Die Pariserin: Auftrag Baskenland

Der französische Shootingstar Élodie Fontane begibt sich für die absurde Actionkomödie DIE PARISERIN: AUFTRAG BASKENLAND von der Weltmetropole Paris in die französisch-spanische Grenzregion, um einem alternden Eisenwarenhändler sein Geschäft abzukaufen. Das ist ebenso absurd, wie es sich anhört, nicht immer komisch, aber definitiv einzigartig. Mehr dazu verrate ich in meiner Kritik.

Der Plot

Geschäftsfrau Sibylle Garnier (Élodie Fontan) reist in die französische Metropole Paris, um sich hier gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten ein neues Leben aufzubauen. Beide arbeiten extrem erfolgreich für einen großen Supermarktkonzern, der die junge Frau für ihren ersten Job direkt in die baskische Einöde schickt. Hier soll sie einem älteren Herrn seinen kleinen Eisenwarenladen abkaufen. Doch die Firma hat die Rechnung ohne den Ladeninhaber gemacht. Der stemmt sich resolut gegen die Forderungen der toughen Blondine und setzt Sibylle stattdessen seinen Neffen Ramuntxo (Florent Peyre) vor die Nase. Dieser hat so gar kein Interesse daran, dass das Geschäft seines Onkels verkauft wird – nicht zuletzt, weil er darin Dutzende von Waffen versteckt. Nach anfänglichen Reibereien knüpfen Sibylle und Ramun schnell zarte Bande, bis seine eifersüchtige Ex-Freundin Arantxa (Barbara Cabrita) einen absurden Plan schmiedet, um ihren ehemaligen Freund wieder für sich zu gewinnen…

Kritik

Nicht nur auf nationaler Ebene, sondern auch über Landesgrenzen hinaus haben die Komödien der Franzosen die Hitlisten der Kinocharts geentert. Das ist Fluch und Segen zugleich: Während die Kassen klingeln, schauen Liebhaber anspruchsvollerer Kost gern in die Röhre, denn je leichter etwas zu vermarkten ist, desto einfacher bekommt man es finanziert. Das verriet uns erst kürzlich „Ghostland“-Regisseur Pascal Laugier im Interview, der in Ermangelung an Finanzierung bereits mehrere Projekte unrealisiert zu den Akten legen musste. Und Comedy-Regisseure bekommen aktuell so ziemlich für alles Geld. Ludovic Bernard („Der Aufstieg“) hatte nicht nur Glück mit dem Genre, sondern auch mit der in seinem Heimatland gerade extrem angesagten Hauptdarstellerin Élodie Fontan („Alibi.com“). Dieser Kombination bleibt (zumindest in Frankreich) gar nichts anderes übrig, als ein großer Erfolg zu werden. Wie es hier in Deutschland so ganz ohne Fontan-Starbonus aussieht, steht derweil noch in den Sternen. Nicht zuletzt, weil die Art und Weise, wie Bernard erzählt und inszeniert derart over-the-top ist, dass sich das für Außenstehende bisweilen befremdlich anfühlen könnte.

Sibylle (Élodie Fontan) muss sich auf dem Land zwischen Einheimischen zurechtfinden…

Die Ausgangssituation von „Die Pariserin“ erinnert unweigerlich an die zahlrechen Culture-Clash-Comedies, von denen ja sogar die Franzosen selbst mit „Willkommen bei den Sch’tis“ (aktuell in den Kinos: das Sequel „Die Sch’tis in Paris“) eine der erfolgreichsten abgeliefert haben. Wieder einmal trifft die moderne Großstadt auf das zurückgebliebene Hinterland; Klischees finden sich in diesem Film an allen Ecken und Enden, doch das Skript von Michel Delgado („Bouquet final“) und Éric Heumann („Les amants Du Nil“) verlagert den Fokus ohnehin rasch vom simplen Aufeinanderprallen verschiedener Lebensstile auf einen reichlich konstruiert wirkenden Kriminalplot. Wenn die Macher plötzlich Terroristen aus dem Hut zaubern oder ihre Hauptfiguren von einer hanebüchenen Situation in die nächste rutschen lassen, wäre „Die Pariserin“ in weniger fähiger Regiehand komplett verloren – die Story ist schlicht und ergreifend von vorn bis hinten unlogisch und steckt obendrein voller inszenatorischer (Flüchtigkeits-)Fehler. Gleichermaßen inszeniert Ludovic Bernard derart enthemmt und losgelöst von jedweder Rationalität und Bodenständigkeit, dass der Film als Groteske überraschend gut funktioniert. Man darf sich schlicht und ergreifend keine Gedanken darüber machen, ob die Leinwandereignisse irgendeinen Sinn ergeben.

Zur ganz großen Komödiennummer fehlt es „Die Pariserin“ dann allerdings an dem wichtigsten Element im Genre: an Witz. Denn auch, wenn die Inszenierung in ihrer konstruierten Verrücktheit für allerlei Lacher gut ist, steht letztlich doch vor allem eine Liebesgeschichte im Mittelpunkt. Und diese Lovestory zwischen Sibylle und ihrem zunächst verhassten Gegenspieler Ramun verläuft trotz des engagierten Spiels von Élodie Fontan und Florent Peyre („Die Super Cops – Allzeit verrückt“) selbst an Genremaßstäben gemessen allzu vorhersehbar und ohne überraschende Höhe- oder Tiefpunkte. Es fehlt der Interaktion zwischen den beiden einfach an dem glaubhaften Kribbeln, wodurch die generisch verlaufende Handlung etwas Eigenständiges erhalten könnte. Derweil erfüllen die Nebenfiguren allesamt ihren Zweck als spleenige Gaglieferanten oder Stichwortgeber – besonders tiefe Charakterzeichnungen sollte man hier allerdings auch nicht erwarten. Und die Kulisse des malerischen Baskenlandes ist, egal in welchem Genre, natürlich ein Augenschmaus. Doch bei aller Absurdität vergisst das Skript, den Figuren selbst zu einem Profil zu verhelfen und setzt der Einfachheit lieber auf abgestandene Klischees und Stereotypen. So ist „Die Pariserin“ an der Oberfläche amüsant, die Geschichte und ihre Charaktere hat man allerdings schon mit Verlassen des Kinosaals wieder vergessen.

Im Baskenland versucht man die Unruhestifterin schnell wieder loszuwerden…

Fazit: „Die Pariserin: Auftrag Baskenland“ ist aufgrund der hanebüchenen Grundidee durchaus unterhaltsam. Nicht zuletzt, weil die Macher Logik und Realismus irgendwann völlig über Bord werfen. Leider halten sie diesen Kurs nicht bis zum Ende durch. Irgendwann wird’s generisch und dann auch eben nicht mehr lustig.

„Die Pariserin: Auftrag Baskenland“ ist ab dem 19. April in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.

Ein Kommentar

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