Die Unfassbaren 2

Nach dem spektakulären Überraschungserfolg der Zaubererkomödie „Die Unfassbaren“ geht es nach einem Regiewechsel weiter. In DIE UNFASSBAREN 2 melden sich die Zauberer in teils neuer Besetzung zurück, um einmal mehr mit ganz besonderen Tricks aufzuwarten. Doch kann das Sequel mit dem famosen Vorgänger mithalten? Das verrate ich in meiner Kritik.Die Unfassbaren 2

Der Plot

Die Unfassbaren (Jesse Eisenberg, Woody Harrelson, Dave Franco) sind zurück und sprengen im zweiten Akt erneut die Grenzen des bisher Vorstellbaren! Ein Jahr ist vergangen, seit sie das FBI überlistet und ihrem Publikum mit unglaublichen Magie-Darbietungen zu einem unverhofften Geldsegen verholfen haben. Noch immer vom FBI verfolgt, betreten sie nun nicht ganz freiwillig wieder die große Bühne. Zusammen mit der mysteriösen Lula (Lizzy Caplan), die sich ihnen anschließt, treffen sie auf den undurchsichtigen Walter Mabry (Daniel Radcliffe). Das technische Wunderkind hat ganz eigene Vorstellungen von einem gelungenen Zaubertrick und verfolgt einen perfiden Plan. Und auch Thaddeus Bradley (Morgan Freeman), ein alter Bekannter der Unfassbaren und Meister der Zauberkunst, zieht im Hintergrund seine Fäden. Jetzt müssen die Magier ihr gesamtes Können aufbieten, um ein rettendes As aus dem Ärmel zu ziehen…

Kritik

Originalstoffe haben es heutzutage schwer, von den Studiobossen in Hollywood durchgewunken zu werden. Umso größer dürfte für Regisseur Louis Leterrier im Jahr 2013 die Genugtuung gewesen sein, als sein weder auf einem Roman, noch einem Game oder einer bereits bestehenden Filmreihe basierender Zaubererthriller „Die Unfassbaren – Now You See Me“ für ein paar Wochen das Box Office beherrschte. Bei Produktionskosten von 75 Millionen US-Dollar spielte der starbesetzte Film satte 351 Millionen wieder ein. Zum einen vermutlich deshalb, weil das Ensemble mit A-Prominenz nicht geizte; in den Hauptrollen gab es Jesse Eisenberg, den dato durch die „Panem“-Reihe einen enormen Popularitätsschub erlebenden Woody Harrelson, Mark „Hulk“ Ruffalo, Dave Franco, Isla Fisher, Michael Caine und Morgan Freeman zu sehen. Doch nicht bloß der Cast wusste zu überzeugen, auch die Geschichte entstaubte das Image des Zaubererfilms (wenige Monate zuvor misslang der Magier-Klamotte „Der fantastische Burt Wonderstone“ exakt dieser Versuch völlig) und ließ sie obendrein mit einem „Ocean’s“-ähnlichen Heist-Plot verschmelzen, sodass „Die Unfassbaren“ bei allem fehlenden Realismus ein generationenübergreifendes Kinoerlebnis darstellte. Spaß und Spannung: Diese Kombination lockte auch hierzulande über eine halbe Million Zuschauer in die Kinos. Das ist viel mehr als es klingt, bedenkt man auch hier, dass der Film nicht auf die Zugkraft eines schon existierenden Franchises bauen konnte. Doch wo beim ersten Teil noch keine Reihe existiert, muss nach Hollywood’schen Gesetzen dringend eine her, sofern sich der erste Teil denn rentiert hat. Also bekommen wir mit „Die Unfassbaren 2“ dieser Tage ein Sequel serviert, das ohne Zweifel konstruierter daherkommt, mehr auf Effekthascherei setzt und in Sachen Stardichte noch eine Schippe drauf packt. Dem Entertainment tut das jedoch beileibe keinen Abbruch.

Jesse Eisenberg

Wer sich schon im ersten Teil nicht an der mitunter hanebüchenen Auslegung physikalischer Gesetzmäßigkeiten störte, der dürfte an der Fortsetzung gar noch mehr Spaß haben. Auf dem Regiestuhl gab es derweil einen Wechsel: Louis Leterrier („Der Spion und sein Bruder“), der in „Die Unfassbaren 2“ nur noch als Produzent und Inszenator einer wahnwitzigen Verfolgungsszene in Erscheinung tritt, gab den Posten an Jon M. Chu ab. Ein Blick auf dessen Vita kündigt an: Dieser Mann hält nicht viel von leisen Tönen. Zu seinen Arbeiten gehören unter anderem die Justin-Bieber-Doku „Never Say Never“, das hierzulande nicht in die Kinos gekommene Teen-Musical „Jem and the Holograms“ sowie das Action-Vehikel „G.I. Joe – Die Abrechnung“. Das wirkt erst einmal ganz schön beliebig. Gleichwohl ist nicht zu leugnen, dass „Die Unfassbaren 2“ all das enthält, womit Chu auch schon seine bisherigen Filme bestückte. Zu den Stärken gehört ein Großteil der technischen Gestaltung wie phänomenale Kamerafahrten sowie fantastische Spielereien mit Licht, Musik und Farbe, aber auch die Variation in Tempo und Dynamik. Punktabzüge gibt es indes bei den Effekten, wenngleich Chu ein große Schwäche des Vorgängers ausgleichen kann: Wann immer sich Tricks und Stunts der Unfassbaren real umsetzen lassen, greift der Regisseur auf haptisches Design selbiger zurück. Der Nachteil: Gerade das ausgiebige Finale geizt nicht mit Spielereien, die die Gesetze der Physik einmal mehr sprengen. Hier gilt das Motto „Augen zu und durch!“ – wie schon die Eskapaden der G.I. Joe erfordert auch „Die Unfassbaren 2“ einmal mehr das vollständige Einlassen auf Idee und Konzept, um das Leinwandgeschehen uneingeschränkt genießen zu können.

Doch ganz gleich, ob Jesse Eisenbergs („American Ultra“) Daniel den Regen über London nun tatsächlich in die entgegengesetzte Richtung lenken kann, oder wie es dem von Lizzy Caplan („Die highligen drei Könige“) tough-frech gespielten Neuzugang Lula wohl gelungen ist, Dutzende von weißen Tauben in ihrem Mantel zu verstecken: Das Drehbuch vom wiederkehrenden Autor Ed Salomon trägt dieselbe Handschrift wie schon im ersten Teil. Dies spiegelt sich zum einen darin wieder, mit welcher Selbstverständlichkeit in „Die Unfassbaren“ Zaubertricks geplant und anschließend durchgeführt werden, aber auch das alles umspannende Mysterium sowie diverse Storytwists sorgen dafür, dass die auf dem Papier so üppig aussehende Laufzeit von satten 124 Minuten wie im Flug vergeht. Dabei ist es einzig und allein dem Trailer sowie der vorab stattgefundenen PR-Arbeit geschuldet, dass die Cameo-like inszenierte Wiederkehr von Arthur Tressler nicht so zündet, wie es sich die Macher wohl vorgestellt haben dürften. Weshalb dieser auch in „Die Unfassbaren 2“ zu sehen ist, wollen wir an dieser Stelle trotzdem nicht verraten. Als angenehm erweist sich seine Storyline aber vor allem deshalb, weil diese gleichsam die Rückkehr der Unfassbaren und damit einhergehend das Sequel rechtfertigt. Auch Morgan Freeman („Ted 2“) ist in seiner Rolle des Thaddeus Bradley wieder mit an Bord und bekommt vom Skript einige zusätzliche Facetten zugestanden. Neben Lizzy Caplan, die die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten schwangere Isla Fisher ersetzt, erweist sich insbesondere Daniel Radcliffe als angenehme neue Figur. Ohne zu spoilern, bleibt an dieser Stelle nur zu sagen, dass es seiner Rolle des abgehobenen Multimillionärs Walter Mabry gelingt, dem ewig auf seine „Harry Potter“-Darbietung reduzierten Schauspieler ein weiteres Gesicht zu geben; nach Performances in „Victor Frankenstein“, „Swiss Army Man“ und einigen RomComs ist das durchaus eine Leistung, wenngleich sich Mabry sicherlich über eine mehrdimensionalere Betrachtung gefreut hätte. Über Woody Harrelson wollen wir indes nicht so viel sagen; die Performance des Charaktermimen genauer zu beleuchten, würde eine große Überraschung vorab verraten.

Die Unfassbaren 2

Trotz des Staraufgebots versteht sich auch „Die Unfassbaren 2“ nicht als Schauspiel- oder Charakterkino. Dasselbe gilt für die Story selbst, die nicht selten mit einigen Lücken zu kämpfen hat und sich zusätzlich der andauernden Frage stellen muss, ob das Gezeigte so tatsächlich möglich wäre. Gleichzeitig erhebt Jon M. Chu nie einen Anspruch auf Bodenständigkeit; das Universum, in welchem schon der ersten Teil von „Die Unfassbaren“ spielte, entspricht zwar der Gegenwart, lässt sich jedoch eher mit einem solchen vergleichen, in dem es auch einem John McClane gelingt, im Alleingang und unbeschadet Terroristen zur Strecke zu bringen, in welchem sich (wie in „Der Spion und sein Bruder“) zwei Ermittler im Uterus einer Elefantenkuh verstecken können oder die „Fast & Furious“-Crew über eine kilometerlange Startbahn rollen kann, eh sie das Flugzeug schließlich zur Landung zwingt. Eine solch überhöhte Realität macht sich auch „Die Unfassbaren 2“ zunutze. Mit Ausnahme dessen, dass das Skript immer wieder auf die Kuriosität davon verweist, was die Zauberertruppe auf ihrem Streifzug um den Globus alles anrichtet. Das kann mitunter anstrengend sein; schon im ersten Teil wirkte die massige Anzahl an Storytwists in gewisser Weise auch ermüdend. Und das vor allem deshalb, weil sich einige lange Zeit als solche ankündigen, um entweder anschließend bestätigt zu werden, oder dem Publikum augenzwinkernd den Mittelfinger zu zeigen. Wer indes seinen Spaß daran hatte, der ununterbrochenen Überlegenheit der Unfassbaren zuzusehen, der bekommt in der Fortsetzung noch weitaus häufiger die Gelegenheit, darüber zu schmunzeln, wie es ihnen gelingt, Metalldetektoren, die Schwerkraft oder einfach sämtliche Außenstehenden auszutricksen.

Fazit: „Die Unfassbaren 2“ gibt sich gleichsam konstruierter wie bombastischer als der erste Teil, spielt aber auch noch gewitzer mit der Erwartungshaltung des Publikums und gefällt insbesondere durch seinen beschwingten, augenzwinkernden Tonfall. Der Cast überzeugt mehr denn je durch seinen authentischen Zusammenhalt, Sprüche sitzen und visuell bemüht sich Jon M. Chu bei aller Trickserei um Bodenständigkeit. Für wen all das am Ende dann auch noch Sinn ergeben muss, dem sei vom Kauf eines Tickets allerdings dringend abzuraten.

„Die Unfassbaren 2“ ist ab dem 25. August in den deutschen Kinos zu sehen.

Ein Kommentar

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