Schlagwort-Archiv: Sportfilm

Gran Turismo

Wenn Gamer zu echten Rennfahrern werden, klingt das erst einmal wie die Idee einer typischen Game-Verfilmung. Doch Erstens ist GRAN TURISMO kein Game, sondern eine Simulation. Und Zweitens ist das, was Neill Bloomkamps jüngste Regiearbeit erzählt, keine Fiktion, sondern tatsächlich so passiert.

OT: Gran Turismo (USA/JPN 2023)

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King Richard

Kein Biopic über die Williams-Schwestern Venus und Serena selbst, sondern ihres ehrgeizigen Vaters Richard ist es geworden. Doch trotz erster Zweifel über die Erzählperspektive ist KING RICHARD ein Film über die gesamte Williams-Familie geworden und auch ohne die größten Ecken und Kanten ein spannender Blick hinter die Kulissen des von Weißen dominierten Tennis-Zirkus‘. Mehr dazu verraten wir in unserer Kritik zum Oscar-Kandidaten.

OT: King Richard (USA 2021)

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12. August 2021: Die deutschen Kinostarts

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY. Diese Woche geht es um den 12. August 2021, an dem mit „Free Guy“ ein Film startet, den vorab wohl so keiner richtig auf dem Zettel hatte. Doch nun entpuppt sich das Ryan-Reynolds-Vehikel automatisch als einer der positivsten, sympathischsten Filme des Jahres. Ein Stückweit gilt das auch für „Dream Horse“, einen Film über die wahre Geschichte einer Tippgemeinschaft, die sich ohne jedwedes Fachwissen ein Rennpferd kauft und schon bald Sieg um Sieg einfährt. Nur dass es hier auch ein klein wenig dramatisch zugehen darf. Das andere Ende der Fahnenstange ist mit „Buddy Games“ dann übrigens auch erreicht. Ein Kandidat auf den Titel „schlechtester Film des Jahres“.

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Übrigens: Das erste Mal in „Wessels‘ Weekly“-Zeiten gibt es diese Woche keinen Heimkinotipp. Es startet einfach nichts… Ich wünsche Euch natürlich trotzdem viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

FREE GUY | Regie: Shawn Levy | USA 2021

Guy  führt das einfache Leben eines Kassierers bei der Free City Bank. Er strahlt eine positive Einstellung und optimistische Heiterkeit aus und trinkt immer gerne eine Tasse Kaffee. Diese Lebenslust teilt er mit seinem besten Freund Buddy , bis sich eines Tages alles schlagartig ändert. Denn er entdeckt, dass er nichts weiter ist als eine Hintergrundfigur in dem brutalen Open-World Videogame „Free City“. In dem überaus populären Spiel, das von den Soonami Studios und ihrem gierigen Boss Antwan vertrieben wird, regieren Chaos und Zerstörung. Die Spieler in diesem Universum, die keine Hemmungen kennen, erreichen ein höheres Level, indem sie grundlose Gewalt- und Zerstörungsakte begehen. Guy lernt die hyper-attraktive Molotovgirl kennen, in die er sich sofort verliebt. Sie hilft ihm, sich in diesem Spiel zurechtzufinden und damit klarzukommen, dass sein Leben nicht real ist, während da draußen zwei junge Menschen versuchen, ihr Spiel aus den Händen des Konzerns zu befreien.

Für Kenner:innen der Gamingszene ist „Free Guy“ eine Goldgrube, doch auch für alle anderen halbwegs Interessierten erweist sich das Ryan-Reynolds-Vehikel als großes, positiv gestimmtes Vergnügen mit riesiger Gag-Trefferquote, zahlreichen Überraschungen und einer Story ohne Längen, in der alle Beteiligten den Spaß ihres Lebens haben. Dass der Plot in der Realität ein wenig an den Haaren herbeigezogen ist: geschenkt.


DREAM HORSE | Regie: Euros Lyn  | UK 2020

Tagsüber sitzt Jan Vokes (Toni Collette) an der Supermarktkasse, abends hilft sie im Pub des kleinen walisischen Dorfes aus, in dem sie lebt. Die Kinder sind aus dem Haus, ihr Ehemann Brian (Owen Teale) schaut kaum noch vom Fernseher auf und auch sonst ist ihr Alltag alles andere als aufregend. Doch Jan hat einen Traum: Sie will ein eigenes Rennpferd züchten. Obwohl sie weder finanzielle Mittel noch Erfahrung mitbringt, gelingt es ihr überraschend, sowohl Brian als auch den Buchhalter Howard (Damian Lewis) für die Idee zu begeistern. Gemeinsam beschließen sie ein Syndikat zu gründen, das die Kosten für ein Pferd miteinander teilt. Das irrwitzige Projekt reißt die gesamte Nachbarschaft aus ihrer Lethargie und schnell findet sich eine skurrile Gruppe, die sich mit einem Zehner pro Woche beteiligt. Tatsächlich wird bald darauf ein Fohlen namens Dream Alliance geboren…

Es ist eine eigentlich altbekannte Geschichte der Kategorie „Wenn du nur fest daran glaubst, dann wird dein Traum wahr!“. Doch nicht nur die Tatsache, dass „Dream Horse“ eine wahre Geschichte ist, macht diese bezaubernde Tragikomödie zu einem kleinen Kleinod, sondern allen voran das Ensemble, dessen Begeisterung für ihr Pferd jederzeit auf das Publikum überspringt. Einen unverfälschten Blick hinter die Kulissen des Pferderennsports gibt’s außerdem.


TOM & JERRY | Regie: Tim Story | UK/FR/DE/USA 2021

Einen Tag bevor dort die prächtigste Hochzeit des Jahrhunderts stattfinden soll, zieht die freche Maus Jerry in das vornehmste Hotel New Yorks ein. Jerry ist zwar eigentlich ein ganz freundlicher Kerl, aber er ist eben auch dafür bekannt, überall Chaos zu hinterlassen. Der verzweifelten Hochzeitsplanerin Kayla (Chloë Grace Moretz) bleibt nichts anderes übrig, als den Kater Tom zu engagieren, um den ungebetenen Gast loszuwerden. Doch sie ahnt ja nicht, dass sie das Chaos dadurch nur noch schlimmer macht. Dem anschließenden Katz-und-Maus-Spiel droht ihre Karriere, die Hochzeit und möglicherweise das Hotel selbst zum Opfer zu fallen. Doch schon bald taucht ein noch größeres Problem auf: ein teuflisch ehrgeiziger Mitarbeiter, der sich gegen alle drei verschwört…

Der neue Spielfilm aus dem „Tom & Jerry“-Universum punktet mit einer kurzweiligen Comedy-Handlung und  hochengagierten Schauspieler:innen auf der einen, sowie temporeichem Tom-und-Jerry-Slapstick auf der anderen Seite. So richtig zusammen kommt beides nicht. Dennoch macht der Film im Gesamten Spaß.


THE FOREVER PURGE | Regie: Everardo Gout | USA 2021

Die USA in der nahen Zukunft: Die Mauer an der Grenze zu Mexiko wurde erfolgreich errichtet. Noch immer findet jedes Jahr die Purge, die Säuberung, statt: Eine Nacht lang sind alle Verbrechen erlaubt. Doch während selbst deren flammendste Befürworter glauben, dass die wahren Werte verloren gegangen sind, formiert sich mit der Bürgerwehr „Forever Purge“ eine gefährliche Radikale. Ihr Plan ist es, die Regierung zu stürzen und ein Amerika zu errichten, in dem die Purge zum Dauerzustand wird und das Verbrechen regiert. In diesem kurz vor dem Kollaps stehenden Amerika findet sich das mexikanische Pärchen Juan und Adela wieder. Beide sind erfolgreich den Drogenkartellen ihrer Heimat entkommen. Juan verdingt sich als Rancharbeiter für die wohlhabende Familie Tucker und beeindruckt den Patriarchen Caleb. Doch das schürt den eifersüchtigen Zorn von Calebs Sohn Dylan. Da greift am Morgen nach der Säuberung eine Mörderbande die Tucker-Familie an…

Mit „The Forever Purge“ führt Franchiseschöpfer James deMonaco einmal mehr vor Augen, dass er die fantastische Idee hinter der Säuberung nicht verstanden hat, sondern sie erneut als Grundrauschen für einen austauschbaren Horror-Actionfilm nutzt, der auch ohne den Säuberungsgedanken funktioniert hätte. Naja, oder eben nicht.


BUDDY GAMES | Regie: Josh Duhamel  | USA/CAN 2019

Einmal im Jahr veranstalten die fünf Freunde Bob (Josh Duhamel), Shelly (Dan Bakkedahl), Doc (Kevin Dillon), Durf (Dax Shepard) und Bender (Nick Swardson) die sogenannten Buddy Games – einen Wettbewerb voller gefährlicher und pubertärer Aufgaben. Ähnlich der legendären „Jackass“-Stunts. Nur eben viel, viel schlechter. Als eines Jahres Shelly während der Buddy Games bei einem Paintball-Unfall seine Hoden verliert, ist jedoch vorerst Schluss. Erst fünf Jahre später ruft Bob auf Bitten von Shellys Mutter, die sich Sorgen um ihren depressiven Sohn macht, ein Comeback der Buddy Games aus. Dafür hat er sich jede Menge alberne und gefährliche Aufgaben ausgedacht, etwa Abführmittel nehmen und anschließend Frauen in einer Bar ansprechen. Was die Freunde zusammenführen soll, belastet allerdings seine Beziehung zu seiner Noch-immer-nicht-Gattin Tiffany (Olivia Munn)…

Josh Duhamel filmt die „Buddy Games“ verwaschen runter, findet kein Gespür für das Nicht-Vulgäre, rotzt das Vulgäre unmotiviert runter, und dann verweigert sich der Film auch noch, den Figuren wenigstens einen winzigen Hauch der Entwicklung zu spendieren. Wer neugierig auf „Buddy Games“ ist, sollte sich einfach „Catch Me!“ anschauen.

Das startet am 14. November 2019

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, unserer wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um die Startwoche vom 14. November, der gleich drei Filme in die Kinos bringt, die Toplisten-Potenzial besitzen. „Booksmart“ uneingeschränkt, „Le Mans 66“ für Sportfilmfans und „Last Christmas“ für Liebhaber verschrobener Paul-Feig-Komödien. Ähnlich ambitioniert geht auch Julie Delpy mit ihrem Drama „My Zoe“ zu Werke, verheddert sich aber letztlich in ihrer zweigeteilten Geschichte. Und mit „Black and Blue“ kommt der Thriller zurück auf die große Leinwand. Doch das Genre hat insgesamt auch schon Besseres gesehen. 

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

BOOKSMART | Regie: Olivia Wilde | USA 2019

Molly (Beanie Feldstein) und Amy (Kathlyn Dever) haben in der Highschool alles richtig gemacht und ihr ganzes Leben dem Lernen verschrieben. Mit Bestnoten blicken sie nun wohlverdient einer glänzenden Zukunft an Elite-Unis entgegen und herab auf die Loser ihrer Klasse, die immer nur Party gemacht und sich scheinbar nicht um die Schule geschert haben. Doch am letzten Schultag stellt Molly voller Entsetzen fest, dass es auch ihre Mitschüler an die besten Unis geschafft haben – obwohl diese offenbar nur Party im Kopf hatten. Fest entschlossen, sich nichts entgehen zu lassen, überredet sie Amy den Spaß der letzten Jahre in den noch verbleibenden Stunden auf der Highschool nachzuholen. Eine epische Nacht des schlechten Benehmens steht ihnen bevor, an deren Ende eine Lektion steht, die man nicht aus Büchern lernen kann.

„Booksmart“ ist eine erfrischende, moderne Highschool- und Coming-of-Age-Komödie mit liebenswerten Figuren, jeder Menge Dialogwitz und einem zeitgemäßen, positiven Weltbild, das durch eine flott erzählte, herzlich-ehrliche Geschichte vermittelt wird.


LE MANS 66 – GEGEN JEDE CHANCE | Regie: James Mangold | USA/FR 2019

1959 steht Carroll Shelby auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn, gerade hat er das schwierigste aller Autorennen, die 24 Stunden von Le Mans, gewonnen. Seinem größten Triumph folgt eine niederschmetternde Nachricht: Ein Arzt teilt dem furchtlosen Texaner mit, dass ein schweres Herzleiden ihm die Fortsetzung seiner Rennfahrertätigkeit verbiete. Was den ewig einfallsreichen Shelby dazu bringt, sich als Auto-Designer und -Verkäufer neu zu erfinden. In einem Lagerhaus in Venice Beach startet er seine neue Karriere. Zur Belegschaft gehört der heißblütige Testfahrer Ken Miles. Das britische Rennfahrerass ist ein Familienmensch, brillant hinter dem Volant, zugleich jedoch ungehobelt, arrogant und zu keinem Kompromiss fähig. Als Shelby mit seinen Fahrzeugen in Le Mans gegen die des altehrwürdigen Enzo Ferrari antritt, nimmt die Ford Motor Company den Visionär unter Vertrag und beauftragt ihn mit dem Bau des ultimativen Rennautos.

„Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ ist ein leidenschaftliches Porträt an die Zeit, in der Autorennen noch Sport waren und der Wettkampf zwischen Großkonzernen nicht halb so wichtig wie Zusammenhalt und Freundschaft zwischen alten Freunden. Große Bilder, überraschend viel Witz und zwei tolle Hauptdarsteller machen aus James Mangolds Rennsportdrama einen der besten Filme des Jahres.


LAST CHRISTMAS | Regie: Paul Feig | UK/USA 2019

Vom Leben enttäuscht und ohne Zukunftsperspektiven zieht es die junge Kate (Emilia Clarke) zurück in ihre Heimatstadt London. Hier heuert sie als Elf in einem Weihnachtsgeschäft ein. Ihre resolute Chefin (Michelle Yeoh) verzweifelt jedoch regelmäßig an Kates lockerer Arbeitsmoral. Als sie eines Tages nach einer Schicht auf den charmanten Tom (Henry Golding) trifft, scheinen sich die Dinge für Kate zu wenden. Immer häufiger ziehen die beiden gemeinsam um die Häuser, doch richtig nah kommen sich die zwei dabei nie. Immerhin ermutigt Tom Kate, endlich ihrer Leidenschaft, dem Singen, nachzugehen. Kate geht zu Castings und Talentshows, allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Vor allem ihre besorgte Mutter Adella (Emma Thompson) macht sich große Sorgen um ihren Sprössling. Es braucht eben seine Zeit, bis sich die junge Frau entschließt, endlich Menschen in ihr Leben zu lassen und ihren Schutzpanzer abzulegen…

Paul Feigs „Last Christmas“ ist ganz klar der Weihnachtsfilm des Jahres! Nicht nur, weil sich der „Brautalarm“-Regisseur auf vielen Ebenen Dinge traut, die sich sonst keine Filmemacher trauen. Sondern vor allem weil es ihm gelingt, eine gleichermaßen anarchischee wie romantisch-melancholische Komödie zu inszenieren, deren widersprüchliche Ansätze sich nicht gegenseitig bremsen sondern, ganz im Gegenteil, beflügeln.


BLACK AND BLUE | Regie: Deon Taylor  | USA 2019

Nachwuchspolizistin Alicia (Naomie Harris) ist neu in ihrem Job und wird von ihren vorwiegend männlichen und weißen Kollegen äußerst kritisch beäugt. Eines Tages nimmt sie mit ihrer Body-Cam versehentlich den Mord an einem jungen Drogendealer auf. Als sie erkennt, dass der Mord von korrupten Polizisten begangen wurde, schließt sie sich mit der einzigen Person aus ihrem Viertel zusammen, die bereit ist, ihr zu helfen: dem sympathischen, aber misstrauischen Supermarktbesitzer Milo, der selbst schon oft erleben musste, wie es ist, ohne Selbstverschulden in die Hände der Polizei zu gelangen. Jetzt muss Alicia nicht nur ihren Polizei-Kollegen entkommen, die mit allen Mitteln das belastende Material vernichten möchten, sondern auch den auf Rache sinnenden kriminellen Freunden des Drogendealers, denn die Cops haben der Unterwelt von Detroit gesteckt, dass nicht sie, sondern Alicia den Mord begangen hat…

Rassismusanklage trifft Cop-Thriller – und das funktioniert die meiste Zeit über erstaunlich gut. Erst wenn in der zweiten Hälfte von „Black and Blue“ die Genreklischees Überhand nehmen, verliert der Film an Glaubwürdigkeit und Spannung. Schade drum!


MY ZOE | Regie: Julie Delpy | UK/DE/FR 2019

Die erfolgreiche Genetikerin Isabelle (Julie Delpy) ist dabei, sich nach der Scheidung von ihrem Mann ein neues Leben aufzubauen. Sie hat einen neuen Freund, und auch ihre Karriere als Wissenschaftlerin der Genetik will sie wieder neu beleben. Ihr Ex-Mann James (Richard Armitage) kann sich damit allerdings nicht abfinden und macht ihr mit dem Kampf um die Ausgestaltung des Sorgerechts für die gemeinsame Tochter Zoe das Leben schwer. Dabei wollen doch eigentlich beide nur das Beste für ihr Kind. Dann aber kommt es zu einer Tragödie, die die zerbrochene Familie bis ins Mark erschüttert. Zoe wird von heute auf morgen schwer krank und wird den Zustand des Komas nicht mehr verlassen können. Isabelle trifft daraufhin eine Entscheidung und nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand.

Mit „My Zoe“ erzählt Autorenfilmerin Julie Delpy zwei Geschichten in einer – das herbe Familiendrama um Sorgerecht und familiären Neubeginn ist sehr gelungen, der Sci-Fi-Krimi um die Moral des Klonens dagegen nicht.


GOTT EXISTIERT, IHR NAME IST PETRUNYA | Regie: Teona Strugar Mitevska | MKD/BEL/FR/HRV/SVN 2019

„Sag ihnen, du bist 24!“, rät die Mutter, als sie ihre Tochter wieder einmal zu einem Vorstellungsgespräch schickt. Doch Petrunya ist 32 und hat dazu noch eine Wissenschaft studiert, die in Mazedonien niemand braucht: Geschichte. So sitzt sie vor dem potenziellen Arbeitgeber, einem Fabrikbesitzer, der von oben herab auf ihr geblümtes Kleid schaut und sie zu dick und zu alt findet. Auf dem Heimweg – den Job hat sie natürlich nicht bekommen – springt Petrunya ins kalte Wasser.

Es ist Dreikönigstag, und wie jedes Jahr tauchen die jungen Männer der Stadt nach dem heiligen Kreuz, das der Priester in den eisigen Fluss wirft. Doch diesmal ist Petrunya die Schnellste und hält die Trophäe in die TV-Kameras. Die Hölle bricht los, und ihre vermeintliche Heldentat ist ein waschechter Skandal. Aber Petrunya hält das Kreuz fest. Sie hat es gewonnen und wird es nicht aufgeben.


Heimkinotipp: SPIDER-MAN: FAR FROM HOME | Regie: Jon Watts | USA 2019

Seit den Ereignissen in „Avengers: Endgame“ hat sich das Leben von Peter „Spider-Man“ Parker verändert. Er muss nicht nur hilflos mit ansehen, wie seine Tante May mit Happy anbandelt und sein bester Freund Ned ebenfalls plötzlich auf Wolke Sieben schwebt. Es ist vor allem der Verlust seines Mentors und Freundes Tony Stark, der Peter vor neue Herausforderungen stellt. Die bevorstehende Klassenreise nach Europa kommt ihm da gerade recht. Vielleicht ja sogar, um endlich seiner Angebeteten MJ zu gestehen, dass er mehr für sie empfindet, als nur Freundschaft. Im malerischen Venedig angekommen, schlägt die Stimmung jedoch um. Ein Wassermonster attackiert die Stadt, dem sich der charismatische Quentin Beck alias Mysterio mit vollem Körpereinsatz entgegenstellt. Nick Fury stellt ihn Peter als sein neuer Mentor vor. Doch die Bedrohung ist größer als gedacht…

Zwischen High-School-Comedy, klassischer Superhelden-Action und Peter Parkers Versuch, sich selbst zu finden, steckt in „Spider-Man: Far From Home“ vor allem ein hochbrisanter politischer Kommentar darüber, wie es ist, in einer Zeit zu leben, in der sich die Manipulation der Medien und Fake News zur ultimativen Waffe entwickelt haben.

Das startet am 30. Mai 2019

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, unserer wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um die Startwoche vom 30. Mai, an dem es im wahrsten Sinne des Wortes monströs zugeht: Mit „Godzilla II: King of the Monsters“ kommt ein spektakulärer Blockbuster in die Kinos, über den wir leider noch nicht mehr Worte als ein Kurzstatement verlieren dürfen. Mehr dazu gibt’s hier ab dem 28. Mai. Deutlich mehr sagen dürfen wir dagegen zu Dexter Fletchers Elton-John-Musical „Rocketman“ und geben damit direkt eine absolute Sehempfehlung ab. Dasselbe gilt für den Animationsfilm „Mister Link“ und das abenteuerliche Roadmovie „Roads“. Und was es noch so zu entdecken gibt, erfahrt ihr weiter unten im Text.

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

ROCKETMAN | Regie: Dexter Fletcher | UK/USA 2019

Mitte der 1960er-Jahre: Reginald Dwight ist ein ganz normaler Junge in einem Vorort von London, ein bisschen dick, viel zu schüchtern – nur am Klavier fühlt er sich wirklich wohl. Doch als er nach London kommt, kann er endlich seine wahre Leidenschaft ausleben: den Rock ’n’ Roll. Er trifft den Texter Bernie Taupi und erregt schnell Aufmerksamkeit in der Londoner Szene. Nur der Name passt noch nicht: Erst als Reginald sich in Elton John umbenennt, steht seinem raketengleichen Aufstieg nichts mehr im Weg, denn auf der Bühne verwandelt sich der schüchterne Reggie in einen außergewöhnlichen Rocksänger. In kürzester Zeit schießt Elton John ganz nach oben in die Charts, schreibt einen Nummer-eins-Hit nach dem anderen und trägt immer wildere Kostüme und Brillen. Doch wer steil aufsteigt, kann auch tief fallen…

Regisseur Dexter Fletcher inszeniert den Aufstieg und Fall des Weltmusikers Elton John als gleichermaßen melancholisches wie fetziges Musical-Biopic, für das er die widersprüchlichen Attribute seines ebenso schillernden wie tragischen Helden bemerkenswert stimmig unter einen Hut bekommt.


ROADS | Regie:  Sebastian Schipper | DE 2017

Der aus wohlhabenden Verhältnissen stammende, 18-jährige Gyllen (Fionn Whitehead) aus London hat das Wohnmobil seines Stiefvaters entwendet und ist dem Familienurlaub in Marokko entflohen, als er zufällig auf den gleichaltrigen William (Stéphane Bak) aus dem Kongo trifft, der versucht, die Grenze nach Europa zu überwinden, um dort seinen verschollenen Bruder zu suchen. In diesem Moment größter Verlorenheit beschließen die beiden Verbündete zu werden: Angetrieben von jugendlicher Abenteuerlust bahnt sich das ungleiche Paar seinen Weg durch Marokko, Spanien und Frankreich bis nach Calais. Während die Freundschaft und das Vertrauen der jungen Männer zueinander mit jedem Tag wächst, werden sie mit Entscheidungen konfrontiert, die nicht nur ihr eigenes Leben nachhaltig beeinflussen, denn früher oder später müssen sich die beiden ihrer ganz eigenen Realität stellen…

Nach seinem einmaligen One-Shot-Trip „Victoria“ zieht es Regisseur Sebastian Schipper mit „Roads“ wieder in konventionellere Gefilde. Dabei hangelt er sich keineswegs an den klassischen Etappen eines Roadmovies entlang; im Gegenteil! Seine ganz eigene Version davon lebt von einer unberechenbaren Atmosphäre und davon, dass er die Augen nie vor der Realität verschließt.


MISTER LINK – EIN FELLIG VERRÜCKTES ABENTEUER | Regie: Chris Butler | CAN/USA 2019

Sir Lionel Frost hält sich selbst für den weltführenden Erforscher von Mythen und Monstern. Um diesem Anspruch auch gerecht zu werden, begibt er sich auf eine Reise mit dem Ziel, die Existenz des legendären Vorfahren des Menschen, des sagenumwobenen ‚Missing Link‘, zu beweisen. Und tatsächlich wird er fündig: Das Wesen , das er Mister Link tauft, entpuppt sich als harmlose, überraschend clevere und gefühlvolle Kreatur. Mister Link ist der Letzte seiner Art und deswegen sehr einsam. Doch er hat noch eine Hoffnung: An einem sagenumwobenen Ort namens Shangri-La sollen einem Gerücht nach entfernte Verwandte von ihm leben! Sir Lionel muss nicht lange überredet werden und die beiden ziehen gemeinsam los. Unterstützt werden sie dabei von Adelina Fortnight , einer Abenteurerin, die im Besitz der einzigen Karte ist, die sie zu ihrem Ziel führen kann.

„Mister Link – Ein fellig verrücktes Abenteuer“ rangiert tricktechnisch auf gewohnt hohem Niveau, die Geschichte kombiniert eine simple Botschaft mit Laika-typischer Weisheit. Mission geglückt: Das Stop-Motion-Unternehmen kann auch Familienfilm!


GODZILLA II: KING OF THE MONSTERS | Regie: Michael Dougherty | USA/JPN 2019

Bei einem Godzilla-Angriff starb einst der kleine Sohn der Paleo-Biologin Emma Russell (Vera Farmiga). Seither hat sie sich noch ehrgeiziger in die Forschungen gestürzt und sogar einen Weg gefunden, mit den Monstern zu kommunizieren. Auch ihre toughe Tochter Madison (Millie Bobby Brown) ist von ihnen fasziniert. Doch während die Monarch-Mitarbeiter an den Kaijus herumdoktern, erheben sich mehrere gigantische Wesen, die im Begriff sind, den Lebensraum der Menschen für immer zu zerstören: Ghidorah, ein dreiköpfiger Drache, die Riesenmotte Mothra und Rodan, eine Art Urzeitvogel begeben sich rund um den Erdball hinein ins städtische Getümmel und drohen, Abermillionen Menschen zu töten. Doch Emma hat eine Idee, diese Katastrophe aufzuhalten: Sie und ihr Ex-Mann Mark (Kyle Chandler) wollen Godzilla rufen, und sich mit ihm zusammenschließen.

Machen wir uns nichts vor: Für Monsterfilm-Enthusiastin ist „Godzilla II: King of the Monsters“ ein großer Spaß. Doch abseits der großartig getricksten Kaiju-Kloppereien erlaubt sich Michael Dougherty zu viele Blockbuster-Klischeemomente, die Figuren sind uninteressant und die Gesinnung der Charaktere wechselt so häufig, dass man trotz der übersichtlichen Story irgendwann den Überblick verliert.


HIGH LIFE | Regie: Claire Denis | UK/FR/DE/POL/USA 2018

In den Tiefen des Weltalls. Jenseits unseres Sonnensystems. Monte (Robert Pattinson) und seine Tochter Willow (Jessie Ross) leben zusammen an Bord eines Raumschiffs, Raumschiff Nummer 7. Steuerungslos und gänzlich isoliert schweben sie durchs All, der Tag nur gegliedert durch Reparaturarbeiten und tägliche Statusreports an die Erde. Sie sind Teil einer experimentellen Mission, die außer Monte und Willow niemand überlebt hat. Eine Gruppe zum Tod verurteilter Straftäter hat ein Angebot des Staates angenommen: Lebenswichtige Energieressourcen im All zu finden und im Gegenzug dafür die Strafe erlassen zu bekommen. Ein trügerischer Deal. Und für die Crew eine Reise ohne Wiederkehr. So nähern sich auch Vater und Tochter ihrem letzten und unausweichlichen Ziel – dem Schwarzen Loch, dem Ende von Zeit und Raum.

Im Weltall will dich jeder bumsen: „High Life“ ist eine symbolisch aufgeladene Geschichte über Existenz und Begierde, wird von allen Beteiligten aber mit solch einer Lethargie vorgetragen und widerspricht sich zudem in ihrer inneren Logik, dass die neueste Arbeit der französischen Regievirtuosin Claire Denis am Ende vor allem eines ist: ziemlich prätentiös.


MA | Regie: Tate Taylor | USA/JPN 2019

Bei Ma sind alle willkommen. Es scheint ein glückliches Zusammentreffen zu sein: Die liebenswürdige Sue Ann (Octavia Spencer) lebt einsam und allein in einem braven Kaff in Ohio. Neuankömmling Maggie , die gerade erst mit ihrer Mutter hierher gezogen ist, und ihre Freunde wollen feiern – dürfen als Teenager aber noch keinen Alkohol kaufen. Also besorgt Sue Ann ihnen den Stoff. Und bietet den neuen, jugendlichen Freunden auch gleich noch ihren Keller als Partylocation an. Doch es herrschen klare Regeln in Sue Anns Haus: Wer fährt, bleibt nüchtern! Keine Kraftausdrücke! Die oberen Stockwerke sind tabu! Und Sue Ann wird „Ma“ genannt. Bald entpuppt sich die vermeintliche Gastfreundschaft Mas als obsessive Gier nach Gesellschaft. Der scheinbare Teenager-Traum verwandelt sich zum grauenvollen Albtraum. Und Mas Haus wird vom heißesten Schuppen der Stadt zur Hölle auf Erden.

„Ma“ ist so etwas wie ein Nicht-Film – ein Film ohne Spannung und Atmosphäre, der keinerlei Dramaturgie erkennen lässt, eventuelle Überraschungen selbst vorwegnimmt und dann noch nicht mal eine wirklich neue Story erzählt. Auf allen Ebenen missraten.


Heimkinotipp: CREED II: ROCKY’S LEGACY | Regie:  Steven Caple Jr. | USA 2018

Für Adonis Creed (Michael B. Jordan) ist das Leben ein Balanceakt geworden. Neben persönlichen Verpflichtungen und dem Trainingsprogramm zur Vorbereitung auf seinen nächsten Kampf, steht ihm die größte Herausforderung seines Lebens bevor: Da sein Gegner eng mit seiner Familiengeschichte verbunden ist, steht der bevorstehende Kampf im Ring unter besonderen Vorzeichen. Doch Rocky Balboa (Sylvester Stallone) steht Adonis zur Seite und zusammen stellen sich die beiden dem Vermächtnis, das sie verbindet. Dabei werden sie mit der Frage konfrontiert, ob sich der Kampf überhaupt lohnt – letztlich erkennen sie, dass die Familie das Band ist, das alles zusammenhält. Was ist der Stoff, aus dem die Champions sind? Adonis und Rocky begreifen: Egal wohin der Lebensweg führt – niemand kann seiner Vergangenheit entkommen.

Auch für „Creed II“ ändert Steven Caple Jr. wenig an der bewährten Boxfilm-Dramaturgie. Doch das ändert nichts daran, dass das Sequel den ohnehin schon starken ersten Teil noch einmal übertrifft, denn wie der Filmemacher hier die private und die berufliche Ebene zusammenführt und dabei immer wieder die Härte, den Dreck und die Brutalität des Sports betont, ist schlicht atemberaubend.

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