Drachenzähmen leicht gemacht 2

Nach dem überragenden Erfolg des Animationsabenteuers „Drachenzähmen leicht gemacht“ entführt uns Regisseur Dean DeBlois vier Jahre später erneut in die zauberhafte Welt von Berk. In DRACHENZÄHMEN LEICHT GEMACHT 2 heißt es für Hicks und seine Freunde, neue Abenteuer zu bestehen und es mit noch gefährlicheren Gegnern aufzunehmen. Wie das Sequel geworden ist, verrate ich in meiner Kritik.
Der Plot
Fünf Jahre sind vergangen, seit sich der junge Wikingerheld Hicks (Daniel Axt) mit dem verletzten Drachen Ohnezahn angefreundet hat und damit das Verhalten der Bewohner von Berk den feuerspeienden Ungetümen gegenüber nachhaltig verändert hat. Inzwischen leben die Wikinger und die Drachen friedlich Seite an Seite auf jener fantastischen Insel, die sich in ein wahres Drachenparadies verwandelt hat. Doch als Hicks mit den Pflichten des Erwachsenenlebens konfrontiert wird, schwingt er sich mit Ohnezahn in die Lüfte, um sich selbst zu finden. Worauf er sich dabei einlässt, kann er nicht ahnen, denn der machthungrige Drago hat es sich zum Ziel gesetzt, den Frieden zwischen Drachen und Wikingern zu zerstören. Nun braucht Hicks die Hilfe von Astrid (Emilia Schüle), Grobian und all seinen anderen Freunden, denn einen Ort wie Berk gibt es auf der Welt kein zweites Mal…
Kritik
Bei der Oscar-Verleihung 2011 hatte nach den vielen Jahren der Pixar-Dominanz wieder einmal ein konkurrierendes CGI-Studio reelle Chancen, einen Goldjungen in der Kategorie „Bester Animationsfilm“ abzustauben. Zwar triumphierte erwartungsgemäß (und vollkommen zurecht!) das sogar als „Bester Film“ nominierte Spielzeug-Sequel „Toy Story 3“, doch der von Dreamworks Animation ins Rennen geschickte „Drachenzähmen leicht gemacht“, der nebenher auch für einen Academy Award in der Kategorie „Beste Filmmusik“ nominiert wurde, hatte nicht nur unter den Zuschauern, sondern auch bei der weltweiten Filmpresse einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Nach Startschwierigkeiten – der erste Teil blieb trotz einer prompten Topplatzierung in den US-amerikanischen Kinocharts zunächst weit hinter den Erwartungen des Studios zurück – erwies sich „Drachenzähmen leicht gemacht“ als Langzeiterfolg, verblieb knapp zwei Monate an der Chartspitze und spielte weltweit rund eine halbe Milliarde Dollar ein. Hierzulande stellte der Streifen nach „Rapunzel – Neu verföhnt“ und „Ich – Einfach unverbesserlich“ den dritterfolgreichsten Animationsfilm des Jahres und lockte über eineinhalb Millionen Besucher in die Kinos. Es folgten eine TV-Serie, ein Theaterstück, Merchandising in Hülle und Fülle und nun, rund vier Jahre später, ein Sequel, auf das in einigen Jahren ein weiterer Teil folgen soll, um die von vornherein als Trilogie geplante Filmreihe abzuschließen. Der von Disney herübergewanderte Regisseur Dean DeBlois („Lilo und Stitch“) folgt damit nicht etwa dem Druck von Studio und Produzenten, sondern verwirklicht sich selbst einen Traum, den er bereits vor Kinostart des Auftaktfilms hatte. Schenkt man dem Filmemacher und Drehbuchautoren Glauben, ist „Drachenzähmen leicht gemacht“ also kein sich dem Erfolg beugendes Produkt, sondern eine echte Herzensangelegenheit.
Dominic Raacke, der den Meisten wohl durch seine Rolle als „Tatort“-Kommissar Till Ritter bekannt sein dürfte und wie schon im ersten „Drachenzähmen“-Film die Synchronrolle des Haudrauf übernimmt, bringt die inszenatorischen Ausmaße des Sequels mit einem Satz auf den Punkt: „Wir erzählen klassischen Dramastoff im Gewand eines Animationsfilms.“, gibt der Schauspieler im Interview mit großen Gesten zu verstehen, und übertreibt damit nicht. „Drachenzähmen leicht gemacht 2“ kann nicht nur mit gewaltigen Schauwerten aufwarten, sondern erzählt vor allem eine dramaturgisch punktgenau aufgebaute und in sich stimmige Geschichte, die sich in ihrer Tiefgründigkeit stellenweise mit den Werken der unerreichten Pixar-Schmiede messen kann. Wie schon der erste Teil, der in seiner Konsequenz nicht zwingend an ein junges Publikum gerichtet war, geht auch das Sequel hart mit seinen Figuren ins Gericht und verzichtet gänzlich auf Schönmalerei. Das mag in Anbetracht weichgespülter Animationswerke der Marke „Epic“ oder „Die Croods“ zunächst fast befremdlich wirken, doch vor der rauen Kulisse der Felseninsel Berk passt ein derartiger Tonfall wie die Faust aufs Auge. Vor den steilen Klippen und der gefährlichen Brandung kämen Geschichten, die in jeder Hinsicht auf Happy Ends zusteuern, nicht unbedingt glaubhaft daher. So verspielt „Drachenzähmen leicht gemacht 2“ zwar ganz bewusst seinen Status als alle Altersklassen ansprechendes Animationsabenteuer, doch umso treuer zeigte sich in den vergangenen Jahren die Zielgruppe. Ausgenommen diverser Disney/Pixar-Werke ist das „Drachenzähmen“-Franchise das mit den kreativsten Liebhabern gesegnete. Fan-Videos, Fan-Geschichten und Zeichnungen erreichen den Filmemacher eigenen Angaben zufolge Tag für Tag.
Trotz des erzählerischen Triumphs aufgrund einiger sehr stark aufgebauter sowie inszenierter Story-Twists muss sich „Drachenzähmen leicht gemacht 2“ jedoch auch eingestehen, dass der Film entgegen seiner übersichtlichen Laufzeit von 102 Minuten einige Längen besitzt, die so in der Form leicht zu umgehen gewesen wären. Neben sehr intensiven Drama-Szenen, die bemerkenswert offen und erwachsen geraten sind, wirken die dynamischen Flug- und Kampfszenerien teilweise grobmotorisch, das Tempo durcheinander bringend und der ernsten Story nicht immer würdig. Auch, wenn es der Film plotbedingt verlangt, wünscht man sich anstatt mehrerer spektakulärer Schlachten und Flugrennen immer wieder ruhigere Töne herbei. Auch die minimalistische Animation der Drachen wirkt vor dem gesetzten Hintergrund ab und an fehl am Platz. Dies tut dem Spaß am Abenteuer zwar keinen Abbruch und gerade die jüngeren Kinogänger haben in den temporeichen und vor allem in 3D betörenden Sequenzen viel zu staunen, trotz dessen kann „Drachenzähmen leicht gemacht 2“ sein Potenzial nicht in Gänze ausschöpfen. Zum dritten Teil besteht entsprechend Luft nach oben.
Dies kann man von den Sprechern nicht behaupten. Die zum ersten Teil nahezu identischen Schauspieler geben im Sequel einmal mehr ihr Bestes und erhalten obendrein prominenten Zuwachs. Die ihre Takes barfuß einsprechende Martina Hill ist in „Drachenzähmen leicht gemacht 2“ zum ersten Mal in einer sehr ernsten Synchronrolle zu sehen und zeigte sich im Interview Feuer und Flamme für das Projekt. „Ich liebe den ersten Teil und freue mich total, dass ich jetzt beim zweiten dabei sein darf, der mir sogar fast noch besser gefällt.“, gibt die durch die Sketch-Comedy „Switch reloaded“ bekannt gewordene Schauspielerin zu, die in „Ich – Einfach unverbesserlich 2“ sowie „Cars 2“ zuletzt eher in exzentrischeren Rollen zu hören war. Mit ihrer neusten Arbeit unterstreicht Hill ihren Status als ernstzunehmende Synchronsprecherin abseits der Komödien-Schiene und sorgt mit dafür, dass die Szenen zwischen ihrer Figur und Haudrauf besonders mitfühlend geraten sind; beide Charaktere verbindet eine gemeinsame Vergangenheit, die sie in einem liebevoll-herzzerreißenden Duett Revue passieren lassen. Ein emotionales Highlight des Films! Daniel Axt und Emilia Schüle (beide auch gemeinsam in „Rock it!“ zu sehen) gelingt es perfekt, sich in die aufgrund der fünf vergangenen Jahre seelisch gereiftere Fassungen ihrer Figuren hineinzuversetzen und verleihen ihren Charakteren somit die notwendige Authentizität.

Haudrauf und die geheimnisvolle Drachenreiterin treffen nach Jahren wieder aufeinander.
Fazit: „Drachenzähmen leicht gemacht 2“ unterstreicht seinen Eindruck, zu den erwachsensten Animationsfilm-Franchises zu gehören und setzt die reife Erzählweise des ersten Teils fort. Der minimalistischen Animation zum Trotz schafft Dreamworks Animation ein faszinierendes Trickspektakel, das in 3D besonders zur Geltung kommt, und das einmal mehr beweist: Nur Fliegen ist schöner!
„Drachenzähmen leicht gemacht 2“ erscheint am 24. Juli bundesweit in den Kinos – auch in 3D!