Breaking Surface

Im vor wenigen Wochen auf dem Fantasy Filmfest gezeigten Tauch-Thriller BREAKING SURFACE geraten zwei Halbschwestern in eine lebensbedrohliche Lage. Ob der Heimkinostart einen Blick wert ist, das verraten wir in unserer Kritik.
Der Plot
Kurz nach Weihnachten wollen die schwedisch-norwegischen Halbschwestern Ida (Moa Gammel) und Tuva (Madeleine Martin) in einem abgelegenen Teil der norwegischen Küste gemeinsam einen Wintertauchgang machen. Doch gegen Ende des Tauchgangs kommt es zu einem Steinschlag, woraufhin Tuvas Beine unter einem riesigen Felsen begraben werden. Nun muss Ida alles dafür tun, ihre Schwester zu retten – doch nicht nur, dass Tuva die bessere Taucherin ist und nun über Funk Ida Anweisungen geben muss: Ida hat eine gigantische Pechsträhne. Der Steinschlag hat ihre Ausrüstung, Telefone und Autoschlüssel vergraben – und Rettung ist weit und breit nicht auszumachen. Es entwickelt sich ein hektischer Wettlauf um das Überleben Tuvas …
Kritik
Die schwedisch-norwegisch-belgische Koproduktion „Breaking Surface“ hätte in Deutschland wohl wahrscheinlich nicht allzu hohe Wellen geschlagen: Skandinavische Thriller ohne Krimieinschlag haben hierzulande einfach keinen nennenswerten Stand in der öffentlichen Filmwahrnehmung. Und das Subgenre der Tauch-Thriller ist zwar ein konstant bedientes, allerdings auch eines, das bloß alle Jubeljahre außerhalb seiner kleinen Nische für Resonanz sorgt. Und dann wird „Breaking Surface“ im deutschsprachigen Raum obendrein als Heimkinopremiere abgewickelt. Doch der neue Film von „New York Waiting“-Regisseur Joachim Hedén wurde vom hiesigen Verleih Koch Media immerhin auf dem österreichischen Genre-Festival Slash sowie auf dem deutschen Fantasy Filmfest platziert. Und auf dem dieses Jahr auf gerade einmal fünf Tage und 21 Filme reduzierten Fantasy Filmfest hat „Breaking Surface“ hörbar Eindruck hinterlassen – und das durchaus verdient. Denn „Breaking Surface“ ist ein schmuck-schnörkelloser, geradliniger Thriller aus der Kategorie „Bei einer Outdoor-Aktivität geht alles schief, was schief gehen kann, und nun geht es um Leben und Tod“, der mit kühlen, schönen Naturaufnahmen und zwei charismatischen, ausdrucksstarken Hauptdarstellerinnen punktet. Sowie mit seiner steilen Spannungskurve.
Beim Fantasy Filmfest war aber auch folgende Beobachtung zu machen: Beim Kölner Screening beispielsweise war im Saal zu spüren, wie der Großteil des Saals mit stockendem Atem gebannt der Story folgte. Doch es gab auch zwei Kollegen, die mehrfach den Film arrogant ausgeschnaubt und sich im Abspann lauthals darüber unterhalten haben, dass sie doch „die ganze Zeit wussten“ dass dieser und jener Versuch Idas fehlschlagen wird und der Film sie doch nicht für dumm verkaufen soll. Worauf wir an dieser Stelle augenrollend antworten wollen: Wer verkauft denn bitte wen für dumm, wenn man sich als übermäßig schlau darstellen will, weil man erahnt, dass bei einem etwa eineinhalbstündigen Film nicht schon in Minute 35 alle Probleme bei Seite geräumt sind? Als sehr geradliniger, in knackigen 82 Minuten durchgezogener Outdoor-Thriller fällt „Breaking Surface“ zwangsweise in sich zusammen, wenn man sich mit verschränkten Armen vor die Leinwand (oder beim Gros des Publikums dieses Films: vor seinen Bildschirm) setzt und sagt: „Ja, das kann ja jetzt noch nicht klappen!“ Natürlich kann das jetzt noch nicht klappen, das ist kein Kurzfilm! In „Breaking Surface“ geht es nicht um das „Was passiert als nächstes?“, denn das Nächste ist zumeist ein weiterer Fehlschlag, sondern um das „Wann passiert endlich wieder etwas Anderes?“, im Sinne von: Wann wird Ida wieder einen Etappensieg haben?
Als sehr geradliniger, in knackigen 82 Minuten durchgezogener Outdoor-Thriller fällt „Breaking Surface“ zwangsweise in sich zusammen, wenn man sich mit verschränkten Armen vor die Leinwand setzt und sagt: „Ja, das kann ja jetzt noch nicht klappen!“
Man muss sich schon in die überforderte Halbschwester versetzen, die sich außerhalb ihres Elements befindet und ihre Berufstaucherin von Schwester zu retten versucht, und mitleiden, um „Breaking Surface“ genießen zu können. Was an dieser Stelle nicht als „Du musst für den Film die Arbeit machen“ zu verstehen ist – denn sofern man nicht mit einer vollauf falschen Grundeinstellung an diese Produktion herantritt, leitet Autor/Regisseur Joachim Hedén alles dafür in die Wege, um sich von diesem kleinen, feinen Film packen zu lassen. So führt Hedén die zwei zentralen Figuren sehr griffig ein, durch eine prägnante Rückblende, die die liebevolle, aber auch komplizierte Beziehung zwischen ihnen etabliert, und durch eine Suspense-Szene, die Tuva als mit allen Wassern gewaschene Profitaucherin zeigt, die mit taffen Situationen klar kommt. Damit ist die Fallhöhe aufgebaut, das Dilemma vorbereitet, dass nachher ausgerechnet die fähigere Schwester Hilfe braucht. Madeleine Martin („Aquilas Geheimnis – Auf der Suche nach dem Piratenschatz“) spielt Tuva sehr charismatisch und griffig als Mamas Liebling, der immer einen flotten Spruch auf den Lippen hat, hinter deren scherzenden Auftreten aber eine abgeklärte Beobachtungsgabe steckt.
Moa Gammel („Helden des Polarkreises“) wiederum ist die emotionalere Schwester, die nicht nur darunter leidet, stets nur Nummer zwei zu sein, sondern derzeit auch eine anstrengende Zeit mit ihrer Familie durchmacht – und nun soll sie souverän und schnell handeln, obwohl sie bloß Gelegenheitstaucherin ist. Eine simple, nicht aber stumpfe Figurenkonstellation, die im Zusammenspiel mit der Panneneskalation bei Idas Rettungsversuchen für große Spannung sorgt. Großen Beitrag dazu leistet auch die Kameraarbeit von Anna Patarakina und Eric Börjeson über wie auch unter Wasser – sie kreieren eisig-kühle, aber klare Bilder, die die Natur Norwegens (und auch im wärmeren Belgien, das bei manchen Szenen als Double herhält) in ihrer Schönheit und potentiellen Gefährlichkeit zeigen. Komponist Patrick Kirst („The Kissing Booth“) unterlegt das aufreibende Geschehen, das in sich völlig plausibel ist, aber halt auch vom Publikum abverlangt, sich darauf einzulassen, dass Personen in einer völligen Stresssituation auch mal dumm verhalten, derweil mit einem atmosphärischen, effizienten, wenngleich nicht sonderlich einprägsamen Score.
„Eine simple, nicht aber stumpfe Figurenkonstellation, die im Zusammenspiel mit der Panneneskalation bei Idas Rettungsversuchen für große Spannung sorgt.“
Und genau in dem Moment, wo „Breaking Surface“ droht, sich zu überdehnen, steigt Hedén aus dem Film aus und lässt einen flotten Rocksong durch den Abspann schmettern, auf dass sich das Publikum wieder aufwärmen kann nach all der Zeit im eiskalten Wasser und dem verschneiten Nirgendwo. Das ist vollauf konsequent, denn auch wenn „Breaking Surface“ eine Komponente hat, die von Schwesterndynamiken, Vertrauen und gegenseitiger Fürsorge handelt, so ist dies primär eben doch ein schmal budgetierter, fähig gemachter, schlichter Thriller. Rein, für Spannung sorgen, raus. Und das erkennt Hedén zweifelsohne.
Fazit: „Breaking Surface“ ist ein kleiner, feiner Thriller über zwei Schwestern, die Tücken der Natur und einer gewaltigen Portion Pech. Packend gefilmt und gut gespielt holt „Breaking Surface“ löblich viel aus seiner schlichten, schnörkellosen Grundidee heraus. Klarer Genrefan-Heimkinotipp!
„Breaking Surface“ ist seit dem 22. Oktober 2020 im Heimkino erhältlich.
Absoluter Schwachsinn.. wenn man auf die blonde Schwester angewiesen ist.. Na Prost… einfach nur blöd und unrealistisch.. absolut nicht sehenswert.. Alles vorhersehbar und zusammen hanglos..
Nun ja, es ist halt nicht James Bond, der die kompetente Frau ungleich kompetenter binnen zwei Minuten rettet und dafür in noblem Ambiente mit Beischlaf belohnt wird.
Es ist die traumatisierte Schwester, die ihr Leben riskiert. Ein Film für Frauen. Ich mochte ihn sehr.