UglyDolls

Ohne die finanziellen Mittel führender Animationsstudios erzählt das CGI-Abenteuer UGLYDOLLS eine zumindest für Kinder inspirierende Geschichte darüber, wie es ist, zu sich selbst zu stehen. Mehr zum Film verraten wir in unserer Kritik.

Der Plot

Die UglyDolls sind Kuscheltiere, bei denen in der Spielzeugfabrik ganz schön was schiefgelaufen ist: Manch einem fehlt ein Auge, manch anderer hat dafür eins zu viel oder für ein strahlendes Lächeln einfach ein paar Zähne zu wenig abbekommen. Doch egal wie unperfekt die Uglys auch aussehen, an Spaß und Lebensfreude fehlt es ihnen in Uglyville wahrlich nicht. Nur die vorwitzige Moxy (Lina Larissa Strahl) glaubt fest daran, dass irgendwo da draußen noch viel mehr auf sie wartet. Darum überredet sie ihre bunten Freunde Lucky Bat, Wage, Babo und Ugly Dog, das vertraute Tal zu verlassen und eine Entdeckungsreise auf die andere Seite des Berges zu wagen. Ihr Weg führt sie zum „Institut für Perfektion“, wo makellose Puppen für den Einsatz in den Kinderzimmern der „Großen Welt“ trainiert werden. Moxy will sofort mitmachen, aber der strenge Ausbilder Lou setzt alles daran, die UglyDolls schnell wieder loszuwerden. Doch so einfach gibt die mutige Moxy ihren Traum nicht auf, auch eines Tages von einem echten Kind geliebt zu werden…

Kritik

Für die Leser, die zuhause keine Kinder zwischen vier und zehn Jahre beherbergen, müssen wir das „Phänomen UglyDolls“ sicher erst einmal genauer erklären: Bei den unförmigen Stoffgesellen handelt es sich um die Emporkömmlinge der gleichnamigen Spielzeugmarke, die Anfang der Zweitausenderjahre von David Horvath und Kim-Sun-Min ins Leben gerufen wurde. Die mittlerweile miteinander verheirateten Charakterdesigner schufen die farbenfrohen Plüschfiguren als eine Mischung aus Kuscheltier und Puppe, durch deren Aussehen abseits jedweder Schönheitsideale ein Statement für visuellen Individualismus gesetzt werden sollte. Mittlerweile gibt es zig verschiedene UglyDoll-Modelle. Sie alle einen knallige Farben, kreisrunde Augen und ein breiter, zum Lächeln verzogener Strichmund. Ihr Körperbau grenzt sich bewusst von den Proportionen jedweder Tier- und Menschenformen ab. Außerdem ist jede Puppe mit einem eigenen Namen und Charakter ausgestattet. Anhand dieser Beschreibung der nun im gleichnamigen Film die Hauptrollen spielenden UglyDolls ahnt man, dass der Zeitgeist eine Leinwandadaption regelrecht vorgibt. „UglyDolls“ ist so etwas wie die Kindervariante der „Liebe deinen Körper“-Comedy „I Feel Pretty“. Und zumindest diesen Vergleich entscheidet das CGI-Abenteuer klar für sich – was aber auch nicht allzu schwer ist.

Mandy und Moxy

Bei der Amy-Schumer-Komödie handelte es sich damals um einen der ersten Filmbeiträge, in dem die sogenannte „Body Positivity“-Bewegung thematisiert wurde. Hierbei handelt es sich um einen Trend, der sich aktiv vom 90-60-90-Schönheitsideal abgrenzt und propagiert, dass sich jeder Mensch in seinem Körper schön fühlen sollte, egal welche Maße er besitzt. Nun ist „UglyDolls“ mit Sicherheit nicht so analysierend wie die ebenfalls für Aufsehen gesorgte Dokumentation „Embrace“, aber da das Regieduo aus Abby Kohn und Marc Silverstein „I Feel Pretty“ damals so konsequent in den Sand gesetzt haben, fühlt sich allein schon der Individualität befürwortende Grundgedanke in „UglyDolls“ überraschenderweise deutlich homogener an, als in der immerhin produktionstechnisch ihm haushoch überlegene „I Feel Pretty“. Vor allem eine sehr junge Generation führt der Film gleichermaßen vorsichtig wie bestimmt an den Gedanken heran, dass man sich nicht von den vorherrschenden Vorstellungen einer körperfixierten Gesellschaft beeindrucken lassen sollte, um glücklich zu sein. Unterstrichen von einer Handvoll ohrwurmtauglicher Musicalnummern, in denen die Uglydolls Zufriedenheit, Individualität und ein freundschaftliches Zusammengehörigkeitsgefühl besingen (was alles deutlich wichtiger ist, als die Frage, wie man aussieht), macht Regisseur Kelly Asbury („Die Schlümpfe – Das verlorene Dorf“) auf altersgerechte Weise Mut; Mut, aus sich herauszukommen, zu sich selbst zu stehen und auch, sich seine Freunde nach ihren inneren Werten auszusuchen.

Im Vergleich zu führenden Animationsschmieden wie Disney, Pixar oder Dreamworks Animation hatte Kelly Asbury für seinen Film nur einen Bruchteil an finanziellen Mitteln zur Verfügung. Der unter anderem vom den Reel-FX-Studios („Free Birds – Esst uns an einem anderen Tag“) produzierte „UglyDolls“ kostete um die 50 Millionen US-Dollar und sollte ursprünglich mal von niemand Geringerem als Robert Rodriguez („Alita: Battle Angel“) inszeniert werden, für den er jetzt allerdings nur noch als Produzent auftritt. Zum Vergleich: Der vierte „Toy Story“-Film verschlang mal eben das Vierfache dieses Budgets. Das sieht man „UglyDolls“ leider deutlich an, der nicht mit einem solch detaillierten Trickdesign glänzen kann, wie seine teuren Vorbilder. Gleichzeitig machen die Verantwortlichen das Beste draus, indem sämtliche kreative Vielfalt in das Design der Puppen floss, deren knallbuntes Äußeres den Film dominiert. Dass sich die Nebencharaktere sowie die Hintergründe mit ihrem minimalistischen Aussehen stark von den UglyDolls abgrenzen, ist inhaltlich dann sogar nachvollziehbar: Hier stehen endlich einmal diejenigen im Spotlight, die sich stark von ihrem Umfeld abgrenzen. Und mit dieser Botschaft geht man am Ende ganz sicher beschwingt aus dem Kino – auch wenn die Musicalnummern ob ihres einheitlichen Klangbreis noch so generisch und die Story letztlich noch so vorhersehbar ist.

Lucky Bat, Wage, Moxy, Babo und Ugly Dog

Fazit: Optisch kann „UglyDolls“ nicht annähernd mit den ganz Großen im Animationsfilmsegment mithalten. Auch die Story hätte hier und da Feinschliff und kreative Akzente vertragen. Doch die Botschaft, dass nicht das Äußere, sondern die inneren Werte zählen, stimmt, wenngleich sie sich in ihrer Einfachheit vorwiegend an ein sehr junges Publikum richtet.

„UglyDolls“ ist ab dem 3. Oktober in den deutschen Kinos zu sehen.

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