Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, unserer wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um die Startwoche vom 1. Oktober, an dem vor allem das deutsche Kino brilliert. Mit „Enfant Terrible“ kommt einer der besten Filme des Jahres in die Kinos. Dennis Gansel präsentiert mit „Jim Knopf und die Wilde 13“ seinen zweiten „Jim Knopf“-Realfilm und setzt auf den ersten Teil noch eines drauf – in vielerlei Hinsicht. Ab dem 27. September, 17:00 Uhr dürfen wir mehr verraten. Darüber hinaus ist auch „Die Misswahl“ sehenswert – nicht nur wegen Keira Knightley, sondern wegen der gleichermaßen spannenden wie herzensguten Geschichte über weibliche Selbstbestimmung. Und sogar Til Schweiger kann sich in „Gott, du kannst ein Arsch sein“ endlich mal wieder als Darsteller sehen lassen.
Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!
ENFANT TERRIBLE | Regie: Oskar Roehler | DE 2020

Als der 22-jährige Rainer Werner Fassbinder (Oliver Masucci) 1967 die Bühne des Antiteaters in München stürmt und kurzerhand die Inszenierung an sich reißt, ahnt niemand der Anwesenden, dass dieser dreiste Typ einmal der bedeutendste Filmemacher Deutschlands werden wird. Schnell schart der einnehmende wie fordernde Mann zahlreiche Schauspielerinnen, Selbstdarsteller und Liebhaber um sich und baut sich eine Gruppe aus Weggefährten auf, mit denen er in den Folgejahren viele Projekte ins Leben rufen. Er dreht einen Film nach dem nächsten, die auf den Festivals in Berlin und Cannes für Furore sorgen. Der junge Regisseur polarisiert: beruflich wie privat. Aber die Arbeitswut, die körperliche Selbstausbeutung aller Beteiligten und der ungebremste Drogenkonsum fordern bald ihre ersten Opfer. 
Mit „Enfant Terrible“ gelingt Oskar Roehler ein Biopic über die Regielegende Rainer Werner Fassbinder, das mit einer außergewöhnlichen Inszenierung besticht und in dem Oliver Masucci als ebenjene Regielegende brilliert. Einer der besten deutschen Filme des Jahres!
DIE MISSWAHL | Regie: Philippa Lowthorpe | UK/FR 2020

London, 1970: Sally Alexander (Keira Knightley) hat es satt, als Frau ständig benachteiligt zu werden. Insbesondere der alljährliche „Miss World“-Wettbewerb steht für sie sinnbildlich für ein veraltetes Frauenbild. Zusammen mit der rebellischen Jo Robinson (Jessie Buckley) will sie die Öffentlichkeit auf die Missstände in der Gesellschaft aufmerksam machen. Unterdessen reisen die Teilnehmerinnen der bevorstehenden Misswahl an und bereiten sich auf das TV-Ereignis des Jahres vor – 100 Millionen Zuschauer werden zu der von Komiker Bop Hope (Greg Kinnear) moderierten Show weltweit an ihren Fernsehgeräten erwartet. Während Außenseiterin Miss Grenada (Gugu Mbatha-Raw) und ihre Konkurrentinnen das Posieren in Badeanzügen üben, schmiedet die „Women’s Liberation Movement“ um Sally und Jo einen Plan, der die Welt wachrütteln soll…
Keira Knightley kämpft für weibliche Selbstbestimmung – und Regisseurin Philippa Lowthorpe bereitet dieses Anliegen als gleichermaßen kraftvolles wie warmherziges Leinwandereignis auf. Dafür entlarvt sie auf der einen Seite die Mechanismen der Schönheitsindustrie, widmet sich aber auch aufrichtig all jenen, für die ebendiese Branche mehr ist als reine Unterhaltung.
JIM KNOPF UND DIE WILDE 13 | Regie: Dennis Gansel | DE 2020

Neue Abenteuer warten auf Jim Knopf (Solomon Gordon) und Lukas den Lokomotivführer (Henning Baum), die erst vor Kurzem den Drachen Frau Malzahn gemeinsam zur Strecke gebracht haben. Nachdem die beiden Freunde den Drachen Frau Mahlzahn (gesprochen von Judy Winter) besiegt haben, sinnt die Piratenbande „Die Wilde 13“ (Rick Kavanian in einer 12-fachen Doppelrolle) auf Rache. Mit ihren Dampfloks Emma und Molly begeben sich die Lummerländer auf eine gefährliche Reise, von Lummerland über Mandala bis hin zum Land der Tausend Vulkane. Dabei hofft Jim auch, dass endlich sein sehnlichster Erfüllung gehen könnte: Er will endlich die Wahrheit über seine mysteriöse Herkunft ans Licht bringen und erfahren, wer er wirklich ist.

„Jim Knopf und die Wilde 13“ steht seinem Vorgänger in Sachen Opulenz und Warmherzigkeit in Nichts nach – im Gegenteil. Mit seinen unzähligen Setpieces, den wunderbar schrulligen, sympathischen Figuren und einer Botschaft, die wie kaum eine andere in die heutige Zeit passt, setzt Regisseur Dennis Gansel sogar noch eine Schippe drauf und liefert einen der Familienfilme des Jahres ab.
NIEMALS SELTEN MANCHMAL IMMER. | Regie: Eliza Hittman | UK/USA 2020

Die 17jährige Autumn (Sidney Flanigan) arbeitet im ländlichen Pennsylvania als Supermarkt-Kassiererin, ihr Leben verläuft in wenig überraschenden Bahnen. Als sie bemerkt, dass sie ungewollt schwanger geworden ist, kann Autumn nicht mit der Unterstützung ihrer Eltern rechnen. Und auch nicht von denen örtlicher Ärzte, denn in ihrem Bundesstaat ist Abtreibung illegal. Also schmiedet sie einen Plan: Gemeinsam mit ihrer liebevollen Cousine Skyler (Talia Ryder) kratzt sie ein wenig Geld zusammen und die beiden machen sich im Bus auf den Weg nach New York City. Im Gepäck haben sie nur die Adresse einer Klinik – und sonst keinen Plan. Der Beginn einer nervenaufreibenden Reise, getragen von Freundschaft, Mut und Mitgefühl.

„Niemals Selten Manchmal Immer“ ist ein mit dokumentarischen Mitteln inszeniertes Drama über ein junges Mädchen, das sich für einen legalen Schwangerschaftsabbruch auf eine Odyssee durch Amerika begibt. Eliza Hittman verzichtet auf künstliche Überdramatisierung und lässt das Schicksal ihrer Protagonistin für sich sprechen. Manches Mal bleibt einem ihr Seelenleben dadurch verborgen, eh die Regisseurin früh genug eindringliche Bilder für die vorherrschenden Missstände findet.
GOTT, DU KANNST EIN ARSCH SEIN | Regie: André Erkau | DE 2020

Steffis (Sinje Irslinger) Leben könnte nicht schöner sein: Sie ist jung, hat einen tollen Freund, den Schulabschluss in der Tasche und eine Ausbildungsstelle in Aussicht. Die Abschlussfahrt soll nach Paris gehen. Doch dann erhält die 16-Jährige unerwartet eine niederschmetternde Diagnose: Ihr bleibt nicht mehr viel Zeit zum Leben. Der Bus nach Paris fährt ohne sie… Genau jetzt tritt Zirkusartist Steve (Max Hubacher) in Steffis Leben. Er hat einen Führerschein und bietet an, sie kurzerhand nach Paris zu fahren. Mit geklautem Auto, ohne Geld und verfolgt von den besorgten Eltern (Til Schweiger und Heike Makatsch) brechen die beiden zu einem einzigartigen Roadtrip auf. Im Nordseewind fliegen, auf Kühen reiten, oder Snowboardfahren im Hochsommer – angetrieben von unbändiger Lebenslust stürzt sich Steffi in ein unglaubliches Abenteuer. 
In der Bestsellerverfilmung „Gott, du kannst ein Arsch sein“ inszeniert „Das Leben ist nichts für Feiglinge“-Regisseur André Erkau den Roadtrip eines krebskranken Mädchens als weitestgehend überraschungsarme Feel-Good-Tragikomödie. Vor allem die namhaften Darsteller verschiedener Nebenrollen überzeugen.
Heimkinotipp: PANDEMIE | Regie: Sung-su Kim | KOR 2013

Nur 20 Kilometer von der koreanischen Metropole Seoul entfernt bricht in der Stadt Bundang ein tödliches Virus aus, das sich durch die Luft verbreitet. Die hochansteckende Krankheit führt innerhalb von nur 36 Stunden zum Tod. Nachdem die Regierung drastische Quarantänemaßnahmen verordnet, eskaliert die Lage unter den eingepferchten Bewohnern Bundangs, die sich in ihrer Freiheit beraubt fühlen. Die Angst vor dem Virus heizt die Stimmung zusätzlich an Inmitten der öffentlichen Panik müssen die Ärztin Kim In-hye und der Rettungssanitäter Jigu den Ursprung des Virus finden, damit ein Gegenmittel entwickelt werden kann. Doch diese Suche gestaltet sich schwierig. Der Ursprung des Virus bleibt lange im Ungewissen. Und so wird es ein verzweifelter Wettlauf gegen die Zeit, denn im Chaos aus Tod und Gewalt droht das Militär mit einer schrecklichen Notlösung.

Aufgrund der Corona-Pandemie schafft es der bereits im Jahr 2013 veröffentlichte Katastrophenthriller „Gamgi“ nun unter dem Titel „Pandemie“ auch in die deutschen Kinos. Hier erwartet den Zuschauer ein klassischer Genrereißer mit einigen zufälligen Bezügen zu unserer aktuellen Lebensrealität, der allerdings vorwiegend auf den schnellen Schock und weniger die schleichende Bedrohung setzt.