Glam Girls – Hinreißend verdorben

Anne Hathaway ist die galanteste, kultivierteste Trickbetrügerin an der französischen Riviera – doch dann wildert die forsche Rebel Wilson in ihrem Gebiet. Wie viel Spaß der Wettstreit der GLAM GIRLS – HINREISSEND VERDORBEN macht, verraten wir in unserer Kritik.

Der Plot

Sie ist vorlaut und tollpatschig, aber sie hat es auch faustdick hinter den Ohren: Die Trickbetrügerin Penny (Rebel Wilson) nutzt Dating-Apps, um oberflächliche, dumme Männer ausfindig zu machen und anschließend gehörig abzuzocken. Penny ist allerdings nur ein kleines Licht im Vergleich zu Josephine (Anne Hathaway), einer kultivierten, immens gerissenen Profiganovin, die vornehmlich im malerischen Beaumont-sur-Mer, einer Touristenfalle für Reiche an der französischen Riviera, hohle Typen ausnimmt und sich mit ihren Aktionen ein göttliches Leben leisten kann. Als Penny eines Tages beschließt, ebenfalls in Beaumont-sur-Mer auf Jagd zu gehen, will Josephine die grobe Konkurrenz schnellstmöglich loswerden. Da sie sich jedoch als besonders hartnäckig erweist, geht Josephine kurzerhand eine Nutzpartnerschaft mit Penny ein. Doch es dauert nicht lang, bis sie schon wieder in Konkurrenz zueinander treten …

Kritik

Das Beste an „Ocean’s 8“ war die wunderbar aufdrehende, todschick aufgemachte und genüsslich grinsende Anne Hathaway – die nur einen relativ geringen Anteil an der Laufzeit für sich beanspruchen konnte. Alle, die die Lady-Heist-Komödie mit dem Gedanken verlassen haben, mehr von der Oscar-Gewinnerin sehen zu wollen, sollten sich daher unbedingt ein Kinoticket für „Glam Girls – Hinreißend verdorben“ kaufen. Denn dieses Geschlechterrollen verdrehende Remake von Frank Oz‘ „Zwei hinreißend verdorbene Schurken“ und Ralph Levys „Zwei erfolgreiche Verführer“ nimmt das größte Glanzlicht von „Ocean’s 8“ und lässt es nahezu den gesamten Film über strahlen: Hathaway spielt hier mit derselben ansteckenden Freude auf wie in „Ocean’s 8“ und gibt eine wunderbare, selbstironisch selbstgefällige Ladyganovin, die alles besser weiß und auch besser kann.

Penny (Rebel Wilson und Josephine (Anne Hathaway) versuchen ihr Glück beim Pokern…

Der eitlen, aber auch beneidenswert modischen, Josephine steht die vorlaute, ungeduldige und hibbelige Penny gegenüber. Grelle Figuren sind Rebel Wilsons Metier, wie unter anderem die „Pitch Perfect“-Filme bewiesen haben. Die Australierin wurde in den vergangenen Jahren teilweise sehr aggressiv eingesetzt und musste einige anstrengende, gehässige Dickenwitze durchschreiten, was Wilson bei nicht wenigen Filmfans trotz ihres komödiantischen Timings eher Anti- statt Sympathiepunkte eingebracht hat. Im von ihr mitproduzierten „Glam Girls – Hinreißend verdorben“ dagegen kann Wilson auf ihren Stärken aufbauen, ohne sich als die dumme Dicke inszenieren zu lassen: Die „Glam Girls – Hinreißend verdorben“-Trailer nehmen die komplette, kleine Handvoll an Dickenwitzen in dieser Komödie vorweg und reißen sie zudem aus dem Kontext, wodurch sie gemeiner wirken als sie im fertigen Film sind. Ja, Penny meidet in einer Trainingsmontage eine Springübung, und ja, Penny ist eingangs das auffällige Gegenstück zu Josephine, jedoch skizzieren die Drehbuchautoren Stanley Shapiro, Paul Henning, Dale Launer und Jac Schaeffer Wilsons Rolle nicht als unfähigen Moppel. Sie zeigen sie eher als selbstbewusste Übergewichtige, die einige gute Tricks drauf hat, die Kunst des Betruges allerdings unerfahrener und plumper angeht als die mitunter schon lächerlich aufwändig arbeitende Josephine.

Ohne die Galligkeit, der manchen älteren Wilson-Rollen innewohnt, kann die Mimin hier als quirlig-forsche Frau auftreten, deren rasanter Dialogwitz Hathaways gediegenere Verbalspäße ergänzt und die sich zudem mit solidem Timing in Slapstickeinlagen stürzt, während Hathaway in non-verbaler Situationskomik brilliert – etwa, wenn Hathaways Josephine eine galante Fassade zu wahren versucht, ihre Blicke aber die sie gerade störende Penny förmlich niederstechen. Das Mit- und Gegeneinander Hathaways und Wilsons weiß Regisseur Chris Addison („Veep – Die Vizepräsidentin“) gekonnt anzutreiben und so auch die (sehr nah an „Zwei hinreißend verdorbene Schurken“ aufgezogene) Story zu stärken: Der Regisseur lenkt subtil szenenweise, mit wem der Beiden das Publikum mitfiebern soll. Ist in der einen Szene Penny der dreiste Eindringling in Josephines Revier und hat es daher verdient, dass die Meistergaunerin sie mit boshaftem Blick und göttlich-gemeinem Grinsen quält, hält Addison in einer anderen Sequenz länger auf Wilsons Hundeblick drauf und weckt so Empathie, während Hathaway wie eine aufgedonnerte Schurkin inszeniert wird.

Aus den beiden Frauen wird ein eingeschworenes Team.

Gleichwohl bleiben Penny und Josephine dank der Spielfreude Hathaways und Wilsons durchweg sympathisch genug, dass sich nicht etwa irgendwann ein Gefühl der Gleichgültigkeit einstellt. Selbst wenn der Plot für Kenner der Vorgängerfilme nichts Neues zu bieten hat, halten die Filmschaffenden die Gageinlagen frisch, ohne den Stoff verkrampft zu modernisieren. Zwar gibt es vereinzelte Anpassungen ans Heute (so wird keine reiche Erbin, sondern ein Tech-Millionär zum Hauptziel der Hauptfiguren), vor allem aber wird der Humor auf die Hauptdarstellerinnen angepasst. Egal, ob Rebel Wilson bei einem elaborierten Trickbetrug als irrer Prinzessinnenfreak voll aufdreht oder mehrmals vulgär angefangene Einlagen mit einem beschämten Blick drosselt und so verfeinert, oder ob Anne Hathaway mit ihrem (ungerechtfertigt ergatterten) Leinwandimage als arrogante und stocksteife Egozentrikerin spielt: „Glam Girls – Hinreißend verdorben“ hat ein zügiges Tempo sowie eine hohe Trefferquote, womit er vor sonniger Kulisse für großes Sehvergnügen sorgt. Und Hathaways Garderobe in diesem Film hätte eine Oscar-Nominierung verdient, die sie sicher eh nicht bekommen wird. Das wäre doch glatt eine Idee für den Plot eines Sequels ..?

Fazit: „Glam Girls – Hinreißend verdorben“ punktet mit einer hervorragend aufgelegten Anne Hathaway, einer auf ihre Stärken reduzierten Rebel Wilson und mit flottem Tempo – da ist es egal, dass der Plot extrem dicht bei den Vorgängerfilmen bleibt.

„Glam Girls – Hinreißend verdorben“ ist ab dem 9. Mai bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.

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