Marvel’s The Avengers 2: Age of Ultron

Sie sind zurück! Drei Jahre nach ihrem ersten gemeinsamen Abenteuer hat sich Marvels Superheldencombo in MARVEL’S THE AVENGERS 2: AGE OF ULTRON ein weiteres Mal versammelt, um für nichts Geringeres als den Weltfrieden zu kämpfen. Gelingt es Regisseur Joss Whedon, mit seiner Fortsetzung an den ersten Teil der „Avengers“-Reihe anzuknüpfen, oder geht dem Franchise langsam die Puste aus? Das und mehr verrate ich in meiner Kritik.

Marvel's The Avengers 2: Age of Ultron

Der Plot

Es ist einige Zeit vergangen, seit die Avengers New York gegen den Angriff einer außerirdischen Armee verteidigt haben. Jeder ist seitdem seinen eigenen Weg gegangen und manch einer hatte sein ganz persönliches Abenteuer zu bestehen. Als Milliardär Tony Stark (Robert Downey Jr.) ein stillgelegtes Friedensprogramm reaktiviert, gerät die Situation plötzlich außer Kontrolle und das Schicksal der Erde steht auf dem Spiel. Gemeinsam müssen sich die Avengers Iron Man, Thor (Chris Hemsworth), Hulk (Mark Ruffalo), Captain America (Chris Evans), Black Widow (Scarlett Johansson) und Hawkeye (Jeremy Renner) gegen den scheinbar übermächtigen Ultron stellen, der wild entschlossen ist, die gesamte Menschheit auszulöschen. Um seine Pläne zu vereiteln, müssen die Avengers unberechenbare Allianzen eingehen und in eine Schlacht von globalen Ausmaßen ziehen.

Kritik

Spätestens seit dem Jahr 2012 dominieren die mittlerweile dem Disney-Konzern angehörenden Marvel-Studios alljährlich die vordersten Plätze der internationalen Kinocharts. Vor drei Jahren entsendete der Konzern mit „Marvel’s The Avengers“ erstmals die gleichnamige Superheldencombo zwecks Weltenrettung in die weltweiten Lichtspielhäuser und schaffte sogleich den Sprung auf Platz drei der US-amerikanischen Alltime-Charts, direkt nach James Camerons „Avatar“ und dem immerwährenden Klassiker „Titanic“. Nach den „Avengers“ folgten weitere Einzelabenteuer der kultigen Heroen Iron Man, Thor und Captain America, sowie die Eskapaden der Guardians of the Galaxy, die es durch ihr gleichnamiges, erstes Abenteuer auf Anhieb zu einer immensen Fanbase schafften – und das, wo die dem Blockbuster zugrunde liegenden Comics doch eher zu den unbekannteren ihrer Gattung gehören. Bevor die Crew um einen schießenden Waschbären und ein sprechendes Gestrüpp im Jahr 2017 zu weiteren Weltraumkollisionen ausholt, sind nun erst einmal wieder die Avengers an der Reihe. Und mit „Age of Ultron“, der nunmehr drei Jahre nach dem direkten Vorgänger erscheint, stemmt sich Joss Whedon vehement gegen die Aufnahme neuer Fans, denn ohne einen Bruchteil an Vorwissen fühlt man sich im weitläufigen Avengers-Universum alsbald verloren. Die visuellen Bildgewalten lassen sich zwar auch ohne jedwede Kenntnis der Umstände bestaunen, doch für Kenner des Stoffes – und sei das Wissen um die Prämissen noch so rudimentär – ergibt sich das Bild des wohl komplexesten Superheldenuniversums aller Zeiten. Darüber hinaus ist „Marvel’s The Avengers 2: Age of Ultron“ nicht weniger als der modernste Actionspaß im aktuellen Blockbustersegment, der ein Paradebeispiel dafür darstellt, dass vermeintlich oberflächliches Superheldenkino viel mehr zu bieten hat, als nur überbordenden Krawall.

Angeführt wird die Riege der Superhelden von Iron Man aka Tony Stark, dem die Guilde den Aufstand von Ultron zu verdanken hat.

Angeführt wird die Riege der Superhelden von Iron Man aka Tony Stark, dem die Guilde den Aufstand von Ultron zu verdanken hat.

Allein im Jahr 2015 ließ das Kino bereits eine Handvoll Produktionen auf den Zuschauer los, die sich in aller Ausführlichkeit und aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit den Vor- und Nachteilen der Zukunftsfantasie der Künstlichen Intelligenz befassen. Neil Bloomkamp inszenierte mit „Chappie“ einmal mehr Gesellschaftskritik mit der Brechstange, während Regiedebütant und Drehbuchautor Alex Garland mit „Ex_Machina“ das Genre des Sci-Fi-Kammerspiels neu erfindet und eine philosophisch angehauchte Parabel auf die Vergänglichkeit unser aller Lebens erzählt. So mutet die Ausgangslage des sich verselbstständigenden Computerprogramms Ultron als ultimativer Gegner der Avengers-Crew auf dem Papier nur allzu beliebig an, doch bei näherer Betrachtung wird klar: Hier geht es kaum um die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Verschmelzung aus Mensch und Maschine, sondern vor allem um die verschiedenen Charakteristika der ganz unterschiedlichen Superheldenfiguren. Das aus verschiedenen Egomanen zusammengesetzte Team hat es nicht bloß mit einem gemeingefährlichen Roboter-Gegner zu tun, sondern agiert zunächst gegen seinen Programmierer Tony Stark und damit gegen ein Mitglied der eigenen Reihen.

Scarlett Johansson

Bevor die Avengers ihr Tagwerk verrichten können, müssen Wunden aufgerissen und neu vernäht werden. Und nicht nur innerhalb der Crew ist die Stimmung angeheizt, auch äußere Faktoren in Gestalt der neuen Ensemble-Mitglieder Quicksilver (Aaron Taylor-Johnson) und Scarlet Witch (Elizabeth Olsen) legen ihren Finger in die Wunde. Trotz drehbuchbedingter Schwächen in der zielsicheren Einarbeitung der beiden Charaktere fungieren die beiden, ebenfalls den Comicbooks entlehnten Figuren ganz hervorragend als moralisch flexible Widersacher, deren Stärke es ist, die wunden Punkte der Avengers-Mitglieder genau zu kennen. Das lässt insbesondere die der Gedankenmanipulation fähige Scarlet Witch bisweilen als (zu) übermächtige Gegnerin erscheinen, doch gerade die von ihr herbeigeführten Albtraumszenarien entpuppen sich als die visuell eindrucksvollsten Schachzüge der Macher. „Age of Ultron“ besticht nicht bloß durch die herausragenden Actionchoreographien, die die sämtlicher Vorgänger – auch den in dieser Hinsicht bislang ungeschlagenen „The Return of the First Avenger“ – in Opulenz um Bombast noch übersteigen, Regisseur Joss Whedon („The Cabin in the Woods“) legt viel wert darauf, die Komplexität des bis hierhin aufgebauten „Avengers“-Kosmos weiter auszubauen.

Whedon, der in „Age of Ultron“ einmal mehr als Regisseur und Drehbuchautor in Personalunion fungiert, besinnt sich in der Fortsetzung des Kassenschlagers von 2012 verstärkt auf den Grundgedanken seines Superheldenstelldicheins. Sein Film funktioniert strikt über den Zusammenhalt aller Figuren; zugleich steht und fällt der Plot mit seinen Helden und bewegt sich mithilfe der Gruppendynamik vorwärts. Wenngleich das in seinem Ideenreichtum überbordende Skript einige Story-Ansätze nicht zur Genüge verfolgt und gerade die Charakterzüge der beiden Neuzugänge Scarlet Witch und Quicksilver nur oberflächlich anreißt, so gilt für den Stammcast genau das Gegenteil: Nie schaffte es eine Filmreihe nach einer solch hohen Anzahl von Filmen, ihren Protagonisten nach wie vor regelmäßig neue Facetten abzugewinnen und dabei stets glaubwürdig zu bleiben. In „Marvel’s The Avengers 2: Age of Ultron“ ist es insbesondere Jeremy Renner („Hänsel und Gretel: Hexenjäger“), dessen bislang eher im Hintergrund agierende Figur des zielsicheren Bogenschützen Hawkeye davon profitiert. Spielend leicht entwickeln sich Hawkeye und die bislang ebenfalls eher als Nebenfigur agierende Black Widow zu Hauptfiguren, an deren Schicksal der Zuschauer nicht weniger Interesse entwickelt, als an denen der bisherigen „Big Player“ Iron Man, Thor und Captain America.

Marvel's The Avengers 2: Age of Ultron

Dass das Hauptaugenmerk von „Age of Ultron“ einmal mehr auf dem Zusammenhalt der Avengers-Guilde liegt, beweist sogleich die fulminante Eröffnungsszene. Kameramann Ben Davis („Ich. Darf. Nicht. Schlafen“) bewegt sich mit seiner Kamera in einer einzigen Plansequenz von Hauptfigur zu Hauptfigur und fängt sie inmitten ihres für die Figur typischen Handwerkes ein. Die hieraus entstehende Dynamik gibt sogleich das sehr hohe Grundtempo vor und unterstreicht darüber hinaus die visuelle Detailverliebtheit aller Beteiligter. Davis gelingt in seiner Arbeit die ideale Symbiose aus symbolisch aufgeladenen Stimmungssequenzen und typischer Hollywoodaction mit Übersicht und Distanz, in welcher jeder Held seinen eigenen, großen Moment erhält. Viele Bombastszenerien sind von Hand gemacht und die unabdingbaren CGI-Effekte, die in ihrem unaufgeregten 3D besonders gut zur Geltung kommen, fügen sich in idealem Maße in die detailreichen Sets ein. Dass Joss Whedon von Studioseiten angehalten wurde, seinen Film der Massentauglichkeit wegen an einigen Stellen zu kürzen, ist schade, hat jedoch keinerlei Auswirkungen auf das stimmige Gesamtbild. Obgleich ist es dem Film nicht abzusprechen, dass das Publikum gerade von den stimmungsvollen Traummomenten mehr verdient hätte; in ihrem starken Kontrast zu den ansonsten sehr brachial daherkommenden Krawall-Szenen wirken die fast schon surrealistisch anmutenden Momentaufnahmen wie hypnotisch auf den Zuschauer.

Wie schon in sämtlichen Vorgängern des Marvel Cinematic Universe halten sich auch in „Age of Ultron“ mehrere wichtige Faktoren die Waage. Neben dem Paradebeispiel für modernes Actionkino und charakterdramatischen Zwischentönen ist auch der Humor ein wichtiger Bestandteil des „Avengers“-Kosmos. Gerade über diese Ebene, die sich aus auch für Außenstehende verständlichem Wortwitz und punktgenau platzierten, darüber hinaus sehr selbstironischen Insidergags zusammensetzt, mauserte sich das Genre des Comicfilms zu einer sämtliche Zielgruppen umfassenden Produktionsart. Nachdem schon „Iron Man 3“, „Thor 2“ und „The Return of the First Avenger“ immer weniger diesem Grundsatz folgten, beendet Joss Whedon mit „Age of Ultron“ endgültig den Gedanken, auch Einsteigern auf Anhieb ein packendes Filmerlebnis liefern zu wollen. Wenngleich sein Blockbuster nach wie vor für die breite Masse konzipiert ist, so ist das vorherige Nachholen von Marvels Phase zwei für den uneingeschränkten Genuss seines neuesten Ergusses unabdingbar. Dies unterstreicht zugleich den Anspruch der Macher: Die Marvel-Reihe liefert Blockbusterkino als Rundumerlebnis und verlässt sich nicht (mehr) nur auf die oberflächlichen Entertainmentfaktoren. „Marvel’s The Avengers 2: Age of Ultron“ ist einzigartig darin, das typische Berieselungskino mit dem Anspruch einer Charaktergeschichte zu verbinden – und steht damit momentan so ziemlich allein auf weiter Mainstreamkino-Flur. Für die Zukunft ist dem Franchise lediglich zu wünschen, dass es sich nicht zu sehr auf seine bisherigen Erfolgsmechanismen verlässt und gängige Formeln wiederholt; angesichts der Massen an zur Verfügung stehender Comics sowie die Auswahl der Russo-Brüder als Regisseure für „Infinity War“ dürfte das allerdings das geringste Problem sein.

Ultron hat es sich zum Ziel gesetzt, die Menschheit komplett auszulöschen.

Ultron hat es sich zum Ziel gesetzt, die Menschheit komplett auszulöschen.

Fazit: Die Marvel-Studios bleiben sich ihrer Bombast-Linie treu und kreieren einen weiteren, furiosen Actionspaß mit spektakulären Effekten, schrägem Humor und ernsten Zwischentönen, der die Herzen der „Avengers“-Liebhaber höherschlagen lassen wird. Kleine Schwächen in einem ansonsten sehr kreativen Drehbuch und eine weniger ausgeprägte Mainstreamtauglichkeit lassen sich aufgrund der passionierten Machart aller Beteiligter locker verschmerzen. Schon jetzt können wir den Start des „Avengers“-Finales im Jahr 2018 kaum erwarten!

„Marvel’s The Avengers 2: Age of Ultron“ ist ab dem 23. April bundesweit im Kino zu sehen – auch in 3D!

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