Underworld: Blood Wars

Der Aufstand zwischen Vampiren und Lykanern geht in die fünfte (und hoffentlich finale!) Runde. Mit UNDERWORLD: BLOOD WARS kommen einmal mehr die Fans auf ihre Kosten, doch alle anderen schauen in die blutige Röhre. Was der Film kann und was nicht, das verrate ich in meiner Kritik.
Der Plot
Vampirin und Todeshändlerin Selene (Kate Beckinsale) muss einmal mehr um ihr Leben kämpfen, als sie sich brutalen Attacken des Lykaner-Klans und der sie verratenen Vampire ausgesetzt sieht. Zusammen mit ihren einzigen Verbündeten David (Theo James) und dessen Vater Thomas (Charles Dance) gilt es, den ewigen Kampf zwischen Werwölfen und Vampiren zu beenden, selbst wenn sie dafür das ultimative Opfer bringen muss. Vor allem die verführerische Semira (Lara Pulver) wird für Selene zur alles entscheidenden Bedrohung…
Kritik
Es soll ja Menschen geben, die die Filmreihen „Resident Evil“ und „Underworld“ verwechseln. Nun kommen tatsächlich innerhalb weniger Monate die nächsten Ableger beider Franchises in die Kinos („Resident Evil: The Final Chapter“ kündigt zumindest vom Titel her an, der wirklich absolut letzte zu sein) und irgendwie wollen wir es Niemandem übel nehmen, der angesichts des Oberthemas „sexy Kampfamazone nimmt den Kampf gegen Monster auf“ längst den Überblick verloren hat. Daher ein kurzes Update: In „Underworld“ kämpft Kate Beckinsale als Vampirin in der mittlerweile fünften Runde gegen Blutsauger und Werwölfe, während es Milla Jovovich in der Game-Adaption „Resident Evil“ seit jeher mit gefährlichen Zombies zu tun bekommt. An dieser Stelle soll es darum gehen, wie sich erstere im vierten „Underworld“-Sequel „Blood Wars“ schlägt; und das ist durchaus wörtlich zu verstehen. Das Hauen und Stechen der vorausgegangenen Filme nimmt kein Ende, denn einmal mehr regiert innerhalb der Action-Horror-Reihe der vorherrschende „Style Over Substance“-Gedanke. Irgendwie sieht das alles nämlich recht ordentlich aus, doch inhaltlich wird es mitunter ganz schön peinlich. Und auch, wenn das innerhalb dieser Reihe ja irgendwie schon immer so war, so hätten wir uns doch gewünscht, dass man zumindest vorgibt, auch ein klein wenig an so etwas wie einer Geschichte interessiert zu sein.
Dafür, dass Blut eines der zentralen Themen innerhalb der „Underworld“-Reihe ist, das im fünften Teil sogar im Untertitel „Blood Wars“ genannt wird, wirkt der ab 16 Jahren freigegebene (!) Horror-Actioner ganz schön blutleer. Dies sei sowohl im wortwörtlichen, als auch im übertragenen Sinne zu verstehen. Zu Letzterem kommen wir gleich, wenn es um Dramaturgie und Geschichte geht; widmen wir uns erst einmal der inszenatorischen Komponente. Regisseurin Anna Foerster („Criminal Minds“) besitzt einen guten Blick dafür, ihre opulenten Settings in Szene zu setzen. Ob sie ihre stets in einen knallengen Lack-Anzug gepresste Protagonistin nun durch das verwinkelte Schloss ihrer Widersacherin Semira schickt, oder sie eine besonders beeindruckende Kampf-Sequenz auf einem zugefrorenen See stattfinden lässt: Visuell bereitet „Underworld: Blood Wars“ in vielen Momenten Freude. Obwohl der kaum bemerkbare 3D-Effekt nicht unbedingt dazu beiträgt, das Sehvergnügen noch weiter zu steigern. Auch die vielen Computeranimationen sind in ihrer Qualität äußerst schwankend. Die Verwandlung vom Mensch zum Werwolf (und zurück) ist weitestgehend gelungen. Andererseits ist es den Akteuren und Aktricen gerade in den ausladenderen Fight-Szenen anzumerken, dass diese während des Drehs nicht mit einem echten Monster interagiert haben. Dies könnte auch ein Grund dafür sein, weshalb sich in den Actionszenen ein echtes Schnittgewitter über den Zuschauer ergießt. Niemandem sei es übel zu nehmen, der da irgendwann den Überblick darüber verliert, wer hier eigentlich mit wem kämpft, geschweige denn, wer gerade am gewinnen und wer am verlieren ist.
Was aber feststeht, ist die Tatsache, dass zu den Verlierern von „Underworld: Blood Wars“ vor allem der Zuschauer gehört. Genügt es diesem nämlich nicht, die zwar hier und da berauschende, aber eben auch nicht durchgehend überzeugende Optik zu genießen, schaut er innerhalb der eigentlich recht übersichtlichen 91 Filmminuten konsequent in die Röhre. Das liegt in erster Linie daran, dass Drehbuchautor Cory Goodman („The Last Witch Hunter“) zu Beginn erstaunlich viel Zeit dafür verwendet, mithilfe von öden Dialogen so etwas wie eine Handlungsbasis zu schaffen. Dabei hätte der die ersten vier Teile im Schnellverfahren zusammenfassende Prolog vollkommen ausgereicht, um die Geschehnisse auch für fachunkundiges Publikum einzuordnen. Stattdessen dauert es eine knappe halbe Stunde (und damit ein Drittel des gesamten Films!), eh es zur ersten richtig ausführlichen Actionsequenz kommt. Für einen Film respektive für eine Filmreihe, die sich vor allem über die Qualität der Kampfchoreographien definiert, ist eine derart lange Einführung fast schon lächerlich. Genauso wenig nachvollziehbar wie die Entscheidung, sich an so etwas wie eine Dramaturgie zu wagen, ist auch der Gore-Gehalt. Für einen Mainstream-Actioner ist „Underworld: Blood Wars“ gewiss recht blutig geraten, doch aufgrund der permanenten Künstlichkeit, die der Film vor allem deshalb erweckt, weil kaum eine Szene ohne Computertrick auskommt, wirkt selbst das explizite Herausreißen eines Rückgrates wenig schockierend oder gar brutal. Gegen einen durchschnittlich-blutigen Tarantino-Film wirkt Anna Foersters Produktion absolut handzahm.
Hauptdarstellerin Kate Beckinsale (Ende des Jahres auch in der Jane-Austen-Verfilmung „Love & Friendship“ zu sehen) spult ein übersichtliches Repertoire an Mimik und Gestik ab; gleichzeitig kann man ihr dafür angesichts des sie wenig bis gar nicht fordernden Skripts aber auch keinerlei Vorwürfe machen. Neue, unbekannte Facetten kann sie ihrer Selene nicht zufügen. Auch Theo James („Die Bestimmung“-Reihe) erfüllt lediglich seinen Zweck als schmuckes Beiwerk und profitiert nicht gerade vom gehaltvollen Drehbuch, das für ihn einige schmerzhaft-unangenehme Motivationsparolen bereithält. Eine Darstellerin macht sich den Film dafür komplett zueigen. Die auf den ersten Blick an Eva Green erinnernde Lara Pulver („Edge of Tomorrow“) darf während des Films nicht nur eine schier unendlich große Menge aufreizender Kostüme tragen (die Anzahl ihrer Outfit-Wechsel entbehrt zwar jedweder Logik, ansehnlich ist es aber allemal!), sondern wickelt mit ihrem Katzenblick und ihrem federnden Gang jeden Zuschauer um den Finger. Ihre Rolle der Widersacherin scheint ihr wie auf den Leib geschrieben; das geht sogar so weit, dass man der Entertainment-Qualitäten wegen irgendwann dazu übergeht, ihr die Daumen zu drücken. Trotzdem kann sie leider nur jene Szenen aufwerten, in denen sie auch wirklich anwesend ist. Im Großen und Ganzen konzentrieren sich die Macher dann nämlich leider doch zu sehr auf die eigentliche Heldin Serene – nur dass diese ihren mitreißenden Heldinnen-Charme schon lange verloren hat. Wir sind gespannt, ob man sich tatsächlich dazu hinreißen lässt, einen weiteren Film oder eine bereits angekündigte „Underworld“-Serie zu inszenieren. Das Ende deutet zumindest darauf hin…
Fazit: „Underworld: Blood Wars“ bietet Business as Usual innerhalb der bekannten Franchise-Welt. Wem das Bestaunen einprägsamer Kostüme und annehmbarer, hier und da recht blutiger Kampfchoreographien in tristem Einheits-Grau-in-Grau ausreicht, dem sei der fünfte Teil der Reihe ans Herz gelegt, soll sich aber am Ende nicht darüber beschweren, wenn er erkennt, dass das ganze Drumherum eigentlich ganz schön dämlich ist.
„Underworld: Blood Wars“ ist ab dem 1. Dezember in den deutschen Kinos zu sehen – auch in schwachem 3D!