Ant-Man and The Wasp

Nach den epischen Ereignissen in „Avengers: Infinity War“ gesteht uns Peyton Reed eine Pause vom hochtrabenden Konflikt zu und erinnert uns mit ANT-MAN AND THE WASP daran, dass die Marvel-Blockbuster in erster Linie Spaß machen sollen. Mehr dazu verrate ich in meiner Kritik.
Der Plot
In Folge seiner nicht ganz unumstrittenen Heldentaten an der Seite von Steve Rogers in steht der gutmütige Ex-Knacki und „Ant-Man“ Scott Lang (Paul Rudd) unter Hausarrest. Sein Alltag besteht vorwiegend daraus, seine smarte Tochter Cassie (Abby Ryder-Fortson) zu bespaßen, für die er sogar extra so etwas wie eine Ameisen-Achterbahn gebaut hat. Doch als er sich dazu entschließt, erneut in seinen Superhelden-Anzug zu schlüpfen, gerät Scott in einen Konflikt zwischen seinem Heldendasein und dem Versuch, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen – und seiner Cassie ein möglichst guter Vater zu sein. Doch Dr. Hank Pym (Michael Douglas) und dessen Tochter Hope (Evangeline Lilly), die mittlerweile als „Wasp“ auftritt, brauchen seine dringende Hilfe, als ein Schurke namens Ghost auftritt, um sich etwas unter den Nagel zu reißen, das nicht in ihre Hände gehört. Und dann ist da ja auch noch die Suche nach Hopes Mutter Janet (Michelle Pfeiffer), der Scott bei seinem letzten Auftrag näher war, als je zuvor…
Kritik
Wenn man „Avengers: Infinity War“ als konfliktgetrieben bezeichnet, ist man damit noch ganz gut bedient. Der Kampf zwischen den Marvel-Superhelden und dem Oberschurken Thanos brach im April dieses Jahres nicht bloß Rekord um Rekord, sondern stieß mit seinem konsequent-dramatischen Cliffhanger-Ende auch diverse Fans vor den Kopf. Wie es mit den erfolgreichen Comic-Heroen weitergeht, erfahren wir spätestens im kommenden Jahr, wenn es in dem bislang namenlosen vierten „Avengers“-Film zur (vermutlich) finalen Schlacht kommen wird. Bevor es soweit ist, erinnert uns Regisseur Peyton Reed (inszenierte bereits den Vorgänger „Ant-Man“) in seinem Ameisenmensch-Sequel „Ant-Man and The Wasp“ aber erst einmal daran, dass es bei den Marvel-Blockbustern vorwiegend um eines geht: Spaß. Parallel zu den dramatischen Ereignissen von „Infinity War“ ereignete sich fern vom mittlerweile in Schutt und Asche liegenden New York sowie einem fast vollständig zerstörten Wakanda nämlich ein, im wahrsten Sinne des Wortes, deutlich kleinerer Fight zwischen Gut und Böse, den Reed einmal mehr als frische Comedy aufzieht. In „Ant-Man and The Wasp“ geht es nämlich in erster Linie darum, dass sich drei Parteien eine bestimmte Sache abjagen wollen. Das hat natürlich nicht die Ausmaße wie ein die halbe Weltbevölkerung auslöschender Thanos, ist aufgrund des hohen Tempos und der noch höheren Pointensicherheit aber mindestens genauso unterhaltsam, womit Marvel wieder einmal beweist: Von den nunmehr zwanzig Produktionen des Marvel Cinematic Universe gleicht eben fast doch kein Film dem anderen.
In der aller ersten Szene nach Einblendung des Marvel-Logos sehen wir den mithilfe einer elektronischen Fußfessel bei sich zuhause „eingesperrten“ Scott Lang und seine pfiffige Tochter Cassie in einer aus Pappmaschee angefertigten Tunnel- und Rutschbahnkonstruktion, in der die beiden die Schrumpfabenteuer des Ant-Man gemeinsam durchleben. Auch Langs bester Freund Luis (Michael Peña) ist dabei, der bei seinem aller ersten Auftritt direkt seinen Einsatz verpasst. Und zu guter Letzt steht die Polizei vor der Tür, als Langs Fußfessel für einen kurzen Moment das Grundstück verlässt was den von Randall Park („The Interview“) verkörperten Cop Jimmy Woo, den amüsantesten Neuzugang im „Ant-Man“-Sequel, auf den Plan ruft. Es ist also alles beim Alten in „Ant-Man in the Wasp“: Zwischen Vater und Tochter passt kein Blatt, bekannte Sidekicks agieren ganz nach ihrem etablierten Muster und so richtig traut man dem eigentlich so herzensguten Scott immer noch nicht. Als nach einer halsbrecherischen Fluchtaktion schließlich auch noch die bereits aus Teil eins gut bekannten Dr. Hank Pym und Hope auftauchen, die ihren Lehrling mit einer neuen Aufgabe betrauen, fühlt man sich wie zuhause; Peyton Reed hat in den letzten drei Jahren nichts an Frische und Timing eingebüßt, im Gegenteil: Stattdessen legt er sogar noch eine Schippe drauf. „Ant-Man and The Wasp“ besitzt eine deutlich höhere Gagdichte. Jede Szene ist mit amüsanten (physischen wie geistigen) Schlagabtauschen vollgestopft und dreht vor allem in den Actionszenen so richtig auf, wenn die Macher einmal mehr mit den verschiedenen Perspektiven und Größenunterschieden zwischen den Gegnern punkten können. Das visuelle Highlight: Eine mit Matchbox-Autos ausgetragene Verfolgungsjagd durch die weltberühmte Lombard Street in San Francisco.
Die Simplizität des Konfliktes ist es, wodurch die vor allem in 3D so starken Actionszenen in „Ant-Man and The Wasp“ eine solche Rasanz entwickeln können. Teilweise wähnt man sich fast wie in einem Basketball-Match, in dem die Angriffs- und Verteidigungspositionen innerhalb der Gegner im Sekundentakt wechseln; nur dass vor allem Lang hier zu deutlich abgehobeneren Mitteln greifen kann, um sich Vorteile zu verschaffen (Stichwort: die Schiff-Szene). Abseits seiner weitestgehend harmlos inszenierten Actionsequenzen bleibt „Ant-Man 2“ erzählerisch übersichtlich – und das, obwohl es hier gleich zwei Schurken gibt und als Plottriebfeder Dr. Pyms Suche nach seiner Ehefrau dient. So richtig angsteinflößend wirken beide Bösewichte nicht. Gleichzeitig ist es regelrecht erfrischend, dass der Ghost, dessen Geschichte unweigerlich an den Background der „Baymax“-Widersacher erinnert, ebenso wie der von einem blendend aufgelegten Walton Goggins („Tomb Raider“) gespielte Sonny Burch nicht die ewig gleichen Weltzerstörungsfantasien hegen, sondern hinter ihrem Vorhaben persönliche (und irgendwie auch nachvollziehbare) Pläne stecken. Vielleicht ist das dem ein oder anderen zu wenig, denn es lässt sich weder leugnen, dass insbesondere das Potenzial des Ghosts nicht ausgeschöpft wird. Gleichzeitig bleibt der erzählerische Fokus dadurch ganz klar auf der Dynamik unter den Hauptfiguren und die ist eben einfach spektakulär gut.

Hope (Evangeline Lilly) und ihr Vater Dr. Pym (Michael Douglas) suchen mithilfe von Scott nach ihrer Mutter.
Paul Rudd („Anchorman – Die Legende kehrt zurück“) hat die Figur des Ant-Man vollständig verinnerlicht. Den aufopferungsvollen Dad nimmt man ihm ebenso ab, wie den schlitzohrigen Superhelden, der von seiner Begegnung mit Captain America schwärmt, wie ein kleines Kind. Besonders amüsant geraten die Begegnungen mit dem Szenendieb Woo, dem Lang grundsätzlich haushoch überlegen ist. Es lässt sich zu jedem Zeitpunkt erahnen, wie viel Spaß die beiden am Set gehabt haben müssen, denn eine solch selbstverständlich-unterhaltsame Chemie lässt sich kaum vorgaukeln. Doch auch Abby Ryder Fortson („Forever My Girl“) ist in der Rolle der Cassie eine (wiederholte) Entdeckung. Sie spielt gekonnt mit dem Image der besserwisserischen Tochter, ist dabei aber jederzeit herzallerliebst und kommt ganz nach ihrem smarten Dad. Michael Douglas („Das grenzt an Liebe“), anhand dessen sich in einer Szene zeigt, was für Fortschritte die aus dem Computer stammende Verjüngungskur gemacht hat, wirkt einmal mehr wie der personifizierte Ruhepol des Films, während Evangeline Lilly („Tödliches Kommando – The Hurt Locker“) mit ihrem natürlichen Charme und ihrer toughen Attitüde als Wasp alle um den Finger wickelt. Das Ensemble allein wäre in der Lage, einen mittelmäßigen Film weit über Durchschnittsniveau hinaus hieven. Doch in Kombination mit dem abwechslungsreichen Humor, durchaus selbstironischem Wortwitz und den spektakulären Schauwerten, die eben nicht ausschließlich daraus bestehen, dass auf der Leinwand möglichst viel Chaos entsteht, wird aus „Ant-Man and The Wasp“ ein fantastischer Sommerblockbuster, der zeigt, dass es keinen tiefschürfenden Konflikt braucht, um erzählerische Tragweite zu erreichen – dafür reicht allein die zweifelsohne spektakuläre Post-Credit-Scene, die wie kaum eine andere der letzten Jahre Lust auf die kommenden Filme des MCU macht.
Fazit: Peyton Reed bleibt sich treu und inszeniert mit „Ant-Man and The Wasp“ eine verdammt unterhaltsame Actionkomödie mit einem toll harmonierenden Ensemble, spektakulären Actionszenen und zahlreichen Gags, die darüber hinwegtäuschen können, dass erzählerisch gar nicht wahnsinnig viel passiert.
„Ant-Man and The Wasp“ ist ab dem 26. Juli bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen – auch in starkem 3D!