Latte Igel und der magische Wasserstein

Basierend auf dem Kinderbuchklassiker von Sebastian Lybeck erscheint am ersten Weihnachtsfeiertag die erste Leinwandverfilmung rund um die stachelige Waldbewohnerin Latte. In LATTE IGEL UND DER MAGISCHE WASSERSTEIN begibt sie sich an der Seite eines Eichhörnchens auf eine abenteuerliche Reise durch den Wald, um ihrer Umgebung zu beweisen, dass auch Igel echte Helden sein können. Mehr zum Film verraten wir in unserer Kritik.

Der Plot

Latte nennt sich selbst Prinzessin und ist eine aufgeweckte, selbstbewusste Igeldame. Leider hat sie in ihrem Wald nicht viele Freunde. Das ändert sich auch nicht, als sie beim Raufen mit dem Eichhörnchen Tjum aus Versehen sämtliche Wasservorräte zerstört. Da der Wald seit einiger Zeit unter einer großen Dürre leidet, sieht Latte keine andere Möglichkeit, als auf die Suche nach dem sagenumwobenen Wasserstein zu gehen und allen anderen Waldbewohnern zu beweisen, dass sie eben nicht nur ein Igel, sondern eine echte Abenteurerin ist. Tjum heftet sich an Lattes Fersen und gemeinsam treten die beiden eine aufregende Reise an. Ihr Ziel: der Bärenwald, denn sie haben gehört, dass es dort nicht bloß fließend Wasser geben, sondern sich auch der magische Wasserstein befinden soll, mit dessen Hilfe der Fluss wieder zum Fließen gebracht werden kann. Doch die Bären wollen den Stein nicht so schnell aus der Tatze geben…

Kritik

1959 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet und allein in Deutschland mehr als 600.000 Mal verkauft, ist „Latte Igel“ ein äußerst populäres Kinderbuch. Darin geht es nicht bloß um die titelgebende Igeldame und ihren Hang, sich immer wieder halsbrecherisch in aufregende Abenteuer zu stürzen. Insbesondere die Bedürfnisse der Natur, allen voran des Waldes, werden in „Latte Igel“ ebenso unterhaltsam wie kindgerecht aufbereitet. Nun erhält das selbstbewusste Stacheltier seinen ersten Kinofilm. Die kinder- und familienfilmerprobten Regisseurinnen Nina Wels („Der kleine Drache Kokosnuss“) und Regina Welker (inszenierte u.a. den Kurzfilm „Farbzwerge“) bleiben der Vorlage bei ihrer Adaption mehr als treu. Auch in „Latte Igel und der magische Wasserstein“ bekommt es das Publikum mit einer toughen Igel-Heldin zu tun, die sich in ein zeitgemäßes Abenteuer stürzt. Dabei lernt sie (und mit ihr das Publikum) nicht nur den Wald und seine Bewohner kennen. Durch den Plot rund um den Wassermangel im Wald gewinnt der „Latte Igel“-Film zudem an einer markigen Brisanz, auch wenn hier nicht etwa die Klimaerwärmung daran schuld ist, sondern der Diebstahl eines Wassersteines. Denkanstöße, mit seinem Kind über die Natur und ihre Bedürfnisse zu sprechen, liefert der Film natürlich trotzdem.

Die Bären haben den Wasserstein geklaut…

In Form einer Art Road- oder besser: Foresttrips begeben sich Latte und das anhängliche Eichhörnchen Tjum durch den Wald und lernen dabei diverse verschiedene Tiere kennen. Die bösen Wölfe, den bei Helligkeit verplanten Luchs, die in großen Gruppen zusammen lebenden Bären; Die in „Latte Igel und der magische Wasserstein“ aufgefahrene Artenvielfalt ist riesig und bietet diverse Gesprächsgrundlagen für Kinder und Eltern nach dem Film. Überstilisiert werden die Verhaltensweisen der zahlreichen Vierbeiner natürlich dennoch; doch die Zeichnung eindimensionaler Arten-Feindbilder bleibt dankenswerterweise aus. Auch die Animation der Waldwelt überzeugt enorm; insbesondere für einen Film mit deutlich geringerem Budget als etwa die Filme aus dem Hause Disney oder Pixar. Gerade die Landschaften sehen – besonders bei Nacht – bisweilen regelrecht fotorealistisch aus, während die Tiere zwar allesamt niedlich anmuten, optisch aber nie zu sehr vermenschlicht werden. Man fühlt sich fast ein wenig an eine 3D-Version der einst gefeierten Zeichentrickserie „Als die Tiere den Wald verließen“ erinnert; nur dass es in „Latte Igel und der magische Wasserstein“ dann doch ein wenig friedlicher zugeht. Am Ende ist das Ganze hier dann eben doch ein angenehm klassischer Familienfilm mit jeder Menge Witz, Charme und natürlich ganz vielen Tieren.

Mit der Titelheldin Latte und ihrem ihr auf der Reise wie ein Schatten folgendem Freund wider Willen Tjum drehen die Filmemacher zudem die klassische genderbedingte Rollenverteilung auf links. Die junge Igeldame ist mutig, rebellisch und hört nicht auf die Worte der umstehenden Waldbewohner, während der Eichhörnchen-Junge vorwiegend ängstliche ist und mehr als einmal von Latte vom Abenteuer überzeugt werden muss. Gleichsam hat man nie den Eindruck, die dies veranschaulichenden Szenen kämen mit einem erhobenen Zeigefinger daher. Für Nina Wels und Regina Welker ist es ganz einfach eine Selbstverständlichkeit, die Tiere so zu zeichnen, wie es ja auch im Roman bereits vorgegeben ist. All das macht „Latte Igel und der magische Wasserstein“ zu einem zeitlos guten Kinder- und Familienfilm, bei dem Botschaften und Inspirationen nicht mit dem Holzhammer aufgetischt, sondern ganz charmant und unterschwellig serviert werden. So muss das sein!

Latte und Tjum müssen diesen unheimlichen Zeitgenossen den Wasserstein abluchsen…

Fazit: Tolle Animationen, ein kindgerechtes Abenteuer und eine umweltpositive Botschaft – „Latte Igel und der magische Wasserstein“ ist eine tolle Leinwandadaption des beliebten Kinderbuchs und lohnt den Kinobesuch mit der ganzen Familie.

„Latte Igel und der magische Wasserstein“ ist ab dem 26. Dezember in den deutschen Kinos zu sehen.

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