Night School

„Girls Trip“-Regisseur Malcolm D. Lee und die US-Comedystars Kevin Hart und Tiffany Haddish besuchen in der Komödie NIGHT SCHOOL die Abendschule. Chaos ist vorprogrammiert, aber steht auch Spaß bereit? Das verraten wir in unserer Kritik.

Der Plot

Plaudertasche Teddy Walker (Kevin Hart) ist nicht die hellste Kerze auf dem Leuchter, aber was er an Schulbildung und konventioneller Schläue nicht zu bieten hat, macht er mit Gerissenheit wieder wett: Der Schulabbrecher hat sich mit seinem losen Mundwerk und seinem großen Einfallsreichtum zu einem hervorragenden Grillbedarfsverkäufer gemausert, dem sogar eine Beförderung winkt. Die hat er auch dringend nötig, denn Teddy lebt weit über seine Verhältnisse: Um seine Freundin Lisa (Megalyn Echikunwoke) zu beeindrucken, fährt er einen schnittigen Sportwagen und bezieht ein schickes Appartement – zwei Dinge, die er sich mit seinem Gehalt eigentlich nicht leisten kann. Als Teddy bei seinem Heiratsantrag an seine Geliebte versehentlich dafür sorgt, dass ihm sein Arbeitsplatz um die Ohren fliegt, gibt es nur eine Lösung, um sein Leben in geregelten Bahnen zu halten: Er muss seinen Schulabschluss nachholen. Also geht er zurück an seine alte High School, wo auch Abendkurse angeboten werden. Jedoch wird die Schule nun vom Streber Mackenzie (Taran Killam) geleitet, mit dem sich Teddy in seiner Jugend regelmäßig kabbelte. Und zu allem Überfluss lernen sich Teddy und seine Lehrerin Carrie (Tiffany Haddish) auf denkbar unharmonische Weise kennen…

Kritik

2017 ging „Girls Trip“ in den USA durch die Decke: Die räudige Partykomödie spielte bei einem Budget von 19 Millionen Dollar stattliche 115,2 Millionen Dollar ein und machte aus der zuvor eher einen Comedy-Geheimtipp darstellenden Tiffany Haddish einen Superstar. Dem Rest der Welt hat sich die Faszination „Girls Trip“ derweil nicht erschlossen: Außerhalb ihres Heimatmarktes kam die Komödie bloß auf 24,9 Millionen Dollar Einnahmen. Dennoch verloren „Girls Trip“-Regisseur Malcolm D. Lee und Haddish keine Zeit und liefern schon jetzt ihre nächste Zusammenarbeit nach: Die Komödie „Night School“, in der „Central Intelligence“-Star Kevin Hart die zentrale Rolle übernimmt und sich Haddish von einer gemäßigten Seite zeigen darf. Wer „Girls Trip“ ätzend fand, wird von „Night School“ also womöglich positiv überrascht. Aber das heißt leider noch lange nicht, dass Lees neuste Regiearbeit ein gelungener Filmspaß ist…

Carrie (Tiffany Haddish) und Teddy Walker (Kevin Hart) sind sich von Anfang an nicht grün.

Das ärgste Problem an „Night School“ erinnert frappierend an Ärgernisse aus früheren Lee-Filmen, wie den bereits besagten „Girls Trip“ oder den zwar ganz kurzweiligen, trotzdem längst nicht wirklich runden „Scary Movie 5“: Malcolm D. Lee weiß offenbar schlichtweg nicht, wann Schluss ist. So nimmt er mehrmals ellenlanges Improvisationsgeplänkel in aller Ausführlichkeit in seinen Film auf, als würde er sich denken: „Ich kann mich nicht entscheiden, also nehme ich halt einfach alles.“ Ein Beispiel von vielen: Wenn sich Kevin Hart alias Teddy und Tiffany Haddish alias Carrie erstmals begegnen, während sie mit ihren Cabrios an der roten Ampel stehen, zetern sie sich endlos an, werfen sich so viele Beleidigungen an den Kopf, dass es zur Übersättigung führt und für den Rest des Films kreative und vermeintlich kreative Beschimpfungen keinen Spaß mehr bereiten. Und auch (höchst wahrscheinlich) nicht improvisierte Gags zieht Lee so sehr in die Länge, dass sie an Tragkraft verlieren: Wenn Teddy und seine Loser-Bande an Abendkurs-Mitschülern nachts in die Schule einbrechen, um die Ergebnisse für eine nahende Prüfung zu stehlen, wird der planlose Mackenzie (Rob Riggle, „22 Jump Street“) aus dem Nichts mit einem ganzen Entwürdigungskonga bedacht, an anderer Stelle wird das Filmende um mehrere Minuten nach hinten geschoben, um Platz für eine witzig gemeinte, jedoch völlig monotone Montage zu schaffen.

Generell ist „Night School“ anzumerken, dass das Drehbuch durch sechs Paar Hände gereicht wurde: Mit Beteiligungen von Kevin Hart, Harry Ratchford, Joey Wells, Matt Kellard, Nicholas Stoller und John Hamburg ist diese Komödie ein inkohärentes Chaos geworden, in dem zwar immer wieder auch recht passabel-humoreske Situationen vorkommen, die alles zusammenhaltende Story jedoch völlig zerfranst. Aus dem vorab eingeführten, potentiellen Konflikt zwischen Carrie und Teddy, die sich vom ersten Blick an nicht leiden können, wird überhaupt nichts gemacht (was die ellenlange Streitszene rückwirkend noch lästiger dastehen lässt). Auch eine Feindschaft zwischen Teddy und einem seiner Mitschüler verpufft ins Nirgendwo, bis im letzten Akt behauptet wird, sie seien nun beste Freunde – wann auch immer das passiert sein soll. Selbstredend sind es die Pointen, die eine Komödie stützen – aber wenn ein Film, der keine reine Gagparade ist, sondern auch viel Laufzeit in die Handlung investiert, dann sollte diese auch aufgehen. Nicht zuletzt, weil die dafür sorgt, dass man mit den Figuren mitgeht. Nicht so bei „Night School“, der sich in erster Linie darauf verlässt, dass das Publikum schon Grundsympathie für Kevin Hart mitbringt.

Das Ziel der Schüler: über ihren Besuch in der Abendschule doch noch den Abschluss schaffen.

Immerhin: Hart funktioniert als großtuerischer, aber liebenswerter Versager. Wenn er immer wieder mitleiderregend dreinblickt und gleichzeitig hibbelig rumzappelt, hat dieses mimische und gestische Chaos schon einen amüsanten Effekt, zumal Hart in „Night School“ weitestgehend auf die quietschig-nölende Stimmfarbe verzichtet, die er in manchen früheren Filmen überreizt hat. Und Tiffany Haddish nach „Girls Trip“ (weitestgehend) nicht als vulgäres Nervensägewerk, sondern als empathische, dennoch bestimmt auftretende Lehrerin zu sehen, ist auch erfrischend: Wenn sie ihre Schülerinnen und Schüler liebevoll neckt, ist das deutlich amüsanter als all jene Szenen, in denen sie und Lee wieder in den „Girls Trip“-Modus verfallen. Von Kameramann Greg Gardiner („Beverly Hills Chihuahua 3“) in überbelichteter, steriler Optik eingefangen und von David Newman („Norbit“) mit austauschbaren Klängen untermalt, ist „Night School“ dann am lustigsten, wenn die so unpersönlich inszenierte, schleppende Erzählung durch kleine Unberechenbarkeiten aufgebrochen wird. Etwa, wenn Teddys digitaler Mitschüler ungewollt für Aufregung sorgt oder Taran Killam („Teenage Mutant Ninja Turtles“) seiner Spielverderberrolle mal für wenige Augenblicke unerwartete Seiten abringen darf. Das reicht jedoch noch lange nicht, um „Night School“ aufzuwerten. Diese Komödie besteht zum überwältigenden Teil aus gähnender Langeweile und ist schneller aus der Erinnerung verbannt als Kevin Hart „BBQ-Grill“ sagen kann.

Fazit: Kevin Hart und Tiffany Haddish blödeln sich durch ein lasches Skript und Regisseur Malcolm D. Lee lässt die Kamera laufen und laufen: Viel zu oft werden in dieser Komödie eh schon maue Gags in die Länge gezogen.

„Night School“ ist ab dem 15. November 2018 in einigen deutschen Kinos zu sehen.

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