Monatsarchive: März 2016

Das startet am 10. März 2016

Herzlich willkommen zur zweiten Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, meiner wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. In dieser Woche befasse ich mich mit dem Startdonnerstag des 10. März, der gerade im Independent-Bereich einige feine Produktionen bereithält. Endlich erscheint die Oscar-nominierte Tragikomödie „Trumbo“, aber auch die französische Naturdokumentation „Unsere Wildnis“ ist einen Blick wert. Doch je weiter man sich in den Mainstream-Bereich vorwagt, desto weniger lohnenswert ist der Weg ins Kino. Neben der wenig inspirierten Verfilmung eines Nicholas-Sparks-Romans namens „The Choice“ schafft es mit „London Has Fallen“ ein Film in die Lichtspielhäuser, der im Heimkino besser aufgehoben wäre – wenn überhaupt. Einen Film der Auswahl werde ich leider erst morgen sehen können. An meinem Eindruck von „Der Spion und sein Bruder“ lasse ich Euch dann aber so schnell wie möglich teilhaben.

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den zugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

TRUMBO | Regie: Jay Roach | USA 2015

Trumbo

In den Vierzigerjahren läuft es grandios für Dalton Trumbo: Er ist einer der bestbezahlten Drehbuchautoren Hollywoods und es ist keine Frage, dass er einen Oscar bekommen wird. Doch mit dem Kalten Krieg und dem Aufstieg des Kommunistenhassers Senator McCarthy endet Trumbos Triumphzug. Die Kolumnistin Hedda Hopper macht Stimmung gegen die hoch bezahlten Verräter Hollywoods, und die Filmstars John Wayne und Ronald Reagan helfen bei der Hexenjagd. Als sich Trumbo weigert, vor dem berüchtigten Komitee für unamerikanische Umtriebe auszusagen, landet er auf der schwarzen Liste und verliert seinen Studiovertrag mit MGM. Doch Trumbo wäre nicht Trumbo, würde er sich unterkriegen lassen. Unter Pseudonymen schreibt er weiter. Dabei entstehen seine besten Bücher, bis sein Alibi-Autor 1953 mit dem Oscar ausgezeichnet wird…4 von 5

„Trumbo“ reißt viele Themen an und verzettelt sich dabei nur minimal. Bryan Cranston glänzt als kauziger Schriftsteller und Helen Mirren liebt ihre Rolle der gehässigen Journalistin. Trotz Längen im Mittelteil empfiehlt sich dieser Film all jenen, die sich auch mit der gehässigen Seite Hollywoods einmal auseinandersetzen wollen. Ein echter Geheimtipp!


DER SPION UND SEIN BRUDER  |  Regie: Louis Leterrier |  UK/USA 2016

Der Spion und sein Bruder

Nobby hat alles, wovon ein echter Mann aus dem heruntergekommenen Fischerstädtchen Grimsby träumt: Neun Kinder und die hübscheste Freundin im Nordosten Englands. Er vermisst nur eines: Seinen kleinen Bruder Sebastian. Nachdem die beiden als Kinder von unterschiedlichen Familien adoptiert wurden, verbrachte Nobby die letzten 28 Jahre damit, seinen Bruder zu suchen. Als er endlich erfährt, wo Sebastian sich aufhält, macht Nobby sich gleich auf den Weg. Was er nicht weiß: Sebastian ist nicht nur Geheimagent des MI6, er hat auch gerade einen bedrohlichen Plan aufgedeckt, der die gesamte Welt in Gefahr bringt. Fälschlicherweise selbst unter Verdacht geraten, befindet sich der Spion auf der Flucht und realisiert: Wenn er eine Chance haben will, die Welt zu retten, benötigt er die Hilfe des größten Vollidioten auf dem Planeten… 4 von 5

Derb, derber, Sacha Baron Cohen: Mit seinem neuesten Rundumschlag gegen Alles und Jeden beweist der streitbare Starcomedian einmal mehr seinen Wert als Anarchokomiker. Wer sich die Mühe macht, nicht nur den oberflächlichen Klamauk von „Der Spion und sein Bruder“ zu betrachten, sondern auch hinter die Fassade zu blicken, der erkennt in der Spionagekomödie diverse politische Statements. Trotz manch fehlschlagener Pointen eine der Überraschungen des Jahres!


UNSERE WILDNIS | Regie: Jacques Perrin, Jacques Cluzaud | FR/DE 2015

Unsere Wildnis

Als die letzte Eiszeit vor etwa 15.000 Jahren endete, kehrten auch die Jahreszeiten nach Europa zurück. Nicht länger herrschte andauernder Winter. Frühling, Sommer, Herbst hielten wieder Einzug und ausgedehnte Wälder bedeckten den ganzen Kontinent – bevölkert von zahllosen Tier- und Pflanzenarten. In faszinierenden Bildern zeigt „Unsere Wildnis“, wie sich die Natur unaufhörlich unter dem menschlichen Einfluss wandelt. Aus der Perspektive von Flora und Fauna wird uns die Schönheit und Harmonie der ursprünglichen Wildnis vor Augen geführt, die nach und nach unter der Einwirkung des Menschen schwindet. Die Tier- und Pflanzenwelt muss sich den ständig wechselnden Bedingungen anpassen, einheimische Tierarten werden verdrängt, aber die Natur findet immer wieder Wege, sich in dem neuen Lebensraum zu entfalten. 4 von 5

In betörenden Bildern entführen uns die französischen Dokumentarfilm-Pioniere Jacques Perrin und Jacques Cluzaud auf eine zeitlose Reise durch die faszinierende Schönheit der Natur. Dabei gefällt vor allem die fast vollständige Reduktion auf die Bilder sowie die Geräuschkulisse. Musik- und Off-Kommentar halten sich so sehr zurück, dass man das Gezeigte fast unverfälscht genießen kann.


THE CHOICE – BIS ZUM LETZTEN TAG | Regie: Ross Katz | USA 16

The Choice - Bis zum letzten Tag

Travis Parker ist überzeugter Junggeselle und hat alles, was er sich wünscht: Einen guten Job, ein Haus mit Meerblick in dem schönen Küstenstädtchen Beaufort, Freunde, mit denen er um die Häuser zieht und Affären ohne Ende. Als die hübsche Medizinstudentin Gabby Holland in das Nachbarhaus einzieht, ändert sich alles in seinem Leben: Travis fühlt sich magisch von ihr angezogen, sogar eine ernsthafte Beziehung scheint ihm plötzlich vorstellbar. Anfangs widersteht Gabby schlagfertig den Charmeoffensiven des smarten Tierarztes. Doch etwas an diesem Mann fasziniert sie: ist es seine Unbekümmertheit, sein spitzbübischer Witz oder sein immenses Selbstvertrauen? Ein unausgesprochenes Verlangen knistert zwischen den beiden bei jeder Begegnung, sehr zum Leidwesen von Gabbys langjährigem Freund Ryan.

Schöne Menschen die sich vor schönen Kulissen mit niedlichen Tieren befassen – das muss doch funktionieren. Leider belässt es Ross Katz bei dieser simplen Formel, entfernt inhaltlichen Ballast wie eine Charakterzeichnung und konzentriert sich ganz auf die naiven Verwicklungen seines vermeintlichen Traumpaares. Die bisher schlechteste Verfilmung eines Sparks-Romans.


LONDON HAS FALLEN  |  Regie: Babak Najafi |  USA 2016

London Has Fallen

Nach dem plötzlichen, rätselhaften Tod des britischen Premierministers ist seine Beerdigung ein Pflichttermin für die Staatsoberhäupter der westlichen Welt. Selbstverständlich nimmt auch US-Präsident Benjamin Asher daran teil, begleitet von seinem Leibwächter Mike Banning . Doch was als die bestgeschützte Veranstaltung auf dem Planeten beginnt, entwickelt sich schnell zu einem tödlichen Spießrutenlauf, bei dem das Leben der mächtigsten Anführer der Erde auf dem Spiel steht. Nur mit knapper Not kann Banning das Leben des US-Präsidenten schützen und mit ihm in den Londoner Untergrund fliehen. Doch die Hintermänner der Verschwörung verlangen seine Auslieferung und nehmen die britische Hauptstadt ins Visier. Vizepräsident Trumbull versucht, das gnadenlose Ultimatum hinauszuzögern… 

„London Has Fallen“ hat zwar ein recht hohes Budget, macht aber absolut nichts daraus und präsentiert miese Effekte, eine grenzwertige Handlung und gelangweilte Darsteller im Akkord. Geld- und Zeitverschwendung, möglicherweise der mieseste Actionfilm des Jahres.


SON OF SAUL  |  Regie: Laszlo Nemes |  HUN 2015
Son of Saul

Oktober 1944, Auschwitz-Birkenau. Saul, Ausländer, ist ungarischer Jude und arbeitet für das sogenannte Sonderkommando, eine Gruppe jüdischer Gefangener im Konzentrationslager, die den Nazis bei ihrer großangelegten Judenvernichtung helfen müssen. Während der Arbeit in einem der Krematorien entdeckt Saul den Körper eines Jungen, den er für seinen Sohn hält. Als das Sonderkommando eine Rebellion plant, beschließt Saul eine schier unmögliche Aufgabe zu übernehmen: Den Körper des Kindes vor den Flammen zu retten und einen Rabbi zu finden, der das Kaddischgebet spricht und somit dem Jungen eine angemessene Beerdigung ermöglicht. Nachdem er unter anderem mit dem Grand Prix in Cannes und dem Golden Globe ausgezeichnet wurde, hat „Son of Saul“ vergangenes Wochenende nun auch den Oscar als „bester fremdsprachiger Film“ gewonnen.


BIRNENKUCHEN MIT LAVENDEL  |  Regie: Éric Besnard |  FR 2015

Birnenkuchen mit Lavendel

Manchmal kann ein kleiner Unfall auch ein unverhoffter Glücksfall sein. Louise lebt auf einem Birnenhof in der Provence und kümmert sich seit dem Tod ihres Mannes um den Birnenanbau. Doch die Bank will den Kredit zurück, die Abnehmer zweifeln an ihrer Kompetenz und dann fährt sie auch noch einen Fremden vor ihrem Haus an. Pierre, so heißt der verletzte Mann, scheint irgendwie anders zu sein. Er ist verdammt ordentlich, frappierend ehrlich, ein Eigenbrötler, der am liebsten Primzahlen zitiert. Der sensible Mann blüht in Louises Gegenwart auf, hilft ihr mehr schlecht als recht beim Verkauf ihrer köstlichen Birnenkuchen auf dem Markt und hat das Gefühl, etwas gefunden zu haben, das er gar nicht zu vermissen glaubte: ein Zuhause. Doch wovor läuft Pierre wirklich davon und haben Louise und er eine Zukunft?


GRÜSSE AUS FUKUSHIMA  |  Regie: Doris Dörrie |  D 2016

Grüße aus Fukushima

Die junge Deutsche Marie ist eine, die auszieht, das Fürchten zu lernen. Auf der Flucht vor ihren zerplatzten Lebensträumen und dem Verlust ihrer großen Liebe reist sie für die Organisation Clowns4Help in die Präfektur Fukushima. Zusammen mit dem Clown Moshe will sie den überlebenden Opfern der Dreifachkatastrophe von 2011, die auch Jahre später immer noch in Notunterkünften leben, ein wenig Freude bringen. Schweres leichter machen. Eine Aufgabe, für die Marie, das muss sie sich schon bald eingestehen, überhaupt nicht geeignet ist. Doch bevor sie erneut davon läuft, beschließt Marie, ausgerechnet bei der störrischen alten Satomi zu bleiben, der letzten Geisha Fukushimas, die beide in der Vergangenheit gefangen sind und lernen müssen, sich von ihren Schuldgefühlen und der Last ihrer Erinnerungen zu befreien.


BABAI  |  Regie: Visar Morina |  DE/RKS/MKD/FR 2015

Babai

Der zehnjährige Nori und sein Vater Gezim verkaufen zusammen Zigaretten auf den Straßen des Vorkriegskosovo der 90er Jahre. Auf Noris Mutter möchte Gezim nicht angesprochen werden. Der Vergangenheit zu entfliehen gehört zur Stärke des Vaters. Nun will er dem Kosovo entfliehen, ohne Nori. Doch der Sohn stellt sich quer und versucht mit allen Mitteln, ihn davon abzuhalten. Es kommt zu einem Unfall. 4 Voller Wut und Entschlossenheit folgt er ihm auf diese gefährliche Reise und findet tatsächlich seinen Vater in Deutschland wieder. Mit kindlicher Konsequenz konfrontiert er ihn mit seiner Tat, die er ihm nicht verzeihen kann. Der entsetzte Vater bringt seinen Sohn ins Krankenhaus. Als Nori entlassen wird, ist sein Vater heimlich gegangen. „Babai“ wurde auf dem Filmfest München vierfach ausgezeichnet und erhielt den Förderpreis Neues Deutsches Kino.


IM STRAHL DER SONNE |  Regie: Vitaly Mansky |  RU/DE/CZE/LVA/PRK 2015

Im Strahl der Sonne

Nordkorea ist das schönste Land der Welt! Das hört die 8-Jährige Zin-mi aus Pjöngjang jeden Tag – von ihren Eltern, in der Schule und über grollende Lautsprecher auf den weiten Plätzen der Stadt. Natürlich glaubt sie es. Aus vollster Überzeugung huldigt sie dem „großen Führer“ Kim Jong-un und bereitet sich eifrig auf ihre feierliche Aufnahme bei den Jungpionieren vor, mit der sie endlich zum vollwertigen Mitglied des sozialistischen Staates wird. Der russisch-ukrainische Regisseur Vitaly Mansky hat Zin-mi ein Jahr lang begleitet. Er erhielt dafür zwar eine offizielle Drehgenehmigung, stand aber unter permanenter Kontrolle des Regimes. Das gab ein genaues Skript für den „Dokumentarfilm“ vor, suchte Drehorte und Interviewpartner aus und postierte Aufpasser am Set, die die Szenen dirigierten. Aber Mansky fing auch ein, was er nicht einfangen sollte…


NO LAND’S SONG  |  Regie: Ayat Najafi |  DE/FR/IRN 2014

No Land's Song

Seit der Islamischen Revolution von 1979 ist es Frauen im Iran verboten, öffentlich Solo zu singen – zumindest vor einem männlichen Publikum. Die junge Komponistin Sara Najafi widersetzt sich der Zensur und den Tabus und ist fest entschlossen, in ihrer Heimatstadt Teheran ein offizielles Konzert für weibliche Solosängerinnen zu organisieren. Um sich Unterstützung für diese große Herausforderung zu holen, laden Sara und die iranischen Sängerinnen Parvin Namazi und Sayeh Sodeyfi drei Sängerinnen aus Paris ein: Elise Caron, Jeanne Cherhal und Emel Mathlouthi. Sie sollen vor Ort an dem Musikprojekt mitarbeiten und dadurch eine musikalische Verbindung zwischen Frankreich und dem Iran wiederbeleben. Die Dokumentation von Ayat Najafi begleitet die Sängerin auf ihrem steinigen Weg in Richtung Selbstbestimmung.


VOICES OF VIOLENCE  |  Regie: Claudia Schmid |  D 2016

Voices of Violence

„Voices of Violence“ ist ein Film über die unvorstellbare Gewalt gegen Frauen in der Demokratischen Republik Kongo und das politische und gesellschaftliche System, das diese Grausamkeiten zulässt. In dem Land, in dem Frauen auf besonders grausame Weise der systematischen Vergewaltigung als Kriegswaffe ausgesetzt sind, gibt Regisseurin Claudia Schmid völlig unbekannten Frauen eine Stimme und zeigt auf, wie die Strukturen der Gewalt in all ihren Facetten funktionieren. Die Filmemacherin ist mehrere Monate durch die Demokratische Republik Kongo gereist und hat Frauen in den entlegensten Dörfern der Rebellengebiete getroffen und ihr Vertrauen gewonnen. In langen konzentrierten Gesprächen offenbaren die Frauen zum ersten Mal ihre traumatischen Erlebnisse der Öffentlichkeit.


Heimkinotipp: PARANORMAL ACTIVITY: GHOST DIMENSION  | Regie: Gregory Plotkin

Paranormal Activity: Ghost Dimension

Vater Ryan, Mutter Emily und Tochter Leila befinden sich gemeinsam mit Ryans Bruder Mike und Kindermädchen Skyler mitten in den Weihnachtsvorbereitungen. Die besinnliche Zeit steht kurz bevor. Beim Befestigen der Festtagsbeleuchtung entdeckt Ryan eine Kiste mit Filmutensilien. Eine umgebaute Kamera entlockt Ryan seine ganze Aufmerksamkeit. Durch das Gerät kann der Techniknerd Dinge wahrnehmen, die für das bloße Auge nicht sichtbar sind. Schon in der ersten Nacht nimmt die Kamera eine wabernde, körperlose Masse auf, die sich immer wieder in die Nähe von Töchterchen Leila begibt, die sich zu Ryans Verwunderung völlig angstfrei zeigt. Im Haus ereignen sich immer unheilvollere Dinge, die die Familie an die Grenze ihrer körperlichen und seelischen Belastbarkeit führen. 3 von 5

„Paranormal Activity: Ghost Dimension“ ist ein zweischneidiges Schwert. Nach einer spannenden ersten Stunde und tollen 3D-Effekten folgt ein Finale, das den Zuschauer ob seiner Lächerlichkeit fassungslos im Kinosessel zurücklässt. Wir sagen: Geschmacksache!