Godzilla vs. Kong

Ein deutscher Streaming- oder gar Kinostart steht für die Monster-Klopperei GODZILLA VS. KONG bislang noch in den Sternen. In den USA kann man das CGI-Spektakel ab sofort bei HBO Max sehen, während der Kampf zwischen den zwei Giganten in anderen Teilen der Erde bereits Leinwandrekorde reißt. Mehr dazu und natürlich zu der Frage, wie der Film denn nun geworden ist, das verraten wir in unserer Kritik.

Godzilla vs. Kong (USA/AUS/CAN/IND 2021)

Der Plot

Seit den Ereignissen von San Francisco und Skull Island weiß die Menschheit, dass sie auf der Erde nicht alleine ist. Gigantische Kreaturen verweilen unter ihnen – darunter auch der in einem Reservat fernab der Zivilisation gehaltene Riesenaffe Kong. Die Wissenschaftlerin Ilene Andrews (Rebecca Hall) hatte sich einst des riesigen Monsters angenommen und fühlt sich für Kong verantwortlich. Genauso wie ihr Schützling Jia (Kaylee Hottle), ein junges Waisenmädchen, das mit dem Menschenaffen kommunizieren kann. Vielleicht ist sie sogar der Schlüssel zum Erfolg über Godzilla. Denn als eines Tages  ein Angriff der vermeintlich besiegten Riesenechse bevorsteht, sieht sich Ilene mit der Bitte konfrontiert, „ihren“ Kong einigen fremden Menschen als eine Art Super-Waffe zur Verfügung zu stellen. Die scheinen vor allem sich selbst und die Erdbevölkerung retten zu wollen. Doch der Kampf zwischen einem wütenden Godzilla und dem noch lange nicht eingeschüchterten Kong nimmt ungeahnte Ausmaße an, die bis tief ins Innere der Erde führen und dort neue, bislang unentdeckte Welten offenbaren…

Kritik

„One Will Fall“ – „Einer wird fallen“ prangt es verheißungsvoll auf dem farbenfrohen Filmplakat zu Adam Wingards Monster-Crossover „Godzilla vs. Kong“. Dass da vermutlich nicht ganz so viel dran ist, kann man sich als Filmfan ausrechnen, wenn man sich einmal die gigantomanische Armada aus Filmmonster-Liebhaber:innen anschaut, die seit 2014 – damals eröffnete Gareth Edwards das Warner-Monsterverse mit seinem umstrittenen Blockbuster „Godzilla“ – auf ein Aufeinandertreffen der beiden Kolosse Godzilla und Kong hofft. Die einen im #TeamKong, die anderen im #TeamGodzilla. Entsprechend selbstredend ist es da, dass ein großes Filmstudio sich kaum dazu hinreißen lassen wird (und kann), einen seiner beiden Monster-Protagonisten tatsächlich „fallen“ zu lassen. Da ist die Ausgangslage nicht viel anders als etwa im Falle des DC-Superduells „Batman v Superman – Dawn of Justice“. Ohne den Ausgang von „Godzilla vs. Kong“ im Detail vorwegzunehmen, so sind die Parallelen darin, wie die Filmemacher:innen die Frage nach dem Ausgang des Duells beantworten, doch verblüffend. Trotzdem haben beide Filme ihre ganz individuellen Stärken und – insbesondere „Batman v Superman“ – vor allem Schwächen. Und darüber, ob es nun verdammt couragiert ist, sich eben nicht auf einen endgültigen Sieger festzulegen, oder aber ob genau das Gegenteil der Fall ist, darüber dürfen sich ab sofort munter die Monsterfilmfans ihre Köpfe zerbrechen.

Die kleine Jia (Kaylee Hottle) hat ein besonderes Verhältnis zu Kong.

Genauso darüber, ob die Drehbuchautoren Eric Pearson („Thor: Tag der Entscheidung“) und Max Borenstein („Kong: Skull Island“) mit ihrer Erzählstruktur nicht vielleicht ein wenig zu sehr in die Verteilung der Sympathien eingreifen. Der Filmtitel „Godzilla vs. Kong“ hebt zwar klar den Kampf beider Giganten hervor (genauso wie in ihren Einzelabenteuern „Godzilla“, „Kong: Skull Island“ und „Godzilla II: King of the Monsters“ zuvor immer genau jenes Monster im Titel genannt wurde, um das es in dem Film primär geht, selbst wenn noch diverse andere gigantische Fantasywesen in der Handlung mitmischen durften), doch ein Großteil des Films entwickelt sich aus der Perspektive Kongs und seiner Weggefährten heraus. Es ist schon auffällig, dass der Riesenaffe sowohl die aller erste Einstellung als auch die aller letzte Szene für sich beanspruchen darf. Und zwischen diesen rund 100 Minuten spielt es vor allem eine Rolle, wie sich Kong-Flüsterin und Wissenschaftlerin Ilene Andrews um das Wohlergehen ihres Schützlings sorgt. Der erst nach rund 40 Minuten zum ersten großen Schlag gegen seinen menschenaffigen Gegner ausholende Godzilla erfährt dagegen die meiste Zeit über eher eine Antagonistenzeichnung. Gleichwohl streut das Skript immer wieder vereinzelte Äußerungen über Godzillas Motivation ein, belässt es somit nicht bei einer alleinigen „Er greift uns an, also muss er der Böse sein!“-Stigmatisierung und erst recht im Anbetracht der Ereignisse in „Godzilla II: King of the Monsters“ zeichnet sich früh ab, dass auch „Godzilla vs. Kong“ auf seinen ganz eigenen, individuellen „Martha-Moment“ hinzusteuern könnte. So viel sei vorab verraten: Einen vergleichbaren Moment gibt es zwar, nur ist dieser hier längst nicht so dämlich geraten, dass es auch noch Jahre später für hämische Memes taugt.

„Ein Großteil des Films entwickelt sich aus der Perspektive Kongs und seiner Weggefährten heraus. Es ist schon auffällig, dass der Riesenaffe sowohl die aller erste Einstellung als auch die aller letzte Szene für sich beanspruchen darf. Und zwischen diesen rund 100 Minuten spielt es vor allem eine Rolle, wie sich Kong-Flüsterin und Wissenschaftlerin Ilene Andrews um das Wohlergehen ihres Schützlings sorgt.“

Ganz anders dagegen die zu Beginn fast schon pointenartig vorgetragenen Wechsel der unzähligen Setpieces. In der ersten halben Stunde springt die Geschichte munter zwischen verschiedenen Firmen, Ländern und Kontinenten hin und her – jeder Szenenwechsel eingeleitet von einer quer über den Bildschirm verlaufenden Schrift in Neonfarben. So sehr man bei einem stets selbstreferenziell in den von ihm bemühten Genres umherspringenden Regisseur wie Adam Wingard („Blair Witch“) davon ausgehen kann, dass diese exaltierten Szenenwechsel auch ein Stückweit augenzwinkernd gemeint sein dürfen (wie oft wurde nicht schon im Blockbusterkino zwischen diversen leinwandtauglichen Setpieces umhergesprungen, bloß weil eine Szene in Land X geiler aussieht als in Land Y), so sensibilisieren sie auch für eine der großen Schwächen von „Godzilla vs. Kong“. Mussten sich schon die Vorgänger immer wieder den Vorwurf anhören, die überbordenden Monsterkämpfe durch zwischenmenschliches Geplänkel weitestgehend uninteressanter Charaktere zu verwässern, etabliert der neueste Monsterverse-Beitrag auf eine fast schon trotzige Art noch einmal eine ganze Reihe mehr Menschenfiguren – eine uninteressanter als die andere. Während Rebecca Hall („The Gift“) das Erzählkonstrukt immerhin solide zusammenhält, obwohl man über ihre Figur der Wissenschaftlerin Ilene Andrews nichts erfährt, was nicht mit ihrer Leidenschaft für den Riesenaffen zu tun hat, entwickelt sich der von Brian Tyree Henry („Widows – Tödliche Witwen“) gespielte Podcast-Moderator Bernie Hayes zu einem höchst streitbaren Zeitgenossen. Gerade in aktuellen Zeiten ist es doch arg fraglich, ob der Charakter eines bekennenden Verschwörungstheoretikers, der neben der Echsenmenschen- und Hohlerde-Theorie noch diversen weiteren Hypothesen Glauben schenkt, wirklich als Identifikationsfigur taugen sollte, zumal sie in „Godzilla vs. Kong“ mit Teilen seiner wahnwitzigen Überlegungen Recht behalten wird. Was daher bleibt, ist ein (gewiss vom aktuellen Zeitgeist eingefärbter) Beigeschmack.

Wissenschaftlerin Ilene Andrews (Rebecca Hall) und Professor Lind (Alexander Skarsgård) beratschlagen über Jias Wichtigkeit im Kampf gegen die Monster.

Doch auch wenn in „Godzilla vs. Kong“ nochmal gefühlt deutlich mehr Menschen vorkommen als in den bisherigen, genau für diese Entscheidung scharf kritisierten Filmen zusammen – neben Rebecca Hall und Brian Tyree Henry spielen unter anderem noch Alexander Skarsgård („Legend of Tarzan“), Millie Bobbie Brown („Enola Holmes“), Julian Dennison („Deadpool 2“), Demián Bichir („The Hateful 8“) und Kyle Chandler („Aufbruch zum Mond“) gewichtige Rollen im Monster-Geleit – so steht diesmal doch vor allem ebenjener Monsterclash im Mittelpunkt. Das erste körperliche Aufeinandertreffen findet zwar erst nach rund 40 Minuten statt (und lässt darauf zudem nur noch ein weiteres, nicht minder ausladendes folgen), entwickelt vor der Panorama-Kulisse eines überdimensionalen Flugzeugträgers – vor allem aber im hellen Sonnenlicht! – jedoch eine ungeheure Wucht. Ganz anders als im vorwiegend bei Nacht spielenden „Godzilla II: King of the Monsters“ zahlt es sich in „Godzilla vs. Kong“ aus, dass weite Teile der ohnehin äußerst opulenten Actionszenen mit viel Übersicht inszeniert und gefilmt wurden. Anders als in ebenjenem Vorgänger bleibt bis zuletzt ein Gespür dafür bestehen, wie die Kräfteverhältnisse von Kong und Godzilla verteilt sind, wer gerade „führt“ und wer den Kampf vielleicht bereits verloren hat. Und wird es doch einmal dunkler – etwa, weil der auszugsweise bereits im Trailer zu sehende Finalkampf teilweise eben doch bei Nacht spielt – sorgt Kameramann Ben Seresin („Pain & Gain“) für eine abwechslungsreiche Bildsprache, die ihren optischen Reiz aus den Fähigkeiten und Eigenheiten zieht, die die hier aufeinander losgehenden Monster mitbringen. „Godzilla vs. Kong“ steht auch audiovisuell ganz im Zeichen seiner Monster.

„Ganz anders als im vorwiegend bei Nacht spielenden „Godzilla II: King of the Monsters“ zahlt es sich in „Godzilla vs. Kong“ aus, dass weite Teile der ohnehin ausladenden Actionszenen mit viel Übersicht inszeniert und gefilmt wurden.“

Für Regisseur Adam Wingard stellt „Godzilla vs. Kong“ derweil das erste großbudgetierte Filmprojekt seiner Karriere dar. Nachdem er in den Genrebeiträgen „You’re Next“, „The Guest“ und „Blair Witch“ sein Wissen um die Mechanismen des Horrorkinos unter Beweis stellte (und damit durchaus aneckte), veranlasste ihn seine vom Publikum gescholtene Adaption der Graphic Novel „Death Note“ zu einem kurzzeitigen Rückzieher aus der Öffentlichkeit als Filmemacher und zu einer dauerhaften aus den sozialen Netzwerken. Morddrohungen durch jedwedes Maß an Höflichkeit und Menschenverstand verlorene „Hater“ dürfte Wingard für seine Rückkehr ins Regiefach kaum befürchten. Im Gegenteil: Der gebürtig aus Tennessee stammende Filmer stellt sich für „Godzilla vs. Kong“ ganz in den Dienst seiner Monster und der Monster-Liebhaber:innen. Nicht nur, indem er auf der Zielgeraden denselben Ansatz verfolgt, wie sein Vorgänger Michael Dougherty und einigen neuen sowie alten Bekannten aus dem Monsterverse Gastauftritte spendiert. Sondern auch, weil sein Gespür für (digitale) Bildgewalten darlegt, wie sehr Wingard um das Potenzial des hier immer weiter wachsenden Filmuniversums weiß. Mit dem Einsetzen des Abspannes ist man sich plötzlich sehr sicher, dass noch viele weitere Filme aus dem Monsterversum ihre Daseinsberechtigung haben werden.

Fazit: Weniger alte Schwächen, mehr neue Stärken und ganz viel Monsteraction – Nach dem angenehm zurückhaltenden Monsterverse-Auftakt „Godzilla“ ist „Godzilla vs. Kong“ das mit abstand stärkste Sequel der stetig wachsenden Blockbusterreihe, deren größtes Versäumnis weiterhin die uninteressanten (Menschen-)Figuren bleiben.

„Godzilla vs. Kong“ ist ab dem 1. Juli in den deutschen Kinos zu sehen.

Ein Kommentar

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