Die Biene Maja – Die Honigspiele

Nach der schon eher missratenen Kino-Neuauflage der beliebten Kinderheldin Biene Maja kommt mit DIE BIENE MAJA – DIE HONIGSPIELE aufgrund des Erfolges dennoch eine Fortsetzung in die Kinos – und hält, was die niedrigen Erwartungen versprechen. Mehr dazu verrate ich in meiner Kritik.

Der Plot

Heller Aufruhr im Bienenstock: Ein Gesandter der Kaiserin hat den weiten Weg von Summtropolis auf sich genommen, um den Bienen der Klatschmohnwiese eine Nachricht zu überbringen. Ob diesmal ihr Traum in Erfüllung geht und sie endlich an den Honigspielen teilnehmen dürfen? Doch Majas Aufregung wandelt sich schnell zu bitterer Enttäuschung, als sie erfährt, dass der Bote nur gekommen ist, um die Hälfte ihrer Honigernte für die Spiele einzufordern. Und dabei brauchen sie den Honig doch so dringend für den Winter! Empört beschließt Maja kurzerhand, die Sache selbst zu regeln und überredet ihren Freund Willi zu einer abenteuerlichen Reise nach Summtropolis, um sich direkt bei der Kaiserin für ihren Bienenstock einzusetzen. Allerdings geht das gehörig schief, denn die Kaiserin ist verärgert über Majas Ungehorsam und beschließt, der kleinen Biene eine Lektion zu erteilen. Sie darf an den Spielen teilnehmen, sollte sie jedoch verlieren, muss ihr Bienenstock die gesamte Honigernte abgeben. Ein großes Risiko! Wird es Maja gelingen, sich mit ihrer Außenseiter-Mannschaft gegen die Favoriten, vor allem die intrigante Violetta, durchzusetzen und ihren Bienenstock zu retten?

Kritik

„Nils Holgersson“, „Heidi“ und „Wicki und die starken Männer“ – um nur einige zu nennen – gehören zu den größten Hits unter den Kinderserien der Siebzigerjahre. Und sie alle haben noch mehr gemeinsam: Vor zehn Jahren sicherte sich das flämische Produktionsunternehmen Studio 100 die Rechte an all diesen Vertretern und machte aus den zweidimensionalen Zeichentrickhelden dreidimensionale Varianten ihrer selbst. Dazu zählte auch „Die Biene Maja“, die bislang erfolgreichste dieser Neuauflagen. Auf ihr nunmehr dreidimensionales Konto gehen mittlerweile 104 TV-Episoden und ein Kinofilm. In diesen erlebt sie gemeinsam mit ihren Freunden von der Klatschmohnwiese weitestgehend harmlose, gleichermaßen aber auch äußerst lehrreiche Abenteuer, wie sie schon Waldemar Bonsels in seinen zwei Romanen Anfang des 20. Jahrhunderts erzählte. Dass mit der Generalüberholung von der deutsch-japanischen Trickserie hin zum CGI-Format Einiges an nostalgischem Charme verloren gehen würde, war abzusehen. Und tatsächlich überzeugte uns das erste Kinoabenteuer der kleinen Biene – wenn überhaupt – allenfalls als ganz nett erzählte Animationskomödie, nicht aber als Teil des „Biene Maja“-Universums. Und dieser Abwärtstrend geht weiter, denn der Nachfolger „Die Honigspiele“ ist nun nicht einmal mehr das, sondern trotz seiner technisch soliden Aufmachung ein völlig austauschbares Unterfangen, das allenfalls dazu dient, sich auf die Vorzüge des Originals zurückzubesinnen.

Maja tritt mit ihren Freunden im Völkerball gegen die gegnerische Mannschaft an.

Das Zeichentrick-Original von „Die Biene Maja“ hat aus heutiger Sicht betrachtet fast schon eine entschleunigende Wirkung auf den Zuschauer – und bietet der nachwachsenden Generation an Fernsehkonsumenten damit vermutlich kaum noch genügend Anreize, weshalb eine Neuauflage erst einmal gar keine allzu abwegige Idee ist. Damit fangen die Probleme in dem laut und hektisch inszenierten „Die Biene Maja 2“ aber auch schon an, denn nach einer ganz charmanten Eröffnung, in der eine der Nebenfiguren kurz Karel Gotts Titelsong anstimmt, schmeißen die Macher die Zuschauer mitten hinein ins Getümmel. Auf bunten Libellen fliegend, liefern sich Maja und Willi ein aufregendes Rennen mit einem befreundeten Käfer, womit sie die Marschrichtung für die kommenden eineinhalb Stunden direkt vorgeben: In „Die Honigspiele“ wird es (zumindest für die ganz Kleinen) richtig aufregend! Im Mittelpunkt steht ein Sportwettkampf in verschiedenen Etappen; vom Völkerball bis hin zum klassischen Wettlauf. Damit fangen die Schwierigkeiten dieser über weite Strecken sehr formelhaften „Glaub an Dich“-Mutmachstory aber auch direkt an: Nachdem erst einmal etabliert ist, wie Maja durch ihr unbeholfenes Verhalten die Bienenkaiserin (Andrea Sawatzki) gegen sich aufbringt und schließlich das Angebot erhält, sich durch einen Sieg bei den Honigspielen selbst aus dem Schlamassel herausziehen, geht es in „Die Biene Maja 2 – Die Honigspiele“ vorzugsweise um Konkurrenzdenken – und damit geht ein ganzes Stück der harmlos-sympathischen Attitüde der „Biene Maja“-Reihe einfach verloren.

Dabei befasst sich die Geschichte eigentlich vor allem mit spleenigen Außenseitern, die nach und nach ihre ganz besonderen Fähigkeiten für sich entdecken – schließlich hat „jeder irgendein Talent“, wie es Maja gebetsmühlenartig alle paar Minuten wiederholen darf. Dem gegenüber steht vor allem die Truppe rund um die waschechte Oberzicke Violetta, die alles dafür tut, um die Honigspiele für sich zu entscheiden. Dass diese Violetta vor allem deshalb so zickig ist, weil nicht sie selbst, sondern ihr Vater Graf Alfons von Bienenstich der Dritte (Uwe Ochsenknecht) so ehrgeizig ist, verhilft der Antagonistin dabei eigentlich zu einer recht interessanten Backstory, doch das dreiköpfige Autorenteam rund um den schon an Teil eins beteiligten Fin Edquist spielt diese Trumpfkarte nicht aus, sondern belässt es eher bei Randbemerkungen, die für die aller jüngsten Zuschauer dann sogar fast ein Stück weit zu vage bleiben, um die Botschaft dahinter zu begreifen. Und so verläuft die Handlung eben exakt so, wie man es von einer Geschichte dieser Couleur gewohnt ist, denn natürlich wachsen nicht nur Maja und ihr Team mit der Zeit über sich hinaus (inklusive mit moderner Popmusik untermalte Bildmontagen zur Veranschaulichung des gemeinsamen Fortschritts), auch Violetta und ihre Mannschaft erkennen nach einigen kleineren und größeren Intrigen, dass es im Leben nicht auf sportliche Erfolge ankommt, sondern auf den Wert wahrer Freundschaft.

Vor der Bienenkaiserin liefert sich die vorlaute Maja einen echten Fauxpas…

So weit, so altbekannt – und im Anbetracht der Zielgruppe ließe sich dieses wiederholt auftauchende Familienfilmcredo auch irgendwie noch verschmerzen. Leider übertreiben es die Regisseure Alexs Stadermann und Noel Cleary in „Die Biene Maja 2 – Die Honigspiele“ mit ihrer gut gemeinten Moral, indem sie ihren Figuren fast im Minutentakt euphorische Ausrufe über den Wert von Zusammenhalt und Freundschaft in den Mund legen. Das ist selbst für das ganz junge Publikum zu viel des Guten. So etwas wie Spannung oder Überraschung sucht man da als auch nur einen Hauch filmerfahrener Zuschauer leider vergebens. Technisch kann sich „Die Biene Maja – Die Honigspiele“ immerhin halbwegs sehen lassen. Die 3D-Animationen sehen ordentlich aus und vor allem die detailgetreuen Hintergründe fallen für eine europäische Animationsproduktion detailgetreu aus. Auch die Sprecher – allen voran der in seiner Rolle wiederkehrende Jan Delay als Willi – präsentieren sich mit Feuereifer, wenngleich es Nina Schatton als fast schon hysterische Biene Maja mit ihrer „Wir müssen zusammenhalten!“-Euphorie stellenweise übertreibt. Ebenfalls schade: Liebgewonnene Nebencharakteren aus dem Zeichentrickoriginal, die im ersten Kinofilm noch um Einiges präsenter waren (Stichwort: Flip), werden hier nun endgültig zu äußersten Randfiguren degradiert. Und der Titelsong? Der wird zwar nicht mehr von Helene Fischer neu interpretiert, dafür aber durch eine völlig neue Biene-Maja-Pophymne ersetzt. Dem Vergleich mit der Zeichentrickserie hält die Neuauflage damit endgültig nicht mehr Stand.

Fazit: „Die Biene Maja – Die Honigspiele“ fühlt sich nicht wie ein Abenteuer der beliebten Trickfigur an, sondern ist – wie auch schon der erste dreidimensionale Kinofilm der beliebten Bienendame – einfach nur reichlich formelhaftes Animationsfilmkino von der Stange, das sich auch direkt im Fernsehen versenden ließe. Da haben selbst die ganz Kleinen Besseres verdient.

„Die Biene Maja – Die Honigspiele“ ist ab dem 1. März bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.

Ein Kommentar

  • Ich habe den Film gerade gesehen und muss erst mal verkraften wie man eine so ehrliche und solide Serienbasis komplett in den Sand setzen kann. Nach den ersten 30 Sekunden in der die Titelmelodie perfekt inszeniert schlicht angesummt wurde geht es nur noch steil bergab. Die Auflösung und Animationen sind einfach nur auf zdf 720p TV Niveau, damit solide 10 TV Jahre hinterher..oder 15 Kinojahre.
    Die Story dreht sich laufend im Kreis, ohne Tiefe, Wendungen und völlig spannungsfrei. Jan Delay als Willi ist ein völlig desaströser TOTALAUSFALL! Gerade die Kinder die die Serie kennen fanden es furchtbar und wollten zum Teil das Kino verlassen. Mit Recht!
    Das man Stimmen nicht ändert und erst recht nicht mit tollen Schauspielern und tollen Namen ersetzt, diese Erkenntnis hat sich hier wieder einmal nicht durchgesetzt. Das ist an Dummheit nicht zu überbieten.
    Der Versuch neue Musik einfliessen zu lassen ist leider auch nur halb gelungen und wieder eine völlige Themaverfehlung der eigentlichen Serie. Es ist ein Segen, dass Helene Fischer nicht auftaucht (Auch hier der gleiche Fehler.. nichts ersetzt Karel Gott, egal wie hipp und angesagt jemand sein will oder angeblich ist oder Beziehungen innerhalb des ZDF hat.. das bringt nichts), aber damit haben sich die positiven Seiten der Musik schon fast erschöpft.
    Am Ende ist im Abspann noch der Dank zu lesen.. ganz klein… ein Dank an die Seriencrew, die sich leider offensichtlich nicht allzu oft durchsetzen konnte.
    Der typisch deutsche Film hat sich wieder mal durchgesetzt und alles ins bodenlos belanglose mitgerissen.
    Wirklich schade, denn hier war soooo viel mehr drin. Ehrlich. Aber dazu braucht es mehr Libe zum Film und in diesem Fall auch mehr Liebe zur Serie, der Neuen und der Alten…

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