Fist Fight

Lehrer gegen Lehrer, die gesamte Schülerschaft gegen den Rest der Welt: FIST FIGHT ist eine aufgekratzte Gaga-Komödie mit herrlich-alberner Idee, gutem Cast und leichten Tempoproblemen. Mehr dazu in unserer Kritik.Fist Fight

Der Plot

Eine öffentliche High School, irgendwo in den USA: Es ist der letzte Schultag, und die Abschlussklasse nutzt es traditionellerweise mit tolldreister Kaltschnäuzigkeit aus, für ihre Streiche am Lehrkörper nicht mehr belangt werden zu können. Doch dieser Prank Day ist anders als alle vorhergegangenen: Die Schülerinnen und Schüler kennen keinerlei Zurückhaltung mehr und verwandeln ihre High School in ein absurdes Tollhaus. Durch das eskalierende Chaos manövriert sich der Englischlehrer Andy Campbell (Charlie Day) mit duckmäuserischer Haltung: Bloß keinen zusätzlichen Ärger riskieren, schließlich kürzt die Schule aktuell wieder ihre Gelder, und als werdender Vater kann Andy seinen Job nicht aufs Spiel setzen! Ganz anders geht Geschichtslehrer Ron Strickland (Ice Cube) vor: Mit grimmiger Miene, körperlichen Drohgebärden und lauter Stimme erkämpft er sich selbst am Prank Day Respekt. Jedenfalls vorübergehend. Als ihn ein Schüler doch noch reinlegt, wird Ron handgreiflich, was Andy aus taktischen Gründen zum Schutz seiner beruflichen Aussichten beim Rektor petzt. Böser Fehler, denn nun hat es Ron auf Andy abgesehen. Und gegen den durchtrainierten, geheimnisumwitterten Choleriker hat Andy nicht den Hauch einer Chance …

Kritik

In den USA startete die für gerade einmal 25 Millionen Dollar produzierte Komödie unter den eh schon zurückhaltenden Prognosen der Filmwirtschaftsexperten, und in Deutschland gönnt der verantwortliche Verleih „Fist Fight“ gerade einmal kaum mehr als einen Alibistart. Denkbar miese Vorzeichen für den verwegenen Schulspaß – und noch dazu unverdiente. Zweifelsfrei ist „Fist Fight“ keine sonderlich smarte Komödie oder eine, die visuell besonders aufregend wäre. Da macht ausnahmsweise Kinodeutschland Hollywood etwas vor, denn die ähnlich lauten und schrillen „Fack ju Göhte“-Filme sind mit ihrer übersättigten, kontrastreichen Farbästhetik deutlich aufwändiger und auffälliger gestaltet als „Fist Fight“. Doch das alles sollte nicht davon ablenken, dass Regisseur Richie Keen („It’s Always Sunny in Philadelphia“) genau weiß, welche Art Komödie er abliefern will – und seinem Anspruch weitestgehend gerecht wird.

Da ist guter Rat teuer...

Um Andy (Charlie Day) vor seinem Kollegen Ron zu beschützen, ist guter Rat teuer…

„Fist Fight“ beginnt mit einem treibenden, rockigen Musikstück sowie einer Kamerafahrt über den Schulparkplatz, auf dem sich bereits abzeichnet, dass der im Film geschilderte Prank Day jeden handelsüblichen deutschen Abistreich wie Kinderkram aussehen lässt. Charlie Days Figur Andy findet endlich einen freien Parkplatz, als ein Schüler mit seinem Moped angedüst kommt und ihn mit der rotzigen Erklärung wegschnappt, dass heute ja der große Tag der Streiche sei. Mit einem süffisant-ironischen Unterton proklamiert Day: „Aber das ist doch kein Streich!“ Ab diesem Moment sollte jedem im Publikum klar sein, worauf man sich so einstellen sollte – denn hier wird einfach alles mit „Ist doch nur Spaß“ gerechtfertigt! Der gesamte restliche erste Akt operiert mit ähnlicher Attitüde: Keen lässt mit rapider Geschwindigkeit cartoonigen Unsinn geschehen und seine Lehrerkarikaturen mit glühender Begeisterung höchst fragwürdige Wortwechsel durchführen, während im Hintergrund die Nachwehen räudiger „Streiche“ zu sehen sind. Dank des zielsicheren Timings und der ansteckenden Spielfreude solcher Akteure wie Day, „22 Jump Street“-Zynikerin Jillian Bell, „30 Rock“-Veteran Tracy Morgan und dem augenzwinkernd-grimmigen Ice Cube wird dieser flache Gaga-Gagparade zu einem feucht-fröhlichen Spaß – zumindest so lange man sich auf diesen Humor einlassen kann.

„Fist Fight“ gerät leider ausgerechnet dann ins Trudeln, sobald die titelgebende Auseinandersetzung Lehrer-gegen-Lehrer von Ice Cubes verrücktem Geschichtslehrer ausgerufen wurde. Das Skript von Van Robichaux und Evan Susser verliert ebenso wie Keens optisch nicht weiter nennenswerte, wenigstens zu Beginn des Films aber zügige Inszenierung an Schwung, und obwohl durch die Schwangerschaft von Andys Frau bereits eine Motivation für sein Petzen gegeben wurde, so scheinen die Filmemacher die Notwendigkeit zu spüren, immer und immer wieder erneut darauf zu verweisen. Dadurch wird der überdrehte Film nicht magischerweise plausibler, wohl aber verliert er seinen großen Pluspunkt – die hohe Gagfrequenz.

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Charlie Day spielt den gutmütigen, aber auch nicht wirklich beliebten Englischlehrer Andy.

Der sprichwörtliche Schlagabtausch zwischen Andy, der jeden Trick versucht, der für nach Unterrichtsschluss versprochenen Tracht Prügel zu entgehen, und Ron, der Andy immer tiefer ins Verderben zieht, bleibt jedoch auch mit angezogener Handbremse selbstbewusst-abstrus. Und auch abseits dessen behält „Fist Fight“, wenngleich in gemäßigter Form, die anfängliche Hibbeligkeit vor. Die nebenläufig gezeigten Streiche sind haarsträubend, Jillian Bells Monologe auf komische Weise bescheuert und wie Andys Umfeld auf seine Unlust auf eine Prügelei reagiert, könnte aus einem Cartoon stammen. Im letzten Drittel nimmt „Fist Fight“ wieder Fahrt auf und ergötzt sich an Slapstickgewalt, einer ironisch gebrochenen Pseudomoral und Schnellfeuer-Quatschdialogen. Wären nicht Look sowie zumeist auch die Musikauswahl so lustlos-routiniert, wäre es eine richtig runde Sache. So hingegen bleibt eine nicht ganz ausgereifte Komödie, deren knalliges Konzept sowie deren engagiertes Ensemble über die Schönheitsfehler und die unnötigen Atempausen im Mittelteil hinwegtäuschen.

Fazit: „Fist Fight“ ist Keinesfalls ein Kino-Muss, für Fans aufgekratzter Komödien wie „21 Jump Street“, „Nicht noch ein Teeniefilm“ oder eben „Fack ju Göhte“ aber sehr wohl einen Blick wert.

„Fist Fight“ ist ab dem 23. Februar in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.

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