Spy Kids 4D

Der normalerweise für blutigere Kost bekannte, texanische Regisseur Robert Rodriguez, entschied sich nach den durchschlagenden Erfolgen der ersten drei „Spy Kids“-Filme dafür, einen vierten zu drehen. Vermutlich, da es so schön in den Titel passt, kam er auf die Idee, neben den mittlerweile Standard gewordenen 3D-Effekten, einfach noch einen weiteren Sinn herauszufordern. Das Zauberwort heißt: „Aromascope“. Und damit erhält der Geruch Einzug in den Kinosaal. Doch ob das so eine gute Idee war, lest Ihr in meiner neusten Kritik.

Der Plot

Marissa Cortez Wilson (Jessica Alba) ist ehemalige Top-Spionin und hat ihren gefährlichen Job zu Gunsten ihrer Familie allerdings schon lange an den Nagel gehängt. Ihren letzten Auftrag erledigte sie hochschwanger und schwor sich nach der Geburt von Töchterchen Maria, mit dem Spionen-Dasein abzuschließen und ihrem Mann und ihren beiden Stiefkindern Cécil (Mason Cook) und Rebecca (Rowan Blanchard), die ihre Stiefmutter so gar nicht leiden können, nichts von ihrer Vergangenheit zu erzählen. Nun wohnt die fast perfekte Familie in einem ruhigen Vorort und alles könnte so schön sein, wenn nicht plötzlich Bösewicht Tick Tock (Jeremy Piven), den zu ergreifen Marissa zuletzt nicht geglückt ist, auftauchen und drohen würde, der ganzen Welt die Zeit zu stehlen. Vorbereitet auf diesen Super-GAU traf Marissa allerdings sämtliche Vorkehrungen und mithilfe eines sprechenden Hundes und diversen High-Tech-Einrichtungen im zunächst normal scheinenden Haus, gelingt es den Zwillingen und Maria, auch als „Spy Baby“ bekannt, zu entkommen und in Highspeed-Flugkapseln in die geheime Spionen-Zentrale zu fliehen. Zu Marissas Verwunderung scheint den Zwillingen der Gedanke, selbst als Junior-Spione bei Tick Tocks Ergreifung mitzuhelfen, ungeheuer gut zu gefallen. So erhalten die beiden ihre Ausrüstung und machen sich mit Roboterhund Argonaut und Mutter Marissa auf, Tick Tock zu ergreifen und die Welt davor zu bewahren, dass ihr die Zeit abhanden kommt. Doch selbige drängt im wahrsten Sinne des Wortes, denn auf der ganzen Welt drehen sich die Uhren immer schneller. Wenn sich das Team nicht beeilt, dann wird sie bald aus sein. Und dann droht auch noch Ehemann Wilbur (Joel McHale), seines Zeichens Spionen-Jäger mit eigener Fernsehshow hinter die wahre Existenz seiner Familie zu kommen.

„Willkommen in der Abteilung der Spy-Kids!“

Kritik

Der von Robert Rodriguez („From Dusk Till Dawn“, „Planet Terror“) mittlerweile vierte Teil der Kinderabenteuerserie um Heranwachsende im Spionagemilieu kommt als flippige Komödie daher, die ganz klar auf das jüngste Kinopublikum zugeschnitten wurde, das die Lichtspielhäuser wohl besuchen dürfte. So setzt man auf eine gehörige Portion Slapstick und drückt in der ohnehin schon temporeichen Inszenierung das Gaspedal zeitweise bis zum Anschlag durch. Dabei geht der Story aber etwa ab der Hälfte der ohnehin schon geringen Laufzeit von gerade einmal 89 Minuten die Puste aus. Zu Gunsten der comichaften Effektorgien, verzichteten die Macher auf jegliche Art von Realismus, wenn auch Rodriguez, der sich bislang ja eher durch mehr oder weniger blutiges Erwachsenenkino einen Namen machte, es sich nicht nehmen ließ, zwischendurch immer mal wieder die Moralkeule auszupacken. Leider wirkt diese Form von Erziehungsauftrag zwischen den klebrig süßen Neonfarben und dem pupsenden Roboterhund derart deplatziert, dass die bemühte Familienzusammenführung, je weiter die Geschichte voranschreitet, immer unglaubwürdiger wird und zum Ende hin in ihrer Vorhersehbarkeit fast schon ironisch wirkt. Wenn auch sich die Darsteller allesamt Mühe geben, in ihren überzeichneten Rollen nicht völlig in die Absurdität abzurutschen. Vor allem den Kinderdarstellern gelingt dies zum Großteil sehr gut.

Doch auch der wenig anspruchsvolle Haupt-Erzählstrang über die Jagd nach Tick Tock hakt an vielen Stellen, die das Kinovergnügen bei jeder Altersklasse trüben dürften. Während die Handlung für das erwachsene Publikum, das ganz klar nicht zur angesprochenen Zielgruppe gehört, zu harmlos und verniedlicht ist, dürften Kinder an der rasant erzählten Geschichte ebenfalls wenig Freude haben, da die Story für ein jüngeres Publikum fast zu abstrakt ist. Zu viele Schauplätze und Bösewichte, einhergehend mit einem abstrusen Finale, das selbst für Rodriguez‘ Verhältnisse noch als „gewagt“ bezeichnet werden dürfte, dämpfen den Filmspaß. Der Streifen dürfte aber noch als Durchschnitt bezeichnet werden, wenn sich Robert Rodriguez nicht mit seiner bahnbrechenden Idee, eine vierte Dimension in den Kinosaal einzuführen, selbst ein Bein gestellt hätte.  Neben der zum Standard gewordenen dritten Dimension, entschied sich der texanische Regisseur, einen weiteren Sinn herauszufordern. „Spy Kids 4D“ wirbt mit der Nutzung des Aromascope – und will damit den Geruchssinn ansprechen. In insgesamt sechs verschiedenen Szenen verspricht eine einfache Pappkarte mit an Rubbellose erinnernden Feldern, das Geschehen auf der Leinwand mit den zur Szene passenden Gerüchen zu untermalen. Blinkt auf der Leinwand eine Nummer auf, so ist der Zuschauer gefordert, das Feld mit der entsprechenden Zahl freizurubbeln, um so in den Genuss des jeweiligen Geruchs zu kommen, der zur dargestellten Szenerie passt. Doch anstelle einer ausgereiften Idee präsentiert sich hier ein großes Debakel. Die Felder riechen alle gleich und schon nach wenigen Minuten durchflutet ein penetranter Kaugummi-Geruch den Kinosaal. Auch sind die überdimensional großen Zahlenangaben auf dem Bildschirm, die zudem noch mit einem akustischen Signal daherkommen, äußerst störend, sodass die Idee der vierten Dimension nicht mal mehr als nettes Gimmick bezeichnet werden kann und „Spy Kids 4D“ hierdurch auch in den Augen der internationalen Kritiker weiter an Ansehen verliert. Womit Robert Rodriguez‘ schlussendlich allerdings nochmal an Boden gut macht, sind verstreute Chameo-Auftritte bekannter Kultcharaktere aus Rodriquez‘ vergangenen Filmen, deren augenzwinkernder Auftritt sich wohl aber lediglich erwachsenen Zuschauern erschließen dürfte.

Damit lässt sich das Fazit ziehen, dass„Spy Kids 4D: Alle Zeit der Welt“ gut gemeinte, aber wenig durchdachte Action-Unterhaltung für Kinder ist. Die Handlung zieht sich einerseits zäh wie Kaugummi, drückt an anderen Stellen allerdings viel zu sehr auf’s Gas, sodass der Film wirkt wie eine Achterbahnfahrt auf dem Jahrmarkt. Je nachdem, wie viel der Zuschauer in dieser Hinsicht verträgt, verlässt er den Kinosaal anschließend mit einem verdrehten Magen, oder angeheitert, aufgrund einiger netter Ideen und Robert Rodriguez‘ grenzenloser Fantasie. Somit dürfte sich der vierte Teil der Reihe perfekt für einen Kindergeburtstag eignen, vielleicht sollten sich die Erwachsenen allerdings vorher überlegen, ob sie ihre Rasselbande nicht vielleicht doch alleine losschicken sollten.

„Spy Kids 4D“ ist ab dem 03. Mai in Deutschlands Kino zu sehen!

Erschienen bei Quotenmeter.de