „3 Engel für Charlie“ hat besseres verdient als die eiskalte Schulter, die das US-Publikum dem Film gezeigt hat.


THOMAS & SEINE FREUNDE – GROSSE WELT! GROSSE ABENTEUER! | Regie: David Stoten | UK 2018

Thomas ist ganz vernarrt in den schnellen gelben Flitzer Ace, der der freundlichen Lokomotive regelmäßig von seinen halsbrecherischen Abenteuern auf der Autorennbahn erzählt. Das nächste Rennen steht bereits kurz bevor: Über fünf verschiedene Kontinente erstreckt sich die Veranstaltung, an der auch Thomas selbst gern teilnehmen würde um als erste Lokomotive überhaupt die ganze Welt zu bereisen. Obwohl ihm Ace zu verstehen gibt, dass es an den entlegenen Orten des Rennens keine Schienen gibt, beschließt Thomas, sein Glück selbst in die Hand – oder besser: die Räder – zu nehmen. Seine Reise führt ihn durch entlegene Wüsten, den gefährlichen Dschungel, asiatische Regenbogenberge und vereiste Wipfel. Und weil jeder irgendwann in seinem Leben einmal Hilfe braucht, knüpft er auch recht schnell neue Kontakte…

Die Kinderserienverfilmung „Thomas & seine Freunde – Große Welt! Großes Abenteuer!“ ist ein optimal auf die Bedürfnisse von Kleinstkindern zugeschnittenes Filmabenteuer, das mit seinen beliebten Figuren, Kurzweil und einer abwechslungsreichen Kulisse besticht.


JUDY | Regie: Rupert Goold | UK 2019

Fünf ausverkaufte Konzertwochen in Swinging London! Die britische Hauptstadt fiebert im Winter 1968 den Auftritten von Showlegende Judy Garland im prominenten West-End-Theater „The Talk of the Town“ entgegen. Die Premiere des Filmklassikers „Der Zauberer von Oz“, durch den sie weltberühmt wurde, ist bereits 30 Jahre her und ihre Stimme mag ein wenig an Strahlkraft verloren haben – aber auf ihre Gabe für dramatische Inszenierungen kann sie noch immer zählen. Und auch ihr feiner Sinn für Humor und ihre Herzenswärme zeichnen sie aus wie keine andere, bei den Vorbereitungen der Show, bei Begegnungen mit Freunden und treu ergebenen Fans ebenso wie in den Auseinandersetzungen mit dem Management. Selbst ihr Traum von der einen großen Liebe scheint nach vier Ehen noch immer ungebrochen und so stürzt sie sich in eine wilde Romanze mit Mickey Deans, ihrem zukünftigen fünften Gatten…

Abgesehen davon, dass Renée Zellweger Judy Garland wie eine Parodie anlegt, kommt der einstige Megastar in seinem Biopic alles andere als gut weg. Rupert Goolds Film ist oberflächlich und besinnt sich auf Lebensstationen der Sängerin, die kaum bis gar nicht erkennen lassen, weshalb sie rund um den Erdball so viele Fans hatte.


Heimkinotipp: LITTLE MONSTERS | Regie: Abe Forsythe  | AUS/UK/USA 2018

Der erfolglose Straßenmusiker Dave (Alexander England) meldet sich nach der unschönen Trennung von seiner Freundin freiwillig, um den Kindergarten-Ausflug seines kleinen Neffen in einen beliebten Freizeitpark zu begleiten. Er erhofft sich dadurch, der charismatischen und engagierten Erzieherin Miss Caroline (Lupita Nyong’o) näher zu kommen. Ausgerechnet mit dem äußerst populären, aber nicht wirklich menschenfreundlichen Kinder-Entertainer Teddy McGiggle (Josh Gad) muss er jedoch um die Gunst von Miss Caroline buhlen. Der Ausflug nimmt eine unerwartete Wendung für alle Beteiligten, als der Freizeitpark von Zombies überrannt wird. Nun zählt für Dave und Miss Caroline nur noch eines: Sie müssen die Kinder unter allen Umständen vor den Untoten retten und ihre Schützlinge in Sicherheit bringen.

Die Kombination aus Zombie-Horror und Komödie haben wir zwar schon mehrfach gesehen, doch dank eines engagierten Casts und einem guten Gespür für die Verschmelzung von Witz und Ernst gelingt Regisseur Abe Forsythe ein charmant-unterhaltsamer Beitrag in einem eigentlich längst ausgelutschten Genre, dessen blutrünstige Fleischfresser ganz schön fies aussehen.

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