2016 – Die Plätze 40 bis 31

Es ist vorbei! Zwölf Monate voller verschiedener Filme – satte 250 an der Zahl! Die ärgerlichsten, nervigsten und anstrengendsten Vertreter habe ich bereits in meinen Flops abgefrühstückt. Doch ich kann den Jahreswechsel nicht guten Gewissens antreten, ehe nicht auch all jene Filme ausführlich gewürdigt wurden, die mir in diesem Jahr ganz besonders am Herzen lagen. Entsprechend folgen an dieser Stelle und in den kommenden Tagen meine 40 (okay: 41) Lieblingsfilme des Jahres 2016. Und weil das in den letzten Jahren schon immer schon so gut geklappt hat, weise ich nun noch einmal auf Folgendes hin: Hierbei handelt es sich nicht um die aus objektiver Sicht besten Filme des Jahres, sondern ausschließlich um meine ganz persönlichen, vollkommen subjektiv ausgewählten Lieblingsfilme! Doch genug der Theorie! Hier kommen also meine ersten zehn Lieblingsfilme aus insgesamt 250 gesichteten Produktionen, die zwischen dem 1. Januar und dem 31. Dezember hierzulande in Deutschland erschienen sind. Viel Spaß!

40

Tini - Violettas Zukunft

Schock! Mein Guilty Pleasure des Jahres darf auf einem geteilten 40. Platz tatsächlich meine Topfilme 2016 eröffnen! Ich habe die TV-Serie „Violetta“ noch nie zuvor gesehen, der zugehörige Film TINI: VIOLETTAS ZUKUNFT hat mir jedoch fast schon unverschämten Spaß bereitet. Stellt Euch vor, der argentinische „High School Musical“-Cast würde eineinhalb Stunden lang zu bestmöglich dämlicher Plastikpopmusik den pompösesten ESC-Auftritt aller Zeiten planen – fertig ist diese Spielfilmvariante einer kitschigen Teenie-Soap, an der irgendwie so gar nichts echt ist, die aber spätestens beim in Pomp und Glitzer getauchten Finale jeden Skeptiker zum Mitsummen einladen wird. Ein Ferientag von Film, der sich mit Problemen auseinander setzt, denen ich eigentlich längst entwachsen bin. Aber vielleicht ist diese „Alles wird gut!“-Attitüde ja auch gerade das, was diesen Film für mich dann doch wieder zu so viel Wiedererkennungswert verhilft, dass ich ihn mir garantiert mindestens einmal im Jahr ansehen werde.

A War

Meine diesjährige Ansammlung an Lieblingsfilmen ist so bunt wie nie. Den 40. Platz teilen sich ein knallig-kitschiges Teenie-Musical und das Kriegsdrama A WARDer in Dänemark produzierte Film erzählt von einem Veteran, der sich nach seinem Auslandsaufenthalt für eine Entscheidung verantworten muss, mit der er zwar unzählige Menschenleben rettete, aber auch Unschuldige tötete. Das für einen Oscar in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ nominierte Drama liefert kein Wohlfühl-Kino. Womit „A War“ aber punktet, ist eine absolut authentische Erzählweise, die uns unaufgeregt an einem moralischen Dilemma teilhaben lässt. Dieses wiederum geht einem vor allem deshalb so nah, weil die Darsteller ihre grundsympathischen Figuren mit nachvollziehbaren emotionalen Schwankungen versehen. Und den eigentlichen Konflikt bereitet der Regisseur derart differenziert auf, dass wir zwar hoffen, die Hauptfigur würde nicht verurteilt werden. Wenn aber doch, dann könnten wir verstehen, warum.

39

Mit besten Absichten

Rose Byrne und Susan Sarandon als dysfunktionales Mutter-Tochter-Gespann in einem Film, den hierzulande so gut wie keine Sau gesehen hat: Das ist MIT BESTEN ABSICHTEN, eine charmant-tragikomische Familiengeschichte, in der es in erster Linie um Akzeptanz und Toleranz gegenüber andersdenkenden Mitmenschen geht. Die beiden Frauen versuchen nach dem Tod des männlichen Familienoberhaupts jeweils für sich alleine mit dieser schwierigen Situation umzugehen. Nun läge die Botschaft nahe, dass man sich auch in unschönen Phasen nicht vor der Gesellschaft verstecken sollte, doch weit gefehlt! Regisseurin Lorene Scafaria geht den umgekehrten Weg und lässt ihre beiden Protagonistinnen lernen, auch unabhängig voneinander klar zu kommen. Aus Respekt vor ihren trotz aller Spleens so liebenswürdigen Figuren geht sie dabei derart vorsichtig und rücksichtsvoll vor, dass „Mit besten Absichten“ zwischen den Zeilen viele kleine Lebensweisheiten bereithält. Adieu Vorschlaghammer!

38

American Honey

Was war ich skeptisch, als ich im Presseheft von AMERICAN HONEY lesen musste, der Film würde satte drei Stunden gehen. Aufgrund meiner bekennenden Abneigung gegen alles, was Überlänge hat, hätte die Geschichte um eine junge Frau, die dem White-Trash-Milieu zu entkommen versucht, indem sie sich einer Gruppe vagabundierender Zeitschriftenverkäufer anschließt, mich eigentlich irgendwann langweilen müssen. Doch genau das Gegenteil ist passiert! Nach dem aller letzten, perfekten Shot machte sich in mir das Verlangen nach mehr breit. Ich wollte einfach wissen, wie es weiter geht! Dabei ist das, was die Regisseurin Andrea Arnold hier erzählt, eigentlich gar nicht so außergewöhnlich. Ihr Film ist vielmehr ein zwischen Freiheitsdrang, Angst, Hoffnung und innerer Zerrissenheit schwelgender Gegenentwurf zum American Way of Life und ein cineastischer Mittelfinger in Richtung der oberen Zehntausend. They Found Love in a Hopeless Place – Ja, Mann!

37

Don't Breathe

Es war ein verdammt gutes Jahr für Horrorfilme! Der klaustrophobische Psychoschocker DON’T BREATHE ist also ganz sicher nicht der einzige Film seines Genres, der sich in meinen Top 40 tummeln wird. Darüber hinaus lässt er trotz seiner verhältnismäßig niedrigen Platzierung eine Menge starker Konkurrenz hinter sich zurück – aber 2016 war einfach ein echt starkes Kinojahr. Fede Alvarez‘ Film über eine Bande von jugendlichen Ganoven, die bei einem blinden Kriegsveteran einbricht und schon bald erkennen muss, dass sie selbst in der Falle sitzt, bietet absolut intensiven, auf ein Minimum an Schnickschnack beschränkten Nervenkitzel. Die Spannung entsteht einzig und allein aus der Prämisse des sich irgendwann umdrehenden Katz-und-Maus-Spiels, bei dem sich mehr und mehr die Frage stellt, wer hier eigentlich Opfer und wer Täter ist. Und dann wäre da ja auch noch diese wirklich fiese Twist, der an dieser Stelle natürlich nicht verraten wird. Es soll ja Leute geben, die diesen Film noch nicht gesehen haben…

36

How To Be SingleIch verstehe nicht, weshalb diesen Film so wenig Leute lieb haben konnten! Natürlich wirkt HOW TO BE SINGLE nicht bloß aufgrund der Thematik und des Marketings wie eine Art Ableger der weitestgehend oberflächlichen „Sex and the City“-Reihe. Doch im Gegensatz zur der weltweit beliebten Frauenserie haben wir es hier erstens mit richtig netten, bodenständigen und lebensechten Figuren zu tun, die obendrein auch was im Kopf haben. Zweitens umschifft das Drehbuch weitestgehend die typischen Verwicklungen klassischer Hollywood-RomComs und drittens ist „How To Be Single“ obendrein eine wirklich schön gefilmte Hommage an die pulsierende Stadt New York. Natürlich ist all das nicht das Optimum des anspruchsvollen Kinos. Aber gerade im überstrapazierten Genre der Romantic Comedy konnte Christian Ditters erster Ausflug ins US-amerikanische Kino angenehm hervor stechen. Ein Film für ungemütliche Tage, die man am besten unter einer Kuscheldecke mit einer Tasse Kakao genießt.

35

Unsere Zeit ist jetzt

Apropos nicht lieb haben: Was zum Teufel war denn hier mit dem deutschen Kinopublikum los? Gut, man hat UNSERE ZEIT IST JETZT schon ziemlich lange als „den Cro-Film“ vermarktet, sodass man sich nicht wundern durfte, dass dann wohl auch hauptsächlich Fans des Rappers in die Kinos geströmt sind (was offensichtlich wiederum nicht allzu viele sind). Aber spätestens durch diese hätte sich dann eigentlich rumsprechen müssen, dass es sich bei dem wild zusammengeschnittenen Episodenfilm um ein herzliches, spaßiges Filmexperiment handelt, das verschiedene Genreeinflüsse munter miteinander kombiniert und vor allem Til Schweiger zu einer phänomenalen Performance anspornt. Irgendwie verlangen immer alle, das deutsche Kino solle sich mehr trauen. Und wenn es das dann mal tut, meckern doch wieder alle, dass sich zu viel getraut wurde. Vielleicht erlebt „Unsere Zeit ist Jetzt“ auf DVD und Blu-ray ja jene Anerkennung, die er verdient hat..!?

34

Central Intelligence

Ich weiß noch, wie bereits vor Kinostart geunkt wurde, die Actionkomödie CENTRAL INTELLIGENCE könne ja gar nicht gut sein. Schließlich wurde sie der Presse erst wenige Tage vor Kinostart vorgeführt und über die Trailer hatte man sich aus irgendeinem Grund auch echauffiert. Ersteres ist tatsächlich ab und an ein Indiz für nicht ganz so gelungene Filme, doch in diesem Fall hat man dieser irrwitzig-rasanten Kombination aus knallharter Dwayne-Johnson-Action und alberner Kevin-Hart-Komödie wirklich Unrecht getan. Ob man es glaubt, oder nicht: Zumindest mir hat der Film richtig, richtig gut gefallen. Mehr noch: Ihm ist es sogar gelungen, dass er auch beim zweiten Sehen noch genau so gezündet hat, wie bei der ersten Sichtung. Gerade bei einer Komödie ist das absolut nicht selbstverständlich. Die Interaktion der beiden Hauptdarsteller mündet mitunter in göttlichen Dialogen und auch der eigentliche Kriminalfall wirkt nicht wie eine störende Notwendigkeit, sondern reißt mit und ist spannend. Das hat großen Spaß gemacht!

33

Willkommen bei den Hartmanns

Wenn es um mein ganz persönliches Filmjahr 2016 geht, darf natürlich auch die (Tragik-)Komödie aka Flüchtlingssatire WILLKOMMEN BEI DEN HARTMANNS nicht fehlen. Davon, grundverschiedene Genres aufeinanderprallen zu lassen, war ich ja schon immer Fan. Genauso wie ich finde, dass man nicht um alles, was von den Medien noch so bierernst aufgezogen wird, ein riesengroßes, politisch korrektes Drama machen muss. Irgendwie kam der toll besetzte und vom Publikum zurecht gefeierte Kassenschlager dann auch genau zum richtigen Zeitpunkt und fungierte für mich als kinematografischer Stinkefinger in sämtliche (politische) Lager, vor allem aber auch in alle Gesellschaftsschichten. Am Ende hat aus „Willkommen bei den Hartmanns“ wohl jeder das mitgenommen, was er für richtig hielt. In meinem Fall hat er das unterstrichen, was ich ohnehin regelmäßig denke: Wir sollten uns alle nicht immer so wichtig nehmen und in den richtigen Momenten schweigen.

32

Allied - Vertraute Fremde

Robert Zemeckis hat bei mir einen Lauf. Nachdem seine Artistenkomödie „The Walk“ meine Jahrescharts 2015 nur knapp verpasste und das von ihm inszenierte Fliegerdrama „Flight“ vor drei Jahren auf einem feinen 27. Platz landete, meldet er sich diesmal mit einem Film zurück, dem ich es vorab nicht zugetraut hätte, dass ich mehr für ihn aufbringe als Respekt. ALLIED – VERTRAUTE FREMDE erzählt die Geschichte eines während der Nazi-Zeit zueinander findendem Paares. Zunächst ist ihre Beziehung nur Tarnung, doch daraus wird mehr. Bis ein schrecklicher Verdacht das Glück der jungen Familie erschüttert. Die zwischen bittersüß und tragisch chargierende Romanze kombiniert die Wucht einer sich gegen alle Widerstände durchsetzenden Liebesgeschichte mit einem ungeschönten Blick hinter die barbarischen Methoden während des Zweiten Weltkrieges und lässt das Traumgespann aus Brad Pitt und Marion Cottilard zur Höchstform auflaufen. Ganz großes, klassisch-nostalgisches Kino von Weltformat.

31

Spotlight

Ich beende den ersten Teil meiner Jahrescharts 2016 mit einem Paukenschlag, denn ich kann mir vorstellen, dass der diesjährige Oscar-Preisträger in der Königskategorie „Bester Film“ bei vielen Filmliebhabern einen Platz auf dem Treppchen sicher hat. Das Journalistendrama SPOTLIGHT gehört zweifelsfrei zu den wenigen herausragenden Meisterwerken, die die letzten zwölf Monate hervorgebracht haben. Es ist eine Hommage an den Investigativjournalismus, die uns mit einem tragischen Thema konfrontiert, aber uns zeitgleich auch den Wert ehrlicher, aufopferungsvoller journalistischer Arbeit näher bringt; so, wie er heutzutage kaum noch praktiziert wird. „Spotlight“ macht aufgrund seiner Thematik – dem Kindesmissbrauch unter dem Schutzmantel der katholischen Kirche – wütend, schafft es aber, im Rahmen seiner Aufbereitung ein Stück weit Hoffnung zu vermitteln. Vor Jahren haben diese von tollen Charakterdarstellern zum Leben erweckten Menschen eine Mauer des Schweigens zum Einsturz gebracht – das hier ist ihr Denkmal!

In den nächsten Tagen geht es hier weiter mit den Plätzen 30 bis 21…

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