Das startet am 27. September 2018

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, meiner wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um den Starttag des 27. September, an dem es an Michael Bully Herbig liegt, Til Schweigers „Klassentreffen“ die Nummer eins wegzuschnappen. Sein Thrillerdrama „Ballon“ erzählt eine spannende Geschichte und ist audiovisuell ein Ereignis. Doch ob die PR-Maschinerie laut genug gerattert hat, bezweifeln wir ein wenig. Ein Selbstgänger dürfte dagegen der zweite Teil von „Die Unglaublichen“ sein. In den USA ist der Film bereits durch die Decke gegangen und auch in Deutschland haben es Pixar-Filme generell sehr einfach, ihr Publikum zu finden. Der Rest wird unter „ferner liefen“ laufen.
Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!
BALLON | Regie: Michael Bully Herbig | DE 2018
Im Sommer 1979 in Thüringen fassen zwei Familien einen aberwitzigen Plan: Sie wollen raus aus der DDR und heile in den Westen – und das alles in einem Ballon. Dafür nähen, basteln und tüfteln sie wochenlang, bis ihr erster Versuch fehlschlägt. Nur wenige Meter vor der westdeutschen Grenze wird dem Ballon das Wetter zum Verhängnis. Er stürzt ab und die beiden Familien können froh sein, nicht von der Polizei erwischt worden zu sein. Doch diese macht ab sofort Jagd auf sie. Und so fassen die beiden Familienoberhäupter Peter Strelzyk (Friedrich Mücke) und Günter Wenzel (David Kross) den Entschluss, es noch einmal zu versuchen. Sie müssen noch effektiver arbeiten und ihre Pläne noch einmal genau kontrollieren, eh sie eine zweite Flucht planen können. Doch die Regierung ist bereits auf die Pläne aufmerksam geworden. Das ganze Vorhaben wird zu einem irren Wettlauf gegen die Zeit…
Michael Bully Herbig war schon immer ein guter Filmemacher, weshalb die inszenatorischen Qualitäten von „Ballon“ nicht überraschen. Das Drehbuch hält sich an gängige Erzählkonventionen, sodass Herbigs Regiedebüt im ernsten Fach letztlich einen absolut souveränen Eindruck macht.
DIE UNGLAUBLICHEN 2 | Regie: Brad Bird | USA 2018
Syndrome ist zerstört, das Haus der Parrs liegt in Schutt und Asche, doch die Superheldenfamilie ist so eng zusammengewachsen wie noch nie zuvor. In einem mit modernster Technik ausgestatteten Luxus-Haus kehrt bei Vater Bob, Mutter Helen sowie ihren Kindern endlich wieder Normalität ein. Da wird Helen eines Tages für die Politik rekrutiert, als die Geschäftsleute Winston und Evelyn Deavor ihr ein unschlagbares Angebot machen: Sie soll sich für die Rechte von Superhelden einsetzen und dafür wieder in den Anzug ihres Alter Egos Elastigirl schlüpfen, während Papa Bob zuhause auf die Kinder aufpasst. Das klingt zunächst wie ein totsicheres Ding und tatsächlich sorgt Elastigirl mit ihren halsbrecherischen Manövern für die erhoffte Publicity. Doch als plötzlich der sogenannte Screenslaver auftaucht, muss Elastigirl alles geben, um dem Superschurken den Garaus zu machen…
„Die Unglaublichen 2“ ist ein durchweg sympathisches Sequel zum beliebten Superhelden-Blockbuster von 2004, doch erzählerische Innovation sucht man hier vergeblich. Dafür präsentiert Michael Giacchino einen der besten Scores des aktuellen Kinojahres und in Baby Jack-Jack werden sich vermutlich viele Zuschauer verknallen.
OFFENES GEHEIMNIS | Regie: Asghar Farhadi | ESP/FR/IT 2018
Anlässlich der Hochzeit ihrer Schwester Ana (Inma Cuesta) reist Laura (Penélope Cruz) von Buenos Aires in ihr spanisches Heimatdorf, wo in wenigen Tagen ein rauschendes Fest steigen soll. Auch Paco (Javier Bardem) ist hier. Mit ihm verbindet sie nicht bloß ihre erste große Liebe, sondern auch einen viele Jahre zurückliegenden Geschäftsdeal, bei dem Laura ihre Anteile vom Familienerbe an ihn verkaufte. Doch darum soll es dieser Tage nicht gehen. Auch nicht um den Neid und die Missgunst gegenüber Paco, der ein gut laufendes Weingut betreibt. Doch am Ende kommt alles anders. Als plötzlich Lauras Tochter spurlos verschwindet und alle Spuren darauf hindeuten, dass sie sich in den Händen brutaler Verbrecher befindet, sind alle persönlichen Fehden für einen Moment unwichtig. Es zählt nur noch, das Mädchen wiederzufinden. Oder hängen die Spannungen innerhalb der Familie und die Entführung irgendwie zusammen..?
Ashgar Farhadis neuester Film „Offenes Geheimnis“ erzählt zwei Geschichten: Zum einen seziert er eine Familie so lange und so penibel, bis am Ende nur noch Einzelteile übrig sind, zum Anderen präsentiert er einen stringenten Entführungsthriller. Doch beides zusammenzufügen, gelingt ihm letztlich nur bedingt.
I CAN ONLY IMAGINE | Regie: Andrew Erwin, Jon Erwin | USA 2018
Bart Millard wächst auf einer Farm in Texas auf. Sein cholerischer Vater Arthur (Dennis Quaid) hat nichts für den sensiblen Sohn übrig und malträtiert ihn und seine Frau regelmäßig. Als die Mutter die Familie verlässt, bleibt Bart allein mit seinem gewalttätigen Vater zurück. Nach einem schweren Unfall beim Football muss er sich ein neues Wahlfach suchen und landet im Schulchor. Die Lehrerin fördert sein Talent, doch von seinem Vater erntet Bart (J. Michael Finley) nur Spott. Gleich nach dem Schulabschluss ergreift er die Flucht und tingelt mit der Band MercyMe durch die Staaten. Er hofft auf einen Plattenvertrag, doch der Durchbruch lässt auf sich warten. Erst als Bart sich endlich der Vergangenheit stellt und seinen Vater wiedersieht, kann er den Song schreiben, der zur Sensation wird: „I Can Only Imagine“.
Lange Zeit ist „I Can Only Imagine“ eine zwar nicht sonderlich innovative, aber durchaus charmant und gefällig inszenierte „Vom Tellerwäscher zum Millionär“-Geschichte über einen Mann, der seinen Traum vom Musikerdasein verwirklicht. Doch in der letzten halben Stunde bricht die hemmungslose Gottesfurcht über den Film herein – und dann wird’s peinlich!
THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE | Regie: Terry Gilliam | USA 2018
Der zynische Werbefilmer Toby (Adam Driver) trifft im Rahmen seiner Dreharbeiten auf einen alten spanischen Schuhmacher (Jonathan Pryce), der sich für Don Quixote hält, seitdem er selbst einst genau diese Figur für einen Film verkörpert hat. Die beiden erleben eine Reihe absurder Abenteuer, in deren Verlauf Toby sich den tragischen Auswirkungen eines Films stellen muss, den er in seiner Jugend gedreht hat ─ ein Film, der die Hoffnungen und Träume eines kleinen spanischen Dorfes für immer verändert hat. Kann Toby das Getane je wieder gut machen und so zu seiner Menschlichkeit zurückfinden? Kann Don Quixote seinen Wahn bezwingen und seinen nahenden Tod verhindern? Oder wird etwa die Liebe alle Grenzen überwinden? Toby selbst gerät immer weiter in einen Strudel aus Schein und Sein.
Man merkt Terry Gilliams Herzensprojekt die absurde Entstehungsgeschichte an. Das ist aber auch leider schon das Einzige, was sich Positives zu dieser hanebüchenen Aneinanderreihung sinnbefreiter Szenen sagen lässt, bei der die Geschichte irgendwann ohnehin keine Rolle mehr spielt.
ALLES IST GUT | Regie: Eva Trobisch | DE 2018
Alles ist gut. Das war es zumindest mal. Denn Janne (Aenne Schwarz) ist sehr gut darin, diesen Eindruck nach außen zu vermitteln. Aber nichts ist gut. Nicht, seitdem ihr neuer Chef ihr seinen Schwager Martin (Hans Löw) vorgestellt hat, der am Abend ihres Kennenlernens gegen ihren Willen mit ihr schläft. Danach lässt Janne erst mal alles seinen gewohnten Gang gehen – wenn man die Dinge nicht zum Problem macht, hat man auch keins. Doch ihr Schweigen über den Vorfall weicht nach und nach einer stillen Ohnmacht. Bis Janne ihr Leben und die Liebe zu ihrem Freund Piet (Andreas Döhler) langsam entgleiten. Sie muss sich überlegen, ob sie das Problem öffentlich macht und damit sich selbst und ihre Seele schützt. Oder ob sie es so weiterlaufen lässt, keine Probleme mit ihrer Umgebung bekommt, aber dafür im Stillen ihre Familie vor den Kopf stößt, die einfach nicht versteht, wieso sich Janne so verändert.
CINDERELLA THE CAT | Regie: Alessandro Rak, Ivan Cappiello, Marino Guarnieri, Dario Sansone | IT 2017
Die junge Mia wächst in einer nicht allzu fernen Zukunft in der Megarida auf, einem riesigen Schiff, das seit über 15 Jahren im Hafen von Neapel festsitzt. Als ihr Vater, ein reicher Visionär und Wissenschaftler, starb, hat er die technischen Geheimnisse seines Schiffs und seinen Traum, den Hafen wiederzubeleben, mit ins Grab genommen, anstatt sie ihrer Tochter zu vermachen, mit der er nie richtig Kontakt hatte. Seitdem lebt das Mädchen im Schatten ihrer Stiefmutter und deren sechs hinterlistigen Töchtern, umgeben von holographischen Erinnerungen an ihre Kindheit und ihren Vater. Unterdessen floriert im Hafen der Drogenhandel. Die kriminellen Machenschaften bestimmen auch Mias Schicksal und sie findet sich unversehens im Zentrum eines Komplotts. Doch Mia weiß sich zu wehren und bekommt außerdem unerwartete Hilfe von Verbündeten aus der Vergangenheit.
SWEET COUNTRY | Regie: Warwick Thornton | AUS 2017
Sam Kelly, ein Aborigine mittleren Alters, arbeitet für den freundlichen Prediger Fred Smith. Als der herrische Harry Marsh von der Westfront zurückkehrt und eine Rinderfarm übernimmt, soll Sam mit seiner Frau und seiner Tochter einen Vorposten renovieren. Doch Harry entpuppt sich als ein kranker und verbitterter Mann, seine Beziehung zu Sam eskaliert schnell. Während einer heftigen Schießerei schließlich muss Sam Harry töten, um sein eigenes Leben zu retten. So wird Sam zum Mörder eines weißen Mannes. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als mit seiner schwangeren Frau in das lebensfeindliche Outback zu fliehen. Eine von Sergeant Fletcher geleitete Gruppe versucht die beiden hier aufzuspüren, doch dem klugen und erfahrenen Buschmann Sam gelingt es immer wieder, seine Fährte zu verwischen. Als die Gesundheit seiner schwangeren Frau in Gefahr ist, gibt Sam jedoch auf und in der Stadt wird ihm der Prozess gemacht…
Heimkinotipp: SOLO: A STAR WARS STORY | Regie: Ron Howard | USA 2018
Nachdem er gewaltsam von seiner Liebsten Qi’ra (Emilia Clarke) getrennt wurde, heuert der junge Schmuggler Han Solo (Alden Ehrenreich) bei der Imperialen Armee an. Nach einer gescheiterten Pilotenausbildung liefert er sich völlig auf sich allein gestellt eine Reihe waghalsiger Abenteuer, bis er in der düsteren und gefährlichen kriminellen Unterwelt seinen späteren Co-Piloten und besten Freund Chewbacca (Joonas Suotamo) kennen lernt. Gemeinsam erobert das Duo Planeten des gesamten Universums, bis es nicht bloß auf den berühmt berüchtigten Glücksspieler Lando Calrissian (Donald Glover) trifft, sondern auch auf den Gauner Beckett (Woody Harrelson), mit denen er einen waghalsigen Raubüberfall auf einen Zug vorbereitet. Es ist der Beginn eines unglaublichen Abenteuers, auf das viele weitere folgen werden.
„Solo: A Star Wars Story“ bleibt erzählerisch unspektakulär und konzentriert sich voll und ganz darauf, seinem Publikum den Werdegang des Titelhelden sowie die Freundschaft zwischen Han und Chewbacca näherzubringen. Die sehr klein gehaltene Story ist durchgehend sympathisch, die Action solide und Alden Ehrenreich in der Rolle des jungen Han Solo kann schauspielerisch genug eigene Akzente setzen, um sich nicht vorwerfen lassen zu müssen, lediglich Harrison Ford zu kopieren