Sonic the Hedgehog 2

Alles beim Alten in Green Hills – SONIC THE HEDGEHOG 2 mischt die bekannten Zutaten seines Vorgängers noch einmal ähnlich zusammen, bis erneut ein sehr durchschnittliches, hin und wieder aber auch überraschendes Endergebnis entsteht. Mehr dazu verraten wir in unserer Kritik.
Der Plot
Nachdem sich Sonic (im Deutschen: Julien Bam) in Green Hills niedergelassen hat, will er beweisen, dass er das Zeug zum echten Helden hat. Die Gelegenheit lässt nicht lange auf sich warten, als er von seinem Erzfeind Dr. Robotnik (Jim Carrey) und dessen neuem Partner Knuckles (im Original: Idris Elba) herausgefordert und auf die ultimative Probe gestellt wird. Das Bösewicht-Duo ist auf der Suche nach einem rätselhaften Smaragd, der die Macht hat, ganze Zivilisationen zu zerstören. Wie gut, dass auch der energetischste Igel der Welt Verstärkung bekommt und fortan Kumpel Tails an seiner Seite hat. Gemeinsam begeben sie sich auf eine actiongeladene Reise rund um den Globus, um den geheimnisvollen Edelstein zu finden, bevor er in die falschen Hände gerät.
Kritik
Wenn in Hollywood etwas erfolgreich ist, wird es fortgesetzt. So will es das Gesetz. Und die Wahrscheinlichkeit für Ersteres ist insbesondere dann besonders hoch, wenn ein Film bereits eine Fanbase mitbringt. So auch im Falle von Jeff Fowlers „Sonic the Hedgehog“, der Verfilmung des gleichnamigen Videospiels. Über 300 Millionen US-Dollar (bei Produktionskosten von rund 90 Millionen) hat die nämlich weltweit wieder eingespielt. Für (oder gerade wegen?) der vorab stattgefundenen Kontroverse rund um das missratene Figurendesign, das nach großem Aufschrei der Fanbase noch einmal grundlegend zum Besseren geändert wurde. Bis heute ist nicht ganz klar, ob es sich hierbei nicht auch um eine geschickte Promoaktion gehandelt haben könnte; Schließlich wurde den potenziellen Kinogänger:innen dadurch suggeriert, selbst am Endergebnis mitgewirkt zu haben. Nun erscheint mit „Sonic the Hedgehog 2“, ebenfalls von Fowler, die Fortsetzung, die in Gänze ohne große Aufmerksamkeit entstanden ist. Weder vor noch hinter den Kulissen wurde am Team herumgeschraubt. So bleiben die Zutaten für einen Durchschnitts-Blockbuster dieselben, die schon den ersten Teil zum Inbegriff einer durchschnittlichen Mainstream-Produktion machten. Einer, die kaum im Kopf bleibt, sich dort aber auch nicht negativ aufgrund großer Schwachpunkte festsetzte.
„Sonic the Hedgehog 2“ knüpft zeitlich zwar nicht nahtlos an den Vorgänger an (die genaue Zeitspanne zwischen beiden Filmen wird indes nicht ganz klar. Der Schurke hat jedenfalls ziemlich lange Zeit in Isolation auf dem Pilzplaneten verbracht, auf den er am Ende des ersten Teils verbannt wurde), fühlt sich aber dennoch so an, als hätte man ihn direkt im Anschluss an „Sonic 1“ gedreht. Sämtliche Darstellerinnen und Darsteller agieren in ihrem bewährten Modus. Die Bildsprache – einschließlich der Qualität der Effekte – schwankt erneut zwischen solide-bodenständig und überdreht-reizüberflutend. Und sowohl die Querverweise auf die Inspiration durch die Spiele als auch die Gags und Popkulturreferenzen kommen in derselben Schlagzahl daher wie schon in Teil eins. Gleichwohl ist „Sonic the Hedgehog 2“ insgesamt der rundere und auch der überraschendere Film. Trotz der insgesamt doch eher durchschnittlichen Zutaten trumpft das Drehbuch des wiederkehrenden Autoren Josh Miller und seinem neuen Co-Schreiber John Wittington (war bereits für Teil eins an der Story beteiligt) kann „Sonic 2“ immerhin an einem entscheidenden Story-Wendepunkt massiv überraschen – das lässt sogar den zu Beginn des Films übertrieben anmutenden „Don’t Spoiler!“-Spot plausibel erscheinen.
„Trotz der insgesamt doch eher durchschnittlichen Zutaten trumpft das Drehbuch des wiederkehrenden Autoren Josh Miller und seinem neuen Co-Schreiber John Wittington kann ‚Sonic 2‘ immerhin an einem entscheidenden Story-Wendepunkt massiv überraschen.“
Genauso plausibel wie die Tatsache, dass man nicht nur der Kontinuität wegen an der Stammbesetzung festgehalten hat. James Marsden („Mädelsabend“) gibt erneut den durch und durch charismatischen Sympathling, der sich gemeinsam mit seiner Freundin (Tika Sumpter) seinem stachelig-blauen Ziehsohn Sonic angenommen hat. Im Deutschen agiert Julien Bam als animierte Hauptfigur so überzeugend, wie man es ohne professionellen Synchronhintergrund eben kann und Jim Carrey („Dumm und dümmehr“) durchläuft im Vergleich zu Teil eins sogar eine Steigerung in Sachen Absurdität. Und auch wenn seine übertrieben-exzentrische Performance durchaus als anstrengend empfunden werden kann, steht es der Auslegung seiner karikierenden Schurkenfigur gut zu Gesicht, dass er in „Sonic the Hedgehog 2“ sogar noch eine Schippe drauflegt. Sein wie besessen seinem Erzfeind Sonic nachjagender Dr. Robotnik ist der perfekte Antagonist für einen Film, der sich im Großen und Ganzen eher an ein junges Zielpublikum richtet. Sein Auftreten ist zielsicher und imposant genug, um ein weniger filmerfahrenes Publikum einzuschüchtern, gleichsam aber so abgedreht und comichaft, dass sich eine ernsthafte Furcht nie einstellt. Dazu ist sein Charakter letztlich einfach viel zu abgehoben und überdreht. Dasselbe gilt für seinen animierten Handlanger Knuckles, dessen Bedrohung stets dadurch aufgehoben wird, dass er – immer alles exakt wörtlich nehmend – eine ziemlich lange Leitung hat sowie diverse Anweisungen missversteht.
Apropos junges Zielpublikum: Während der Entstehung dieser Zeilen ist „Sonic the Hedgehog 2“ noch ab 12 Jahren freigegeben. Ein Todesstoß für einen Film dieser Kategorie, gegen den der Verleih bereits angeht. Tatsächlich ist eine derart hohe Freigabe im Anbetracht des Action-, geschweige denn Gewaltgehalts absolut unverständlich. „Sonic the Hedgehog 2“ ist frei jedweder brutalen Auseinandersetzung und die Reizüberflutung ob der knallbunt-rasanten, von jeder Menge CGI unterstützten Verfolgungsjagden und Co. vielleicht für manch allzu junge Zuschauer:innen leicht überfordernd, aber längst nicht nachhaltig verstörend. Erst recht, weil die Grenzen zwischen Gut und Böse einmal mehr sehr klar ausfallen. Und „das Böse“ eben auch gar nicht so böse ist respektive auftritt. Darüber hinaus gibt es mit der orangefarbenen, doppelschwänzigen Füchsin Tales eine neue, sympathische Identifikationsfigur, die fortan gemeinsam mit Sonic Abenteuer bestreitet, bevor sich im letzten Drittel noch ein dritter Teil zu diesem Held:innenduo hinzugesellt. Das ist der Übersicht über die Actionszenen zwar nur bedingt zuträglich, erhöht das Tempo aber nochmal massiv uns sorgt für den ein oder anderen charmanten Freundschaftsmoment, der „Sonic 2“ einen Tick emotionaler macht als Teil eins.
„‚Sonic the Hedgehog 2‘ ist frei jedweder brutalen Auseinandersetzung und die Reizüberflutung ob der knallbunt-rasanten, von jeder Menge CGI unterstützten Verfolgungsjagden und Co. vielleicht für manch allzu junge Zuschauer:innen leicht überfordernd, aber längst nicht nachhaltig verstörend.“
Trotzdem bleibt „Sonic 2“ letztlich eher ein Film der Kategorie „nett“. Das ist besser als „vollkommen vergessenswert“; Hat er doch Szenen, die positiv herausstechen und obendrein genügend (visuelle) Reize, um den Kinobesuch kurzweilig und – gerade für ein junges Publikum – durchgehend aufregend zu gestalten. Trotzdem wird auch „Sonic 2“ kein Film werden, an den man sich noch in Jahren erinnern wird. Dafür bleibt die Formel zu sehr im business as usual-Modus verhaftet und dadurch einfach schon tausendmal gesehen…
Fazit: „Sonic the Hedgehog 2“ ist im Großen und Ganzen besser als sein Vorgänger, sticht aus der Masse an CGI-lastigen Action-Abenteuer-Produktionen aber noch nimmer nicht zur Genüge heraus, als dass man sich noch in vielen Jahren an den Film erinnern wird.
„Sonic the Hedgehog 2“ ist ab dem 31. März 2022 in den deutschen Kinos zu sehen.