Godzilla II: King of the Monsters

Godzilla II: King of the Monsters

In dem neuen Monster-Blockbuster GODZILLA II: KING OF MONSTERS mangelt es an einem nicht: Monstern! Und genau damit wird der Film die Enthusiasten des Genres abholen. Was der Film für alle anderen bereithält, das verraten wir in unserer Kritik.

Der Plot

Bei einem Godzilla-Angriff starb einst der kleine Sohn der Paleo-Biologin Emma Russell (Vera Farmiga). Seither hat sie sich noch ehrgeiziger in die Forschungen gestürzt und sogar einen Weg gefunden, mit den Monstern zu kommunizieren. Auch ihre toughe Tochter Madison (Millie Bobby Brown) ist von ihnen fasziniert. Doch während die Monarch-Mitarbeiter an den Kaijus herumdoktern, erheben sich mehrere gigantische Wesen, die im Begriff sind, den Lebensraum der Menschen für immer zu zerstören: Ghidorah, ein dreiköpfiger Drache, die Riesenmotte Mothra und Rodan, eine Art Urzeitvogel begeben sich rund um den Erdball hinein ins städtische Getümmel und drohen, Abermillionen Menschen zu töten. Doch Emma hat eine Idee, diese Katastrophe aufzuhalten: Sie und ihr Ex-Mann Mark (Kyle Chandler) wollen Godzilla rufen, und sich mit ihm zusammenschließen.

Kritik

Viele Studiobosse wollen einen zusammenhängenden Filmkosmos in Bewegung setzen, doch nur wenige dieser Versuche gehen auf. So stampfte Universal Pictures nach nur einem einzigen Teil sein ‚Dark Universe‘ bereits wieder ein. Ein anderes, ebenfalls auf Monstern basierendes, Filmuniversum nimmt dagegen langsam, aber zuverlässig Gestalt an: Das ‚MonsterVerse‘ getaufte Franchise der Produktionsschmiede Legendary. Während es das Marvel Cinematic Universe auf 22 Filme in elf Jahren gebracht hat, kommt mit „Godzilla II: King of the Monsters“ nun erst der dritte MonsterVerse-Part innerhalb von fünf Jahren auf die große Leinwand. Los ging alles mit Gareth Edwards‘ hoch atmosphärischem Monsterfilm „Godzilla“, der bei einem Budget von 160 Millionen Dollar weltweit über 529 Millionen Dollar an den Kinokassen generierte. 2017 ließ Jordan Vogt-Roberts darauf „Kong: Skull Island“ folgen, eine actionreiche Neuinterpretation des Riesengorillas King Kong. Mit 566,7 Millionen Dollar lief der Film etwas besser, das Budget fiel mit 185 Millionen jedoch auch etwas größer aus. Ehe sich die gigantische Echse Godzilla und der überdimensionierte Menschenaffe im März 2020 in „Godzilla vs. Kong“ verkloppen, gibt es nun also ein Wiedersehen mit dem Schuppenvieh, das seit Jahrzehnten zu den Kultfiguren des japanischen Kinos zählt und nach einem fehlgeschlagenen Anlauf im Jahr 1998 jetzt auch eine populäre US-Inkarnation aufweist. Und während manche Fans des Monsterkinos Edward‘ „Godzilla“ vorwerfen, sich zu viel Zeit zu lassen, bis man wirklich was vom Titeltier zu sehen und zu hören bekommt, wirft Michael Doughertys Sequel diesen Kaijū-Freunden noch während der eröffnenden Titeleinblendung einen Knochen zu – in Form eines langen, langen, langen Godzilla-Schreis.

Vera Farmiga und Millie Bobby Brown mimen in „Godzilla II“ ein forschendes Mutter-Tochter-Gespann.

Und so beginnt der zirka 130 Minuten andauernde Versuch eines Spagats zwischen den so gegensätzlich funktionierenden Vorgängerfilmen von „Godzilla II: King of the Monsters“. Autor/Regisseur Dougherty und der ebenfalls am Drehbuch beteiligte Zach Shields mühen sich ab, um „Godzilla II: King of the Monsters“ zu einem Teil an Edwards‘ nach dem „Der weiße Hai“-Struktur arbeitenden „Godzilla“ anzulehnen, und zu einem Teil an den videospielesken „Monster, Monster, Monster und Monsteraction überall!“-Film „Kong: Skull Island“. Und dieser Spagat gelingt in diesem 200-Millionen-Dollar-Projekt nur sehr ungelenk: So verharrt „Godzilla II: King of the Monsters“ erzählerisch, ähnlich wie Edwards‘ „Godzilla“, lange bei den menschlichen Figuren. Doch während Bryan Cranston in „Godzilla“ eine magnetische Performance abliefert und Aaron Taylor-Johnson als Soldat, durch dessen Augen wir die monströsen Ereignisse weitestgehend verfolgen, wenigstens eine Handvoll markanter schauspielerischer Momente aufbietet, bleiben die menschlichen Akteure im Sequel durchweg blass. Dass das Skript sie alle (bis auf „Stranger Things“-Star Millie Bobby Brown als profilarme, aber kohärent agierende Teenagerin) zu völligen Wendehälsen verkommen lässt, hindert die Passagen über die Wissenschaftler Dr. Mark Russell, Dr. Emma Russell und die MonsterVerse-Rückkehrer Sally Hawkins und Ken Watanabe zusätzlich: Es ist schier unmöglich, mit den Figuren mitzufiebern oder innerlich gegen sie zu wettern, da ihre Entscheidungen wie beim Schreibprozess ausgewürfelt erscheinen.

„Ja, aber wen interessieren schon die Menschen in einem Monsterfilm?“, werden nun manche fragen. Ein in der Theorie verständlicher Einwurf, der allerdings im Falle von „Godzilla II: King of the Monsters“ durch die schiere Masse an mäandernden Sequenzen über sich beratende, verratende und selbst widersprechende menschliche Rollen niedergeschmettert wird. Auch Edwards‘ „Godzilla“ war nah an den Menschen, schuf daraus allerdings atmosphärisch dicht gefilmte, packend inszenierte Actionpassagen, in denen die ebenfalls zuweilen profilarmen Figuren vor der Zerstörung fliehen. Weitere Spannung wurde dadurch geschürt, dass Edwards‘ Film sukzessive eine Entwicklung von „Was geschieht hier nur?“ gen „Wir sehen die Monsteraction in all ihrer Gloria“ unternimmt.  Dougherty dagegen erzählt in „Godzilla II: King of the Monsters“ lang und breit von den menschlichen Akteuren, schiebt dem Publikum dann aber sehr wohl Godzilla und weitere Monster aus der illustren Riege an riesigen Geschöpfen der Toho-Studios ins Gesicht, statt sie zu mystifizieren. Wo sich „Kong: Skull Island“ jedoch an Zerstörung und Gemetzel ergötzt, schneidet „Godzilla II: King of the Monsters“ oftmals um diese Aspekte herum. Ein großer Teil der Actionsequenzen besteht schlicht daraus, dass Dougherty Godzilla und Konsorten brüllend, schreiend, Flammen oder Strahlen speiend und sich aufbäumend zeigt. Doch weder die Verwüstung von ganzen Landstrichen noch die Klopperei Monster gegen Monster bildet einen Schwerpunkt in der Gestaltung dieser Actionszenen.

Godzilla ist bei Weitem nicht das einzige Monster in „Godzilla II“…

Das führt zweifelsohne (insbesondere für Fans der Kaijū), zu einzelnen Glanzmomenten, etwa, wenn Dougherty in Zeitlupe zeigt, wie die Megamonstermotte Mothra ihre bunt schimmernden Flügel ausbreitet. Generell sind die Digitaltricks in „Godzilla II: King of the Monsters“ stabiler als im wacklig zwischen Pseudorealismus und stilisierter Künstlichkeit schwankenden „Kong: Skull Island“. Trotzdem werden die ausgeleuchteten Nahaufnahmen und halbnahen Shots von computeranimierten Funken, Staubwolken und Monsterschuppen auf Dauer monoton. Doughertys Regieführung ist zielgerichtet genug, dass man nur sehr selten den Überblick verliert, was gerade passiert, das ändert aber nichts daran, dass es mehr Wirkkraft hätte, auch mehr vom eigentlichen Geschehen zu sehen – ganz gleich, ob im „Godzilla“-Katastrophenfilmstil oder in Manier der „Kong: Skull Island“-Monsterexploitation. So hingegen begnügt sich „Godzilla II: King of the Monsters“ trotz cleverer musikalischer Einfälle von Komponist Bear McCreary über lange Strecken mit ziellosem, nur durch eine Handvoll Gags aufgelockertem Geschwafel der Menschenfiguren und dem Aufbäumen, Wiederaufbäumen und Weiteraufbäumen der Monster. Im Finalakt gibt es dann endlich etwas geradlinigere Monster-gegen-Monster-Action, partiell sogar aufregend choreografiert, aber selbst da bleibt das Drumherum an Staub, Funken und Strahlen streckenweise im Vordergrund. Kann man machen, nur welchen Nerv soll das ganz genau treffen? Bleibt zu hoffen, dass „Godzilla vs. Kong“ mehr Wumms hat …

„Machen wir uns nichts vor: Für Monsterfilm-Enthusiastin ist „Godzilla II: King of the Monsters“ ein großer Spaß. Doch abseits der großartig getricksten Kaiju-Kloppereien erlaubt sich Michael Dougherty zu viele Blockbuster-Klischeemomente, die Figuren sind uninteressant und die Gesinnung der Charaktere wechselt so häufig, dass man trotz der übersichtlichen Story irgendwann den Überblick verliert.“ (Fazit von Antje Wessels)

Fazit: „Godzilla 2: King of the Monsters“ legt mehr Wert auf das Gebrüll als auf die Verwüstung – wem’s gefällt…

„Godzilla II: King of the Monsters“ ist ab dem 30. Mai bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.

3 Kommentare

  • Thomas Breuer

    Das mag jetzt päpstlicher als der Papst sein, aber ich glaube „Die Mumie“ war bereits der zweite Film des „Dark Universe“. Es kam damals für sich alleine stehend „Dracula Untold“ heraus und als dann „Die Mumie“ anlief kamen im Rahmen dessen die Ankündigungen mit daß dieser hier im gleichen Universum spiele (es war auch eine Mini Referenz im FIlm) … aber was solls. Am Ergebnis änderts nichts 😉

    • Antje Wessels

      Hallo Thomas, ich übernehme mal rasch für den Autor: Du hast Recht, am Anfang stand „Dracula Untold“, der aufgrund seines Misserfolgs und Desinteresses von Seiten des Publikums relativ schnell aus dem Dark Universe ausgeklammert wurde. Also hat man es mit „Die Mumie“ nochmal versucht. Wäre hieraus ein Erfolg geworden, hätte man „Dracula Untold“ (so war lange die Kommunikation) wohl ausgeklammert und „Die Mumie“ quasi als Auftakt zur Reihe betrachtet. Daher haben wir hier auf „Die Mumie“ verlinkt und nicht auf „Dracula Untold“. Letztlich ist es vermutlich egal, weil ohnehin fraglich ist, ob da noch etwas nachkommt. 🙂 Herzliche Grüße!

      • Thomas Breuer

        Liebe Grüße zurück und Danke für die ausführliche Antwort. Ich merkte eben auch daß ich nur bei euch hier kommentiere wenn ich glaube daß mir eine Umstimmigkeit auffällt, ist sonst garnicht meine Art. Und in dem Falle eh unerheblich (erst recht unter einem Artikel über Godzilla). Bleibt also die spannende Frage ob dieses „Monsterverse“ nach dem Kong FIlm 2020 endet oder ob die Post Credit Scene hier noch weitere Filme angeteasert hat 🙂

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