War Dogs

Wie zwei Vollpfosten die US-amerikanische Waffenindustrie auf den Kopf stellten: Die Ereignisse in WAR DOGS haben sich so tatsächlich zugetragen. Trotzdem macht „Hangover“-Regisseur Todd Phillips aus diesem Szenario keinen derben Komödienkracher, sondern eine versuchte Kriegssatire mit Hintersinn. Mehr dazu in meiner Kritik.
War Dogs

Der Plot

David Packouz (Miles Teller) verdingt sich im sonnigen Miami Beach als Masseur der Reichen und Schönen. Auf der Beerdigung eines Freundes trifft er nach Jahren auf seinen ehemaligen Schulkumpel Efraim Diveroli (Jonah Hill), der, anders als David, mittlerweile richtig viel Geld verdient hat. Zunächst wollen die beiden ihre verlorene gemeinsame Zeit aufholen, indem sie kiffen, saufen und über Früher schwadronieren. Doch dann kommt ihnen eine Idee: Dank Efraims kruder Kontakte zur Waffenlobby wollen die Freunde eine wenig bekannte staatliche Regelung ausnutzen, nach der sich auch kleine Firmen um amerikanische Rüstungsaufträge bewerben dürfen. Nach bescheidenen Anfängen sprudelt plötzlich das Geld und erlaubt den beiden ein Leben in Saus und Braus. Doch dann verheben sie sich kräftig: Sie sichern sich einen 300 Millionen schweren Auftrag und sollen der afghanischen Armee Waffen liefern. Bei diesem Deal bekommen es die beiden mit äußerst zwielichtigen Partnern zu tun – und wie sich herausstellt, gehört dazu auch die amerikanische Regierung.

Kritik

Wer sich vor der Sichtung von Todd Phillips‘ Kriegskomödie „War Dogs“ auch nur für eine Sekunde mit der Materie beschäftigt hat, der weiß, dass sich der größte Gag eigentlich noch vor Einsetzen der eigentlichen Handlung abspielt. Dann nämlich, wenn die mittlerweile fast schon obligatorische Information auf der Leinwand erscheint, dass die folgenden Geschehnisse auf wahren Ereignissen beruhen. Anders, als es beispielsweise diverse halbseidene Horrorfilme behaupten, die sich allenfalls am Rande auf eine Zeitungsmeldung oder fragwürdige Zeitzeugenberichte berufen können, hat sich das absurde Szenario in „War Dogs“ nämlich tatsächlich so zugetragen. Das ist vor allem deshalb so lustig, weil man ähnlich des Michael-Bay-Films „Pain & Gain“ auch hier einer absolut unglaublichen Verselbstständigung eigentlich weitestgehend harmloser Ereignisse beiwohnen darf. Zwar hat die Waffenlobby der USA nicht das brave Image einer Supermarktkette, doch in welche (halb-)kriminelle Sphären sich zwei eigentlich saudämliche Möchtegernganoven hier katapultiert haben, bedarf schon einer überdurchschnittlich langen Pechsträhne. So aber schafften es David Packouz und Efraim Diveroli immerhin in die weltweiten Schlagzeilen, die Regisseur Todd Phillips nun zu einem Spielfilm inspirierten. Dabei gelingt dem „Hangover“-Mastermind gar nicht unbedingt der nächste erwartbare (vor allem aber als solcher beworbene) Komödienhit, sondern eine zwar hier und da heitere, im Gesamten aber wesentlich ernster aufgezogene Kriegssatire, die am schnellen Gag weniger interessiert ist, als am Offenlegen der Defizite innerhalb der US-amerikanischen Kriegsindustrie.

War Dogs

Vermutlich ist das auch der Grund, weshalb „War Dogs“ in den USA nicht jenen Erfolg für sich verbuchen konnte, den man von Seiten des Studios vorab erwartet hatte. Trotz solider Kritiken konnte der Film zwar seine Produktionskosten wiedereinspielen. Bei einem Budget von rund 40 Millionen US-Dollar fällt ein Box-Office-Ergebnis von 74 Millionen allerdings gerademal unter die Kategorie „geht so“. Doch welchem Zuschauer sollte man das Nichterfüllen der Erwartungen verübeln? Schließlich wird „War Dogs“ nicht nur als „neuer Film des ‘Hangover‘-Machers“ angekündigt. Auch die Werbespots und Trailer erwecken obendrein den Eindruck, man hätte es hier mit einer temporeichen, leicht konsumierbaren Komödie zu tun. Zumal ja nicht zuletzt auch noch Bradley Coopers („Joy – Alles außer gewöhnlich“) Cameo verschenkt wird, da man ihn trotz seiner allzu winzigen Nebenrolle schon vorab groß ankündigt. Um es kurz zu machen: „War Dogs“ ist keine laute Kalauerparade und genauso wenig verlässt sich der Film auf eine typische Buddy-Comedy-Attitüde, obwohl diese im Anbetracht des konträr gezeichneten Hauptfiguren-Duos durchaus angebracht wäre. Stattdessen ist es die skurrile Prämisse an sich, über die sich der Humor entwickelt. Dabei dürften sich das Kopfschütteln ob der Idiotie der beiden Protagonisten damit abwechseln, dass man sich bei jeder glücklichen Fügung erneut fragt, ob David und Efraim ihre kontinuierlich ansteigende Erfolgskurve überhaupt verdient haben. Gleichsam betonen die Drehbuchautoren Todd Phillips, Stephen Chin („Ein neuer Tag im Paradies“) und Jason Smilovic („Lucky Number Slevin“) immer wieder die Tatsache, dass man es den beiden Zufalls-Waffenschiebern einst auch tatsächlich unglaublich einfach gemacht hat, sich eine solche Karriere zu ermöglichen. Die Leinwandgeschehnisse zusätzlich mit Pointen zu unterfüttern, braucht es da gar nicht.

Wiederum wäre es ein Leichtes, David und Efraim vollständig auf ihr Dasein als naive Glückspilze zu reduzieren. Ähnlich ging auch schon Michael Bay im eingangs erwähnten „Pain & Gain“ vor, doch die Ereignisse von „War Dogs“ bedürfen schon deshalb einer komplexeren Betrachtung, weil die Folgen der Taten in wesentlich höhere Kreise reichen. Die US-amerikanische Kriegsindustrie wurde nicht von zwei Idioten aufs Kreuz gelegt, sondern von zwei jungen Männern, die sich des Ausmaßes ihrer Entscheidungen immer bewusst waren – wenn auch immer ein wenig zu spät (stellvertretend hierfür steht eine Szene, in der es den beiden gelingt, weitestgehend heile über ein belagertes Grenzgebiet zu kommen – gleichzeitig die beste Szene des Films). Dass sich vor allem Efraim im Gespräch mit ausländischen Waffenhändlern gut zu verkaufen weiß, arbeitet „War Dogs“ hervorragend heraus, sodass es dem Film gelingt, die Dimensionen der War-Dogs-Affäre kontinuierlich immer ein Stück näher an das Publikum heranzutragen. Das bedeutet mitunter aber auch, dass sich im Film zu Gunsten der Authentizität Längen ergeben, wenn auf der Leinwand nicht viel passiert. Ausführliche Dialoge zwischen den beiden Jungs und Händlern, der Regierung oder auch dem persönlichen Umfeld sollen das Geschehen mit einem erzählerischen Unterbau versehen. Leider nimmt dieser oft auch das Tempo aus dem mit zwei Stunden ohnehin recht ausladend inszenierten Film. Gleichzeitig bedürfen nicht alle Stationen in „War Dogs“ unbedingt einer Erwähnung. Die privaten Differenzen zwischen Efraim und seiner Freundin Iz (Ana de Armas) etwa wirken austauschbar, denn nicht nur ihre Inszenierung wird beliebig, auch für die eigentliche Handlung ergeben sich keine nennenswerten Auswirkungen.

Auf Darstellerebene fährt Todd Phillips mit Jonah Hill („Hail, Caesar!“) und Miles Teller („Whiplash“) gut. Die nicht allzu starke Ähnlichkeit mit den Originalvorbildern gleichen die beiden Akteure mit engagiertem Spiel wieder aus, das trotz des offensiven Selbstbewusstseins immer wieder erkennen lässt, wie sehr doch vor allem Tellers David mit den nicht immer ganz legalen Machenschaften hadert. Bradley Cooper erinnert in seinem Gastauftritt an die Gestalt eines exzentrischen Mafiabosses, wenngleich man den Eindruck nicht los wird, Todd Phillips hätte vor allem deshalb auf seinen „Hangover“-Star zurückgegriffen, um einfach nur einen bekannten Namen mehr auf das Kinoplakat zu packen. Auch Ana de Armas („Knock Knock“) kann nur bedingt überzeugen. Selbst ausladende Gefühlsausbrüche trägt die 28-jährige Kubanerin lediglich mit angezogener Handbremse vor, sodass man es ihrem Filmgatten gar nicht verübeln kann, dass dieser die auf der Kippe stehende Beziehung mit ihr gar nicht so bedroht sieht. Dafür kann „War Dogs“ mit einer modernen technischen Aufmachung punkten. Kameramann Lawrence Sher („Wish I Was Here“) kreiert nicht nur einen schicken Look zwischen hochglänzend-blockbustertauglich und dreckig-kantig; mit ausgewählten Gimmicks wie Standbildern, ausführlichen Zeitlupen und Kapiteleinblendungen in Form von markanten Zitaten entwickelt „War Dogs“ einen mitreißenden Flow. Musikalisch müssen diverse Rock-Pop-Evergreens herhalten, die das Geschehen zusätzlich in ihre jeweilige Zeit einordnen.

Fazit: Als Zuschauer weiß man nicht so recht, nach welchem Konzept Todd Phillips die Nacherzählung der absurden Waffenschieber-Ereignisse nun aufziehen wollte. „War Dogs“ fehlt es für eine reine Komödie an Biss und Tempo, als satirische Kriegsdramödie bleibt der Film zu oberflächlich. Dafür kann der Film darstellerisch sowie technisch punkten und darüber hinaus ist die Geschichte selbst skurril genug, um den Kauf eines Kinotickets zu rechtfertigen. Wenn man es nicht selbst gesehen hat, glaubt man es vermutlich nicht.

„War Dogs“ ist ab dem 29. September in den deutschen Kinos zu sehen.

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