Das startet am 23. Februar 2017

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, meiner wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht’s um den Startdonnerstag des 23. Februars, an dem wieder jede Menge Neues in den Kinos startet. Obwohl eher im Genre anzusiedeln, dürfte Gore Verbinskis Psychothriller „A Cure for Wellness“ im Anbetracht der üppigen Werbemaßnahmen ziemlich weit oben in den Kinocharts mitmischen, auch wenn der stärkste Start mit Sicherheit auf den vierten und letzten Teil der „Bibi & Tina“-Reihe fällt. Ebenfalls eher für ein jüngeres Publikum eignet sich „Bailey“, während in den Programmkinos der Oscar-Kandidat „Lion“ den Ton angeben dürfte. Trotz Starbesetzung ist es um das Thrillerdrama „Boston“ derzeit noch überraschend ruhig. Was von „Fist Fight“ erwartet werden darf, können wir in Ermangelung eines Pressescreenings leider (noch) nicht sagen.
Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!
A CURE FOR WELLNESS | Regie: Gore Verbinski | DE/USA 2017
Der junge, ehrgeizige Manager Mister Lockhart (Dane DeHaan) wird beauftragt, den Vorstandsvorsitzenden seiner im Aufwind befindlichen Firma (Harry Groener) von einem idyllischen aber mysteriösen ‚Wellness-Center‘ zurückzuholen, das sich an einem abgelegenen Ort in den Schweizer Alpen befindet. Wenn er das nicht tut, wird er gefeuert. Also macht er sich auf den Weg, doch schon bald vermutet er, dass die wundersamen Anwendungen des Spas nicht das sind, was sie zu sein scheinen. Als Lockhart beginnt, die erschreckenden Geheimnisse aufzudecken, wird sein Verstand auf eine harte Probe gestellt: bei ihm wird die gleiche seltsame Krankheit diagnostiziert, die alle anderen nach Heilung verlangenden Gäste dort festhält…
Gore Verbinskis Rückkehr ins Genrekino ist ein Horrorgemälde von morbider Schönheit, das einen so lange in seinen Bann zieht, bis man selbst nicht mehr weiß, ob das Gezeigte echt, oder nur Einbildung ist. Für Horrorfans ist „A Cure for Wellness“ das erste große Must-See 2017!
BIBI & TINA – TOHUWABOHU TOTAL | Regie: Detlev Buck | DE 2017
Das Tohuwabohu ist perfekt: Bibi (Lina-Larissa Strahl) und Tina (Lisa-Marie Koroll) begegnen einem ruppigen Ausreißer (Lea van Acken), der sich als Mädchen entpuppt und von seiner Familie verfolgt wird. Das Familienoberhaupt ist weltfremd, engstirnig und stur, den kann man nicht überzeugen und selbst Bibi kommt mit Hexerei nicht weiter. Außerdem ist Schloss Falkenstein „under contruction“ und der Graf (Michael Maertens) völlig überfordert, während Alex (Louis Held) ein Musik-Festival auf Falkenstein plant und sich seinem Vater widersetzt. Und als wäre das nicht genug, wird Tina schließlich auch noch entführt. Bei all dem Chaos wird am Ende eines ganz klar: Wirkliche Veränderungen entstehen durch gemeinsame Aktionen und Anstrengungen, nicht durch Hexerei.
Wer nach „Bibi & Tina – Tohuwabohu total“ immer noch die Meinung vertritt, das ursprünglich mal als Familienfilmreihe angefangene Franchise sei doch nur etwas für kleine Mädchen, der glaubt auch, dass Donald Trumps Idee mit der Mauer eine gute ist. Bibi und Tina machen es vor: Die beiden weltoffenen Mädels bekommen mit diesem weltoffenen, komplexen und ungemein kreativen Film genau den Abschlussfilm, den sie verdienen.
BOSTON | Regie: Peter Berg | USA 2016
Boston, 15. April 2013 – Wie jedes Jahr zieht es tausende Läufer und Zuschauer aus aller Welt an die Strecke des beliebten Bostoner Marathons. Doch die Feierlichkeiten verstummen schlagartig, als zwei Sprengsätze an der Zielgeraden detonieren. Noch ist unklar, ob den Explosionen weitere folgen werden. Aber Police Sergeant Tommy Saunders (Mark Wahlberg) versucht einen klaren Kopf zu bewahren und die ersten Rettungseinsätze zu koordinieren – obwohl seine Frau Carol (Michelle Monaghan) beinahe selbst den Detonationen zum Opfer gefallen wäre. Für die Ermittler beginnt ein packender Wettlauf gegen die Zeit und eine der nervenaufreibendsten Großfahndungen in der Geschichte Amerikas nimmt seinen Lauf…
„Boston“ ist vor allem deshalb der bislang beste Film von Peter Berg, weil er sich echt anfühlt. Über weite Teile seiner sich äußerst kurzweilig anfühlenden 133 Minuten ist der Crime-Thriller ein hochspannendes Puzzle-Spiel, das viele verschiedene Sichtweisen auf die Ereignisse des Bostoner Terrorakts berücksichtigt. Erst in der letzten halben Stunde verfällt Berg leider in alte „Amerika ist geil!“-Muster.
BAILEY – EIN FREUND FÜRS LEBEN | Regie: Lasse Hallström | USA 2017
Ethan (Bryce Gheisar) ist acht Jahre alt, als der verspielte Golden Retriever Bailey (deutsche Stimme: Florian David Fitz) sein bester Freund wird. Er und seine Mutter retten den jungen Welpen aus der Hitze eines abgeschlossenen Autos und nehme sich der kleinen Seele an, die einen schweren Start ins Leben hatte. Hund und Herrchen sind unzertrennlich und überstehen sogar Ethans (als Teenie: K.J. Apa) ersten Liebeskummer zusammen. Auch als ihre gemeinsame Zeit zu Ende ist, verlässt Bailey seinen „Seelenmenschen“ niemals: Im Lauf der Jahrzehnte kehrt der treue Hund in verschiedenen Reinkarnationen zurück – sogar als Polizeihündin – und lernt mit jedem neuen Leben etwas dazu, bis er den längst erwachsenen Ethan (Dennis Quaid) endlich wiederfindet…
„Bailey – Ein Freund fürs Leben“ ist kein Kritiker-, sondern ein Publikumsfilm. Oberflächlichkeit und gefällige Gefühlsduselei lassen sich nicht leugnen, doch irgendwie schafft es Lasse Hallström, dass man ihm trotzdem nie böse sein kann. Als Hundeliebhaber und ohne die aller größten Ansprüche an einen charmant-harmlose Filmabend kann dieser Tierfilm dann sogar ohne schlechtes Gewissen zu Herzen gehen.
LION – DER LANGE WEG NACH HAUSE | Regie: Garth Davis | AUS/USA/UK 2016
Ein Tag wie jeder andere im Leben des fünfjährigen Saroo: Auf dem Bahnhof der indischen Kleinstadt, in der sein Bruder ihn für einige Stunden zurückgelassen hat, sucht er nach Münzen und Essensresten. Vor Erschöpfung schläft er schließlich in einem haltenden Zug ein und findet sich nach einer traumatischen Zugfahrt am anderen Ende des Kontinents in Kalkutta wieder. Auf sich allein gestellt irrt er wochenlang durch die gefährlichen Straßen der Stadt, bis er in einem Waisenhaus landet, wo er von Sue und John Brierley adoptiert wird, die ihm ein liebevolles Zuhause in Australien schenken. Viele Jahre später lebt Saroo in Melbourne, ist beruflich erfolgreich und wohnt mit seiner Freundin Lucy zusammen. Er könnte rundum glücklich sein, doch die Frage nach seiner Herkunft lässt ihn nicht los.
Der visuell bestechend aufregende „Lion – Der lange Weg nach Hause“ ist standardisiertes Dramakino, dem es durch die allseits bekannte Grundgeschichte an Spannung und Faszination mangelt. Inszenatorisch generiert Garth Davis tatsächlich Emotionen, doch auch, wenn das im Moment des Zuschauens wirken mag, verpufft die Rührung spätestens dann, wenn die dramatischen Streicher verstummt sind.
FIST FIGHT | Regie: Richie Keen | USA 2017
Am letzten Schultag hält der liebenswürdige Englischlehrer Andy Campbell den Kopf nur mit Mühe über Wasser, denn nicht nur die enthemmten Schulabgänger schlagen über die Stränge – auch die Verwaltung bekommt nichts gebacken, und aufgrund von Budget-Kürzungen droht ihm die Entlassung gerade in dem Moment, als seine Frau ihr zweites Kind erwartet. Richtig ans Eingemachte geht es aber erst, als Campbell aus Versehen seinem knallharten Kollegen Ron Strickland in die Quere kommt, was zu Stricklands Entlassung führt. Für den schockierten Campbell beginnt ein Albtraum, denn Strickland fordert ihn zu einem altmodischen Entscheidungskampf heraus. Die Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer, während Campbell verzweifelt nach einem Ausweg sucht, bevor er windelweich geprügelt wird.
„Fist Fight“ ist Keinesfalls ein Kino-Muss, für Fans aufgekratzter Komödien wie „21 Jump Street“, „Nicht noch ein Teeniefilm“ oder eben „Fack ju Göhte“ aber sehr wohl einen Blick wert.
NERUDA | Regie: Pablo Larraín | CHL/ARG/FR/ESP/USA 2016
1948. In einer flammenden Rede vor dem Kongress bezichtigt Senator Pablo Neruda, Dichter und Kommunist, die Regierung Präsident Videlas des Verrats – und wird umgehend seines Amtes enthoben. Der Kalte Krieg ist in Chile angekommen. Neruda entzieht sich seiner Verhaftung und taucht ab. Mitten in der Arbeit an seiner epochalen Gedichtsammlung „Canto General“ versucht er, mit seiner Frau Delia del Carril das Land auf geheimen Wegen zu verlassen. Verfolgt vom melancholischen Polizisten Peluchoneau, beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel, dem Neruda zwischen Poesie und Legendenbildung einen ganz eigenen Reiz abgewinnt. Immer wieder legt er selbst Spuren, um seinem hartnäckigen Verfolger im letzten Moment zu entkommen. Bald dringt die Geschichte vom Dichter auf der Flucht nach Europa, Künstler wie Pablo Picasso setzen sich für seine Freiheit ein.
DIE GABE ZU HEILEN | Regie: Andreas Geiger | DE 2016
„Die Gabe zu heilen“ ist eine Geschichte über Menschen mit der Fähigkeit andere Menschen zu heilen. Sie werden Hellseher, Kräuterhexen und Wunderheiler genannt. Ihre Methoden sind oft skurril. Sie beten Warzen bei abnehmendem Mond weg oder klopfen mit geweihten Kräuterbüscheln den Viehstall aus – archaische Rituale gepaart mit Aberglauben und Volksmedizin. Lernt man sie näher kennen, sind viele dieser „Wunderheiler“ ganz normale Menschen, die eng mit der christlichen Tradition und ihrer regionalen Kultur verbunden sind. Man findet sie in Deutschland in Oberschwaben, in den Alpen, entlang der Küste und sogar in Städten. Sie machen das nicht, um damit das große Geld zu verdienen und auch nicht, um sich zu profilieren. Doch was ist dran, an dem, was die Heiler ihren Patienten versprechen?
Heimkinotipp: DER UNSICHTBARE GAST | Regie: Oriol Paulo | ESP 2016
Ein verschlossener Raum, eine Leiche und ein dringend Tatverdächtiger: Der erfolgreiche Geschäftsmann Adrián Doria (Mario Casas), gleichzeitig der Liebhaber der Toten. Frau und Tochter hat er in der Folge bereits verloren, ebenfalls den Kampf um die öffentliche Meinung. Bis die Anwältin Virginia Goodman (Ana Wagener) an seine Tür klopft – mit neuem Zeugen und neuen Fragen im Gepäck. Der Beginn eines nervenaufreibenden Katz- und Mausspiels, in dessen Verlauf die Geschichte von Adrián immer neue Löcher, aber auch immer neue, atemberaubende Wendungen erhält. Denn die Anwältin kann sich nie sicher sein, dass sich das Verbrechen tatsächlich so zugetragen hat, wie es ihr Mandant ihr weismachen will…
Auch wenn sich ein Film wie „Der unsichtbare Gast“ zuhause ebenso entfaltet wie im Kino, ist es doch schade, dass Oriol Paulo der Weg in die deutschen Lichtspielhäuser bisher verwehrt blieb. Sein hochspannender Kammerspiel-Thriller ist ein Twistride aller erster Güte, der aus einem simplen Konzept das Optimum an Suspense, Unterhaltung und Wow-Effekt herausholt.
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