Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, unserer wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um die Startwoche vom 22. Oktober, an dem sich mit großen Schritten das Halloween-Fest nähert. Das merkt man auch den Kinostarts an, denn mit „Cortex“, „The Mortuary“ und „The Beach House“ sind gleich drei interessante Genrefilme am Start. Ein französischer Wanderausflug mit Esel bildet ein nettes Gegengewicht. Und wie sich der neue Gerard-Butler-Film schlägt, verraten wir euch morgen!
Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!
CORTEX | Regie: Moritz Bleibtreu | USA 2020

Zwei Männer, zwei Leben, eine schicksalhafte Begegnung: Hagen (Moritz Bleibtreu) träumt schlecht. Jede Nacht. Das geht nun schon so lange, dass er tagsüber kaum imstande ist, ein normales Leben zu führen, weil er Realität und Traum nicht länger voneinander unterscheiden kann. Auch seine Frau (Nadja Uhl) beobachtet besorgt den körperlichen und psychischen Verfall ihres Gatten, den sie langsam nicht mehr wiedererkennt. Und er sie ebenso wenig. Als in Hagens Träumen plötzlich immer wieder ein junger Mann, der Kleinkriminelle Niko (Jannis Niewöhner) auftaucht, gerät sein Leben endgültig außer Kontrolle. Denn dieser Mann nährt Paranoia, die Hagen bislang ganz gut unterdrücken konnte. Hat er etwa eine Affäre mit seiner Frau? Schon bald glaubt er nicht einmal mehr, dass der Mann, den er im Spiegel sieht, wirklich er selbst ist… 
Ein selbstbewusstes Debüt mit einer gehirnverdrehenden Geschichte, in der ein normalerweise aus dem Komödiengenre bekanntes Motiv auf das Thrillerkino übertragen wird. Zudem ist „Cortex“ ein Film von berauschender Optik – und damit ein äußerst gelungener Regie-Einstand für Moritz Bleibtreu.
GREENLAND | Regie: Ric Roman Waugh | USA 2020

Ein riesiger Komet rast in hoher Geschwindigkeit auf die Erde zu und soll Berechnungen zufolge vor Eintritt in die Erdatmosphäre verglühen. Doch die Prognosen stimmen nicht – ein erstes Fragment des Kometen stürzt nicht ins Meer, sondern zerstört stattdessen ganz Florida. Gerüchte, dass nur ein ausgewählter Kreis von Personen in Sicherheit gebracht werden kann, machen bereits die Runde, als Ingenieur John Garrity (Gerard Butler) von der US-Regierung aufgefordert wird, sich sofort gemeinsam mit seiner Frau Allison (Morena Baccarin) und Sohn Nathan (Roger Dale Floyd) zu einer Militärbasis zu begeben. Von dort aus sollen sie an einen Ort ausgeflogen werden, an dem das Überleben möglich sein soll: Grönland. Doch die Fahrt dorthin wird zum Spießrutenlauf und die Familie im Chaos verzweifelnd fliehender Menschen und plündernden Horden auseinandergerissen. Wie sollen sie sich je wiederfinden? 
„Greenland“ ist ein bemerkenswert beklemmendes Katastrophendrama, das den nahenden Weltuntergang nicht für ausufernde Actioneskapaden nutzt, sondern dafür, möglichst realistisch zu zeigen, wie eine ganz normale Familie ein solches Katastrophenszenario durchleben würde.
The Mortuary – Jeder Tod hat eine Geschichte | Regie: Ryan Spindell | USA 2019

Wer in Raven’s End stirbt, landet auf dem Tisch von Leichenbestatter Montgomery Dark (Clancy Brown). Niemand kennt die Toten und ihre Geheimnisse besser als er. Von der Grabrede über die letzte Salbung bis hin zur Verbrennung im hauseigenen Krematorium: Die Verstorbenen sind bei ihm in besten Händen. Als sich die furchtlose Sam (Caitlin Fisher) bei ihm um eine Stelle bewirbt, ist er beeindruckt von ihrer Faszination für das Morbide. Doch je tiefer er die junge Frau in die dunklen Katakomben seines Anwesens führt, desto klarer wird ihr, dass man die Toten besser ruhen lässt. Sie bittet ihn, ihr seine drei unheimlichsten Begegnungen mit dem Tod zu schildern. Zu guter Letzt will sie ihm eine möglichst schaurige Geschichte erzählen. Es ist der Beginn einer schaurig-schönen Gruselstunde – und einem Streifzug durch das Horrorkino. 
„The Mortuary – Jeder Tod hat eine Geschichte“ ist eine charmant-altmodische Gruselgeschichtensammlung. Inhaltlich kann nicht jede Episode ausnahmslos überzeugen. Doch das Konzept und die opulente Ausstattung entschädigen für kleine inhaltliche Schwächen.
KAJILLIONAIRE | Regie: Miranda July | USA 2020

Das Leben der 26-jährigen Old Dolio (Evan Rachel Wood) ist viel skurriler als das anderer junger Frauen. Seit ihrer Kindheit haben ihre Eltern, die eigenbrötlerischen Trickbetrüger Theresa (Debra Winger) und Robert (Richard Jenkins), sie darauf trainiert, jede Gelegenheit zum Gaunern und Stehlen zu nutzen. Gemeinsam betrügt sich die kuriose Familie durch ein weitgehend ereignisloses Leben. Doch der penibel geplante Alltag der Lebenskünstler gerät ins Wanken, als sie für ihren nächsten Coup die liebenswert temperamentvolle Melanie (Gina Rodriguez) ins Boot holen, die Old Dolios überschaubare Welt gehörig auf den Kopf stellt. Denn während die behütet aufgewachsene Melanie die prickelnde Aufregung des Trickdiebstahls sichtlich genießt, beginnt die emotional vernachlässigte Old Dolio sich plötzlich nach der Wärme einer traditionellen Familie zu sehnen.

Hin und wieder läuft „Kajillionaire“ Gefahr, absurd um der Absurdität Willen zu sein, ohne dass es den Film inhaltlich besonders bereichern würde. Trotzdem – oder gerade deswegen – liefert Miranda July einen tragikomischen Film ab, dessen Figuren und Story mit kaum einem anderen Film vergleichbar sind.
MEIN LIEBHABER, DER ESEL & ICH | Regie: Caroline Vignal | FR/BEL 2020

Ein Auftritt mit ihrer Klasse noch, dann stehen endlich die Ferien an – und auf die freut sich Lehrerin Antoinette mehr denn je. Immerhin haben sie und ihr heimlicher Geliebter Vladimir sich vorgenommen, die Ferien gemeinsam zu verbringen, während seine Gattin auf Reisen ist. Als Vladimirs Frau aber kurzfristig entscheidet, einen Familienurlaub zu unternehmen und eine Woche auf Wanderschaft zu gehen, muss ihr Liebhaber Antoinette brüsk versetzen. Sie lässt sich aber nicht einfach so versetzen: Kurz entschlossen reist sie ebenfalls in den Nationalpark der Cevennen. Für ihre Trekking-Tour bucht sie einen Begleit-Esel – weil sie sich aufschwatzen lässt, das gehöre sich so für die dortige traditionelle Wanderroute. In Wahrheit macht das kaum jemand. Wenig verwunderlich: Die Grautiere können ungeheuerlich störrisch sein. So auch Antoinettes Begleiter Patrick. Jedoch ist Patrick zudem ein sehr geduldiger Zuhörer… 
Dem Lover hinterherhecheln und dann letztlich mit einem Esel Selbstfindungsgespräche führen? Warum nicht? „Mein Liebhaber, der Esel & ich“ ist eine leichte, aber nicht platte, französische Dramödie, der es leider am gewissen Etwas fehlt, die aber dennoch ihre Reize hat.
THE BEACH HOUSE | Regie: Jeffrey A. Brown | USA 2019

Teeniepaar Emily und Randall wollen einen romantischen Urlaub im Strandhaus von Randalls Vater verbringen. Der idyllische, abgelegene Ort scheint dafür perfekt geeignet. Doch schon kurz nach ihrer Ankunft merken die beiden, dass sie in dem Haus nicht alleine sind. Die Turners, ein befreundets Paar von Randalls Vater, haben sich bereits in dem Ferienhaus einquartiert. Trotz des Altersunterschieds verstehen sich die vier blendend und verbringen einen feucht-fröhlichen Abend zusammen. Am nächsten Tag leiden alle unter den Auswirkungen des Vorabends – Oder ist es mehr als das? Irgendetwas ist in dem Wasser, die Turners verhalten sich absolut seltsam und am Strand tauchen schleimige Kokons auf. Kann es sein, dass alles mit dem leuchtenden Nebel zu tun hat, der sich am Abend über die Landschaft gelegt hatte? 
Mit seinem vor prachtvoller Kulisse gefilmten „The Beach House“ legt Jeffrey A. Brown einen soliden Bodyschocker vor, der inszenatorisch jedoch in zwei Hälften fällt. Überzeugt die erste mit ihrer subtilen Andeutung von Grauen und Unheil, wird der Film in der zweiten arg reißerisch und hektisch.
Heimkinotipp: KAHLSCHLAG | Regie: Max Gleschinski | DE 2018

Martin und Eric verbindet eine Kindheitsfreundschaft. Schon als kleine Jungen fuhren sie jeden Sonntag zum Angeln an den Stausee, und schon als Kinder verliebten sie sich in dasselbe Mädchen: Frenni. Heute, 20 Jahre später, lebt Martin mit Frenni in einem beschaulichen Einfamilienhaus auf dem Hof seiner Eltern, nachdem Frenni einst auch mit Eric zusammen war. Doch die Beziehung ging durch unglückliche Umstände in die Brüche. Der Kontakt mit Eric ist nach diesem schrecklichen Vorfall abgebrochen, bis er eines Tages vor ihrer Tür steht und Martin um einen letzten gemeinsamen Ausflug an den See bittet. Widerwillig kommt Martin mit, doch der Trip entpuppt sich bald als eine Reise ins Herz der Finsternis. Während sich die Situation zwischen den Freunden am See immer weiter zuspitzt, ist auch Frenni alarmiert und versucht, an den See zu gelangen…

Ein Regiedebüt mit Potenzial: Max Gleschinski zeigt schon jetzt beeindruckende Ambitionen, indem er sein Publikum insbesondere in der ersten Hälfte mit vielen Zeitsprüngen fordert und das zentrale Ereignis in „Kahlschlag“ mit fast eleganter Rigorosität inszeniert. In der zweiten Hälfte wird’s dann konventioneller und nicht mehr ganz so mitreißend. Trotzdem will man von diesem Team – egal ob vor oder hinter der Kamera – unbedingt mehr sehen.