Hunter Killer

In seinem neuen Actionthriller HUNTER KILLER muss Gerard Butler als Captain einer U-Boot-Besatzung den Ausbruch des dritten Weltkriegs verhindern. Das ist genauso bescheuert, wie es sich anhört. Mehr dazu verraten wir in unserer Kritik zum Film.

Der Plot

Captain Joe Glass (Gerard Butler) wird auf Rettungsmission für ein in Not geratenes amerikanisches U-Boot in den Arktischen Ozean entsandt. Dabei findet er heraus, dass ein russischer General einen Putsch weltweiten Ausmaßes plant und den russischen Präsidenten in seiner Gewalt hat. Mit einer Elite-Einheit von Navy SEALs macht sich Glass auf, den entführten Präsidenten zu retten und während der waghalsigen Fahrt durch feindliche Gewässer zu verhindern, dass ein neuer Weltkrieg ausbricht.

Kritik

Blickt man auf die Vita Gerard Butlers, so wird man seit einigen Jahren das Gefühl nicht los, dass sich der gebürtige Schotte langsam aber sicher zu einem Garant eher weniger populärer Kinokost entwickelt hat. Seine Beteiligung als Synchronsprecher an den gefeierten „Drachenzähmen leicht gemacht“-Filmen einmal ausgenommen, sind sämtliche seiner Arbeiten seit „Gesetz der Rache“ aus dem Jahr 2009 an der Kinokasse baden gegangen. Und wenn sich – wie etwa im Falle von „Olympus Has Fallen“ – dann doch nochmal ein Film anschickt, die Ausnahme von der Regel zu werden (aktuell ist ein dritter Teil in der Mache), schlägt die Kritik die Hände über dem Kopf zusammen. Nun wären Filme wie „Gods of Egypt“, „Geostorm“ und „Criminal Squad“ allesamt im Heimkino besser aufgehoben gewesen, besetzt wird Butler indes immer noch. Im U-Boot-Actioner „Hunter Killer“ darf er einmal mehr die bis in die Haarspitzen patriotische Hauptrolle spielen, um hier nichts Geringeres zu tun, als die Welt vor einem Dritten Weltkrieg zu bewahren. Das klingt natürlich erst einmal ganz schön hanebüchen, aber auch nicht absurder als die Plotlines diverser anderer Hollywood-Blockbuster. Das Versprechen auf eine größtmögliche Stupidität löst „Hunter Killer“ auch ziemlich schnell ein. Das Problem ist hier ein ganz anderes: Wie schon der Wetter-Katastrophenfilm „Geostorm“, in dem man Butler die Rolle eines hochintelligenten Wissenschaftlers abkaufen musste, besteht auch „Hunter Killer“ vorzugsweise aus Dialogen. Das war in der Buchvorlage „Firing Point“ des passionierten U-Boot-Kommandanten George Wallace und des Journalisten Don Keith zwar nicht anders, doch dort wusste man daraus noch packende Spannung zu kreieren. Hier gerät das Ganze eintönig und ätzend zäh – und die wenigen Actioneinlagen sehen, ausgerechnet auf hoher See, ganz schön albern aus.

Bereit zum Absprung, um die Welt zu retten!

Den Titel „Hunter Killer“ hat der Film von dem gleichnamigen Schiffsmodell: Unter einem Hunter Killer versteht die Marine nämlich ein solches, das auf die Zerstörung anderer Schiffe ausgelegt ist. Auf so einem Hunter Killer spielt sich nun auch die meiste Zeit der Handlung ab. Und damit das möglichst echt aussieht, wurde in einem Filmstudio ein riesiges U-Boot nachgebaut, das den Verantwortlichen zufolge auch den kritischen Augen eines Marines standhielt, der es auf Fotos nicht von einem echten Schiff unterscheiden konnte. Diese Originaltreue führt letztlich auch dazu, dass vor allem die Szenen besonders bedrückend geraten, in denen einfach nur gezeigt wird, wie die Crew sich an Deck formiert, den Alltag bestreitet und versucht, sich dort auf beengtem Raum möglichst wenig auf die Nerven zu gehen. Die fiktive USS Arkansas, auf der die von Gerard Butler gespielte Figur des Kommandanten Glass agiert, strahlt durch und durch etwas Beklemmendes aus. Gleichzeitig hat man die Stimmung auf so einem U-Boot aber auch schon in Wolfgang Petersens Klassiker „Das Boot“ erfassen können. Neue Erkenntnisse bietet „Hunter Killer“ in dieser Hinsicht nicht. Doch wenn man dem Film eines lassen muss, dann die unbestreitbare Qualität der haptischen Sets. Gerade im Vergleich zu den Spezialeffekten, die in den meisten Fällen sehr offensichtlich aus dem Computer stammen, fällt der handgemachte Look sofort positiv auf. Umso negativer fällt das natürlich auf das CGI zurück; vor allem die Explosionen unter Wasser könnten ebenso gut aus einem Neunzigerjahre-Computerspiel stammen.

Mit dem Thema U-Boot hat Regisseur Donovan Marsh („Con Game – Kenne deine Feinde“) auf den ersten Blick ein echtes Ass im Ärmel. Immerhin lassen sich die Beiträge, in denen ein solches Gefährt für einen Actionthriller im Mittelpunkt steht, an zwei Händen abzählen. Doch das Skript von Arne Schmidt („Außer Kontrolle“) und Jamie Moss („Ghost In The Shell“) macht direkt aus zweierlei Sicht nichts aus dieser Prämisse. Wenn sich erzählerisch wichtige Teile der Handlung an Deck abspielen, beschränkt sich das Geschehen meist auf Gespräche, die zum Teil an Bord, zum Teil an Land geführt werden, denen der Regisseur allerdings keinerlei Pfiff abgewinnen kann. Stattdessen schneidet er einfach immer nur zwischen beiden Parteien hin und her; und da das Skript noch nicht einmal im Ansatz mit der Intensität der Romanvorlage mithalten kann, sind diese ganzen Diskussionen einfach nur unglaublich langweilig. Zum anderen sind die wenigen gelungenen Actionsequenzen immer gerade die, die sich eben nicht auf dem Schiff, sondern an Land abspielen. Das macht es tatsächlich ganz schön absurd, denn wenn man schon so ein spannendes Setpiece wie ein U-Boot hat, dann sollte man es vielleicht auch für ebenjene Szenen nutzen, weswegen „Hunter Killer“ unter der Genrebezeichnung „Action“ vermarktet wird. So ist Donovan Marshs Film vor allem eines: redselig. Damit dürfte er die Zuschauer verärgern, die sich hiervon ordentlich Krawall erhofft haben, wie ihn der Trailer beschreibt. Liebhaber psychologischer Kriegskost dagegen bekommen mit den bisweilen ultraplumpen Dialogen aber auch keinen ernstzunehmenden Genrebeitrag geboten.

Diesen Einsatz kann nur ein Top-Team der Navy SEALs bestreiten: Johnstone (Ryan McPartlin).

Zu guter Letzt hilft es alles nichts: Auch im Fall von „Hunter Killer“ erweist sich Gerard Butler einmal mehr als nicht allzu optimale Besetzung. Nur dass er diesmal nicht im Alleingang daran schuld ist, sondern das schwache Skript mit einer noch schwächeren Charakterzeichnung alles unternimmt, um dem zweifellos engagierten Schauspieler Steine in den Weg zu legen. Vor allem ein für diesen Film durchaus wichtiges Element geht Butlers Figur ab: sein sich ganz selbstverständlich in den Dienst seines Landes stellender Captain Glass ist in seinem fehlenden Gespür für menschliche Bedürfnisse und seiner alleinigen Konzentration auf die Mission einfach komplett unsympathisch. Das hat, anders als etwa kürzlich in Peter Bergs clever gedachtem Actionthriller „Mile 22“, allerdings keinerlei Hintersinn. Hier sorgt es einfach nur dafür, dass man sich nicht bloß fragt, wer auf die Idee kam, einen solch egomanen, sich zu keinem Zeitpunkt auf die Notwendigkeiten seiner Crew einstellenden Marine-Offizier zum Captain einer solch gefährlichen Mission zu machen. Zudem lässt sich einfach überhaupt nichts finden, was ihn irgendwie dafür qualifizieren würde, knapp zwei Stunden lang die Hauptfigur in einem Film zu sein. Er ist abseits seiner fachlichen Kompetenz schlicht und ergreifend egal. Und so kommt es, dass „Hunter Killer“ sein Dramapotenzial (immerhin steht hier der Ausbruch eines Dritten Weltkriegs unmittelbar bevor) zu keinem Zeitpunkt ausschöpfen kann. Denn mit wem soll man denn mitfiebern, wenn sich die einzig nennenswerte Identifikationsfigur zwischen den vielen vollkommen blass bleibenden Nebencharakteren (und seien diese mit Gary Oldman, Common und Michael Nyqvist teilweise noch so gut besetzt) als unangenehmster Zeitgenosse auf dem ganzen Schiff erweist!?

Fazit: Im Roman ergeben sich aus den hitzigen Gesprächen in „Hunter Killer“ hochdramatische Momente. In der gleichnamigen Verfilmung entsteht daraus lediglich gähnende Langeweile. Darüber hinaus sieht die Action an vielen Stellen miserabel aus und Gerard Butler nimmt man den smarten Captain einfach nicht ab.

„Hunter Killer“ ist ab dem 24. Oktober in den deutschen Kinos zu sehen.

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