Schlagwort-Archiv: Kelly Asbury

Das startet am 3. Oktober 2019

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, unserer wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um die Startwoche vom 3. Oktober, an dem ein Film ins Kino kommt, den man sich trotz seiner allenfalls soliden Story dennoch unbedingt im Kino anschauen sollte. „Gemini Man“ präsentiert Leinwandbilder nie geahnter Brillanz – ein technisches Meisterwerk! Wer dagegen weniger Lust auf einen doppelten Will Smith hat, hat die Wahl zwischen Hunden, hässlichen Spielzeugen oder einer Rückkehr in Schulzeiten, als man noch Siegfried Lenz‘ „Deutschstunde“ interpretieren musste. Die hat Christian Schwochow nun sehr ansprechend neu interpretiert. 

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

ENZO UND DIE WUNDERSAME WELT DER MENSCHEN | Regie: Simon Curtis | USA 2019

Enzo ist ein gutmütiger, im Stillen vor sich hin philosophierender Hund, den eine tiefe Freundschaft mit seinem Besitzer Denny Swift (Milo Ventimiglia) verbindet. Als aufstrebender Formel-1-Fahrer nimmt Denny seinen vierbeinigen Freund häufig mit an die Rennstrecke, wo Enzo über die Jahre einen tiefen Einblick in das Wesen der Menschen erhält. Er begreift, dass die Techniken, die auf der Rennstrecke angewendet werden, auch von Nutzen sein können, die Stürme des Lebens erfolgreich zu navigieren. Und diese Stürme kommen Schlag auf Schlag, als Enzo sich in die wunderschöne Eve (Amanda Seyfried) verliebt. Die beiden heiraten, bekommen eine gemeinsame Tochter namens Zoe (Ryan Kieran Armstrong) genießen ihr Leben gemeinsam an der Seite ihres besten Freundes Enzo. Doch die Zeiten der Harmonie sollen rasch vorbei sein, als ein tragischer Schicksalsschlag die Familie vor große Herausforderungen stellt…

In „Enzo und die wundersame Welt der Menschen“ geht es eigentlich um Nichts und dann wieder doch um alles. Die Verfilmung des gleichnamigen Romans ist ein herrlich unkitschiges Familiendrama, erzählt aus den Augen eines Hundes, das durch seinen vierbeinigen Erzähler zwar durchaus an Niedlichkeit gewinnt, über diese aber nicht vergisst, den ernsten, bisweilen tottraurigen Themen genug Aufmerksamkeit zu widmen.


DEUTSCHSTUNDE | Regie: Christian Schwochow | DE 2019

Deutschland, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Jugendliche Siggi Jepsen muss in einer Strafanstalt einen Aufsatz zum Thema „Die Freuden der Pflicht“ schreiben. Er findet keinen Anfang, das Blatt bleibt leer. Als er die Aufgabe am nächsten Tag nachholen muss, diesmal zur Strafe in einer Zelle, schreibt er wie besessen seine Erinnerungen auf. Erinnerungen an seinen Vater Jens Ole Jepsen, der als Polizist zu den Autoritäten in einem kleinen norddeutschen Dorf zählte und den Pflichten seines Amtes rückhaltlos ergeben war. Während des Zweiten Weltkriegs muss er seinem Jugendfreund, dem expressionistischen Künstler Max Ludwig Nansen, ein Malverbot überbringen, das die Nationalsozialisten gegen ihn verhängt haben. Er überwacht es penibel, und Siggi, elf Jahre alt, soll ihm helfen. Doch Nansen widersetzt sich…

Die künftigen Generationen von Schulklassen sind zu beneiden, erhalten sie doch mit „Deutschstunde“ die Verfilmung einer Pflichtlektüre, die nicht nur das Thema zeitgemäß aufgreift und weiterdenkt, sondern auch mit einer herausragenden Inszenierung aufwarten kann.


GEMINI MAN | Regie: Ang Lee  | CHN/USA 2019

Henry Brogan (Will Smith) ist ein ausgebuffter Schütze und ehemaliger Elitesoldat, der immer dann gerufen wird, wenn die Situation bereits aussichtslos erscheint. Doch plötzlich gerät Henry selbst ins Visier seiner Feinde, als er eines Tages mitten im Zentrum der Verfolgung durch einen mysteriösen jungen Agenten wiederfindet. Dieser scheint ihm nicht nur stets mehrere Schritte voraus, sondern kämpft auch mit ähnlichen Mitteln wie Henry selbst. Nachdem er sich mit seinem ehemaligen Kollegen Baron (Benedict Wong) und der toughen Agentin Danny (Mary Elizabeth Winstead) verbündet hat, nimmt das Trio die Spur des mysteriösen Killers auf, der sich als eine jüngere Version von Henry selbst entpuppt. Was hat es damit auf sich? Und was hat der Wissenschaftler Clay Verris (Clive Owen) damit zu tun, der in dem jungen Agenten einen Sohn sieht?

Die Story von „Gemini Man“ beschränkt sich auf bewährte Themen im Science-Fiction-Genre. Doch betrachtet man den Actionblockbuster mit einem doppelten Will Smith in der Hauptrolle einmal als Gesamtkonstrukt, dann wünscht man sich, Ang Lee würde mit diesem technisch auf jeder Hinsicht gelungenen Experiment die Begeisterung fürs Kino neu entfachen, so wie einst James Cameron mit „Avatar“.


WE HAVE ALWAYS LIVED IN THE CASTLE | Regie: Stacie Passon |USA 2018

Merricat (Taissa Farmiga) lebt mit ihrer Schwester Constance (Alexandra Daddario) und ihrem Onkel Julian zusammen. Die Drei sind Überlebende einer Arsenvergiftung, die vor fünf Jahren sämtliche anderen Familienmitglieder dahingerafft hat. Wenn es darum geht, ihr Grundstück mit „Flüchen“ zu beschützen, erweist sich Merricat als besonders kühn und einfallsreich. Und einmal abgesehen davon, dass die Leute aus der Stadt sie hassen, führen die Schwestern ein idyllisches Leben. Bis Cousin Charles (Sebastian Stan) auftaucht. Charles bietet sich an, im Haus mitzuhelfen und interessiert sich auch sehr für die finanzielle Situation der Familie. Während Constance von Charles fasziniert ist, empfindet Merricat ihren Cousin als Eindringling. Als Charles und Merricat sich in Machtkämpfe verstricken, droht der Familie erneut eine Tragödie.

Das auf dem gleichnamigen Roman von Shirley Jackson basierende Gruseldrama „We Have Always Lived in a Castle“ erzählt vor schaurig-schöner Kulisse eine Geschichte von starken Frauen und gelebter Individualität. Das starke Ensemble rund um Taissa Farmiga und Alexandra Daddario rundet den starken Eindruck ab.


SKIN | Regie: Guy Nattiv | USA 2018

Bryon Widner trägt den Hass tief im Herzen und sichtbar auf der Haut. Seine zahlreichen Tätowierungen überziehen Körper, Gesicht und kahlrasierten Schädel – eingebrannte Verbildlichungen seiner Gewalttaten und Zeugnis einer von Hass und Unmenschlichkeit geprägten rechtsradikalen Gruppierung, angeführt von seinen Zieheltern Shareen und Fred Krager. Als er die dreifache Mutter Julie kennenlernt und sie ungeahnte Gefühle der Liebe und Zugehörigkeit in ihm entfacht, beginnt er an seiner Ideologie zu zweifeln. Seinem zunehmenden Verantwortungsgefühl für ihr Wohl und das ihrer Töchter folgend, sucht er Hilfe beim afro-amerikanischen Menschenrechtsaktivisten Daryle, der nicht nur zur entscheidenden Stütze in seinem schwierigen Prozess des Ausstiegs wird, sondern es ihm auch ermöglicht, seine verräterischen Symbole auf der Haut wieder loszuwerden.

Basierend auf einer wahren Geschichte erzählt „Skin“ vom beschwerlichen Weg raus aus dem rechtsradikalen Milieu. Der Prozess der Tattooentfernung dient dabei nur als erzählerisch recht unbedeutende Klammer. Der restliche Plot präsentiert nichts Neues, aber dank Jamie Bell und einer authentischen Inszenierung geht einem all das dann doch unter die Haut.


UGLYDOLLS | Regie: Kelly Asbury | CHN/CAN/USA 2019

Die UglyDolls sind Kuscheltiere, bei denen in der Spielzeugfabrik ganz schön was schiefgelaufen ist: Manch einem fehlt ein Auge, manch anderer hat dafür eins zu viel oder für ein strahlendes Lächeln einfach ein paar Zähne zu wenig abbekommen. Doch egal wie unperfekt die Uglys auch aussehen, an Spaß und Lebensfreude fehlt es ihnen in Uglyville wahrlich nicht. Nur die vorwitzige Moxy glaubt fest daran, dass irgendwo da draußen noch viel mehr auf sie wartet. Darum überredet sie ihre bunten Freunde Lucky Bat, Wage, Babo und Ugly Dog, das vertraute Tal zu verlassen und eine Entdeckungsreise auf die andere Seite des Berges zu wagen. Ihr Weg führt sie zum „Institut für Perfektion“, wo makellose Puppen für den Einsatz in den Kinderzimmern der „Großen Welt“ trainiert werden. Moxy will sofort mitmachen, aber der strenge Ausbilder Lou setzt alles daran, die UglyDolls schnell wieder loszuwerden…

Optisch kann „UglyDolls“ nicht annähernd mit den ganz Großen im Animationsfilmsegment mithalten. Auch die Story hätte hier und da Feinschliff und kreative Akzente vertragen. Doch die Botschaft, dass nicht das Äußere, sondern die inneren Werte zählen, stimmt, wenngleich sie sich in ihrer Einfachheit vorwiegend an ein sehr junges Publikum richtet.


EINE GANZ HEISSE NUMMER 2.0 | Regie: Rainer Kaufmann | DE 2019

Marienzell wird beherrscht von der Landflucht. Niemand interessiert sich mehr für das Dorf, denn ohne Highspeed Internet ist man heutzutage abgeschrieben, quasi ein Niemand. Eine schnelle Leitung ist aber nicht in Sicht: Zu wenige Einwohner und zu hohe Kosten. Während die Männer sich erfolglos durch die Landschaft graben, um die Kabel selbst zu verlegen, haben die Freundinnen Waltraud (Gisela Schneeberger), Lena (Rosalie Thomass) und Maria (Bettina Mittendorfer) eine ganz andere Idee: Das große Preisgeld beim Tanzwettbewerb im benachbarten Josefskirchen! Während sich die drei Damen eifrig auf ihren großen Tanzauftritt vorbereiten und dabei Unterstützung von niemand Geringerem als dem Jurymitglied Jorge González persönlich bekommen, haben sie zugleich mit harter Konkurrenz zu kämpfen: Moni, die Frau des Bürgermeisters, will das Preisgeld ebenfalls mit ihrem hochanständigen Trachtenverein abräumen…


Heimkinotipp: JOHN WICK: KAPITEL 3 | Regie: Chad Stahelski | USA 2019

Unmittelbar nach dem explosiven Hochstart tickt für John Wick (Keanu Reeves) die Uhr. Der aus dem vorzeitigen Ruhestand geholte Super-Auftragskiller befindet sich kurz davor, excommunicado erklärt zu werden – die Hohe Kammer, die geheime weltweite Vereinigung von Verbrecherorganisationen, die den Code der Auftragskiller durchsetzt, entzieht ihm sämtliche Schutzdienste. 14 Millionen Dollar sind auf seinen Kopf ausgesetzt: Nicht einmal ein Mann wie Wick war jemals mit so vielen parallelen Bedrohungen konfrontiert, die es allesamt darauf angelegt haben, ihm das Licht auszuknipsen, ein und für alle Mal. Die Feinde lauern überall – und sie sind bis an die Zähne bewaffnet. Für John Wick bedeutet das, dass er bis ans Ende der Welt reisen muss, um seinen ganz persönlichen Tag der Abrechnung zu haben…

„John Wick: Kapitel 3“ ist der beste Teil der Reihe. Dafür sorgen der bemerkenswerte Gewaltgrad, die spektakulären Kampfchoreographien, der Ideenreichtum und die Optik, auch wenn sich die 130 Minuten abseits der Actionszenen schon mal ein wenig lang anfühlen können.

Das startet am 6. April 2017

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, meiner wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht’s um den Startdonnerstag des 6. April, der vielleicht nicht zu den stärksten Startwochen des Jahres gehört, wohl aber einen der schlechtesten Filme der vergangenen Jahre bereithält. „Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott“ birgt derart furchtbare Botschaften, dass man sich fragt, ob ein solcher Film überhaupt in die Kinos kommen sollte. Zum Ausgleich gibt’s mit „Free Fire“ dafür einen kreativen Actionfilm zu sehen, der aufgrund seines Konzepts einer neunzigminütigen Schießerei vorab auch schon für ein wenig Furore gesorgt hat. Dasselbe gilt für den auf der Berlinale gefeierten „Tiger Girl“, der aber gar nicht so spektakulär ist, wie erwartet. Dafür ist der neue „Schlümpfe“-Film überraschend unterhaltsam und der neue Dany-Boon-Film erstaunlich furchtbar. Der österreichischen Fantasy-Film „Mindgamers“ wurde der Presse übrigens bislang vorenthalten. Mehr zu diesem schwer einschätzbaren Projekt gibt’s hier morgen zu lesen. 

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

FREE FIRE | Regie: Ben Wheatley | FR/UK 2016

Boston in den späten 1970ern: In einer verlassenen Lagerhalle bringt die auf heiße Ware spezialisierte Justine (Brie Larson) die beiden Iren Chris (Cillian Murphy) und Frank (Michael Smiley) mit den zwielichtigen Geschäftsmännern Ord (Armie Hammer) und Vernon (Sharlto Copley) zusammen. Eine große Ladung Waffen soll verkauft werden. Eigentlich ein simpler Deal, der jedoch dank der hitzköpfigen „Profis“ schlagartig ausartet. Die gerade verhandelten Knarren werden sogleich dem blutigen Härtetest unterzogen, sodass sich die leerstehende Halle in eine bedrohliche Kampfarena verwandelt und ein knallharter, gnadenloser Shootout um Leben und Tod beginnt, an dessen Ende es vermutlich keinen Gewinner geben kann…
4 von 5

Brutal, witzig – brutal witzig: Ben Wheatley hat mit dem von schillernden Charakteren zum Leben erweckten „Free Fire“ einen eineinhalbstündigen Shootout konzipiert, der so dreckig und realistisch daherkommt, dass wir es einem Film tatsächlich mal wieder zutrauen, in ein paar Jahren Kult zu sein.


DIE SCHLÜMPFE – DAS VERLORENE DORF | Regie: Kelly Asbury | USA 2017

Bewaffnet mit einer geheimnisvollen Landkarte begibt sich Schlumpfine (deutsche Stimme: Nora Tschirner) gemeinsam mit ihren Freunden Schlaubi (Axel Stein), Hefty (Rick Kavanian) und Clumsy (Tim Oliver Schulz) auf eine aufregende Reise in den „Verbotenen Wald“, der von vielen magischen Kreaturen bewohnt wird. In einem Wettlauf gegen die Zeit müssen sie das „verlorene Dorf“ ausfindig machen, ehe der böse Zauberer Gargamel (Christoph Maria Herbst) es entdeckt. Die Reise der Schlümpfe wird zur reinsten Achterbahnfahrt voller Action und Gefahren – und an ihrem Ende steht nichts Geringeres als die Enthüllung des größten Geheimnisses in der Schlumpf-Geschichte! 3 von 5

Gute bis sehr gute Sprecher, eine traumhaft animierte 3D-Welt und eine durchschnittliche Geschichte – „Die Schlümpfe – Das versunkene Dorf“ sticht auf solidem Niveau die misslungenen Realverfilmungen rund um die blauen Comichelden aus und liefert kurzweilige Familienunterhaltung mit einem überraschend ehrlichen Ende.


TIGER GIRL |  Regie: Jakob Lass | DE 2017

Margarethe „Maggie“ Fischer nimmt Anlauf, springt und fliegt. Durch die Polizeiprüfung. Sie wollte zur Polizei, wollte eine Aufgabe, einen Platz im Leben. Als sie heulend zurück in ihr altes Leben fährt, kostet nicht nur der Parkplatz auf einmal fünf Euro Gebühr – es ist auch keine Parklücke mehr frei. Doch die Wächterin schenkt Maggie erstens ein breites Grinsen und zweitens eine Parkmöglichkeit, indem sie einfach den Seitenspiegel eines dicken Autos abtritt. Es ist Maggies erste Begegnung mit Tiger, einem Mädchen, das als Outlaw in einem ausrangierten Bus lebt. Zur Überbrückung bis zur nächsten Aufnahmeprüfung fängt Maggie eine Ausbildung bei einem Sicherheitsdienst an. Doch Tiger kommt wieder und führt Maggie vor, dass „Leben“ auch anders geht, wenn man sich nur nimmt, was man will…
3 von 5

„Tiger Girl“ hat Power, zelebriert die Anarchie und punktet mit einer cleveren Dramaturgie. Zur Offenbarung werden in erster Linie die beiden Hauptdarstellerinnen Ella Rumpf und Maria Dragus, doch so radikal und mutig wie von vielen Seiten angekündigt, ist der Film nicht. Dafür gerät  er in zu vielen Momenten plakativer, als er müsste.


NICHTS ZU VERSCHENKEN | Regie: Fred Cavayé | FR 2016

Violinist François Gautier ist nicht nur hervorragend in seinem Fach, sondern auch ein Pfennigfuchser, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat. Geld zu sparen verschafft ihm Glückseligkeit – Geld auszugeben dagegen bringt ihn ins Schwitzen und verusacht Panikattacken. Er verwendet unendlich viel Energie darauf, diese Macke zu vertuschen und ein halbwegs normales Sozialleben zu führen. Als jedoch eines Tages ohne Vorwarnung die 16-jährige Laura vor seiner Tür steht und ihm offenbart, dass sie seine Tochter ist, sieht sich der Pfennigfuchser mit einer Lawine an Kosten und Problemen konfrontiert. Vor allem, als sich herausstellt, dass Laura eine Idee im Kopf hat, die ihn sehr teuer zu stehen kommen könnte. Zudem bringt die plötzliche und gänzlich unerwartete Zuneigung einer neuen Kollegin François’ Gefühlswelt durcheinander.

Ein paar nette Gags und zwei wundervoller Hauptdarstellerinnen reichen beim besten Willen nicht aus, um die ansonsten ziemlich kläglich scheiternde Komödie „Nichts zu verschenken“ irgendwie noch auf den Durchschnitt zu hieven. Manchmal ist ein grantelnder Eigenbrötler als Hauptfigur eben nicht interessant, sondern einfach nur unausstehlich.


MINDGAMERS | Regie: Andrew Goth | AT 2015

Einer Gruppe genialer Studenten gelingt nach jahrelanger Forschung der bedeutendste wissenschaftliche Durchbruch aller Zeiten: Mithilfe eines Quantencomputers entsteht ein kabelloses neuronales Netzwerk, in dem die Gehirne aller Menschen gekoppelt werden. Die Forscher merken, dass sich mit der Quantentheorie motorische Fertigkeiten von einem Gehirn zum anderen übertragen lassen: die erste Shareware für menschliche Fähigkeiten. Das Team stellt diese Technologie jedermann zur Verfügung – sie soll die Basis für eine neue Dimension der Gleichberechtigung und intellektuellen Freiheit bieten. Doch bald stellen sie fest, dass sie selbst nur Rädchen in einem viel gewaltigeren und unheimlicheren experimentellen Getriebe sind: Finstere Mächte missbrauchen die Technik zur Kontrolle der Massen und schmieden finstere Pläne… 

Wir wüssten zu gern, wer sich den fertigen Science-Fiction-Thriller „Mindgamers“ einst als aller erstes ansah und dann auf die Idee kam, dass so ein Film ein Erfolg werden könnte. Der Zuschauer versteht nichts – und zwar von der ersten, bis zur aller letzten Sekunde.


DIE HÜTTE – EIN WOCHENENDE MIT GOTT | Regie: Stuart Hazeldine | USA 2017

Seit der treue Familienvater Mackenzie „Mack“ Phillips (Sam Worthington) vor vielen Jahren seine jüngste Tochter verlor, ist er in Trauer und Schuldgefühlen versunken. Ihre letzte Spur fand man in einer Hütte im Wald – nicht weit von dem Campingplatz, auf dem die Familie damals Urlaub machte. Eines Tages kommt ein Brief mit der Post: Es ist eine Einladung in eben jene Hütte – und ihr Absender ist Gott. Mack ist schockiert und voller Angst, all die schmerzhaften Erinnerungen kommen erneut hoch. Trotzdem bricht er auf, unsicher, was er in der Hütte finden wird. Das nun folgende Wochenende soll sein Leben erneut von Grund auf verändern.

„Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott“ ist ein moralisch vollkommen fehlgeleitetes Stück Gotteskino, das sich vorwurfsvoll gegen andere Meinungen auflehnt und und mit seiner Penetranz und Symbolik gar nicht erst in die Lichtspielhäuser kommen sollte.


ES WAR EINMAL IN DEUTSCHLAND | Regie: Sam Garbarski | DE/LUX/BEL 2016

Frankfurt am Main, 1946. David Bermann (Moritz Bleibtreu) und seine jüdischen Freunde sind dem Naziregime nur knapp entkommen und träumen jetzt wie viele von der Ausreise nach Amerika. Doch wie das nötige Geld in diesen kargen Zeiten dafür aufbringen? Dem eloquenten Geschäftsmann kommt die zündende Idee: Was brauchen die Deutschen jetzt am meisten? Feinste Wäsche aller Art, hübsch verpackt in unglaubliche Geschichten. Gemeinsam ziehen die sechs begnadeten Entertainer von Haus zu Haus und preisen den Hausfrauen mit hinreißender Chuzpe ihre Ware an, so dass die geschmeichelten Damen gar keine andere Wahl haben, als bei diesem unwiderstehlichen Angebot zuzugreifen. Das Geschäft floriert, die schöne, neue Zukunft naht. Doch bald holt Bermann seine eigene Vergangenheit ein.


TU NICHTS BÖSES | Regie: Claudio Caligari | IT 2015

Die Vorstädte von Rom und Ostia, in den 90er Jahren. Die „Ragazzi di vita“, einst von Pasolini beschrieben, gehören nun zu einer Welt – der Unterwelt Italiens – , in der Geld, schnelle Autos, Nachtlokale und Kokain scheinbar leicht zu haben sind. Es ist die Welt, in der sich Vittorio (Alessandro Borghi) und Cesare (Luca Marinelli), beide 20 Jahre alt, auf der Suche nach Erfolg und Bestätigung bewegen. Das neue „dolce vita“ fordert jedoch einen sehr hohen Preis. Und irgendwann trennen sich die Wege: Vittorio verliebt sich, versucht eine Rückkehr in die bürgerliche Gesellschaft, Cesare hingegen versinkt immer tiefer in einem Sumpf aus Drogen und Dealen. Doch Vittorio gibt seinen Freund nicht auf und versucht, ihn aus der Unterwelt zu befreien. Und wenn das bedeutet, dafür sein eigenes Leben aufs Spiel zu setzen.


Heimkinotipp WILLKOMMEN BEI DEN HARTMANNS  |  Regie: Simon Verhoeven | DE 2016

Alles beginnt, als Angelika Hartmann, frisch pensionierte Lehrerin und Mutter einer von Alltagsproblemen geplagten gutbürgerlichen Familie, eines Tages beschließt, einen Flüchtling aufzunehmen. Angelika ist einsam, seit die Kinder aus dem Haus sind. Ihr Mann, Chefarzt einer Klinik, versucht mit allen Mitteln, den Alterungsprozess aufzuhalten. Sohn Philip driftet in Businesswelten zwischen Shanghai und München, dabei bleibt die Beziehung zu seinem Sohn Basti etwas auf der Strecke, Tochter Sophie weiß mit 31 immer noch nicht, was sie will. Der ganz normale Familienwahnsinn also, in den der Nigerianer Diallo gerät – und auf seine charmantnaive Art das Leben der Hartmanns ziemlich durcheinanderwirbelt. Ein turbulenter Zustandsbericht aus einem fast normalen Land, in dem alle etwas verwirrt sind…
4 von 5

„Willkommen bei den Hartmanns“ will keine Lösungen bieten, sondern uns für zwei Stunden daran erinnern, dass wir uns eine ohnehin verwirrende Zeit nicht noch verwirrender machen müssen. Dabei besticht die sämtliche Facetten des Flüchtlingsthemas anreißende Satire mit teils ziemlich gewagtem Humor, einem herrlich aufgelegten Ensemble und einem melancholischen roten Faden, der die bisweilen ein wenig zu überhastete Handlung gut erden kann.