Batman v Superman: Dawn of Justice

Auf diesen Kampf hat eigentlich die ganze Filmwelt gewartet, doch Zack Snyders Superheldenclash BATMAN V SUPERMAN: DAWN OF JUSTICE ist ein in allen Belangen fehlgeschlagener Versuch, das DC-Kino neu zu erfinden. Meine Kritik zu einer der wohl größten Enttäuschungen des Jahres lest Ihr hier.
Der Plot
Bruce Wayne alias Batman (Ben Affleck), jener überragende Streiter für Recht und Ordnung in Gotham City fürchtet, dass die Aktionen eines gottähnlichen Superhelden namens Superman (Henry Cavill) außer Kontrolle geraten könnten, wenn er nicht ständig beaufsichtigt wird. Deshalb legt er sich jetzt mit dem meistverehrten modernen Retter in Metropolis an, während die Welt darüber streitet, welche Art Helden sie eigentlich braucht. Und da Batman und Superman nun einander bekämpfen, taucht unversehens eine neue Bedrohung auf, durch die die Menschheit in brisante Gefahren von ungeahnten Ausmaßen gerät.
Kritik
Betrachtet man einmal die Produktionshistorie von „Batman v Superman: Dawn of Justice“, so stand das Unterfangen des ultimativen Superhelden-Kampfes von Anfang an unter keinem guten Stern. Die Regieauswahl von Zack Snyder wurde belächelt, das Casting von Ben Affleck sowieso und als Warner Bros. bereits vorab ankündigte, man wolle auf DVD und Blu-ray später eine wesentlich härtere Schnittfassung in den internationalen Handel bringen, durfte man eine derartige Marketingtaktik vor allem deshalb infrage stellen, weil sie den Wert der Kinofassung doch auf eine gewisse Weise herunterzog. Doch bekanntermaßen sollte einen all das vorab nicht abschrecken. Zack Snyders Arbeit als Regisseur wird weit unterschätzt, Affleck hat allerspätestens mit „Argo“ seinen angeknacksten Ruf vollumfänglich wiederhergestellt und setzt mein einen Haken hinter den (vermutlich ohnehin ungewollt) unglücklichen PR-Schachzug von Warner, dann stehen dem Superhelden-Clash doch gerade im Anbetracht des heutigen Blockbuster-Produktionsstandards eigentlich alle Türen offen; nicht zuletzt, weil der direkte Vorgänger (oder das, was DC uns als direkten Vorgänger verkauft), „Man of Steel“, durch seine fokussierte Erzählweise, eine ausgefeilt ausgearbeitete Origin-Story und den kühlen Look zu einem sehr feinen Superhelden-Abenteuer avancierte. Doch das ist leider alles Theorie. Denn das, was uns Snyder und sein Team mit „Batman v. Superman“ vorsetzen, geht auf nahezu allen Ebenen so dermaßen schief, dass die schon vorab als vermeintliche Fehlerquellen ausgemachten Faktoren noch das geringste Übel sind.
Beginnen wir diese Besprechung einmal mit einem Blick auf die ersten zwanzig Minuten: „Batman v Superman“ eröffnet mit einer visuell chic in Szene gesetzten, inhaltlich jedoch nicht wirklich relevanten Neuausrichtung der Origins-Story, die dem Publikum den Werdegang von Bruce Wayne alias Batman näherbringt. Für Zuschauer vollkommen jenseits der Materie mag dieser inszenatorische Schachzug vielleicht noch halbwegs Sinn machen, doch bedenkt man die Position des Films innerhalb dieses DC-Kanons, so muss man sich doch die Frage stellen, weshalb die ersten Minuten einer Superman-Produktion der Gegenseite gewidmet werden. Doch bliebe das ein Makel von wenigen, wohlmöglich sogar der einzige, gäbe diese Tatsache allenfalls einen Abzug in der B-Note her. Immerhin ist die darauf folgende, mehrere Jahrzehnte später spielende Szene eine der besten innerhalb des gesamten Films. Wir sehen das Finale aus „Man of Steel“ (übrigens den nahezu einzigen direkten Verweis darauf, dass es sich bei „Dawn of Justice“ um einen Nachfolger ebenjenes Films handelt) aus der ob der Involvierung von Zivilisten äußerst skeptischen Sicht von Batman. Das ist erzählerisch klug, stellt es doch auch ohne ein bisheriges Auftauchen des Fledermausmannes so etwas wie eine Verbindung beider Männer her und etabliert es auch weitestgehend schlüssig, weshalb Supermans Handeln von Anfang an auch zwiespältig hätte aufgefasst werden können. Doch anstatt an diesem Punkt anzusetzen und eine nachvollziehbare Emotionalität aufzubauen, folgt der nächste Zeitsprung 18 Monate später – und eröffnet einen weiteren, die Beziehung zwischen Clark Kent und Lois (Amy Adams) betreffenden Subplot.
Weiter möchten (und brauchen) wir an dieser Stelle gar nicht ins Detail gehen, um an diesem Aufbau bereits den ersten großen Negativfaktor von „Dawn of Justice“ auszumachen: die Story selbst. Das liegt zum einen an einem nicht bloß ungenauen, sondern nahezu nicht existierenden Fokus – schließlich bleibt es nicht bloß bei den oben genannten Handlungssträngen. Es kommen noch viele weitere hinzu. Auch die Einführung des neuen Hauptcharakters Batman ist ungelenk. Wie es uns die Macher und das Marketing von „Batman v Superman“ vorab schmackhaft machen wollten, haben wir es hier mit einem Superheldenkampf zu tun. Im Idealfall sollte sich der Reiz des Films aus der Frage entwickeln, wer bei diesem Fight den Kürzeren zieht respektive wie sich diese scheinbar unüberbrückbaren Differenzen anderweitig lösen lassen. Durch das Zurückgreifen auf Batman als Gegner erhofft man sich offenbar einen Kampf auf Augenhöhe. Dieser kann aber schon deshalb nicht auf Augenhöhe stattfinden, weil die eine Partei erst im Rahmen dieses einen Films etabliert wird. Betrachten wir „Dawn of Justice“ als Teil eines „Man of Steel“-Franchises, so erfüllt Batman hier die Funktion eines Antagonisten, was den großen Kampf dieser beiden Superhelden automatisch entwertet. Was wir haben, ist Superman gegen irgendeinen Gegner – und dessen Name ist zufällig Batman.
Entsprechend wenig schert man sich auch um den diesmal weitaus wuchtiger als in der Christopher-Nolan-Trilogie auftretenden Fledermausmann, womit wir beim zweiten Negativfaktor wären: den Charakteren. Es wäre auch die Aufgabe von Ben Affleck gewesen, seiner Figur jene Emotionalität einzuhauchen, die es bedarf, um das den Film durchziehende Kampfszenario in gewisser Weise persönlich zu gestalten. Doch Afflecks Performance reicht nicht über grimmiges Dreinschauen und heroische Sätze von sich geben hinaus. Als Bruce Wayne in Anzug und Krawatte weiß seine unnahbare Art durchaus zu gefallen. Doch derartige Szenen gibt es zu selten, als dass der Film davon zehren könnte. Henry Cavill („Codename U.N.C.L.E.“) liefert in „Dawn of Justice“ mehr als solide ab, doch gegen das Skript (Chris Terrio, David S. Goyer) und die fehlende Emotionalität auf sämtlichen Ebenen kann auch Cavill nichts ausrichten. Lediglich im Zusammenspiel mit Amy Adams („Big Eyes“) blitzt durch, dass in „Dawn of Justice“ vielleicht irgendwo jene Liebe versteckt ist, die ein hier als Executive Producer auftretender Christopher Nolan einst seinen Charakteren in der „The Dark Knight“-Trilogie entgegenbrachte.
Was vor wenigen Wochen noch so treffend in Marvels „Deadpool“ demontiert wurde, feuern nicht bloß die Figuren Batman und Superman hier im Minutentakt ab. Auch bei der Kreation des eigentlichen Antagonisten Lex Luthor (vollkommen über den Qualitäten des Films selbst verkörpert von Jesse Eisenberg) ist „Batman v Superman: Dawn of Justice“ ein Beispiel dafür, weshalb das moderne Blockbusterkino so schnell belächelt werden kann. Die fragwürdige Motivation des Bösewichts beißt sich mit dessen Intellekt. Seine Handlungen widersprechen einander, er entwickelt stetig neue Ziele und am Ende steht doch nur eine bis dato unterdrückte Allmachtsfantasie. Das entbehrt nicht nur jedweder Logik, immerhin gesteht das Drehbuch Luthor von Beginn an einen Plan zu, den er jedoch immer wieder gegen neue austauscht. Auch das Umspringen mit den Figuren ergibt so, wie es hier stattfindet, keinen Sinn. Lex Luthors Charakter wird zum Spielball der Filminszenierung und handelt immer genau so, wie es für die Handlung gerade notwendig ist, um – im wahrsten Sinne des Wortes – Szene um Szene immer noch einen draufzusetzen. Das hat nichts mit einer authentischen Geschichte zu tun, sondern ist pure Effekthascherei.
Das führt uns zum nächsten und auch am ehesten ins Auge springenden Negativfaktor: den Effekten. Gerade weil es sich bei „Dawn of Justice“ um ein Sequel zu „Man of Steel“ handelt (der übrigens ebenfalls von Zack Snyder inszeniert wurde), wundert der gewaltige Rückschritt auf der technischen Ebene umso mehr. Für die Musik gilt dies definitiv nicht. Die Kooperation von Hans Zimmer und „Mad Max“-Score-Komponist Junkie XL beißt sich zwar genauso, wie es sämtliche Szenen in diesem Film tun, doch rein musikalisch macht dieser Mix großen Spaß. Stattdessen sind es die am Computer entstandenen Effekte, die uns insbesondere innerhalb des Finals ungläubig im Kinosaal haben verweilen lassen. Die Verantwortlichen scheinen noch nie etwas davon gehört zu haben, dass sich CGI authentisch ins reelle Gesamtbild integrieren muss, um zu funktionieren. Stattdessen erinnern die Actionsequenzen mit der Zeit mehr und mehr an ein Computerspiel, was mit spektakulärem Bombastkino von heute nichts zu tun hat.
„Batman v Superman: Dawn of Justice“ ist ein einziger, filmischer Kompromiss. Es ist immer ein großes Wagnis, einen Film zu inszenieren, bei dem man zwei Figuren gegeneinander antreten lässt, die jede für sich eine enorme Fanbase um sich scharen. Um hieraus einen Film mit Mehrwert zu inszenieren, bedarf es nicht nur jede Menge Fingerspitzengefühl und ein intelligentes Skript, es bedarf auch den Mut, sich für eine Seite zu entscheiden. Von all dem ist in „Dawn of Justice“ absolut nichts zu spüren. Man rettet sich mit halbgaren Twists, deren „Das ändert alles“-Wirkung man bei Weitem überschätzt, aus schier ausweglosen Situationen, schert sich nicht um die realistische Entwicklung der Figuren und macht obendrein den Fehler, die in Sachen Pomp fast schon lächerlich hochtrabende Inszenierung zu jeder Sekunde ernst zu nehmen. Damit macht Zack Snyder etwas, was unglaublich schade ist: Er bestätigt all das, was man ihm fälschlicherweise bereits mit seinen letzten Filmen vorgeworfen hat und verspielt so möglicherweise die Gunst seiner bisher noch zu ihm haltenden Fans. Doch trotzdem möchten wir der Fairness halber eines zu bedenken geben: an einem derartigen Desaster ist schlussendlich nicht bloß der Regisseur Schuld.
Fazit: „Batman v Superman: Dawn of Justice“ scheitert mit einem unkoordinierten Skript, lieblosen Figuren, furchtbaren Computereffekten und mutlosen Twists auf nahezu allen Ebenen. Als einzige Pluspunkte erweisen sich Jesse Eisenberg als Lex Luthor sowie die Musik von Hans Zimmer und Junkie XL.
„Batman v Superman“ ist ab dem 24. März bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen – auch in 3D!
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