Monatsarchive: Mai 2017

Das startet am 1. Juni 2017

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, meiner wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht’s um den Startdonnerstag des 1. Juni, der nach dem Start des Überblockbusters „Pirates of the Caribbean 5“ noch ein wenig halblang macht. „Baywatch“ dürfte dank Starpower die größten Chancen auf viele Besucher haben. Auch der Romanverfilmung „Wenn Du stirbst, zieht Dein ganzes Leben an Dir vorbei, sagen sie“ rechne ich aufgrund der Zielgruppe Außenseiterchancen aus, denn das Buch war erfolgreich und außerdem ist das Genre der Teenie-Romanze derzeit ohne große Konkurrenz bestückt. Ansonsten ist diese Woche ein Fest für Doku-Fans, während sich die ganze Familie (mit eher kleinen Kindern) auf ein neues „Gregs Tagebuch“-Abenteuer freuen darf, das immerhin solide geworden ist.

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

WENN DU STIRBST, ZIEHT DEIN GANZES LEBEN…  | Regie: Ry-Russo Young | USA 2017

Sam (Zoey Deutch) und ihre besten Freundinnen glauben, alles richtig gemacht zu haben: Sie gehören zu den beliebtesten Mädchen der Highschool, haben mit den coolsten Typen rumgeknutscht und die wildesten Partys gefeiert. Die vier Freundinnen haben die Schule fest im Griff und sehen sehr gut dabei aus. Als It-Girl-Clique machen sie aber auch Außenseitern gern mal das Leben zur Hölle. Doch plötzlich wird irgendwo ein Hebel umgelegt und die Regeln der perfekten Highschool-Welt ändern sich. Nach einer ausgelassenen Party stirbt Sam bei einem Autounfall – doch als wäre nichts gewesen, wacht sie am Morgen desselben Tages quicklebendig in ihrem Bett auf. Was wie eine neue Chance wirkt, entwickelt sich schnell zu einem Albtraum: Sam erlebt die letzten 24 Stunden vor dem Unfall immer und immer wieder – und setzt alles daran, diesen Teufelskreis endlich zu durchbrechen.

„Wenn Du stirbst, zieht Dein ganzes Leben an Dir vorbei, sagen sie“ läuft mehrmals Gefahr, erzählerisch in eine vollkommen falsche Richtung abzudriften, doch am Ende erweist sich das Teeniedrama als grundsolides, perfekt auf die Zielgruppe abgestimmtes Plädoyer gegen Mobbing und für mehr Toleranz, das mit einem sehr konsequenten Ende nachhaltig verstört.


DIE FARBE DER SEHNSUCHT  | Regie: Thomas Riedelsheimer | DE 2017

Katar, Portugal, Mexiko, Japan und Deutschland sind die Orte, an denen der vielfach ausgezeichnete Regisseur und Kameramann Thomas Riedelsheimer „Die Farbe der Sehnsucht“ sucht. Er trifft auf Menschen, die ihr Glück unter Wasser, im Träumen an ein besseres Leben, als Sprayer in einem Ghetto, oder in der Arbeit darin suchen (und finden?), Menschen vor dem Suizid zu bewahren. Mit großen Bildern, Musik, Gedichten und acht berührenden Geschichten über Liebe, Heimat, Hoffnung, Natur und Freiheit erzählt er von der Tragik und der Freude Mensch zu sein. Für den Zuschauer ergibt sich ein visuell berauschender Bilderbogen, der in seiner minimalistischen Inszenierung eine hochemotionale Gegenthese zum von Terror, Stress und Hektik geprägten Weltgeschehen bildet.

Entschleunigung pur! Thomas Riedelsheimers Dokumentarfilm „Die Farbe der Sehnsucht“ ist eine Reise rund um den Erdball, der dabei verschiedene Schicksale streift und uns für eineinhalb Stunden vor Augen führt, wie unterschiedlich die Prioritäten sind, die sich jeder Einzelne von uns setzt. Das ist zwar ohne journalistischen Mehrwert, dafür voll von visionärem Minimalismus – und damit einfach schön!


GREGS TAGEBUCH – BÖSE FALLE! | Regie: David Bowers | AUS 2017

Nach einem Zwischenfall mit einer Windel droht der zwölfjährige Greg zum Gespätt der weltweiten Internetgemeinde zu werden. Postwendend setzt er alle Hebel in Bewegung, um seinen „Ruf“ wiederherzustellen. Da liegt es natürlich auf der Hand, dass er ein noch „cooleres“ Video von sich im World Wide Web posten muss. Idealerweise mit der Hilfe und an der Seite des YouTube-Gurus Mac Digby, der ihn via automatischer E-Mailantwort eingeladen hat, ihn doch auf der Player’s Expo zu besuchen. Dies beflügelt Greg ungemein und er freut sich auf einen schönen, langen Sommer, doch das ist nicht im Sinne von Mama Susan. Die hat beschlossen, dass die Familie mehr Zeit miteinander verbringen muss und deswegen auch ein Handy- und Computerverbot ausgesprochen – und das gilt natürlich auch während der Autofahrt zur Geburtstagsfeier von Gregs Urgroßmutter.

Das hohe Tempo und die sympathische Chemie innerhalb der Filmfamilie tragen bereits den halben Film. Der Rest funktioniert über die hohe Schlagzahl an Gags und allerhand abgedrehte Slapstick-Einfälle, doch ausgerechnet letztere driften bei „Gregs Tagebuch: Böse Falle!“ zu oft in Albernheiten ab, die unter Zuhilfenahme von Fäkalhumor sogar richtig unangenehm werden können. Das trübt den ansonsten so liebenswerten Gesamteindruck.


BAYWATCH | Regie: Seth Gordon | USA 2017

Er hat seinen Strand fest im Griff: Der gut aussehende, unnatürlich muskulöse Mitch Buchannon (Dwayne Johnson) ist der lässigste Rettungsschwimmer von Miami Beach mit dem heißesten Team an seiner Seite. Ihr Markenzeichen: die knallroten Badeanzüge und Badehosen, dank derer man die Strandwache schon von Weitem erkennt. Nur Neuzugang Matt Brody (ZacEfron) stellt die Autorität des charismatischen Anführers in Frage und stiftet Unruhe, dabei will er in Wirklichkeit selbst Teil der erfolgreichen Rettungsschwimmer-Mannschaft werden. Doch als das Team in einen mysteriösen Kriminalfall hineingezogen wird und die Zukunft der geliebten Bucht auf dem Spiel steht, müssen sich die beiden Lifeguards wohl oder übel zusammenraufen. Es ist der Beginn einer außergewöhnlichen Freundschaft…

„Baywatch“ macht vor allem aufgrund seiner konträren Besetzung durch Dwayne Johnson und Zac Efron jede Menge Laune. Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass hier noch viel mehr als bloß eine feuchtfröhliche Komödie drin gewesen wäre, wenn sich die Macher nicht zu sehr darauf versteift hätten, unbedingt etwas abzuliefern, was an den Kultstatus der Serie heranreicht.


GANZ GROSSE OPER |  Regie: Toni Schmid | DE 2017

„Bestes Opernhaus“, „Bestes Orchester“, „Bester Dirigent“, „Beste Opernproduktion“, „Beste Nachwuchssänger“. Die Bayerische Staatsoper, fast jeden Abend ausverkauft, ist eines der ältesten Opernhäuser der Welt und sie hat ein treues Publikum, das schon seit dem 19. Jahrhundert als ausgesprochen „verrückt“ nach Oper gilt. „Ganz große Oper“ ist der erste Film über dieses einzigartige Haus. Wir erleben bekannte Größen auf und hinter der Bühne, lernen den amtierenden Generalmusikdirektor Kirill Petrenko, den Dirigenten Ivor Bolton, sowie den amtierenden Intendanten Nikolaus Bachler und dessen Vorgänger Sir Peter Jonas kennen. Zum Kosmos der Bayerischen Staatsoper zählen rund 800 Festangestellte und 400 freie Mitarbeiter aus 47 Nationen. Sie prägen diese große „Familie“ im Orchestergraben, hinter den Kulissen und in den unterschiedlichsten Opernwerkstätten mit.


CODE OF SURVIVAL  |  Regie: Bertram Verhaag | DE 2017

Vergiftete Böden, resistente Superunkräuter, verseuchtes Getreide und damit einhergehende Folgen für Weidetiere sind das grauenvolle Resultat des zerstörerischen, gentechnischen Anbaus, bei dem weltweit jährlich Millionen Tonnen von Glyphosat zum Einsatz kommen. Wie sich diese ungesunden Methoden auch auf den Menschen auswirken, ist bislang noch kaum erforscht, doch die Anzahl der Gegner nimmt weltweit zu. Der Trend geht zur Gegenbewegung, denn immer mehr Firmen setzen auf Naturschutz und weitreichenden Anbau. Drei nachhaltige Projekte in Indien, Ägypten und Deutschland beweisen nun, dass es auch anders geht. In einer eindrücklichen Montage werden die Auswirkungen des giftgestützten Anbaus mit der heilenden Kraft der ökologischen Landwirtschaft konfrontiert. Welche Methode birgt den vielsagenden „Code of Survival“ auf unserem Planeten?


Heimkinotipp MANCHESTER BY THE SEA  |  Regie: Kenneth Lonergan | USA 2016

Lee Chandler (Casey Affleck) ist ein schweigsamer Einzelgänger, der als Handwerker eines Wohnblocks in Boston arbeitet. An einem feuchtkalten Wintertag erhält er einen Anruf, der sein Leben auf einen Schlag verändert. Das Herz seines Bruders Joe (Kyle Chandler) steht still. Nun soll Lee die Verantwortung für seinen 16-jährigen Neffen Patrick (Lucas Hedges) übernehmen. Äußerst widerwillig kehrt er in seine Heimat, die Hafenstadt Manchester-by-the-Sea, zurück. Doch ist Lee dieser Situation und der neuen Herausforderung gewachsen? Kann die Begegnung mit seiner (Ex-)Frau Randi (Michelle Williams), mit der er einst ein chaotisches, aber glückliches Leben führte, die alten Wunden der Vergangenheit heilen? Und wollen die beiden das überhaupt?

„Manchester by the Sea“ zelebriert die Faszination der Gegensätzlichkeit, indem Kenneth Lonergan einen warmen Film über ein kaltes Thema inszeniert, sich die Wogen glättende Gespräche vor der Kulisse eines rauen Küstenstädtchens abspielen lässt und die Unbeholfenheit von Teenagern Probleme vermeintlich weiser Erwachsenen lösen können. Eine Perle subversiven Erzählens, deren emotionale Bandbreite fast überfordert.

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