Die Jones – Spione von nebenan

In den USA ist DIE JONES – SPIONE VON NEBENAN im vergangenen Jahr krachend gescheitert. Nun kommt die starbesetzte Actionkomödie mit reichlich Verspätung auch in deutsche Kinos. Steht ein Flop ebenfalls zu befürchten? Das und mehr verrate ich in meiner Kritik.
Der Plot
Jeff und Karen Gaffney (Zach Galifianakis, Isla Fisher) sind ein ganz gewöhnliches Vorstadtpärchen. Als nebenan die Jones einziehen (Jon Hamm, Gal Gadot), wittern die beiden, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Zwar sind Tim und Natalie Jones absolut hinreißend, extrem kultiviert und suchen regelmäßig den Kontakt mit ihren bodenständigen Nachbarn, doch nicht nur die geheimen nächtlichen Ausflüge lassen die Gaffneys schon bald Nachforschungen anstellen. Es stellt sich heraus, dass die Jones Undercover-Agenten sind. Das wäre eigentlich nicht weiter schlimm, wenn Jeff und Karen nicht längst mit in den geheimen Ermittlungen ihrer Nachbarn stecken würden…
Kritik
In den USA ist die Actionkomödie „Die Jones – Spione von nebenan“ so kolossal gefloppt wie schon lange kein Film mehr zuvor. Bei einem ohnehin übersichtlichen Budget von gerade einmal 40 Millionen US-Dollar, von dem ein Großteil auf das Konto des Starcasts geflossen sein dürfte, spielte der neue Film von „Superbad“-Regisseur Greg Mottola gerade einmal 30 Millionen wieder ein – und damit noch nicht einmal seine eigenen Produktionskosten. Kein Wunder also, dass der zuständige Verleih 20th Century Fox den Kinostart hierzulande immer wieder nach hinten verlegte, um den im Original „Keeping Up With the Joneses“ betitelten Film nun in kleiner Auflage zwischen Blockbustern wie „Power Rangers“ „Life“ und „Lommbock“ zu versenden. Dabei lässt ein Blick auf das Ensemble eigentlich nur Gutes erahnen. Seit „Hangover“ gehört Zach Galafianakis zur beliebten Hollywood-A-Prominenz, dasselbe gilt für die vor allem durch „Shopaholic“ bekannt gewordene Aktrice Isla Fisher, die sich in Filmen wie „Nocturnal Animals“ zuletzt auch im Arthousekino beweisen konnte. Dann wären da noch die demnächst als „Wonder Woman“ für Aufsehen sorgende Gal Gadot und „Mad Men“-Star Jon Hamm. Genau diesen vier Darstellern ist es auch zu verdanken, dass „Die Jones“ trotz der sehr generischen Geschichte wirklich sympathisch ist. Das Genre um neue Facetten ergänzen, kann das Team jedoch nicht.
Wenngleich es schade ist, diesen Umstand explizit erwähnen zu müssen, so gefällt an „Die Jones“ vor allem die Tatsache, dass sich Drehbuch und Inszenierung in ihrer braven Art und Weise vom doch sehr rüpeligen Ton zeitgeistiger Hollywoodkomödien abgrenzen. Gags und Kommentare unterhalb der Gürtellinie sind in „Spione von nebenan“ derart rar gesät, dass etwas ganz Anderes umso schwerer wiegt: die visuelle Gewalt. Die vereinzelten, sehr brachialen Szenen wie etwa ein überraschend explizit dargestellter Headshot lassen den Film für eine Familienkomödie zu brutal erscheinen, während „Die Jones“ für eine typische Erwachsenencomedy wiederum fast schon zu friedlich anmutet. So kommt es, dass sich Gerg Mottolas Film nur schwer einordnen lässt und die Antwort auf die Frage nach dem Scheitern an den Kinokassen ist somit auch direkt beantwortet. Ohne jedem Film zwanghaft eine Zielgruppe andichten zu wollen, ist „Die Jones“ zwar im Großen und Ganzen recht nett geworden, doch wer genau diesen Film gucken soll, erschließt sich einem nicht. Insofern ist auch die Verpflichtung des namhaften Ensembles einleuchtend: Wer Spaß daran hat, Zack Galifianakis, Isla Fisher, Jon Hamm und Gal Gadot auf der großen Leinwand zu sehen, kommt in „Die Jones – Spione von nebenan“ noch am ehesten auf seine Kosten. Spielfreude und Elan des Casts helfen der wenig überraschenden Geschichte nämlich über so manch dramaturgischen Hänger hinweg.
Das Superstar-Quintett hat in „Die Jones“ sichtlich Spaß an dem, was es hier am Set so getrieben hat. Die Charakterisierung der beiden Pärchen gerät zwar reichlich klischeehaft, doch im Anbetracht von Genreherkunft und Inszenierung als amüsante Abwandlung eines Culture-Clashes geht das völlig in Ordnung. Fisher und Galifianakis entsprechen der Vorstellung eines absoluten Spießerpärchens, das schon bei dem Gedanken daran, das eigene Haus endlich einmal ein paar Tage für sich allein zu haben, in absolute Verzückung gerät, während die imer top gestylten, durchtrainierten und um keinen coolen Spruch verlegenen Jones das krasse Gegenteil zu ihren gutbürgerlichen Nachbarn bilden. Wie die Gaffneys darauf kommen, dass hinter den Jones mehr steckt, als ein beneidenswertes Vorzeige-Ehepaar, etabliert Drehbuchautor Michael LeSieur („Ich, Du und der Andere“) zwar arg konstruiert, aber irgendwie muss der Plot ja vorangetrieben werden. In Sachen Kreativität und Glaubwürdigkeit ist „Die Jones – Nachbarn von nebenan“ also wahrlich nicht das Gelbe vom Ei. Aber all das ließe sich verschmerzen oder gar ausgleichen, wenn die Komödie an anderer Stelle mit Einfallsreichtum punkten könnte. Leider ist das nicht der Fall.
Auf der Haben-Seite kann „Die Jones“ also einen spielfreudigen Cast, eine geradlinige Story ohne anstrengende Subplot-Schlenker und eine entspannte Gag-Attitüde ohne Haudrauf-Humor vorweisen. Doch leider bedeutet Geradlinigkeit innerhalb einer Inszenierung nicht nur Gutes. Längen hat der Film zwar keine, doch auf Überraschungen muss der Zuschauer verzichten. Wer hier wann welche Entscheidung trifft und wohin sich die Geschichte am Ende entwickelt, ist im Grunde schon mit dem Prolog fest besiegelt. Dass der dann sogar noch eine der wichtigsten Szenen des Films regelrecht spoilert, spricht nicht unbedingt für den Drehbuchautor; immerhin hätte man wenigstens aus dieser einen Einzelszene das Optimum an Überraschungswert herausholen können. Hinzu kommen Produktionsstandards auf visueller und akustischer Ebene, die eher an eine TV-Serie denn an einen Kinofilm erinnern. Gerade in den Actionszenen sieht man der Produktion ihr nicht allzu hohes Budget deutlich an. Auch die verschiedenen Kulissen, die die Jones an verschiedene Orte rund um den Erdball führen, können die niedrigen Produktionskosten nicht verschleiern; zu sehr erkennt man, dass hier nicht an Originalschauplätzen, sondern im Studio gedreht wurde.
Fazit: „Die Jones – Spione von nebenan“ ist eine dieser Komödien, die Niemanden vor den Kopf stößt. Die Spielfreude des Casts ist ansteckend, dafür bietet der überraschungs- und spannungsarme Film keinerlei Innovation und sieht nicht einmal unbedingt nach Leinwand aus. Am Ende bleibt ein „okay“, doch um ein „okay“ ausreicht, um ins Kino zu gehen, darf bezweifelt werden.
„Die Jones – Spione von nebenan“ ist ab dem 23. März in den deutschen Kinos zu sehen.