Resturlaub

Wer vor einigen Jahren „Vollidiot“, die erste Buchverfilmung von Tommy Jaud sah, der dürfte in etwa schon eine Vorstellung davon haben, inwiefern sein neustes Werk RESTURLAUB die Zuschauer „mitreißen“ kann. Problem: Oliver Pocher hat „Vollidiot“ mit seiner charismatischen Darstellung des Hauptcharakters wenigstens noch zu einem kurzweiligen, über lange Strecken lustigen Comedy-Film gemacht, da ihm die Figur wie auf den Leib geschrieben schien. Maximilian Brückner („RubbeldieKatz“, „Gefährten“) hingegen hat nicht einmal ansatzweise den Großer-Jungen-Charme eines Oliver Pocher und macht „Resturlaub“ somit zu seinem eigenen, ganz persönlichen Fehltritt, voller im Sande verlaufender Gags und fehlgezündeter Pointen. 

Der Plot

Peter „Pitschi“ Greulich (Maximilian Brückner) hat eigentlich ein Leben, über das sich ein Durchschnittsbürger nicht beschweren kann. Er hat einen gut bezahlten Job, eine hübsche Freundin, mit der er seit mittlerweile acht Jahren zusammen ist und trifft sich regelmäßig mit seinen guten Freunden Arne (Stephan Luca), Checko (Antoine Monot Jr.) und Jason (Jeff Burrell), mit denen er jedes Jahr in einen gemeinsamen Urlaub nach Mallorca fliegt. Doch irgendetwas ist da, was Pitschi seit geraumer Zeit stört. An der Seite ihrer Frauen sind seine Freunde mittlerweile nicht mehr so unternehmungslustig wie früher, auf der Arbeit fühlt sich der Manager kaum ernst genommen, und ganz nebenbei macht seine Freundin Sabine auch noch Zukunftspläne, die es vorsehen, dass die beiden demnächst ein Haus bauen und Kinder bekommen werden. Kurzentschlossen beschließt Pitschi, in diesem Jahr nicht mit nach Mallorca zu fliegen, sondern kratzt sämtliche Ersparnisse zusammen, um auf eigene Faust in Argentinien ein neues Leben aufzubauen – ohne dass seine Freunde, geschweige denn seine Freundin etwas davon mitbekommen soll. Soweit die Theorie. In Argentinien angekommen muss sich Pitschi durch Sprachbarrieren, Hotelgesuche und jede Menge Missverständnisse kämpfen. Langsam kommt er ins Grübeln: Ist wirklich Argentinien der Ort, um sich allein ein neues, besseres Leben aufzubauen?

„Welches Flugziel ist denn viel zu weit?“

Kritik

Zugegeben: „Resturlaub“ ist streckenweise tatsächlich unterhaltsam. Wenn man den Humor eines pubertären Sechstklässlers besitzt und sämtliche Ansprüche an Unterhaltung verloren hat. Auf dieses grobe Fazit lässt zu Beginn bereits ein erster Blick auf die Hauptdarsteller schließen. Da wäre der farblose Pitschi, der, von Maximilian Brückner gespielt, allenfalls „nett“ erscheint, die meiste Zeit aber von der einen sinnlosen Aktion in die nächste rennt und eine genaue Figurenzeichnung vermissen lässt. Da werden Probleme aus dem Nichts erschaffen, um den Protagonisten zu Reaktionen zu animieren, die schließlich zum größten Teil in „Gags“ münden, die bereits zigmal erzählt und wieder aufgewärmt wurden und somit vollkommen vorhersehbar sind. Brückner bzw. seiner Figur gelingt es nicht, der sowieso schon seichten Geschichte wenigstens ein bisschen Überraschung und/oder Charakter zu verleihen. Die ganze Laufzeit über plätschert die Handlung konsequent auf einem Level dahin, ohne jeweils in einem Höhepunkt zu enden oder wenigstens einen konsequenten Tiefpunkt zu erreichen. 0 8/15-Unterhaltung par excellence.

Um dem Publikum dieses filmgewordenen Blödsinns möglichst im Minutentakt Lacher zu entlocken, schreckt das Team aus Regisseur Gregor Schnitzler und Tommy Jaud, der nicht nur die Romanvorlage sondern auch das Drehbuch schrieb, nicht davor zurück, diverse andere Figuren derart platt zu zeichnen, dass man als anspruchsvoller Zuschauer aus dem Kopfschütteln gar nicht herauskommen möchte. Besonders gilt dies für Martina Hill („Switch Reloaded“, „C.i.S. – Chaoten im Sondereinsatz“), die zu „Switch“-Zeiten mit ihrer Heidi Klum-Piepsstimmen-Imitation einen modernen Sketch-Klassiker formte, nun aber vollkommen fehlbesetzt die Rolle von Biggy, der Ehefrau von Freund Arne spielt und besagte Piepsstimme erneut auspacken darf. Was als Dauergag gedacht war, entlockt dem Zuschauer nach einem Satz ein Schmunzeln. Bereits die zweite Performance dieser Art mündet jedoch bereits in unfreiwilliger Komik. Einen ganzen Film über diese Stimme zu ertragen, einfach nur, weil es in „Switch“ funktionierte, wird schließlich zur Nerven zehrenden Zerreißprobe. Selbiges gilt für den Comedian Dave Davis, der in seiner Rolle als schwarzafrikanischer Toilettenreiniger witzig sein mag, ihn aber in einem Film in seiner Rolle als Comedien in eine weitere Rolle als Pfarrer schlüpfen zu lassen, ist Irrsinn, der mit Fingerspitzengefühl in puncto Besetzung jedoch nichts zu tun hat.

Stephan Luca („KeinOhrHasen“, „Männerherzen“) hingegen hat sich für das andere Extrem entschieden und ganz einfach alle Identitäten und Mentalitäten zuhause gelassen. Normalerweise gibt Stephan Luca einen äußerst angenehmen Zeitgenossen im Komödien-Genre mit dem gewissen Funken Charisma ab. In „Resturlaub“ spielt er seine Rolle völlig unterfordert und ohne das etwas haften bleibt oder wenigstens das Gefühl entsteht, dass er beim Spielen Spaß gehabt hätte. Selbiges gilt für die restlichen Darsteller. Die Frauen erfüllen ihre Funktion als Männer-Anhängsel oder Seelentrösterin, die Männer stellen sich als unter der Fuchtel der Frau stehendes Weichei dar – gerne auch mit nervigem, fränkischen Dialekt, der ebenso wie die Piepsstimme von Martina Hill sicher als Dauergag gedacht war, dennoch einmal gezündet nicht auf Dauer funktioniert.

Die zähe, vorhersehbare Handlung wird konsequenterweise regelmäßig von platten Schenkelklopfern und den obligatirischen Pups-, Wichs- und Sex-Witzchen unterbrochen. Alles wurde in dieser Form bereits tausend mal und vor allem – für Genre-Verhältnisse – tausendmal besser in anderen Filmen dargeboten. Mittlerweile ist ein anderen ins Gesicht-furzender Bengel aber nicht mehr lustig, sondern eigentlich nur noch peinlich und ringt einem nicht einmal mehr ein müdes Lächeln ab. Selbiges gilt für lustige Darstellungen des Protagonisten beim Geschlechtsakt oder auf der Toilette. Und wenn ein Zuschauer es lustig findet, wenn sich der Hauptdarsteller einen Finger mit Tabasco in den Hintern steckt, dann hat der offenbar keine cineastischen Ansprüche an sein allabendliches Filmprogramm.

Technisch hat der Film weder einen mitreißenden Score zu bieten, noch lassen sich positive Auffälligkeiten in der Kameraarbeit ausmachen. „Resturlaub“ hat einfach nichts, was die lahme Story inklusive der schlechten Schauspielerleistungen noch in irgendeiner Form über den Durchschnitt hieven könnte. Vielleicht gibt es hier und da einige Bamberg-Fans, die wenigstens mit den netten Städte-Aufnahmen etwas anfangen könnten. Alle anderen werden von der unwitzigen, stets vorhersagbaren und langweiligen Geschichte nichts anfangen können und seien hiermit gewarnt: Wer sich „Resturlaub“ ansieht und sich hinterher beschwert, ist spätestens jetzt selbst Schuld!

BluRay oder DVD?

Und wieder einmal ist es lediglich die DVD-Qualität, die das einzig Lobenswerte an dem Film darstellt. Gute Kontraste, knallige Farben und ein rundum scharfes, stimmiges Bild: Wer wenig Geld für wenig Film ausgeben will, der greift am besten zur DVD.

http://rcm-de.amazon.de/e/cm?t=wwwbuyamovied-21&o=3&p=8&l=as1&asins=B005GOW8CI&ref=tf_til&fc1=000000&IS2=1&lt1=_blank&m=amazon&lc1=0000F7&bc1=000000&bg1=FFFFFF&f=ifr