Monatsarchive: Juli 2018

Das startet am 26. Juli 2018

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, meiner wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um den Starttag des 26. Juli. Die WM ist vorbei und mit „Ant-Man and the Wasp“ läutet Marvel die zweite Hälfte des Blockbustersommers 2018 ein. Der Gute-Laune-Actioner dürfte mühelos die Pole-Position der Kinocharts erklimmen. Doch auch „Catch Me!“ ist einiges zuzutrauen. Die Komödie über ein paar Freunde, die seit Kindertagen Fangen spielen (!), kam bei Sneak-Previews hervorragend an und erhielt eine große Werbekampagne. Gemessen am Original hat auch „Papillon“ die Chance, ein Hit zu werden, ganz im Gegensatz zu „Hotel Artemis“, dessen Vorzeichen – ein sehr geringes Einspiel im Produktionsland USA – leider schlecht stehen.

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

ANT-MAN AND THE WASP | Regie: Peyton Reed | USA 2018

In Folge seiner nicht ganz unumstrittenen Heldentaten an der Seite von Steve Rogers in steht der gutmütige Ex-Knacki und „Ant-Man“ Scott Lang unter Hausarrest. Sein Alltag besteht vorwiegend daraus, seine smarte Tochter Cassie zu bespaßen, für die er sogar extra so etwas wie eine Ameisen-Achterbahn gebaut hat. Doch als er sich dazu entschließt, erneut in seinen Superhelden-Anzug zu schlüpfen, gerät Scott in einen Konflikt zwischen seinem Heldendasein und dem Versuch, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen – und seiner Cassie ein möglichst guter Vater zu sein. Doch Dr. Hank Pym und dessen Tochter Hope, die mittlerweile als „Wasp“ auftritt, brauchen seine dringende Hilfe, als ein Schurke namens Ghost auftritt, um sich etwas unter den Nagel zu reißen, das nicht in ihre Hände gehört. 

Peyton Reed bleibt sich treu und inszeniert mit „Ant-Man and The Wasp“ eine verdammt unterhaltsame Actionkomödie mit einem toll harmonierenden Ensemble, spektakulären Actionszenen und zahlreichen Gags, die darüber hinwegtäuschen können, dass erzählerisch gar nicht wahnsinnig viel passiert.


CATCH ME! | Regie: Jeff Tomsic | USA 2018

Eine Gruppe von Freunden spielt seit rund 30 Jahren das Kinderspiel „Fangen“. Was einst ganz normal auf dem Spielplatz anfing, hat sich zu einer bizarren Jagd weiterentwickelt. Obwohl sie mittlerweile sehr weit voneinander entfernt wohnen, scheuen die Kumpels dabei keine Kosten und Mühen. Jede noch so verquere Idee ist erlaubt bei dem Spiel, das sie jedes Jahr jeweils im Mai veranstalten. Wer gerade der Fänger ist, reist auch mal quer durchs Land, damit er bei einem anderen einbrechen oder hinter einem Busch vorzuspringen kann, um ihn mit einer Berührung zum neuen Fänger zu machen. In diesem Jahr steht die Hochzeit des einzigen bislang unbesiegten Mitspielers Jerry an. Seine Kumpels Callahan, Chilli, Hoagie und Sable hoffen, ihn endlich in die Finger zu bekommen. Doch der Champion ist natürlich vorbereitet

Die actionreiche Komödie „Catch Me!“ lebt zu fünfzig Prozent von seiner irrwitzigen Prämisse und zu 50 Prozent davon, dass die Darsteller alles geben, um diese zum Leben zu erwecken. Ein paar visuelle Kabinettstückchen geben außerdem Pluspunkte in der B-Note.


EIN LIED IN GOTTES OHR | Regie: Fabrice Éboué | FR 2017

Dafür wurde es höchste Zeit: ein Rabbi, ein Pfarrer und ein Imam gründen eine Band. Der beruflich unter Hochdruck stehende Musikproduzent Nicolas soll diese neue Band ganz nach oben bringen. Gemeinsam mit seiner Assistentin Sabrina gelingt es ihm, aus den drei Himmelsdienern die virtuose Band Koexistenz zu formen, die sogar dem lieben Gott einen deftigen Ohrwurm verpassen könnte. Womit Nicolas und Sabrina nicht gerechnet haben, sind die Abgründe, die die Geistlichen heutzutage so mit sich herumtragen. Und so groß die Nachfrage nach göttlichen Harmonien auch sein mag – die dafür zu zähmenden Unterschiede haben sie sich etwas friedfertiger vorgestellt. Doch die drei Bandkollegen beherrschen den religiösen Beleidigungskanon perfekt und treffen bei der Arie der kulturellen Vorurteile ohne Probleme den fiesesten Ton… 

Fabrice Éboué wagt sich mit seiner musikalischen Komödie „Ein Lied in Gottes Ohr“ an die Vermittlung drei verschiedener Weltreligionen. Die meisten Gags zünden dabei und hätten sich die Macher sogar noch ein klein wenig mehr getraut, dann wäre das hier mit Sicherheit der nächste große Franzosenhit geworden.


PAPILLON | Regie: Michael Noer | USA/ESP/CZE 2017

Der in den Tag hinein lebende Henri „Papillon“ Charrière (Charlie Hunnam) wird im Frankreich der 30er Jahre zu Unrecht wegen Mordes verurteilt und muss seine lebenslange Haftstrafe in der berüchtigten Strafkolonie St. Laurent in Französisch-Guayana verbüßen. Auf dem Weg dorthin begegnet Papillon dem seltsamen Louis Dega (Rami Malek), einem verurteilten Fälscher. Nachdem er ihn vor einem Angriff anderer Häftlinge verteidigen konnte, treffen sie eine Vereinbarung: Dega steht fortan unter Papillons Schutz, im Gegenzug finanziert Dega Papillons Fluchtversuche. Im Laufe der Zeit entwickelt sich zwischen den beiden Männern eine tiefe Freundschaft, die ihnen hilft, den schweren Arbeitsdienst und die sadistische Behandlung der Wärter zu überleben und die ihnen immer wieder die Kraft gibt, nicht aufzugeben… 

An der Neuauflage des auf wahren Ereignissen beruhenden Abenteuers „Papillon“ gezielt Dinge schlecht zu finden, ist genauso schwierig, wie gezielt Dinge gut zu finden. Am Ende fehlt es dem zweifelsohne stilsicher inszenierten Film vor allem an Wiedererkennungswert.


HOTEL ARTEMIS | Regie: Drew Pearce | UK/USA 2018

Im Los Angeles des Jahres 2028 versinken die Straßen der Stadt im Chaos eines außer Kontrolle geratenen Bürgeraufstands, als immer mehr Menschen keinen Zugang zu Wasser bekommen. Für den Gangster Waikiki (Sterling K. Brown) und seine Kumpanen die perfekte Gelegenheit eine Bank zu überfallen. Als ihr Raubzug vom Kugelhagel der Polizei unterbrochen wird, bleibt der schwerverletzten Gang nur ein Ort, an den sie sich retten kann: Hotel Artemis – ein längst zum Mythos erklärtes, geheimes Krankenhaus für Schwerverbrecher. Unter der Obhut der Schwester (Jodie Foster) und ihres Assistenten (Dave Bautista) glaubt sich Waikiki zunächst sicher. Doch der wahre Ärger beginnt, als plötzlich weitere Outlaws im Hotel einchecken… 

„Hotel Artemis“ ist Noir-Thriller-Kino mit vereinzelten Actionanleihen, das mehr auf Dialoge und eine angespannte Atmosphäre setzt, als darauf, mit den vielversprechenden Figuren eine ihnen ebenbürtige Geschichte zu erzählen.


FRIDAS SOMMER | Regie: Carla Simón | ESP 2016

Spanien 1993: es ist Sommer in Barcelona, doch für die sechsjährige Frida (Laia Artigas) sind es traurige Tage. Schweigend sieht sie zu, wie die letzten Gegenstände aus der Wohnung ihrer kürzlich verstorbenen Mutter verpackt werden. Zum Abschied laufen Freunde winkend hinter dem Auto her, das sie zu Verwandten aufs Land bringt. Und obgleich sie von der Familie ihres Onkels liebevoll aufgenommen wird, lebt sich Frida fernab ihrer Heimatstadt nur zögerlich in die neue Umgebung ein. Sie tollt mit ihrer Cousine Anna (Paula Robles) durch den Garten und erkundet die Hänge und den nahegelegenen Wald, aber trotz des strahlenden Sommers macht sich immer wieder Traurigkeit bei Frida breit. Das im Grunde lebensfrohe Mädchen verhält sich unvorhersehbar und launisch, was ihre Tante Marga und ihren Onkel Esteve (David Verdaguer) vor echte Herausforderungen stellt. Wird Frida sich an ihr neues Zuhause gewöhnen?


DIE VERBORGENEN FARBEN DER DINGE | Regie: Silvio Soldini | IT/CH 2017

Der Grafikdesigner Teo verliebt sich bei einem Workshop in die Stimme einer blinden Frau, Emma. Teo ist stets auf der Flucht – vor seiner Familie und vor emotionaler Nähe. Trotz einer Freundin und einer Geliebten, fühlt er sich am wohlsten in seiner Junggesellenwohnung, zusammen mit seinem Staubsaugerroboter. Das Einzige, was er wirklich leidenschaftlich liebt, ist sein Job als kreativer Kopf bei einer Werbeagentur. Emma ist seit dem sechzehnten Lebensjahr blind. Aber sie ist eine Kämpferin, mutig, unabhängig und mit sich selbst im Reinen. Frisch von ihrem Ehemann getrennt, ist sie offen für eine Affäre. Und ehe sich Teo versieht, wird er in Emmas Bann gezogen. Sie zeigt ihm eine Welt, die dem Profi des Sehens verborgen geblieben ist. Teo, der es gewohnt ist, sich und allen anderen erfolgreich etwas vorzumachen, kommt ausgerechnet bei der blinden Emma an einen Punkt, an dem er Farbe bekennen muss.


Heimkinotipp: DIESES BESCHEUERTE HERZ | Regie: Marc Rothemund | DE 2017

Jede Nacht feiern, einen Audi R8 aus Versehen zuhause im Pool versenken, das findet Lenny ziemlich unterhaltsam. Er wohnt in der Villa seines Vaters, verschwendet dessen Geld und hält nicht viel davon, zu arbeiten. In einer Hochhaussiedlung in München liegt der 15-jährige David im Bett und versucht zu atmen. Er ist seit seiner Geburt herzkrank, und ob er seinen 16. Geburtstag feiern wird, kann ihm niemand sagen. Diese zwei Welten prallen aufeinander, als der Vater von Lenny, ein Herzspezialist, seinen Sohn dazu verpflichtet, sich um seinen Patienten David zu kümmern: David kennt hauptsächlich Operationssäle, Lenny kennt jeden Club in der Stadt. Um bequem davonzukommen, hilft er David vorerst bei den simplen Dingen, die der Junge noch erleben möchte: coole Klamotten kaufen, einen Sportwagen klauen, solche Sachen. Dabei merkt er schnell, dass Davids Leben an einem seidenen Faden hängt… 

Mit der Romanverfilmung „Dieses bescheuerte Herz“ ist Regisseur Marc Rothemund ein wahrhaftiger Film über eine unkonventionelle Freundschaft gelungen, der so ziemlich alle Kitsch- und Klischeefallen umgeht, in die seine Kollegen sonst so gern reintreten.