2013 – Die Plätze 10 bis 1

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge werde ich mit meinen Top 10 meiner Lieblingsfilme 2013 nun endgültig mit dem vergangenen Jahr abschließen. Ein kurzes Abschlussfazit: Insgesamt war es ein mir sehr wohlgesonnenes Kinojahr. Ich habe an einem Großteil der Filme mindestens meinen kurzen Spaß gehabt und kann den Start ins Kinojahr 2014 kaum erwarten. Auf das neue Jahr, das uns hoffentlich wieder jede Menge eindrucksvolle Filmerlebnisse beschert.

10

Die lieblichen Komödien des Filmemachers Richard Curtis bilden in allen Belangen absolute Höhepunkte im Romantic-Comedy-Genre. Sie überdauern in ihrer Natürlichkeit die Zeit und unterhalten fernab von Schmalz und Gefühlsduselei. So ist auch ALLES EINE FRAGE DER ZEIT, trotz eingeschobener Fantasy-Thematik, ein herzerwärmendes, von Bodenständigkeit gezeichnetes Portrait eines Paares, dem der Regisseur und Autor mit einem exzellenten Drehbuch, einer wunderbaren Besetzung und vielen, kleinen aber umso netteren Ideen einen leisen Zauber einhaucht. Das unvorhersehbare Drehbuch, die Umschiffung hollywoodtypischer Stereotypen und eine technisch einwandfreie Umsetzung machen diesen Film zu einem berührenden Erlebnis.

 

9

Kein Film ließ mich dieses Jahr mehr über ihn grübeln, als es Nicolas Winding Refns ONLY GOD FORGIVES tat. Der surrealistische Gewaltfilm, in dem sich Ryan Gosling einmal mehr als ein Darsteller entpuppt, der in der Lage ist, ohne viele Worte einen ganzen Film allein zu tragen, ist nichts für schwache Nerven. Für Zuschauer, die mit abgehobenen Kunstfilmen eher wenig anfangen können,  wirkt er mehr abschreckend denn anziehend. Letzteres tat er jedoch bei mir. Über keinen Film philosophierte ich dieses Jahr lieber und kam angesichts der überaus künstlerischen Inszenierung ins Schwärmen. Das Spiel mit Gewalt in ihrer Formvollendung findet in „Only God Forgives“ einen phänomenalen Höhepunkt. So hätte Lars von Trier einen Film wie „Hostel“ inszeniert.

 

8

Im vergangenen Jahr stieg der erste Teil der „Tribute von Panem“-Reihe direkt bis auf Platz 9 meiner Jahrescharts. So überrascht war ich davon, dass Hollywood uns ein Jugendbuch-Franchise im Stil eines Arthouse-Dramas mit einem großen Schuss Mediensatire präsentierte. DIE TRIBUTE VON PANEM – CATCHING FIRE knüpft qualitativ direkt an seinen Vorgänger an und ist vor allem in der ersten Stunde noch stärker, nahezu episch inszeniert. Den Regiewechsel merkt man dem Streifen leider deutlich an, weshalb der dritten halben Stunde aufgrund des geleckten Blockbuster-Looks der Charme von Teil eins abgeht. Das krachende Finale entschädigt jedoch dafür und der Cliffhanger macht es einem schwer, bis zum dritten Teil Ende 2014 nicht zum Buch zu greifen. Ein verdienter achter Platz.

 

7

Die Aufbereitung einer Katastrophe kann auf viele Weisen erfolgen. Im Falle von CAPTAIN PHILLIPS machte Regisseur Paul Greengrass, der bereits mit seinem 9/11-Drama „Flug 93“ auf ähnlichem Terrain wandelte, einen waschechten Thriller aus der Prämisse, dass ein US-amerikanisches Frachtschiff von mehreren somalischen Piraten gekapert wird. Für die nötige Portion Emotionen ist hierbei Tom Hanks zuständig. Der brilliert in der Rolle des titelgebenden Kapitäns und kann sich ernsthaft Hoffnungen auf einen Oscar in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“ machen. Das weitestgehend neutrale und nie um Effekthascherei bemühte Thrillerdrama wird vor allem in der zweiten Hälfte zu einem intensiven Kammerspiel und lässt das Publikum Schweiß und Tränen schwitzen. Die eindrucksvollsten Geschichten schreibt das wahre Leben.

 

6

Derek Cianfrance lässt in THE PLACE BEYOND THE PINES drei Filme zu einem verschmelzen und erzählt darin eine intensive Geschichte über Väter, Söhne und Konsequenzen. Besetzt ist dieses elektrisierende Drama, das seine Stärken nicht nur in der Story sondern auch in der technischen Ausstattung hat (der Score von Mike Patton ist auch für sich genommen ein einmaliges Erlebnis), mit dem Who-is-Who der aktuellen Filmszene. Ryan Gosling, der hier seine bislang beste Performance abliefert, Bradley Cooper, dem das Drama-Segment exzellent zu Gesicht steht und Eva Mendes, deren ergreifende Leistung Award-verdächtig ist, spielen großartig und tragen dazu bei, dass „The Place Beyond the Pines“ über die wuchtige Laufzeit durchweg mitreißend geraten ist. In diesen Figuren steckt Herz und Seele.

 

5

Vor der Veröffentlichung der Musical-Verfilmung LES MISÉRABLES ließ mich dieses Stück französisches Kulturgut kalt. Doch mit den ersten Bildern des Musikdramas zog mich die preisgekrönte Regiearbeit von Tom Hooper immer mehr in ihren Bann. Die vor atemberaubender Kulisse und mit einer immensen Detailverliebtheit eingefangenen Bilder formen ein Meisterwerk des modernen Musicalfilms. In den Hauptrollen findet man Stars wie Anne Hathaway, Hugh Jackman und Russell Crowe, die allesamt live singen und denen man solch eine gesangliche Glanzleistung kaum zugetraut hätte. Das gänsehautprovozierende Musical ist in seiner Perfektion ein Gesamtkunstwerk. So dramatisch, mitreißend und dabei dennoch enorm unterhaltend kann waschechte Kultur sein.

 

4

Im letzten Jahr tauchte in meinen Jahrescharts bereits ein Pferdefilm auf, wenn auch mit „Die Gefährten“ einer von ganz anderem Kaliber als der Vertreter dieses Jahres. Die deutsche Produktion OSTWIND schafft es, das klischeebeladene Genre des Pferde-Mädchen-Films auf eine höhere Ebene zu hieven. Die Geschichte über ein „Problemmädchen“, das auf ein Problempferd trifft ist von beachtenswerter Ehrlichkeit, nie kitschig und realistischer als sämtliche Vertreter seiner Klasse. Wenn Mika und Ostwind auf der Wiese tanzen und über die Felder preschen, überwältigt die Art der Inszenierung: Hier merkt man, dass die Regisseurin ihren Film und ihre Figuren liebt. So ist „Ostwind“ keine Reißbrettproduktion, sondern ein Produkt, das von Herzen kommt.

 

3

Danny Boyles kaum zu definierender Twist-Ride TRANCE macht seinem Namen alle Ehre. Einmal Platz genommen, entfaltet die Mischung aus Thriller, Heist-Movie und Drama eine Sogwirkung sondergleichen. Der Cast aus James McAvoy, Vincent Cassel und und Rosario Dawson spielt sich mit immenser Intensität durch einen Wust an Twists und Turn-Arounds, der dem Publikum erst den Atem und ganz allmählich den Verstand raubt. Ab der Hälfte verliert man das Gespür dafür, was sich im Traum abspielt und was Realität ist. Boyle betonte einst, selbst nicht zu wissen, auf wie vielen Ebenen sich sein Film abspiele. So wird „Trance“, dessen aufwändige Story zudem in tolle Bilder und einen wuchtigen Soundtrack gekleidet ist, zu einem der intensivsten Kinoerlebnisse des Jahres, dem nur zwei Filme die Top-Position meiner Charts streitig machen konnten.

 

2

Das Disney-Wintermärchen DIE EISKÖNIGIN kommt in der Tradition klassischer Trickmusicals daher und bringt mit seinen liebevollen Charakteren, wunderschönen Animationen, herausragendem 3D und berührenden Songs so ziemlich jedes Herz zum Schmelzen. Lose nach dem Vorbild von „Die Schneekönigin“ erzählt der Film eine tiefgehende Geschichte über echte Schwesternliebe. Dabei traut sich der Film einiges. Man kommt ohne direkten Antagonisten aus, baut sich mit der guten Königin mit bösen Kräften eine höchst ambivalente Figur. Nun lässt man das stimmige Figurenaufgebot durch eine heitere, jedoch auch melancholische Story stapfen. Nie zu schnell, nie zu träge. Herrlich altmodisch und märchenhaft ohne Ende.

 

1

Seit der hinreißenden Romanverfilmung des ewigen Klassikers DER GROßE GATSBY bin ich Fan. Von DiCaprio, von Baz Luhrmann, sogar von Jay Z, ohne dessen Hilfe die musikalische Untermalung und die Wucht ebenjener wohl kaum so intensiv geraten wäre. Auch die Bilder sind voller Bombast. Das ist notwendig, um den optischen Pomp aus der Verfilmung herauszuholen. Die Kostüme, die Frisuren und das authentische Erscheinungsbild der Kulissen ziehen das Publikum in ihren Bann und umhüllen eine Geschichte voller Schmerz. Der tapsige Tobey Maguire mimt den Erzähler, aus dessen Perspektive wir in das Leben des über allem Maße hoffnungsvollen Jay Gatsby eintauchen. „Der große Gatsby“ erzählt eine der tragischsten Liebesgeschichten der modernen Literatur. Ich liebe den Film und schenke ihm hiermit seinen verdienten Platz eins!