Meg 2 – Die Tiefe

Hai-Rise statt High-Rise. Ist Ben Wheatleys MEG 2 – DIE TIEFE, die Fortsetzung des auf allen Ebenen, außer der wirtschaftlichen, enttäuschenden Blockbusters „Meg“ von 2018, ein Sommer-Hailight, oder will man noch während des Films direkt in die Haia?
Darum geht’s
Als Leiter eines Forschungsteams unternehmen der eigenbrötlerische Jonas Taylor (Jason Statham) und seine Crew aus ambitionierten Meeresbiologen eine waghalsige Erkundungstour in die tiefsten Tiefen des Ozeans. Über ihnen kreisend: eine Gruppe Megalodons rund um die in Gefangenschaft aufgewachsene Hai-Dame Haiqui, die aus ihrem überdimensionalen Aquarium entkommen ist. Der Tauchgang entwickelt sich zu einem Desaster. Zunächst durchkreuzt ein skrupelloser Minenkonzern ihre Mission, Teile des Teams entpuppen sich als Widersacher und schließlich läuft alles auf einen erbitterten Kampf ums Überleben hinaus. Denn allerhand prähistorisches Meeresgetier hat es auf die Crew abgesehen und nimmt straight Kurs auf ein Feriendomizil, auf dem sich Tausende von Touristinnen und Touristen befinden, die doch eigentlich nur ein wenig Spaß haben wollten…
Kritik
Als sich das Hollywoodstudio Warner Bros. 2018 dazu entschloss, für ein Riesenhai-Trashspektakel über 100 Millionen US-Dollar auf den Tisch zu legen, entpuppte sich das als die absolut richtige Entscheidung. Nachdem die „Sharknado“-Reihe einen neuen Hype um die zum Monster hochgejazzten Meeresbewohner kreiert hatte, war das Subgenre „Hai-Horror“ fester Bestandteil diverser Billigfilm-Schmieden. Das sollte doch auch mit mehr Budget funktionieren!? Hat es! An den mittelmäßigen bis schwachen Besprechungen kann es jedenfalls nicht gelegen haben, dass „Meg“, mehr Action- als Horrorfilm, international rund das Vierfache seines Budgets wieder eingespielt hat. Das ging vermutlich eher auf das Konto anderer Komponenten. Zum Beispiel auf das des Engagements von Actionikone Jason Statham („Fast & Furious: Hobbs and Shaw“), der hier höchstpersönlich den Kampf gegen den Riesenhai angetreten hat. Aber auch die Marketingkampagne mit ihren herausragenden Plakaten und den (zu!) viel versprechenden Trailern ließ im Vorfeld Lust auf einen Film aufkommen, der diesen Erwartungen am Ende nicht standhalten konnte. Handwerklich solide, aber völlig austauschbar und obendrein viel zu humorlos inszeniert, gelang es Regie-Handwerker Jon Turteltaub damals nicht, „Meg“ zu dem zu machen, was er hätte sein können. Oder wenigstens halbwegs unterhaltsam…

Die 14-jährige Nachwuchsforscherin Meiying (Shuya Sophia Cai) hat sich gegen Jonas‘ Willen der Forschungseinheit angeschlossen.
Nach diesem – abseits des Einspiels natürlich – eher wenig befriedigenden Rückblick auf den ersten Teil standen die Zeichen für die Fortsetzung „Meg 2 – Die Tiefe“ dann doch überraschend gut. Mit der Verpflichtung von Ben Wheatley („High-Rise“) traf das Studio zwar nicht unbedingt eine nahe liegende, aber spannende Wahl. Bediente es sich doch einmal mehr an einem bislang vorwiegend im Independent-Bereich tätigen Genre-Regisseur. Im besten Fall fallen dadurch ein wenig Prestige und Handschrift auf ein Konserven-Produkt und im Gegenzug können sich Indie-Filmer so an hohe Budgets, größere Sets und die starren Auflagen von Hollywoodstudios gewöhnen. Identisch besetzt blieben derweil die Autoren-Posten. Das Triple aus Jon und Erich Hoeber („Transformers: Aufstieg der Bestien“) sowie Dean Georgaris („Der Manchurian Kandidat“) hatte in dieser Konstellation schon an „Meg“ zusammengearbeitet. Und auch vor der Kamera finden sich neben Jason Statham so einige Rückkehrer auf der Meeresforschungsstation ein, um die Megalodons ein zweites Mal zu studieren – und daran kläglich zu scheitern. Sogar eine 3D-Auswertung bekommt „Meg 2“ spendiert. Und sowohl die Plakat- als auch die Trailerkampagne konnte lange darüber hinwegtäuschen, dass ja schon beim ersten Teil nur fälschlicherweise alles so schien, als bekämen wir es hier mit einem Highlight (oder wenigstens Hai-Light) des Kinosommers zu tun. Immerhin: „Meg 2 – Die Tiefe“ liefert auf der Zielgeraden deutlich mehr und besser ab als sein Vorgänger. Da haben die vorab angekündigten Bilder eines mit Speer bewaffneten Jason Statham, der auf einer Riesenwelle reitet und sich anschließend mit bloßen Füßen einen Hai vom Leib hält, nicht zu viel versprochen. Nur leider geht „Meg 2“ nicht nur diese zwanzig Minuten…
„Das Szenario und die Figuren sind schließlich längst etabliert, die wahre Größe des Megalodon enthüllt. ‚Meg 2 – Die Tiefe‘ könnte also von Anfang an in die Vollen gehen. Aber Pustekuchen!“
Mit seinen 116 Minuten ist die Fortsetzung zwar nur wenige Minuten länger als „Meg“. Trotzdem fühlt sich diese Laufzeit diesmal noch deutlich unnötiger an. Das Szenario und die Figuren sind schließlich längst etabliert, die wahre Größe des Megalodon enthüllt. „Meg 2 – Die Tiefe“ könnte also von Anfang an in die Vollen gehen. Aber Pustekuchen! Anstatt einfach dort weiterzumachen, wo der Vorgänger aufgehört hat, konfrontiert das Skript den raubeinigen Meeresforscher (und Öko-Terroristen) Jonas Taylor sowie seine Crew mit einem neuen Projekt in der bislang unerforschten Tiefsee. Nachdem bereits im Prolog von „Meg 2“ sogar Dinosaurier auftauchen und eine Tauch-Einheit mit der vermeintlich gezähmten Megalodon-Dame Haiqui fast schief geht, ist dann erstmal Schluss mit Haien. „Meg 2“ wird fortan zu einem Tauchthriller, in dem die Forscher erst mit technischen Komplikationen, dann mit einem Feind innerhalb und außerhalb der eigenen Reihen und schließlich mit einer eigentlich unmöglichen Aufgabe konfrontiert werden: in futuristischen High-Tech-Anzügen drei Kilometer auf dem Meeresboden bis zur nächsten Forschungseinrichtung zu spazieren. Natürlich mit gerade so viel Sauerstoff ausgestattet, dass die Aktion auf Messers Schneide steht. Und umgeben von allerhand Meeresgetier, von dem man nicht weiß, ob es gut oder böse ist. Die Megalodons bleiben in dieser Phase allenfalls als kreisende Schatten über der Crew identifizierbar. Stattdessen kristallisieren sich später – wie schon bei „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ Riesenheuschrecken statt Dinos – ganz andere Bestien als Killer-Antagonisten heraus…
Diese die erste Hälfte des Films dominierende Passage auf dem Meeresboden ist handwerklich in Ordnung inszeniert. Generell muss sich „Meg 2 – Die Tiefe“ viel Kritik gefallen lassen. Mit Ausnahme des abgedrehten Finals, das manch weirdes Effektdesign hervorbringt, lässt sich der technischen Aufmachung allerdings kaum etwas vorwerfen. Der Film ist zwar nicht besonders schön; da war Ben Wheatley in seinen bisherigen Filmen deutlich ästhetischer (und visionärer) unterwegs. Aber für einen 129-Millionen-Dollar-Blockbuster der Post-„Avatar hat das Optimum an Unter-Wasser-Animation herausgeholt“-Ära fällt das primär am Computer generierte Setdesign grundsolide aus. Leider kann Kameramann Haris Zambarloukos („Belfast“) kaum bis gar nichts aus der eintönig-matschigen Blau-Grau-Optik herausholen. Dafür gefallen die seltenen Lichtspielereien mit wunderschön designten Meerespflanzen. Auch die rote Beleuchtung der U-Boote sorgt zwischendrin für einige hübsche Kontraste. Die Szenen oberhalb des Meeresspiegels, sei es nun in den Forschungsstationen oder später an Land, wirken da sogar noch weniger ambitioniert fotografiert. Ein einheitlicher Look lässt sich aus „Meg 2“ jedenfalls nicht herauslesen. Weder in der Verwendung verschiedener Farbspektren noch in der Ausleuchtung oder anderer Kameraspielereien. Insbesondere das einfach nur Fun Island betitelte Urlaubsparadies, das im letzten Drittel im Mittelpunkt steht, sieht überraschend wenig einladend aus. Dabei ist so eine kleine Insel mit kristallklarem Wasser, weißem Sandstrand und diversen Tourist:innen in knallbunten Wassergefährten eigentlich ideal für eine visuell grelle Überhöhung.
„Hat ‚Meg 2 – Die Tiefe‘ alle Figuren etabliert, geht es ab. Zwar auch eher unter Zuhilfenahme einer angriffslustigen Meute prähistorisch aussehender Riesenechsen anstatt der titelgebenden Megs, aber immerhin: Es läuft!“
So aber schleppen sich die Charaktere erst einmal durch die Tiefsee. Ausgestattet mit Expositionsdialogen aus der Hölle, die hin und wieder von (immerhin ausgestellt augenzwinkernden) One-Linern Stathams unterbrochen werden. Kaum ein Wortwechsel unter den Figuren fühlt sich lebensecht an. Stattdessen erfordert es die bisweilen unnötig wirr erzählte Handlung fast sogar, dass man permanent die Positionen der Crew sowie die Motivation der Schurken herunterbetet. An Mainstream-Blockbuster-Verhältnissen gemessen (und mit einer FSK-Freigabe ab 12 ist auch „Meg 2“ exakt als ein solcher ausgelegt), geht das Skript immerhin bemerkenswert konsequent mit allen Beteiligten um. Spätestens nach dem ersten Drittel ist nicht mehr abzusehen, wer diese Expedition tatsächlich überleben wird. Gleichwohl erstickt Wheatley diese Spannung irgendwann – und seien wir ehrlich: endlich! – im Keim. Hat „Meg 2 – Die Tiefe“ alle Figuren, inklusive die Szenendiebe Cliff Curtis („Reminiscence“) und Page Kennedy („Some Difference“) als dauerbrabbelndes Buddy-Duo Mac und DJ, etabliert, geht es ab. Zwar auch eher unter Zuhilfenahme einer angriffslustigen Meute prähistorisch aussehender Riesenechsen anstatt der titelgebenden Megs, aber immerhin: Es läuft!
Oder besser: Sie laufen! An Land von Fun Island entspinnt sich eine abstruse Hatz. Menschen gegen Reptilien, Menschen gegen Menschen, Menschen gegen Hubschrauber, Hubschrauber gegen Riesenkraken. Das von Sekunde zu Sekunde an Wahnwitz und Absurdität zunehmende Spektakel macht nun auch endlich die Laune, die der Trailer verspricht. Und lässt Ben Wheatley zudem Teile seiner Stärken ausspielen. Während er auf der einen Seite Jason Statham auf einem Jet Ski (allein!) gegen drei Megalodons kämpfen lässt, kümmert sich der Rest seiner Crew um das Chaos an Land. Geschickt springt die Handlung immer wieder von einem Setpiece zum anderen und holt mithilfe der punktgenauen Platzierungen der Szenenwechsel das Optimum an Dynamik aus dem Schlussakt heraus. Da darf Statham dann auch mit explodierenden Speeren auf Riesenhaie feuern oder einzig und alleine mit einer Metallkette bewaffnet einen Megalodon auf Abstand halten. Während an Land ein überdimensionaler Oktopus mit einem Helikopter kämpft, aus dem Menschen springen und in viel zu großen Bögen immer genau da landen, wo sie dann doch für einen kurzen Moment in Sicherheit sind. Jetzt scheint auch der Cast zu wissen, in was für einem Film er mitspielt und stellt von „Wir sind ein bierernster Tiefseethriller“- auf „Wir schlagen abstruse Wassermonster mit reiner Muskelkraft und Taktik in die Flucht“-Modus um. Die ellenlangen Erklärmonologe von Schurkenseite haben da überhaupt keine Möglichkeit mehr, sich auch nur annähernd bremsend auf das Geschehen auszuwirken. Schade, dass man für dieses Finale erst eineinhalb lahme Stunden über sich ergehen lassen muss.
Fazit: Eineinhalb Stunden lahme Tauch-Action für zwanzig Minuten äußerst unterhaltsamen Riesenhai-Wahnwitz. Auch wenn das Ende liefert, steht diese Aufteilung von „Meg 2 – Die Tiefe“ in keinem Verhältnis.
„Meg 2 – Die Tiefe“ ist ab dem 3. August 2023 in den deutschen Kinos zu sehen – auch in 3D.
Nun, ich werde mir das Ding nicht im Kino ansehen, wahrscheinlich. Ich bin irgendwie zu faul geworden, um ins Kino zu gehen. Daran hat leider auch Corona sehr viel Schuld dran. 🤔😔😮Ich gehe immer noch sehr gerne ins Kino, da kann meine Glotze mit 129 cm einfach nicht mithalten, und, solch einen Sound im Kino bekomme ich mit meiner Bose Touch 300 auch nicht hin. Joar, der gute Jason Statham, fur keinen Film zu schade 😎