Monatsarchive: Februar 2019

Das startet am 21. Februar 2019

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, unserer wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um die Startwoche vom 21. Februar, der mit einer Qualitätsdichte aufwartet, wie wir sie lang nicht mehr gesehen haben. Das reicht von Oscar-Material („Vice“, „Can You Ever Forgive Me?“) über die filmische Aufarbeitung tragischer Schicksale („Der verlorene Sohn“) und knuffiger Insektenabenteuer („Die Winzlinge 2“) bis hin zu echten Skandalen („Der goldene Handschuh“). Doch so richtig spannend ist doch vor allem eines: Wie erfolgreich wird das Remake des Überraschungserfolgs „Ziemlich beste Freunde“ wohl in Deutschland abschneiden?

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

VICE – DER ZWEITE MANN | Regie: Adam McKay | CAN/ARG/USA 2019

Er gilt als einer der mächtigsten US-Vizepräsidenten aller Zeiten: Dick Cheney (Christian Bale). Doch das war nicht immer so: Erst schlägt er sich als versoffener Arbeiter durchs Leben, dann droht ihn seine Frau (Amy Adams), ihn aufgrund seines Alkoholproblems zu verlassen. Es ist der dringend nötige Weckruf, denn nachdem er über ein Praktikum erstmals Kontakt mit der US-amerikanischen Politik erhält, scheint er seine wahre Berufung gefunden zu haben. Donald Rumsfeld (Steve Carell) führt ihn in die Gepflogenheiten des Regierungsapparates ein, wo er seine Karriere als Politiker beginnt. Neben George W. Bush (Sam Rockwell) und unter dessen Vater (John Hillner) steigt er sogar zum Verteidigungsminister auf. Doch dieser kometenhafte Aufstieg zu einem der einflussreichsten Politiker der Welt geht mit (Fehl-)Entscheidungen einher, die das Land bis heute prägen…

Überträgt Regisseur Adam McKay sein bereits in „The Big Short“ angewandtes, inszenatorisches Erfolgskonzept einfach nur vom Thema Immobilienblase auf die US-Politik? Schon irgendwie. Macht sein neuer Film „Vice – Der zweite Mann“ entsprechend genauso viel Spaß und ist obendrein so richtig schön bissig? Auf jeden Fall!


CAN YOU EVER FORGIVE ME? | Regie: Marielle Heller | DE 2019

Die Prominenten-Biographin und Katzenfreundin Lee Israel (Melissa McCarthy) hat ihre besten Jahre hinter sich. Nicht einmal ihre Verlegerin steht noch hinter ihr, ihre letzten Bücher haben sich äußerst schleppend verkauft. Doch das Leben in den Siebziger- und Achtzigerjahren ist gerade in New York nicht billig, der Unterhalt will bezahlt werden. Nach Portraits über Katherine Hepburn, Tallulah Bankhead, Estée Lauder und die Journalistin Dorothy Kilgallan mangelt es Israel jedoch an Inspiration. Als sie eines Tages einen handgeschriebenen Brief der Schauspielerin Fanny Brice in ihren Unterlagen findet und ihn einem Antiquitätengeschäft zum Verkauf anbietet, staunt sie nicht schlecht: Mit solchen Schriftstücken lässt sich offenbar eine Menge Geld machen, vor allem wenn der Inhalt stimmt. Gemeinsam mit ihrem Freund Jack (Richard E. Grant) plant sie den ganz großen Coup… 

Mit Leidenschaft und Können begeistert Melissa McCarthy in diesem als Dramedy inszenierten Bio-Pic und wurde dafür völlig zu Recht für den Oscar nominiert. Der Film berührt, bringt uns aber auch zum Lachen und bietet außerdem noch den immer wunderbaren, immer unterhaltsamen Richard E. Grant. Mehr geht kaum.


DER VERLORENE SOHN | Regie: Joel Edgerton | AUS/USA 2018

Der neunzehnjährige Jared (Lucas Hedges) wächst in einem Baptistenprediger-Haushalt in den amerikanischen Südstaaten auf. Als sein streng gläubiger Vater (Russell Crowe) von der Homosexualität seines Sohnes erfährt, da Jared ungewollt geoutet wird, drängt er ihn zur Teilnahme an einer fragwürdigen Reparativtherapie, wo er seine Homosexualität bekämpfen soll. Vor die Wahl gestellt, entweder seine Identität oder seine Familie und seinen Glauben zu riskieren, lässt er sich notgedrungen auf die absurde Behandlung ein. Seine Mutter (Nicole Kidman) begleitet Jared zu der abgeschotteten Einrichtung, deren selbst ernannter Therapeut Viktor Sykes (Joel Edgerton) ein entwürdigendes und unmenschliches Umerziehungsprogramm leitet. 

Joel Edgerton beweist auch in seiner zweiten Arbeit „Der verlorene Sohn“ sein Händchen dafür, stilsicher und ohne Effekthascherei von zwischenmenschlichen Dramen zu erzählen, die gerade durch ihre zurückgenommene Inszenierung umso mehr Emotionalität und Kraft entfalten.


DIE WINZLINGE – ABENTEUER IN DER KARIBIK | Regie: Hélène Giraud, Thomas Szabo | FR/CHN 2018

Bei einem heimlichen Ausflug in die Kastanienfabrik seines Dorfes landet ein unerschrockener junger Marienkäfer versehentlich in einer Pappschachtel und wird in die weit entfernte Karibik verschifft. Ohne zu zögern, begibt sich sein furchtloser Papa auf eine abenteuerliche Reise, um den geliebten Nachwuchs zu finden. Endlich wieder vereint, stehen die beiden vor einer weiteren Herausforderung: Die Heimat ihrer neuen karibischen Marienkäferfreunde ist in Gefahr, von einer großen Baufirma zerstört zu werden. Denn wird dort erst einmal eine große Ferienanlage errichtet, ist es aus mit der Harmonie. Zum Glück kann unser Held auf seine tierischen Freunde zählen, allen voran die schwarze Ameise und die clevere Spinne, die aus der Heimat zu Hilfe eilen! Gemeinsam entwickeln sie einen ausgeklügelten Plan, um das idyllische Paradies zu retten. 

Da hüpft das Herz: Die Kulleraugen-Tierchen sind zurück. „Die Winzlinge“ sind so niedlich wie eh und je und so überzeugt auch der zweite Kinofilm „Abenteuer in der Karibik“ mit vielen kreativen Ideen.

MEIN BESTER & ICH | Regie: Neil Burger | USA 2017

Der kunstsinnige, querschnittsgelähmte Milliardär Philip (Bryan Cranston) ist auf der Suche nach einem neuen Pfleger. Seine Hausdame Yvonne (Nicole Kidman) ist mehr als irritiert, als in der Bewerberriege plötzlich ein sehr unkonventioneller Kandidat auftaucht. Dell (Kevin Hart) ist vorbestraft und will sich nur eine Bescheinigung abholen, dass er auf Jobsuche ist. Aber Philip entscheidet spontan, dass Dell trotzdem eine Chance bekommt: Weil er einen ungewöhnlichen Blick auf die Welt hat und seinen potenziellen Boss – im Gegensatz zu Yvonne – nicht wie einen hochsensiblen Pflegefall behandelt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten nähern sich die beiden grundverschiedenen Männer an. Philip blüht sichtlich auf, als Dell ihn auf abenteuerliche Trips mitnimmt. Und auch Dell lässt sich auf Philips Welt ein. Beide werden ziemlich beste Freunde. 

Abgesehen von dem absurden deutschen Filmtitel ist „Mein Bester & ich“ ein gelungenes Remake des französischen Dauerbrenners „Ziemlich beste Freunde“, das mit den altbewährten Mitteln überzeugen kann und hier und da sogar noch ein klein wenig besser ist.


DER GOLDENE HANDSCHUH | Regie: Fatih Akin | DE 2019

Hamburg in den Siebzigerjahren. Auf den ersten Blick ist Fritz „Fiete“ Honka (Jonas Dassler) ein bemitleidenswerter Verlierertyp. Seine Nächte durchzecht der Mann mit dem kaputten Gesicht und den schiefen Zähnen in der Kiezkaschemme „Zum Goldenen Handschuh“, wo er in guter Gesellschaft allerlei skurriler Charaktertypen ist, die genau wie er alles im Leben nichts mehr zu haben scheinen, außer ihren Alkohol. Doch genau hier beginnt er auch, ahnungslosen Frauen nachzustellen. Keiner der Stammgäste ahnt, dass der scheinbar harmlose Fiete in Wahrheit ein Monster ist, das seine Opfer zunächst vergewaltigt, anschließend bestialisch ermordet und schließlich zerstückelt, um sie hinter einer kleinen Tür in seiner Küche zu verstauen. Damit kein Geruch nach draußen dringt, verhängt er die Wohnung notdürftig mit Duftbäumen… 

„Der goldene Handschuh“ löst in erster Linie den Wunsch aus, den Film nicht noch ein weiteres Mal zu sehen. Damit hat der Hamburger Regisseur für sein Serienkillerporträt die richtige Intention gefunden. Trotzdem greift Fatih Akin einmal böse daneben, wenn er mit dem Alkohol plötzlich einen Auslöser für Fritz Honkas Taten zu präsentieren scheint.


DIE SCHNEEKÖNIGIN: IM SPIEGELLAND | Regie: Robert Lence, Aleksey Tsitsilin | RUS 2018

Das Mädchen Gerda hilft ihren Eltern und ihrem Bruder, einen kleinen Zauber-Laden zu betreiben. Jeder in Gerdas Familie ist ein Magier – außer ihr selbst. Gerda besitzt keinerlei magische Kräfte. Dadurch eingeschüchtert, fühlt sie sich manchmal nutzlos. Zur gleichen Zeit entscheidet König Harald, amtierender König und ausgezeichneter Wissenschaftler, alle Magier zu verbannen. Mit einem Trick lockt er sie auf sein Schloss und schickt sie durch ein magisches Tor hinein in das Spiegelland, in dem auch die Schneekönigin wohnt. Allerdings funktioniert das Tor nur in eine Richtung. So kann keiner der Magier das Spiegelland eigenmächtig verlassen. Auch Gerdas Familienmitglieder, allesamt Magier, landen im Spiegelland. Als Gerda versucht, dies zu verhindern, endet sie selbst im Gefängnis.Im Spiegelland gibt es für die Magier nur eine Möglichkeit wieder herauszukommen:
durch ein Bündnis mit der Schneekönigin.


Heimkinotipp: DAS SCHÖNSTE MÄDCHEN DER WELT | Regie: Aron Lehmann | DE 2018

Roxy ist neu in der Klasse und verdreht gleich allen Jungs den Kopf. Die schlagfertige 17-Jährige ist gerade von ihrer alten Schule geflogen und hat null Bock auf die anstehende Klassenfahrt nach Berlin. Im Bus freundet sie sich mit dem sensiblen Außenseiter Cyril an, der sie mit seinem Wortwitz überrascht. Cyril ist sofort Feuer und Flamme, rechnet sich aber keine Chancen aus, denn er wird von allen wegen seiner großen Nase verspottet. Roxy interessiert sich außerdem mehr für den attraktiven Rick. Blöderweise ist der ein geistiger Tiefflieger und bringt keine drei Worte am Stück raus. Als auch noch Aufreißer Benno ein Auge auf Roxy wirft, startet Cyril eine waghalsige Verkupplungsaktion, um Roxy vor Bennos falschem Spiel zu schützen: Er schreibt für Rick coole Songs und romantische SMS, damit dieser bei Roxy ganz groß auftrumpft. Wer wird am Ende das Herz des „schönsten Mädchen der Welt“ erobern? 

Aron Lehmanns Versuch, eine klassische Literaturvorlage in einem modernen Setting zu erzählen, geht voll auf! Dank einem hervorragenden Drehbuch, toller Musik und leidenschaftlichen Schauspielern wird „Das schönste Mädchen der Welt“ zu einem der besten Jugendfilme seit langer, langer Zeit.