Monatsarchive: August 2020

Das startet am 13. August 2020

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, unserer wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um die Startwoche vom 13. August, dessen wohl größter Start „I Still Believe“ gleichzeitig der schwächste ist. Vielleicht gelingt es ihm aufgrund der populären Vorlage einige Zuschauer in die Kinos zu locken, auch wenn das Buch hierzulande längst nicht so bekannt ist wie in den USA. Mit „Der letzte Mieter“ und „The Witch next Door“ trumpft das Genrekino auf: Zum einen, weil der erste Vertreter starkes deutsches Wirtschaftskino mit einem spannenden Entführungsplot verknüpft, und zum anderen, weil es sich beim Hexenfilm um einen überraschenden Rekordbrecher handelt. Alles weitere lest ihr in den dazugehörigen Kritiken.

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

DER LETZTE MIETER | Regie: Benjamin Karalic | DE 2018

Es passiert in vielen Großstädten, doch besonders in der Bundeshauptstadt Berlin: Es werden reihenweise Häuser saniert und die alten Mieter müssen ausziehen, da sie sich die höheren Mieten nicht mehr leisten können und in der sich verschönernden Gegend Platz für neue Mieter zu machen. Diese Geschichte erzählt vom Schicksal einer dieser Mieter. Dem letzten. Der alte Dietmar (Wolfgang Packhäuser) hat da keinerlei Verständnis für. Der 67-Jährige sieht nicht ein, weshalb er seine geliebte Wohnung nach 40 ereignisreichen Jahren verlassen sollte. Selbst sein Sohn Tobias (Matthias Ziesing) schafft es nicht, ihn zu beruhigen. Als plötzlich die Polizistin Shirin (Pegah Ferydoni) vor der Tür steht, nimmt die die Situation die erste von vielen dramatischen Wendungen …

Eine interessante Mischung: Regisseur Benjamin Karalic breitet einen wirtschaftspolitischen Konflikt für das Genrekino auf. Das Ergebnis ist mit „Der letzte Mieter“ ein hin und wieder etwas unrundes Entführungs-Thrillerdrama aus (und über) Deutschland.

THE WITCH NEXT DOOR | Regie: Brett Pierce, Drew T. Pierce  | USA 2018

Der Überraschungshit aus den USA: „The Witch next Door“ ist ein ordentlicher Hexenhorrorfilm, der dann am stärksten ist, wenn er sich nicht auf die ungeschriebenen Gesetze des Genres verlässt. Doch auch Liebhaber des schnellen Jumpscare-Kinos dürften hieran ihre Freude haben.


WEGE DES LEBENS – THE ROADS NOT TAKEN | Regie: Sally Potter | UK/SWE/USA/POL/ESP 2020

24 bedeutsame Stunden im Leben von Leo (Javier Bardem) und dessen Tochter Molly (Elle Fanning): Beide haben sich mit der Zeit auseinander gelebt, doch nun kämpfen sie gemeinsam mit dem zunehmend kritischen mentalen Zustand des alleinstehenden Vaters kämpft. Während sie sich durch einen stressigen Tag in New York City schlängeln und versuchen, den normalen Alltag zu bewältigen, verliert sich Leo immer wieder in zwei Lebensrealitäten, die er so hätte erleben können: Von der leidenschaftlichen Ehe mit seiner Jugendliebe Dolores (Salma Hayek) in Mexiko bis hin zu einem Leben in Einsamkeit auf einer abgelegenen griechischen Insel, wo das zufällige Aufeinandertreffen mit zwei jungen Touristinnen schmerzliche, unbequeme  Einsichten ans Licht bringt.

Sally Potter gelingt mit ihrem melancholisch-träumerischen Demenzdrama „Wege des Lebens – The Roads not taken“ von der Annäherung zwischen Vater und Sohn auf dem Rücken einer schweren Krankheit. Doch ihr Inszenierungsstil steht der angestrebten Ernsthaftigkeit im Weg und wirkt bisweilen esoterisch.


I STILL BELIEVE | Regie: Andrew Erwin, Jon Erwin  | USA 2020

Der aufstrebende junge Musiker Jeremy (K.J. Apa) verliebt sich Hals über Kopf in die bezaubernde Melissa (Britt Robertson). Die Annäherung der beiden gestaltet sich zunächst als schwierig. Vor allem Melissa wird längst nicht bloß von Jeremy, sondern auch noch von anderen jungen Männern umworben. Doch die Chemie zwischen den beiden stimmt und schnell wird aus ihnen ein Paar. Doch ihr Glück scheint nur von kurzer Dauer, denn Melissa erhält eine schreckliche Diagnose: Sie hat einen aggressiven Krebs, der das Leben der jungen Frau bedroht.. Durch Jeremys Musik schöpft das junge Paar immer wieder Kraft, sich gegen das Schicksal zu stellen. Ihr gemeinsamer Lebensmut scheint alles überwinden zu können. Doch ist ihre Liebe stark genug, den Weg bis zum Ende gemeinsam zu gehen?

Christlicher Propagandakitsch im Gewand eines romantischen Jugenddramas – so schön das alles auch aussieht und klingt, „I Still Believe“, der von zwei im christlichen Kino bereits bestens bekannten Regisseuren stammt, ist alles andere als erträglich.


DER GÖTTLICHE ANDERE | Regie: Jan Schomburg  | DE/IT 2020

Während er in Rom über die Papstwahl berichtet, verliebt sich der vollkommen atheistische Moderator Gregory ausgerechnet in Maria, die kurz davor ist, Ordensschwester zu werden und damit eigentlich Gott versprochen ist. Nach einer mysteriösen Häufung von Hindernissen, mit denen sich Gregory bei dem Versuch, Maria näherzukommen, konfrontiert sieht, muss er sich schließlich eingestehen, dass er es beim Kampf um Marias Liebe mit einem übersinnlichen Konkurrenten zu tun hat, der im wahrsten Sinne des Wortes allmächtig ist.

Nach seinen Arbeiten „Über uns das All“ und „Vergiss mein Ich“ verzaubert Regisseur Jan Schomburg als kreativer Kopf einer göttlichen Liebesgeschichte mit trockenem Witz, viel Charme und skurrilen Einfällen, die die Frage nach einem Gott aus einer ungewöhnlichen Perspektive stellen.


Heimkinotipp: ENKEL FÜR ANFÄNGER | Regie: Wolfgang Groos  | DE 2020

Karin (Maren Kroymann), Gerhard (Heiner Lauterbach) und Philippa (Barbara Sukowa) haben nicht nur ihr Rentenalter gemein, sondern auch die die Angst vor der Langeweile im Alltag. Die quirlige Philippa hat dagegen vorgesorgt und kümmert sich als Paten-Oma regelmäßig um betreuungsbedürftige Kinder aus der Nachbarschaft. Etwas, was für Karen und insbesondere Gerhard eigentlich gar nicht infrage kommt. Doch manchmal kommt es eben ganz anders und so findet sich Karin schon bald als Betreuerin zweier aufgeweckter Patchwork-Geschwister wieder, die mit dem unsteten Umfeld ihrer Familie heillos überfordert sind. Und auch der verhärmte Witwer Gerhard erkennt in einem kleinen russischen Jungen zunächst sich selbst wieder und entdeckt später die Freude daran, wie es ist, auch im hohen Alter noch mal Verantwortung zu übernehmen und neue Freundschaften zu schließen. Doch damit fangen die Probleme erst an…

Auch wenn es natürlich ein Risiko ist, sich bereits Ende 2019 auf so ein Urteil festzulegen, so darf doch sehr stark daran gezweifelt werden, dass es 2020 eine bessere deutsche Komödie ins Kino schaffen wird als Wolfgang Groos‘ „Enkel für Anfänger“. Dieser Film gehört mit der ganzen Familie genossen!