Arthur der Große

Auf einem Extremsportevent wurden der schwedische Racer Mikael Lindnord und der Streuner Arthur vor vielen Jahren beste Freunde. Der Athlet schrieb seine außergewöhnliche Geschichte in einem Buch nieder, die unter dem Titel ARTHUR DER GROSSE nun auch im Kino zu sehen ist. Das Ergebnis ist ein spannender Mix aus Abenteuer-, Sport und Familienfilm mit viel Flauschcontent.

OT: Arthur the King (USA 2024)

Darum geht’s

Extremsportler Michael Light (Mark Wahlberg) hat einst bei einem wichtigen Rennen einen Fehler begangen, der ihm bis heute nachhängt. Schon kurz davor, seine Karriere an den Nagel zu hängen, beschließt er, noch ein letztes Mal an einem Race der Adventure Racing World Series teilzunehmen. Dafür stellt er ein Team zusammen: Gemeinsam mit der Extremkletterin Olivia (Nathalie Emmanuel), dem Fast-Rentner und Ex-Profi Chik (Ali Suliman) und dem mittlerweile in den Social-Media-Fame abgedrifteten Leo (Simu Liu) reist er in die Dominikanische Republik, um sich mit den Besten der Besten im Laufen, Klettern, Radfahren und Paddeln zu duellieren. Was als sportliche Odyssee beginnt, führt die Vier alsbald mit einem streunenden Hund zusammen, der ihnen auf der Strecke mehr als einmal zur Hilfe eilt. Sie nennen ihn Arthur und bestreiten die Strecke fortan mit ihm gemeinsam. Doch als sich Arthurs Gesundheitszustand kurz vor dem Ziel verschlechtert, gerät der Sieg plötzlich in den Hintergrund…

Kritik

Es gibt zwei Möglichkeiten, Tiere im Film darzustellen. Einmal möglichst nah an der Realität mit all ihren artspezifischen Bedürfnissen und Charakterzügen. In diesem Fall dürfen die Tiere Tiere bleiben. Ganz gleich, was für einen emotionalen Impact sie auf das Geschehen haben. Doch insbesondere in den zahlreichen Pferde-Mädchen-Abenteuern vergangener Jahre setzt man auf eine allzu vermenschlichende Tierdarstellung, in denen die Vierbeiner ihre zweibeinigen Freunde wortwörtlich verstehen und sogar ihre Verhaltensweisen übernehmen. Neben Pferden sind davon seit jeher auch Hunde betroffen. Wir erinnern uns an die tollkühnen Abenteuer von Lassie, Bailey und Co., in denen die natürlich auch in Wirklichkeit cleveren Tiere einfach noch einen Tick cleverer und sogar zu hochkomplexen Gedankengängen fähig sind. Was diese Tiere tun, gibt es dann doch nur um Film.

Michael (Mark Wahlberg) stellt ein Team zusammen.

Im Falle von „Arthur der Große“ mutmaßt man zunächst Letzteres. Allzu heroisch blicken der titelgebende Hund Arthur und sein Filmherrchen Mark Wahlberg („Transformers – Ära des Untergangs“) auf dem Filmplakat in der Ferne. Und auch der Beiname „der Große“ deutet ja schon an, dass es hier um einen ganz besonderen Vierbeiner gehen muss, sonst hätte man schließlich keinen Film nach ihm benannt. Doch nicht nur beim Gesamtkonzept kommt der Geschichte zugute, dass sie sich so tatsächlich vor einigen Jahren zugetragen hat; Wenngleich Drehbuchautor Michael Brandt („Overdrive“) die wahren Ereignisse aus dramaturgischen Gründen ein wenig zurechtgestutzt hat. Gleichwohl legt Arthur im Laufe des Films zwar eine abenteuerliche Reise durch den Dschungel der Dominikanischen Republik zurück, irgendwelche besonderen Fähigkeiten hat er jedoch nicht. Und selbst wenn sich hier und da Ansätze davon zeigen, dass Arthur vielleicht doch menschlicher denkt, als es dem Authentizitätsgefühl guttut, genügt ein Blick auf die Vorlage, damit sich diese Anflüge von Vermenschlichung in Luft auflösen.

„Arthur im Laufe des Films zwar eine abenteuerliche Reise durch den Dschungel der Dominikanischen Republik zurück, irgendwelche besonderen, ihn dadurch vermenschlichende Fähigkeiten hat er jedoch nicht.“

Für einen Film, der den Namen des Tieres sogar im Titel trägt, geht es in „Arthur der Große“ erstmal wenig um den Hund. Stattdessen dreht sich alles um den von Mark Wahlberg mit viel Engagement und Leidenschaft gespielten Michael Light. Der wiederum basiert auf dem schwedischen Extremsportler Mikael Lindnord, der nicht nur am Drehbuch mitgewirkt, sondern auch die Romanvorlage „Arthur – Der Hund, der den Dschungel durchquerte, um ein Zuhause zu finden“ geschrieben hat. Lindnord nahm 2014 an den World Championships der Adventure Racing World Series teil. Im Grunde die Weltmeisterschaft im Extremsport des „sich in vier Disziplinen durch unwegsames Gelände Kämpfens“: Laufen, Radfahren, Klettern und Paddeln. Nach einer schwerwiegenden Fehlentscheidung in einem früheren Rennen ist Michael Light zu Beginn des Films ein eher belächelter Fast-Ex-Sportler, der es noch ein letztes Mal wissen will – und dafür in bester „Avengers“-Manier ein Team aus Kolleginnen und Kollegen zusammenstellt. Michaels im Eilverfahren abgehandelte Akquise bei möglichen Sponsoren und Mitathlet:innen gibt das von Anfang an hohe Filmtempo vor. Alles rast auf den sportlichen Wettkampf zu, denn dass es Michael gelingt, an diesem überhaupt teilzunehmen, steht ja sowieso nie außer Frage. Trotzdem ist es gut, dass das Skript diese Vor-Wettkampf-Phase nicht ausspart. Schließlich sollen uns Michael und sein Team ja bis zum Filmende immer mehr ans Herz wachsen – und sie sich selbst.

Parallel zu den Vorbereitungen auf das Rennen folgen wir dem dato noch namenlosen Streuner Arthur durch die engen, vielbefahrenen Gassen von Santo Domingo, immer auf der Suche nach Futter und auf der Flucht vor weniger freundlich gesinnten Straßenhunden. Wer nicht weiß, worum es in „Arthur der Große“ geht, kann sich da schon fragen, wie diese beiden – zunächst ja auch räumlich extrem weit auseinanderliegenden – Handlungsstränge überhaupt zusammenfinden sollen. Doch natürlich werdem sich die Wege des Hundes und des Racing Teams irgendwann kreuzen.

Filmhund Ukai ist ein Mix aus einem Australian Shepherd, einem Border Collie und einem Bouvier des Flandres.

Bis es so weit ist, folgt der Film den Strapazen, denen sich der zwar körperlich gut trainierte, aber emotional mit der Situation hadernde Michael, der mit Knieproblemen kämpfende Chik, die selbstbewusste Kletterexpertin Olivia und der vorwiegend in seinen Social-Media-Welten versunkende Leo ausgesetzt sehen. Vor der Traumkulisse der Dominikanischen Republik (Kameramann: Jacques Jouffret, „Gran Turismo“) dürfen wir spektakulärem Extremsport beiwohnen, in deren besten Momenten einem schon mal der Atem stockt. Ein Szene, in der sich Michael an einer Zipline an seiner festgefahrenen Kollegin Olivia vorbeihangeln muss, indem für einen kurzen Moment die Öse seines Geschirrs öffnet, inszeniert Regisseur Simon Cellan Jones („The Family Plan“) als hochintensiven Moment, bei dem sich die Anspannung wie selbstverständlich auch auf das Publikum überträgt. Momente, in denen das Team mit Fahrrädern auf den Rücken (und ohne Sicherung!) eine steile Felswand hinaufklettert oder in einem Höllentempo die Serpentinen der Insel herunterrast, pumpen ebenfalls ordentlich Adrenalin in die Zuschauenden. „Arthur der Große“ ist nicht nur ein Film für Hundeliebhabende, sondern auch für Extremsportfans.

„Der Sport rückt mehr und mehr in den Hintergrund des Films, aber auch des Teams. Stattdessen dominiert das sukzessive Zusammenwachsen von Mensch und Tier sowie vor allem von Mensch und Mensch, bis es irgendwann nicht einmal mehr um das Gewinnen des Wettkampfes geht.“

Doch der Film trüge nicht seinen Titel, wenn nicht irgendwann doch noch Arthur selbst aufs Parkett träte. Dessen Weg kreuzt alsbald jenen der Sportler:innen. Und nachdem Michael während einer Pause seine Fleischbällchen mit dem Streuner teilt, folgt dieser ihnen auf Schritt und Tritt. Und aus dem bloßen Folgen wird schon bald ein aktives Begleiten. Nicht zuletzt, weil es sich bei dem echten Arthur ursprünglich um einen Reisegruppen-Begleithund handelte, ergeben sich für das Team Momente, in denen sich der Vierbeiner gar als Lebensretter erweist. Etwa weil er Leo bellend davon abhält, im Dunkeln auf einen steilen Abhang zuzugehen. Fortan rückt der Sport mehr und mehr in den Hintergrund des Films, aber auch des Teams. Stattdessen dominiert das sukzessive Zusammenwachsen von Mensch und Tier sowie vor allem von Mensch und Mensch, bis es irgendwann nicht einmal mehr um das Gewinnen des Wettkampfes geht. Man mag es für inkonsequent halten, dass „Arthur der Große“ gen Ende hin das sentimentale Loblieb auf die Beziehung zwischen Mensch und Hund der Ode an den Extremsport vorzieht. Gleichzeitig gefällt es aber auch, dass Cellan Jones nicht das erwartbare Rennfinish als abgegriffenes Schlussbild bemüht, sondern sich im letzten Filmdrittel nochmal ganz auf Arthurs außergewöhnliche Heldenreise konzentriert. Das macht „Arthur der Große“ auf der Zielgeraden dann doch noch zum Hundefilm am Rande eines Sportevents und nicht andersherum.

Fazit: „Arthur der Große“ ist ein spannender Abenteuerfilm, der mit fortlaufender Dauer mehr und mehr zum Loblied auf die Beziehung zwischen Mensch und Hund wird. Hier kommen sowohl die Fans atemberaubenden Extremsports als auch von niedlichem Hundecontent auf ihre Kosten.

„Arthur der Große“ ist ab dem 25. April 2024 in den deutschen Kinos zu sehen.

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