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2017 – Die Plätze 30 bis 21

Herzlich willkommen, Du – lieber Leser – der vielleicht erst jetzt zu meinem kleinen Jahresrückblick vorbeischaut. Oder aber Du, der sich nach den Plätzen 40 bis 31 fragt, wie es in den ganz subjektiven Charts meiner Lieblingsfilme 2017 weitergeht. Zur kurzen Erinnerung: Wie auch schon in den letzten beiden Jahren habe ich mich aufgrund der schieren Masse an starken Kinofilmen erneut für 40 anstatt für nur 30 Tops entschieden. Wer gerne wissen möchte, was die Frau mit dem skurrilen Filmgeschmack in den vergangenen zwölf Monaten so gar nicht mochte, den verweise ich indes auf meine Filmflops.

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Das startet am 9. November 2017

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, meiner wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um den Starttag des 9. November, an dem mit „Mord im Orient Express“ großes, pompöses Hollywoodkino aufgefahren wird, eine kleine Produktion aus dem Hause Coen sowie feines Kino aus Deutschland. Im Anbetracht des Überraschungserfolges von „Bad Moms“ dürfte allerdings das Sequel dazu die Nase vorn haben und könnte erneut die Eine-Million-Zuschauermarke knacken – zumal die Komödie diesmal auch auf das Thema Weihnachten setzt und damit bis weit in den Dezember hinein laufen dürfte.

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

MORD IM ORIENT EXPRESS  | Regie: Kenneth Branagh | MLT/USA 2017

Es ist ein eisiger Wintertag, als der berühmte Orient Express seine Reise von Istanbul in Asien ins europäische Wien antritt. Die Passagiere an Bord des luxuriösen Zuges stammen allesamt aus den höchsten Kreisen: adlige Herrschaften, ein amerikanischer Multimillionär, etliche Diplomaten und nicht zuletzt der belgische Meisterdetektiv Hercule Poirot (Kenneth Branagh). Als der Zug in Jugoslawien in einem Schneesturm stecken bleibt, richten sich alle auf eine lange Nacht ein. Am nächsten Morgen wird im Schlafwagen die Leiche des amerikanischen Millionärs Ratchett (Johnny Depp) gefunden – getötet durch zwölf Messerstiche. Hercule Poirot steht vor einem seiner schwierigsten Fälle und unterzieht alle Passagiere des Abteils einem Verhör. Eines steht fest: Der Mörder muss noch im Orient Express sein… 

Kenneth Branaghs Version von „Mord im Orient Express“ erweckt das Verlangen nach Filmen, von denen wir ganz vergessen haben, dass es sie einmal gab. Die bombastisch gefilmte Mörderjagd ist klassisch-minimalistische Krimiunterhaltung vom Feinsten, zum Leben erweckt von fantastischen Schauspielern.


SIMPEL  | Regie: Markus Goller | DE 2017

Seit Ben denken kann, sind er und sein Bruder Barnabas ein Herz und eine Seele. Barnabas, „Simpel“ genannt, ist 22 Jahre alt, aber geistig auf dem Stand eines Kindes. Quasilorten (Erdbeeren) sind sein Lieblingsessen und draußen im Watt entdeckt er mit seinem Stofftier Monsieur Hasehase neue Kontinente. Simpel ist anders und oft anstrengend, aber ein Leben ohne ihn ist für Ben unvorstellbar. Als ihre Mutter unerwartet stirbt, soll Simpel in ein Heim eingewiesen werden. Die einzige Person, die diesen Beschluss rückgängig machen könnte, ist ihr Vater David, zu dem die Brüder seit 15 Jahren keinen Kontakt mehr hatten. Die Suche nach ihm entwickelt sich zu einer turbulenten Odyssee, bei der Simpel und Ben auf die Medizinstudentin Aria und ihren Kumpel, den Sanitäter Enzo treffen. Keiner der vier ahnt, dass sich hier eine große Freundschaft entwickelt – und vielleicht ein bisschen mehr.

„Simpel“ ist das wahrhaftige Porträt einer beispielhaften Bruderliebe, das in seiner Dramatik zu Tränen rührt und trotzdem auch immer wieder zum Brüllen komisch ist. Frederick Lau und David Kross erwecken preiswürdig ihre beiden kantigen Figuren zum Leben. So wird aus „Simpel“ eine Feelgood-Tragikomödie, ganz ohne die gängigen Wohlfühlmechanismen, die die Augen nicht vor der Wahrheit verschließt und dabei trotzdem immer optimistisch bleibt.


HEXE LILLI RETTET WEIHNACHTEN  | Regie: Wolfgang Groos | USA 2017

Lilli ist genervt: Immer steht ihr kleiner Bruder Leon im Mittelpunkt! Dessen Allergie verhindert, dass sie ein Kaninchen als Haustier bekommt, und als er dann auch noch ihr neues Teleskop zerstört, das gerade erst der Nikolaus (eigentlich Lillis Oma mit angeklebtem Rauschebart) gebracht hat, reicht es Lilli endgültig! Trotz der Warnungen ihres kleinen grünen Drachen Hektor, verwendet sie einen Spruch aus ihrem Hexenbuch und zaubert Knecht Ruprecht aus dem Mittelalter in ihre Welt, damit er Leon eine kleine Lektion erteilt. Der Herbeizauber klappt, aber als sich Ruprecht dann in der heutigen Welt selbstständig macht, bringt das Lilli jede Menge Ärger ein. Er lässt einen von Lillis Lehrern verschwinden und entwickelt sich langsam wieder zu dem Wesen aus der Unterwelt, das er war, bevor ihn der Nikolaus besänftigte. Jetzt kann nur noch der echte Nikolaus helfen.

Regisseur Wolfgang Groos gelingt erneut ein Familienfilm für alle Altersklassen. Für die Kleinen bietet „Hexe Lilli rettet Weihnachten“ tolle Effekte, amüsanten Hexen-Spaß und gut animierten, einen frechen Drachen, während die Erwachsenen mit der interessanten Figur des Knecht Ruprecht einen Bösewicht präsentiert bekommen, hinter dem weitaus mehr steckt, als ein einseitiger Schurke.


SUBURBICON  | Regie: George Clooney | UK/USA 2017

Willkommen in Suburbicon, einer Vorstadtgemeinde mitten im Herzen von Amerika. Mit seinen erschwinglichen Häusern und gepflegten Rasenflächen ist Suburbicon in den 1950er Jahren die idyllische Postkarten-Version des amerikanischen Traums. Doch das ändert sich, als mit den Meyers die erste farbige Familie in die Nachbarschaft zieht und sich der Rassismus der Gemeinde Bahn bricht. Gleichzeitig wird das Leben der Familie Lodge auf den Kopf gestellt, nachdem ein Einbruch in ihrem Haus eskaliert und zum Tod der Mutter führt. Der Familienvater Gardner und die Zwillingsschwester der Toten geraten in einen Strudel ungewöhnlicher Ereignisse, der sie immer tiefer in ein Netz von Verrat und Erpressung hineinzieht. Als der Sohn der Verstorbenen die seltsamen Machenschaften der Erwachsenen zu verstehen versucht, findet er sich auf Konfrontationskurs zu seinem Vater, der eine neue Familienordnung herstellen möchte.

„Suburbicon“ ist so etwas wie die Fast-Food-Variante einer typischen Coen-Komödie. George Clooney nimmt sich wenig Zeit für seine Figuren und setzt stattdessen ganz auf den zynischen Unterhaltungswert der aus dem Ruder laufenden Leinwandereignisse. Denen bei ihrer Eskalation zuzusehen, macht diebische Freude. Doch ein wenig mehr erzählerische Tiefe hätte der Geschichte gut getan, um auch die Aussage dahinter noch mehr zur Geltung kommen zu lassen.


BAD MOMS 2  | Regie: Jon Lucas, Scott Moore | USA 2017

Die dauergestressten Mütter Amy, Kiki und Carla (Mila Kunis, Kristen Bell, Kathryn Hahn) pfeifen auf traditionelle Perfektion und wollen sich dieses Jahr dem alljährlichen Weihnachtsvorbereitungswahnsinn samt aller hochgesteckten Erwartungen entziehen, indem sie für ihre Familien eine ganz besondere Bescherung planen, in ihrem eigenen „Bad Moms“-Style versteht sich. Die Hoffnungen der drei scheinen jedoch schneller als erwartet zu platzen, als sie plötzlich mit ihrem wohl schlimmstem Weihnachtsalptraum konfrontiert werden: ihren eigenen Müttern! Die tauchen nicht nur unverhofft (und ungeladen!) auf, sondern treiben alle mit ihren Schrullen und Macken an den Rand des Wahnsinns. Es kommt zum ultimativen Duell zwischen Müttern und Töchtern. Und trotz ungewissem Ausgang ist eins bereits jetzt sicher: Dieses Weihnachten wird niemand so schnell vergessen. 

Trotz einiger Kompromisse im Sinne der klassischer Weihnachtstradition ist „Bad Moms 2“ ein stimmiges Sequel, das den Tonfall des Vorgängers sehr gut aufgreift und eine noch höhere Trefferquote besitzt, als der hier und da ein wenig zähe erste Teil.


DIE LIEBHABERIN  | Regie: Lukas Valenta Rinner | AT/KOR/ARG 2016

Als die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Belén (Iride Mockert) einen Job als Hausmädchen bei einer reichen Familie annimmt, bekommt sie erstmals in ihrem Leben einen der entlegenen Außenbezirke der pulsierenden Argentinischen Hauptstadt Buenos Aires zu sehen. Hohe Mauern schützen das prächtige Anwesen, hinter dem ein dichtes, dschungelähnliches Gebiet liegt. Auf einem ihrer  langen einsamen Spaziergänge entdeckt Belén plötzlich ein Nudistencamp. Ihre heimlichen Besuche als Voyeurin häufen sich, doch schließlich wird sie von der Nudisten-„Familie“ entdeckt und anschließend als vollwertiges Mitglied aufgenommen und erlebt nie gekannte Zügellosigkeit und Harmonie. Doch der Zusammenprall dieser zwei so unterschiedlichen Welten erzeugt eine Reibung, die nicht ohne Folgen bleibt. Und so muss sich Belén schon sehr bald entscheiden, ob das tatsächlich ihr vorbestimmter Weg sein kann.


JETZT. NICHT.  | Regie: Julia Keller | DE 2017

Seine Tage sind lang, sein Terminkalender voll – ein hochtourig getaktetes Leben in der Marketingabteilung eines Kosmetikherstellers. Als Walter Mitte vierzig völlig unerwartet gekündigt wird, verliert er jeglichen Halt. Die erzwungene Auszeit bringt existenzielle Fragen hervor. Auf der Suche nach Antworten flüchtet sich Walter in die Identität eines anderen Mannes. Was aber sollen die Koordinaten des Lebens sein, wenn Arbeit und Leistung nicht mehr das Maß aller Dinge sind?

Das Sozialdrama „Jetzt.Nicht.“ zielt mitten ins kalte Herz unserer modernen Leistungsgesellschaft und zeigt, wie die Arbeitslosigkeit zur Identitätskrise wird. Godehard Giese überzeugt in einer Charakterrolle als Marketingdirector Walter, der seinen Job verliert und damit seinen gesamten Lebensinhalt. Packendes deutsches Kino, das zutiefst beunruhigt und zugleich Hoffnung weckt.


DIE WELT SEHEN  | Regie: Muri­el Coulin, Del­phi­ne Cou­lin | FR 2016

Zwei jun­ge Sol­da­tin­nen, Auro­re und Mari­ne, kom­men von ihrem Ein­satz aus Afgha­ni­stan zurück. Mit ihrer Trup­pe ver­brin­gen sie drei Tage in einem Fünf-Sterne-Hotel auf Zypern. Hier, inmit­ten von Tou­ris­ten, sol­len sie ler­nen, das Erleb­te hin­ter sich zu las­sen. Im Militärjargon: „Dekom­pres­si­on“. Doch so leicht ist es nicht, den Krieg zu vergessen.

Was sieht man im Krieg? Gar nichts. Ers­tens, weil im Camp über lan­ge Stre­cken kei­ne Kampf­hand­lun­gen statt­fin­den. Zwei­tens, weil man während des Kamp­fes überhaupt nichts sieht – man kämpft um sein Leben. Und schließ­lich, weil jeder aus sei­ner eige­nen Per­spek­ti­ve sieht, was geschieht, also nur eine par­ti­el­le Sicht der Realität. Während der „Dekom­pres­si­on“ neh­men Auro­re und Mari­ne an Ein­satz­nach­be­spre­chun­gen teil, nach denen sie anders darüber den­ken wer­den, was sie gese­hen haben.


MACHINES  | Regie:  Rahul Jain | IND/DE/FIN 2016

Rahul Jain präsentiert mit „Machines“ eine intime, aufmerksame Darstellung des Rhythmus des Lebens und der Arbeit in einer Textilfabrik in Gujarat. Die Kamera gleitet förmlich durch die langen Korridore und enormen Tiefen dieser verwirrenden Struktur. Sie entführt den Betrachter an einen Ort der Entmenschlichung von körperlicher Arbeit und intensiver Härte. Hierbei werden sehr fligran Denkanstöße hinsichtlich anhaltender vorindustrieller Arbeitsbedingungen und der großen Kluf zwischen reich und arm generiert. Seit den 1960er Jahren hat sich das Gebiet Sachin im Westen Indiens einer beispiellosen, unregulierten Industrialisierung unterzogen, die in zahlreichen Textilfabriken zum Ausdruck kommt. „Machines“ porträtiert nur eine dieser Fabriken und stellt gleichzeitig Tausende von Arbeitern dar, die tagtäglich in einer Umgebung arbeiten, leben und leiden, der sie nicht ohne Einheit entkommen können.


 Heimkinotipp: DIE ERFINDUNG DER WAHRHEIT  | Regie: John Madden | FR/USA 2016

Elizabeth Sloane (Jessica Chastain) der Star der Branche. Die brillante, selbstsichere, völlig skrupellose Lobbyistin der alteingesessenen Kanzlei George Dupont ist berüchtigt für ihr einzigartiges Talent, ihre Rücksichtslosigkeit und ihre zahllosen Erfolge. Um ans Ziel zu kommen, tut sie alles. Für die mächtige Waffenlobby ist sie die Frau der Stunde, um ein neues unliebsames Waffengesetz zu verhindern. Doch Sloane verfolgt ihre eigenen Ziele und wechselt nach einem Streit mit Dupont überraschend die Seiten. Die Waffenlobby sieht sich plötzlich einer unberechenbaren Gegnerin gegenüber. Sloane nimmt den härtesten Kampf ihrer Karriere in Angriff und beginnt zu ahnen, dass der Preis für ihren Erfolg etwas zu hoch sein könnte.

„Die Erfindung der Wahrheit“ ermöglicht dem Zuschauer einen hochbrisanten Blick hinter die Kulissen des US-amerikanischen Lobbyismus, den nicht bloß die wendungsreich inszenierte, absolut kurzweilige Story so sehenswert macht, sondern allen voran die kraftvolle Performance von Jessica Chastain.

Zehn Filme, die mir das 3. Quartal 2017 versüßt haben

Zum Ende eines jeden Monats veröffentliche ich in den sozialen Netzwerken meine fünf ganz persönlichen Lieblingsfilme sowie meine Flops der vergangenen Wochen. Um diese Filme in Zukunft ein wenig mehr zu würdigen, oder zu erklären, weshalb mir Film XY eben so gar nicht gefallen hat, präsentiere ich in meiner ZEHN FILME-Rubrik nun nochmal meine zehn Lieblings- und Hassfilme inklusive Traile, in der Hoffnung, Ahnungslosen einen kleine Orientierung zu geben, was man im Kino auf keinen Fall verpassen sollte und was man getrost links liegen lassen darf. Gern seid Ihr unterhalb des Postings dazu aufgefordert, Eure Lieblings- und Hassfilme der vergangenen drei Monaten zu veröffentlichen. Viel Spaß!

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Das startet am 6. Juli 2017

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, meiner wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht’s um den Startdonnerstag des 6. Juli, der mit einigen starken Neustarts aufwarten kann, die gleichermaßen in kleineren wie größeren Kopienanzahlen auf den Markt kommen. „Die Erfindung der Wahrheit“ und „Ihre beste Stunde“ erzählen fein inszenierte, anspruchsvolle Geschichten mit starken Frauenfiguren in der Hauptrolle. Die Massen werden indes in den dritten Teil der Animationsreihe „Ich – Einfach unverbesserlich“ sowie die Buchverfilmung „Das Pubertier“ rennen. Letzterem traue ich sogar eine Art Überraschungserfolg zu, denn das Buch war ein deutschlandweiter Erfolg, das Thema deckt sämtliche Zielgruppen ab und der Cast ist geschickt gewählt, da auch hier für jeden Geschmack etwas dabei ist. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit dürften indes „Ein Chanson für Dich“ und „Der Duellist“ laufen, während „Small Town Killers“ am besten gar keiner guckt. Und weshalb „Casino Undercover“ vom Verleih komplett PR-los ins Rennen geschickt wird – er wurde nicht einmal der Presse gezeigt – erschließt sich mir so gar nicht. 

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

DIE ERFINDUNG DER WAHRHEIT  | Regie: John Madden | FR/USA 2016

Elizabeth Sloane (Jessica Chastain) der Star der Branche. Die brillante, selbstsichere, völlig skrupellose Lobbyistin der alteingesessenen Kanzlei George Dupont ist berüchtigt für ihr einzigartiges Talent, ihre Rücksichtslosigkeit und ihre zahllosen Erfolge. Um ans Ziel zu kommen, tut sie alles. Für die mächtige Waffenlobby ist sie die Frau der Stunde, um ein neues unliebsames Waffengesetz zu verhindern. Doch Sloane verfolgt ihre eigenen Ziele und wechselt nach einem Streit mit Dupont überraschend die Seiten. Die Waffenlobby sieht sich plötzlich einer unberechenbaren Gegnerin gegenüber. Sloane nimmt den härtesten Kampf ihrer Karriere in Angriff und beginnt zu ahnen, dass der Preis für ihren Erfolg etwas zu hoch sein könnte.

„Die Erfindung der Wahrheit“ ermöglicht dem Zuschauer einen hochbrisanten Blick hinter die Kulissen des US-amerikanischen Lobbyismus, den nicht bloß die wendungsreich inszenierte, absolut kurzweilige Story so sehenswert macht, sondern allen voran die kraftvolle Performance von Jessica Chastain.


IHRE BESTE STUNDE  | Regie: Lone Scherfig | UK/SWE 2016

London 1940. Catrin Cole braucht einen Job, um sich und ihren Mann, der Künstler Ellis Cole, über Wasser zu halten. Sie heuert beim Informationsministerium an. Dessen Filme sollen der Nation in Kriegszeiten wieder Mut und Hoffnung geben. Catrins Aufgabe als Drehbuchautorin ist es, einem der Skripte eine ‚weiblichere Note‘ zu verleihen. Dabei trifft sie auf den ebenso brillanten wie zynischen Drehbuchautor Tom Buckley. Und während in London die Bomben fallen, machen sich Catrin und ihr wild zusammengewürfeltes Team rund um die inzwischen ein wenig in die Jahre gekommene Schauspielerlegende Ambrose Hilliard daran, einen herzerwärmenden und zugleich ermutigenden Film zu drehen. Allerdings wird sie bald herausfinden, dass sich hinter der Kamera mindestens genauso viel an Komödie, Drama und Leidenschaft abspielt wie davor…

Lone Scherfig legt mit „Ihre beste Stunde“  den nächsten herausragenden Film ihrer bislang astreinen Vita vor, in dem sie ein ruhiges Kriegsdrama mit jeder Menge Romantik und erstaunlich viel Witz kombiniert. Dem Charme dieses toll ausgestatteten Films sind nicht nur die feinen Darsteller erlegen, sondern auch die Zuschauer. Von solchen Filmen dürfte es gern mehr geben!


DAS PUBERTIER  | Regie: Leander Haußmann | DE 2017

Gerade war sie doch noch so lieb, so niedlich. Doch kurz vor ihrem 14. Geburtstag mutiert Papas kleine Prinzessin plötzlich zum bockigen Pubertier. Der Journalist Hannes Wenger nimmt sich eine Auszeit, um seine Tochter Carla in dieser schwierigen Lebensphase zu erziehen und von Alkohol, Jungs und anderen Verlockungen fernzuhalten. Das ist aber leichter gesagt als getan, denn seine Frau Sara geht wieder arbeiten und Hannes ist als Vater maßlos überfordert. Ob Party, Zeltlager oder Carlas erstes Mal: Hannes tritt zielsicher in jedes Fettnäpfchen. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass auch andere Jugendliche peinliche Väter haben: Hannes’ bester Freund, der taffe Kriegsreporter Holger, lässt sich lieber im Nahen Osten beschießen als sich daheim von seinem grunzenden Pubertier in den Wahnsinn treiben zu lassen.

Leander Haußmanns „Das Pubertier“ gewinnt den Zuschauer erst über den Respekt für Eltern und Teenager und lässt dann ganz unverblümt Wahnsinn auf der Leinwand walten. Liebevoll, absurd und wirklich hinreißend – von diesem Film haben alle was.


ICH – EINFACH UNVERBESSERLICH 3  | Regie: Kyle Balda, Pierre Coffin, Eric Guillon | USA 2017

Mittlerweile führt Gru (deutsche Stimme: Oliver Rohrbeck) ein beschauliches Leben mit seiner Freundin Lucy (deutsche Stimme: Martina Hill), den drei Adoptivtöchtern Margo, Edith und Agnes und nicht zu vergessen, den berühmt-berüchtigten Minions. Eines Tages bekommt es Gru mit seinem bisher unbekannten Zwillingsbruder Dru (ebenfalls Oliver Rohrbeck) zu tun. Blöd nur, dass der nicht nur besser aussieht und mehr Haare hat, sondern auch erfolgreicher ist als Gru. Die beiden Zwillingsbrüder könnten unterschiedlicher nicht sein, doch als Superschurke Balthazar Bratt (deutsche Stimme: Joko Winterscheidt) mit Vokuhila, großen Schulterpolstern und einem teuflischen Plan auftaucht, müssen Gru und Dru sich zusammen raufen…  

„Ich – Einfach unverbesserlich 3“ hat neben einer gewohnt starken Optik wieder einmal alles, was ein kurzweilig-amüsantes Kinoerlebnis ausmacht. Kultige Minions, einen exzentrischen Bösewicht, eine liebevolle Familiengeschichte und die drei süßesten Adoptivkinder der Animationsfilmgeschichte. Da sind kleine Längen schnell vergessen.


EIN CHANSON FÜR DICH  | Regie: Bavo Dafurne | BEL/LUX/FR 2016

Liliane (Isabelle Huppert) arbeitet in einer Pasteten-Fabrik und führt ein eintöniges Leben zwischen Arbeit und dem allabendlichen Fernsehprogram aus Quizshows und Verkaufssendungen. Die Zeiten, in denen sie als Chanson-Sängerin „Laura“ noch große Erfolge feierte, sind längst vergessen und vorbei. Nur noch wenige Menschen erkennen die einstige Beinahe-Siegerin des Eurovison Song Contest, die sich einst von der Kultband ABBA geschlagen geben musste. Doch als sie Jean (Kévin Azaïs), einen 22-jährigen Boxer, kennenlernt, ändert sich alles. Er verliebt sich in Liliane und überzeugt sie, dass es an der Zeit ist, ins Rampenlicht zurückzukehren. Es ist der Beginn einer ungewöhnlichen Freundschaft, aus der, aller Skepsis zum Trotz, sogar Liebe wird. 

„Ein Chanson für Dich“ ist eine betont unkonventionelle Erzählung über eine alternde Gesangsdiva, die sich im besten Alter ein Comeback erhofft. Dafurne balanciert zwischen treffsicher beobachtetem Drama und willkürlichem Surrealismus – am Ende weiß man nicht, was das Ganze eigentlich sollte, obwohl es doch überraschend amüsant war.


DER DUELLIST  | Regie: Alexei Mizguirev | RUS 2017

Sankt Petersburg, 1860. Der im Ruhestand lebende Offizier Yakovlev (Pyotr Fyodorov) ist ein mysteriöser und unbesiegbarer Berufsduellist, der gegen eine Gebühr für all jene kämpft, welche zu schwach, untrainiert oder verängstigt sind um ihre Duelle selbst auszutragen. Aber er hat ein dunkles Geheimnis: Der mächtige Graf Beklemishev beschuldigte ihn eines Verbrechens, welches er nicht begangen hatte, nahm ihm seinen Titel und schickte ihn zum Sterben ins Exil. Aber Yakovlev überlebte. Unter neuer Identität kehrt er nach St Petersburg zurück um Rache zu nehmen. Dabei verliebt er sich in die junge Fürstin Martha (Yuliya Khlynina). Um diese Liebe zu retten und seine Rache zu bekommen, muss Yakovlev seine Identität enthüllen und Graf Beklemishev (Vladimir Mashkov) gegenübertreten. 

Alexei Mizguirev gelingt mit „Der Duellist“ ein brutales, dabei jedoch nicht minder elegantes Geschichtsepos, das mit seiner verschachtelten Erzählweise bisweilen anstrengt, dafür mit großen Schauwerten und einer angemessenen Konsequenz punktet. Durch das komplexe Geflecht an Intrigen und Figuren muss man allerdings erst einmal durchsteigen.


IMMIGRATION GAME  | Regie: Krystof Zlatnik | DE 2017

Wir befinden uns in einem alternativen Jahr 2016. Deutschland nimmt keine Flüchtlinge mehr auf. Die einzige Möglichkeit, um an eine Staatsbürgerschaft zu gelangen, ist die Teilnahme an der populären Fernsehshow „Immigration Game“, die seit Wochen die Schlagzeilen beherrscht. Wer als „Runner“ mitmacht, wird am Berliner Stadtrand ausgesetzt und muss sich seinen lebensgefährlichen Weg bis zum Fernsehturm bahnen. Dabei kann jeder deutsche Bürger für ein Preisgeld Jagd auf die Flüchtlinge machen und sie vollkommen straffrei töten. Der sympathische Geschäftsmann Joe (Mathis Landwehr) wird eines Nachts durch Zufall ins Spiel miteinbezogen, als er einem Flüchtling auf offener Straße Hilfe vor Verfolgern anbietet – und muss fortan selbst am Spiel teilnehmen. Eine tödliche Hetzjagd durch Berlin beginnt…

Das schmale Budget sieht man „Immigration Game“ zwar an, gleichzeitig entsteht dadurch aber auch ein unmittelbares Gefühl für die allgegenwärtige Anspannung. Die apokalyptische Menschenjagd hätte gern mehr Background vertragen. So gelingt Krystof Zlatnik und seinem Team eine zeitlose Vorführung dessen, wie blinder Hass aussieht – nämlich ganz schön brutal!


SMALL TOWN KILLERS  | Regie: Ole Bornedal | DK 2017

Die Ehen der beiden Handwerker Ib (Nicolas Bro) und Edward (Ulrich Thomsen) haben schon bessere Zeiten gesehen. Ihre Frauen Ingrid (Lene Maria Christensen) und Gritt (Mia Lyhne)  halten ihre Männer nur für Witzfiguren, flirten ständig mit dem Tanzlehrer und schlafen lieber auf dem Sofa als mit dem Gatten. Ein Neuanfang muss her, doch die Männer sitzen auf so viel Schwarzgeld, dass eine Scheidung sie bettelarm machen könnte. Ein Auftragskiller soll die ungeliebten Ehefrauen loswerden. Doch die Damen haben längst Wind von dem Plan der Männer bekommen und sich eine eigene britische Profikillerin besorgt.  Mit der Idylle im dänischen Hinterland ist es vorbei… 

Was der Regisseur des Kultthrillers „Nightwatch“ hier geschaffen hat, geht auf keine Kuhhaut. Die bemüht skurril-schrullige, dänische Komödie „Small Town Killers“ ist weder lustig, noch sind der an den Tag gelegte Sexismus, die offensive Schwulen- und Behindertenfeindlichkeit irgendwie subversiv auszulegen.


CASINO UNDERCOVER  | Regie: Andrew Jay Cohen | USA 2017

Als Scott und Kate Johansens (Will Ferrell und Amy Poehler) Tochter Alex die Zulassung zum College ihrer Wahl bekommt, ist das ein Grund zum Feiern – doch nur so lange, bis sie erfahren, dass Alex nicht mit dem fest eingeplanten Stipendium rechnen kann. Denn die Studiengebühren können sich die Johansens keinesfalls leisten. Deswegen beschließen die Eltern, mithilfe ihres ebenso klammen Nachbarn Frank (Jason Mantzoukas) in ihrem Haus ein illegales Casino einzurichten: Sie setzen alles für eine Cash-Orgie à la Las Vegas aufs Spiel, bei der man seine Hemmungen an der Garderobe abgibt und nichts unmöglich scheint.

In der Komödie „Casino Undercover“ sind Will Ferrell und Amy Poehler erstmals gemeinsam auf der Leinwand zu sehen. Weitere Rollen übernehmen Jason Mantzoukas, Nick Kroll  und Oscar®-Kandidat Jeremy Renner.


Heimkinotipp: THE LEGO BATMAN MOVIE  | Regie: Chris McKay | USA 2017

Als sich der Joker (deutsche Stimme: Gronkh) und sämtliche Superschurken des DC-Universums freiwillig stellen, sind Bewohner und Polizei begeistert, doch Batman wird hellhörig. Er vermutet einen weitreichenden Plan – und soll Recht behalten. Doch wenn er verhindern will, dass sich der Joker die Stadt durch eine feindliche Übernahme einverleibt, muss er vielleicht endlich einmal sein Image vom einsamen Rächer revidieren und die Unterstützung anderer annehmen. Außerdem könnte es ihm auch nicht schaden, wenn er alles etwas lockerer sehen würde. So nimmt er notgedrungen seinen aus Versehen adoptierten Sohn Robin (deutsche Stimme: Luke Mockridge) unter seine Fittiche und rettet, was zu retten ist. Und vielleicht gelingt es ihm mit Robins Hilfe sogar, aus seiner selbst gewählten Einsamkeit auszubrechen.

Der rasant inszenierte „The LEGO Batman Movie“ ist ein tricktechnisch spektakuläres Animationsabenteuer mit viel (Meta-)Humor und vielen kreativen Ideen, das sich nicht scheut, die eigene DC-Historie kritisch zu hinterfragen. Zeitweise ruhen sich die Macher zu sehr auf den unzähligen Anspielungen aus, dafür überzeugen die Sprecherleistungen ebenso wie die überraschend emotionale Komponente.

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