Baywatch

Die beliebteste Rettungsschwimmer-Serie der Welt erlebt mit BAYWATCH ein großes Kino-Comeback. Mit an Bord: Dwayne Johnson und Zac Efron, die sich in dieser testosterongeladenen Sommerkomödie bis auf’s Sixpack bekriegen. Wie viel Spaß der Zuschauer dabei hat, das verrate ich in meiner Kritik
Der Plot
Er hat seinen Strand fest im Griff: Mitch Buchannon (Dwayne Johnson) ist der lässigste Rettungsschwimmer von Miami Beach mit dem heißesten Team an seiner Seite. Nur Neuzugang Matt Brody (ZacEfron) stellt die Autorität des charismatischen Anführers in Frage und stiftet Unruhe. Doch als das Team in einen mysteriösen Kriminalfall hineingezogen wird und die Zukunft der geliebten Bucht auf dem Spiel steht, müssen sich die beiden Lifeguards wohl oder übel zusammenraufen…
Kritik
Als das Regieduo Phil Lord und Chris Miller („The LEGO Movie“) vor fünf Jahren die Kultserie „21 Jump Street“ mithilfe eines Kinofilms zu neuem Leben erweckte, geschah dies nicht ohne Risiko. Nicht alle TV-Shows, die später einen Spielfilm-Ableger erhielten, konnten hieraus Erfolg generieren. „Starsky & Hutch“ funktionierte, „Miami Vice“ weniger. Ein „Wild Wild West“ ging trotz Starbesetzung als bis dato größter Flop in Will Smiths Vita ein, dafür erlangen die „Star Trek“-Filme nach wie vor Blockbuster-Status. Auch „Twin Peaks“, „Entourage“, „Veronika Mars“ oder „Codename U.N.C.L.E.“ wollte in der abendfüllenden Variante kaum einer sehen. Dafür wurden die beiden „Sex and the City“-Filme zu Kassenschlagern, ebenso wie man „Mission Impossible“ heute vornehmlich als Film-Franchise wahrnimmt und die Serienwurzeln dabei gerne mal unter den Tisch fallen lässt. Man sieht also: Für ein Filmstudio ist die Idee, aus einer Fernsehshow einen Kinofilm zu spinnen, alles andere als sicheres Parkett. Da sich die „Jump Street“-Filme als eine Art Meta-Hommage jedoch aktuell als Wegbereiter gelungener Filmadaptionen feiern lassen dürfen, lag es für Regisseur Seth Gordon („Voll abgezockt“), seine Drehbuchautoren Damian Shannon und Mark Swift („Freddy vs. Jason“) sowie die geldgebenden Studios nah, für ihr neuestes Projekt einen ähnlich augenzwinkernden Kurs zu fahren, wie die Kollegen Lord und Miller. Tatsächlich würde eine Serie wie „Baywatch“ – ganz gleich ob im Kino oder im Fernsehen – heute kaum mehr so funktionieren, wie damals in den Neunzigern. Doch im Gegensatz zu den passionierten „Jump Street“-Actionkomödien merkt man dem „Baywatch“-Film das kalkulierte Ringen um Aufmerksamkeit deutlich an.

Matt (Zac Efron) wäre gern ein Teil von Mitch (Dwayne Johnson) und seinem Team aus Rettungsschwimmern.
Im Laufe der sehr kurzweilig inszenierten 116 Minuten von „Baywatch“ wird man ein Gefühl nicht los: Diese feuchtfröhliche Sommerkomödie könnte eigentlich richtig lustig sein (und ist es ohne Zweifel auch stellenweise), doch gleichzeitig wirken die Pointen und Gags vielerorts so gezwungen, dass der Leinwand-Comedy die für das Zünden derselben so wichtige Leichtigkeit abhanden kommt. Vor allem die in erster Linie vom ständig betonten Größen- und Muskelunterschied der beiden Männer Dwayne Johnson („Fast & Furious 8“) und Zac Efron („Bad Neighbors 2“) lebende Interaktion der Hauptfiguren ist richtig lustig mit anzusehen; insbesondere der Running Gag, in welchem Johnsons Figur in jeder Szene eine andere Warmduscher-Anrede für seinen Rettungsschwimmer-Kollegen in spe auswählt, ist ein amüsanter, wenn auch recht vorhersehbarer Einfall (denn seien wir einmal ehrlich: den Seitenhieb auf „High School Musical“ riecht man schon von der ersten Sekunde an kommen!). Doch vor allem aufgrund der Spielfreude der beiden grundverschiedenen Mimen wird dieser Schlagabtausch zum dringend notwendigen Herzstück von „Baywatch“, denn davon einmal abgesehen, hat der Film inhaltlich überraschend wenig zu bieten und begibt sich auch auf der Gag-Ebene auf eher albernes Terrain. Dass sich dabei immer wieder brillante Schenkelklopfer unter allerhand Rohrkrepier mischen, muss man Gordons Film dennoch zugestehen. Das Tempo der Inszenierung ist hoch und die Schlagzahl an Gags muss es zwangsläufig auch sein; dass da Allerhand daneben geht, ist kaum zu vermeiden. Immerhin anstrengender Leerlauf entsteht so nicht.
In dem Moment, in welchem Dwayne Johnsons Mitch schon nach wenigen Filmminuten einen verunglückten Schwimmer aus dem Wasser rettet, mit stolz geschwellter Brust an Land trägt und hinter ihm der riesengroße „Baywatch“-Schriftzug (samt springender Delfine!) emporsteigt, ist der Kurs des Films klar vorgegeben: Wer hier so etwas wie eine tiefgehende Handlung erwartet, ist ganz einfach falsch. Der weitestgehend harmlose Thriller-Plot um Drogenschmuggel am Strand von Miami Beach hält das Geschehen dann auch mehr schlecht als recht zusammen. Stattdessen hangeln sich die Darsteller von einer Gag-Station zum nächsten; teilweise sogar im wahrsten Sinne des Wortes, wenn sich Zac Efron in erschreckendem Mega-Sixpack durch eine Art Bodybuilder-Parcours kämpfen muss, um zu beweisen, dass er mit den Muskelbergen seines Kompagnons mithalten kann. Das ist zwar irgendwie alles ganz nett und gerade die Figur von Zac Efron darf im Laufe des Films sogar eine erkennbare, emotionale Reifung durchlaufen. Doch inhaltlich hat der „Baywatch“-Film nicht mehr Spannung und Drama zu bieten, als eine damalige Serienepisode. Das mag vielleicht konsequent sein; immerhin deutet der Umgang mit diversen ehemaligen Serienstars sowie deren Rollen an, dass man sich auch hier in erster Linie vor dem großen Vorbild verbeugen möchte. Gleichzeitig geraten die Cameo-Auftritte besagter Schauspieler so beliebig, dass sie eher den Eindruck erwecken, lediglich der Vollständigkeit halber im Film untergebracht worden zu sein.
Eine Handvoll Lichtblicke gibt es dann aber sogar auf inhaltlicher Seite. Da wäre zum Einen die zuckersüße Lovestory zwischen dem eher unscheinbaren Rettungsschwimmer-Anwärter Ronnie (Jon Bass, „Loving“) und der hinreißenden CJ (Kelly Rohrbach, „Café Society“), die beweist: Trotz der mitunter leicht voyeuristisch anmutenden Bildsprache, die mitunter gar nicht anders kann, als sich an den knappen Outfits von Männlein und Weiblein festzubeißen, hat „Baywatch“ das Herz konsequent am rechten Fleck. Zum Anderen ist es vor allem eine Szene, in dem der beleibtere Ronnie nackt und singend und tanzend unter der Dusche beobachtet wird, die beweist: Den Machern liegt es fern, sich über ihre Figuren lustig zu machen. Stattdessen begeben sie sich auf Augenhöhe und lachen mit ihnen über die Absurdität der Situation. Angenehm oft ist das gelebte Machotum sogar das Ziel ausgewählter Sticheleien: Nach dem Motto „Nehmt das alles hier bloß nicht so ernst!“ hinterfragen die Macher in den besten Momenten von „Baywatch“ den Sinn (und Unsinn) des Serienkonzepts von damals, lassen diesen Ansatz aber nur zu gern wieder fallen, wenn sie sich dafür in ausgiebigen, leider nur halbwegs gelungenen Actionsequenzen, oder in halbgaren Kalauern suhlen dürfen. „Baywatch“ ist ein Film mit Licht und Schatten, an den man die hohen Ansprüche eines zweiten „Jump Street“-Spektakels auf keinen Fall stellen sollte. Vermutlich fährt man mit dieser Einstellung am Ende am besten.
Fazit: „Baywatch“ macht vor allem aufgrund seiner konträren Besetzung durch Dwayne Johnson und Zac Efron jede Menge Laune. Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass hier noch viel mehr als bloß eine feuchtfröhliche Komödie drin gewesen wäre, wenn sich die Macher nicht zu sehr darauf versteift hätten, unbedingt etwas abzuliefern, was an den Kultstatus der Serie heranreicht.
„Baywatch“ ist ab dem 1. Juni bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.