Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime Welt

Mit DRACHENZÄHMEN LEICHT GEMACHT 3: DIE GEHEIME WELT kommt eine der erfolgreichsten Reihen in der Geschichte des modernen Animationsfilms zu ihrem Ende. Warum es sich hier um ein nahezu ideales Kino-Abenteuer für die ganze Familie handelt, verraten wir in unserer Kritik.

Der Plot

Hicks (deutsche Stimme: Daniel Axt) ist nach dem Tod seines Vaters der neue Häuptling der Wikinger von Berk. Dabei immer an seiner Seite sind der Nachtschattendrache Ohnezahn und Hicks clever-burschikose Freundin, die Jungkriegerin Astrid (Emilia Schüle). Mit viel Enthusiasmus befreit der Stamm zahlreiche Artgenossen Ohnezahns aus der Gefangenschaft gewissenloser Drachenjäger und nimmt sie bei sich auf. Es sind aber schon so viele, dass das Dorf langsam zu klein wird. Hicks Gegenspieler planen derweil ihn loszuwerden, indem sie den berüchtigten Drachentöter Grimmel (Lutz Riedel) auf ihn und Ohnezahn ansetzen. Nach einer ersten, um ein Haar fatalen Begegnung beschließt Hicks, dass die Wikinger Berk verlassen und mit ihren feuerspeienden Freunden in Richtung einer sagenumwobenen neuen Welt aufbrechen, in der sie alle in Frieden leben können. Doch Grimmel ist bereits einen Schritt weiter. Er hat einen jungen, weiblichen Tagschatten gefunden, der für Ohnezahn unwiderstehlich sein dürfte…

Kritik

Nicht nur die menschliche Hauptfigur, der Wikinger-Sprössling Hicks, wird langsam erwachsen. Was dringend Zeit wird. Denn ein Jahr nach den turbulenten Ereignissen von „Drachenzähmen leicht gemacht 2“ hat Hicks nun deutlich mehr Verantwortung zu tragen. Selbstverständlich gibt es aber noch immer jede Menge Anlass zum Lachen – auf und vor der Leinwand. Insgesamt fällt der dritte und abschließende Teil der Trilogie jedoch deutlich ernsthafter aus als seine beiden Vorgänger. Das äußert sich nicht nur in der Story, in der es nun nicht mehr primär um das Erwachsenwerden des Jungen und seines fliegenden Drachen geht. Mittlerweile sind die romantische Liebe, primär aber ein existenzieller Kampf ums Überleben des gesamten Dorfes, inklusive damit verbundener Verluste der Heimat und sogar geliebter Menschen, die Themen. Und auch visuell macht der dritte Part noch einmal einen großen Schritt nach vorn.

Hicks und Ohnezahn müssen erneut die Welt der Drachen beschützen.

Die fesselnde Eröffnungsszene zeigt Hicks und seine schräge Truppe weiterer Nachwuchswikinger, wie sie von bösen Drachenfängern in Käfige gesperrte Fabelwesen befreien. Schon hier fällt eine deutlich düsterere Atmosphäre auf. Zudem stellt die Qualität der Kameraarbeit einen Quantensprung im Vergleich zu Teil zwei und noch mehr zu Teil eins dar. Zweifellos sind diese bis heute nett anzusehen. Allerdings war die für Kinder- und Jugendfilme durchaus passende Optik oft ausgesprochen simpel, dann wieder sehr verspielt. Die Kamera hielt entweder geradewegs drauf oder machte wilde Kapriolen, wenn beispielsweise der damals noch sehr ungeschickte Ohnezahn erste Flugversuche in der Luft absolvierte. Jetzt, da er ausgewachsen und ein erfahrener Flieger geworden ist, wirken beispielsweise die Bilder über dem Erdboden viel ruhiger, passend episch und sogar majestätisch. Dialogszenen gestalten sich visuell ebenfalls nicht mehr ganz so simpel. Die Perspektiven verschieben sich. Der Zuschauer erhält von der Umgebung, in der diese Gespräche stattfinden, einen viel besseren Eindruck, als es bisher der Fall war – und das alles in grandiosen 3D-Aufnahmen. Diese ebenso erfreuliche wie notwendige Entwicklung ist Dean DeBlois („Lilo & Stitch“), dem Mastermind hinter der enorm erfolgreichen Reihe, zu verdanken. Der Kanadier, der bereits den ersten und den zweiten Film geschrieben, produziert und inszeniert hatte, nimmt sein Publikum offenbar ernst.

Er weiß, nicht nur seine Figuren, sondern auch die Kids, die damals die Vorgänger im Kino sahen, sind älter und reifer geworden. Um dem Rechnung zu tragen und die Stammseher nicht zu unterfordern, verpflichtete er erneut den wahrscheinlich besten Realfilm-Kameramann der Gegenwart als Berater. Roger Deakins kann Leinwandbilder komponieren wie derzeit wohl kein anderer. Der Brite wurde im Laufe seiner sensationellen Karriere insgesamt vierzehnmal für den Oscar nominiert – unter anderem für „Die Verurteilten“, „Fargo“, „No Country For Old Men“ und „Sicario“. 2018 bekam er endlich die längst überfällige Goldstatue für seine Arbeit an „Blade Runner 2049“ überreicht. DeBlois wollte keinen weiteren „typischen Trickfilm“ drehen, sondern einen, der die emotionale Reichweite und die visuelle Wirkung eines großen Dramas, eines packenden Abenteuerepos hat. Das ist absolut gelungen. Fans des Kameragenies dürften Deakins und seine Handschrift dabei zweifellos wiedererkennen. Und trotzdem ist „Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime Welt“ nicht ohne kleine Fehler. So gibt es einige überlange Szenen, in denen man den Figuren und damit den Filmemachern zurufen möchte: „Ja, wir haben es kapiert. Macht weiter mit der Story!“

Ohnezahn verliebt sich…

Der Moment, als sich der bis über beide Ohren verknallte Ohnezahn bei der Balz arg ungeschickt anstellt, ist so einer. Seine Tollpatschigkeit ist für eine Minute natürlich liebenswert und unterhaltsam; allerdings nicht für gefühlte fünf. Zumal wenig später noch eine zweite, ähnliche Episode dieser Art folgt. Im Gesamtbild sind diese kleinen Längen jedoch nie wirklich störend. Insofern ist „Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime Welt“ tatsächlich nah dran, der perfekte Familienfilm zu sein. Denn trotz ernsterer Themen ist er ohne Zweifel noch immer bestens für Kinder geeignet. Der Plot ist einfach nachzuvollziehen und lädt zum Mitfiebern geradezu ein. Dabei gibt es massig witzige und niedliche Sequenzen sowie viele wunderbare kleine Details im Vorder- und Hintergrund zu entdecken. DeBlois versteht es aber ebenso, die Kinogänger jenseits der ganz jungen Jahre mitzureißen und emotional zu involvieren. Eltern, Großeltern und sogar die sich für Animationsfilme vielleicht längst zu alt und zu cool fühlenden, größeren Geschwister der Kleinen werden von der visuellen Komplexität der Wikingerwelt begeistert sein. Das Ende der Handlung und damit der ganzen Serie ist zudem nicht nur rührend sondern führt alles stimmig zusammen. Ob und wie es vielleicht dennoch weitergehen kann mit dieser über die Jahre Millionen von Menschen auf der ganzen Welt ans Herz gewachsenen Welt, wird sich zeigen. Sollte an diesem Punkt jedoch endgültig Schluss mit Hicks und Ohnezahn sein, wäre dies ein absolut würdiges Finale.

Fazit: Die Schöpfer der immens populären Animations-Abenteuerreihe haben ihre Zuschauer immer respektiert und ernst genommen – egal in welchem Alter diese sind und waren. Bei keinem der drei Teile ist das evidenter, als bei diesem visuell überwältigenden – und in Bezug auf die Handlung – ebenso emotionalen wie absolut befriedigenden Finale.

„Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime Welt“ ist ab dem 7. Februar bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen – auch in fantastischem 3D!

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