Freunde mit gewissen Vorzügen

Sollte jemals jemand behaupten, meine Homepage sei nicht aktuell, dem werde ich mit Freuden die folgende Kritik um die Ohren hauen und auf das Erscheinungs-Datum der DVD/Blu-ray-disc verweisen: denn das ist nämlich heute. Und ich habe mich bereits an die Arbeit gemacht, sowohl die Blu-ray, als auch die DVD zu sichten und werde nun berichten, warum FREUNDE MIT GEWISSEN VORZÜGEN nett ist, die gewissen Vorzüge einer schlüpfrigen Komödie aber nicht hat und daher vor allem eins ist: zum Gähnen langweilig.

Der Plot

„Freunde mit gewissen Vorzügen“ handelt von der attraktiven Headhunterin Jamie (Mila Kunis) und dem von ihr „entdeckten“ Art Director Dylan (Justin Timberlake). Für eine Stelle bei dem Magazin „GQ“ zieht Dylan von Los Angeles nach New York und freundet sich hier schnell mit Jamie an. Beide verbringen von nun an ihre gesamte Freizeit miteinander. Für Dylan ist Jamie ein Glücksgriff: kennt er sich doch im Big Apple nicht aus und hat in Jamie nicht nur eine beste Freundin, sondern auch eine persönliche Fremdenführerin gefunden.

Die unkomplizierte Freundschaft zwischen den beiden bekommt eines Tages das gewisse Plus, als beide feststellen, dass ihnen zwar keine Beziehung, der Sex hingegen jedoch fehlt. Und so beschließen die beiden, von nun an nicht nur den Tisch, sondern auch das Bett zu teilen. Rein freundschaftlich und ohne Verpflichtungen dem Anderen gegenüber. Um diese Unkompliziertheit zu unterstreichen, suchen beide jeweils Partner füreinander und daten frohen Mutes unterschiedliche, potentielle Partner für’s Leben. Der Sex zwischen beiden jedoch bleibt bestehen. Dass das nicht lange gut gehen kann, war – trotz eines vorab abgegebenen Schwurs auf die iPad-Bibel-App – von vornerein klar und so dauert es nicht lange, bis sich die ersten Probleme ankündigen. Beide entfremden sich immer weiter voneinander und es ist unklar, ob die beiden je wieder zueinander finden werden…


„Hey, weißt du was, wir beide sollten Freunde bleiben!“ 

Kritik

Der Plot erinnert stark an die ebenfalls 2011 erschienene Komödie „Freundschaft Plus“. Ich habe beide Filme gesehen: sie ähneln sich, dennoch sehe ich davon ab, die Komödien miteinander zu vergleichen. Trotzdem vermitteln sie mir beide, dass ich den Trend, mit dem besten Freund ins Bett zu steigen, ganz offensichtlich verschlafen habe, was ich allerdings nicht großartig schlimm finde.

Viel schlimmer finde ich die Umsetzung des Themas in „Freunde mit gewissen Vorzügen“. Der Film beginnt wie irgendeine Komödie und hat ein hohes Erzähltempo. Leider hat man trotz dieses Tempos das Gefühl, dass in der ersten Hälfte des Streifens absolut nichts passiert. Für die Handlung wichtige Abschnitte wie das Kennenlernen der beiden Protagonisten werden innerhalb von 10 Minuten abgehandelt, die Sex-Szenen hingegen wiederholen sich mehrfach und werden durch dämliche Dialoge auch noch ins Lächerliche gezogen. Um mich nicht misszuverstehen: ich hatte hier keinen halben Porno erwartet, dennoch wirken die Sex-Szenen in diesem Film nicht durch die Dialoge gewollt, sondern unfreiwillig komisch. Es kommt teilweise fast eine gewisse Fremdscham auf, was dem Film leider viel Charme nimmt. Man hätte leicht eine Grad-Wanderung unternehmen können, indem man den lustigen Szenen und Dialogen spannungsgeladene, leidenschaftliche Sex-Szenen gegenüberstellt. Stattdessen durchzieht eine unterschwellige Komik den gesamten Film und das wird nach etwa einer halben Stunde langweilig. Dazu kommt zusätzlich, dass einige Nebencharaktere vollkommen überzeichnet sind. Die saufende, im Teenageralter zurückgebliebene Mutter von Jamie, der offenherzige, homosexuelle Kollege von Dylan, der wirklich jedes Klischee über Homosexuelle dem Zuschauer förmlich ins Gesicht klatscht – das ist alles, nur nicht komisch und ich denke, dass diese Flut an Komik einem Film, der ja teilweise auch die Tragik einer solchen Freundschafts-Geschichte einzufangen versucht, absolut nicht gewollt war. Dass der Film zum Schluss auch noch mit aller Gewalt eine rührende Botschaft zu vermitteln versucht, scheitert dank der vorherigen Art, wie der Film sich dem Zuschauer präsentiert hat.

Die Protagonisten hingegen sind ein absoluter Pluspunkt von „Freunde mit gewissen Vorzügen“. Beide spielen ihre Rollen sehr charmant und hauchen dem Film eine persönliche Note ein. Im Grunde funktioniert er vermutlich nur mit Justin Timberlake und Mila Kunis, da beide durch ihre herzliche Art einige Schwachstellen des Drehbuchs ausgleichen können. Sämtliche Nebenrollen und ihre Form, inwiefern sie in dem Film auftreten, finde ich hingegen durch die Bank schlecht. Dies liegt nicht an den Schauspielern, sondern an der Art, wie sich die Rollenfiguren geben. Kliescheehaft, unfreiwillig komisch und nervig.

Das Setting ist hübsch, aber nichts Neues – es ist eben New York und in New York spielt gefühlt jeder zweite Film. Dementsprechend gibt es hier nichts Aufregendes zu zu sagen. Zur Musik hingegen so einiges: Eigentlich ist die Auswahl der Musikstücke hier ganz gut gelungen. Zumindest an den Stellen, an denen ein Song besonders hervorgehoben und nicht bloß als Hintergrundbeschallung genutzt wird. Aber wenn nicht gerade ein besonderes Musikstück läuft, dann läuft stattdessen irgendetwas Belangloses im Hintergrund und zwar ohne Rücksicht darauf, ob es zur Szenerie passt, oder nicht. Es läuft einfach permanent Musik und das stört tierisch. Es gibt kaum einen stillen Moment, welcher dem Film manchmal ganz gut getan hätte. Ich wüsste gerne, mit welchem Gedanken man damals an die Musikgestaltung des Films herangegangen ist.

Im Großen und Ganzen ist „Freunde mit gewissen Vorzügen“ eine Komödie wie jede andere. Sie hat eine lustige Geschichte (hier leider teilweise etwas zu lustig und zu oft unfreiwillig komisch), nette Schauspieler und zum Schluss wird mit aller Kraft noch eine Message versucht, zu vermitteln. Besonders letzter Punkt wird aber im Zusammenhang mit dem Gesamtfilm nochmal umso unglaubwürdiger.  Ich rate nicht komplett von dem Film ab, da er nette Unterhaltung ist, um sich berieseln zu lassen, ohne den Kopf anzustrengen, eine anspruchsvolle Story sollte man allerdings nicht erwarten.

BluRay oder DVD?

Es ist sehr schnell zusammenzufassen, zu welchem Medium man bei diesem Film greifen sollte: wer diesen Durchschnittsfilm in guter Durchschnittsqualität sehen möchte, der kann zur DVD greifen. Wer dieses Durchschnittsfilm in sehr guter Qualität sehen möchte, der sollte zur BluRay greifen, doch man sollte sich bewusst sein, dass der Film nur durch bessere Bildqualität nicht automatisch auch einen besseren Plot aufweisen kann. Also für meine Ansprüche reicht die DVD und daher gebe ich einfach mal eine DVD-Empfehlung ab, da die Qualität für DVD-Verhältnisse gut ist und ich für so einen Film auch nicht zwingend mehr ausgeben würde, als nötig.

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