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Das startet am 28. November 2019

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, unserer wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um die Startwoche vom 28. November, in der die Verleiher auf die ganz großem Starts verzichten – kein Wunder, eine Woche nach dem Start von „Die Eiskönigin II“. Das bedeutet aber auch, dass es einige Perlen zu entdecken gibt, für die sich der Gang ins Programmkino lohnt. Allen voran den deutschen Beitrag „Mein Ende. Dein Anfang.“ sowie die spaßig-melancholische Gaunerinnenkomödie „Hustlers“. Für wen es noch ein wenig experimenteller sein darf, der begibt sich vielleicht mit Willem Dafoe und Robert Pattinson in Robert Eggers‘ „Leuchtturm“ oder blickt auf „Die schönste Zeit unseres Lebens“. Allesamt sehr sehenswerte Filme, die man gern entdecken darf.

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

MEIN ENDE. DEIN ANFANG. | Regie: Mariko Minoguchi  | USA 2019

Für Nora (Saskia Rosendahl) bricht eine Welt zusammen, als ihr Freund (Julius Feldmeier) bei einem Banküberfall ums Leben kommt. Zunächst versucht sie die Tragödie zu verdrängen. Doch nach und nach brechen die Gefühle aus ihr heraus und sie beginnt notgedrungen, den Verlust zu verarbeiten. Dazu schwelgt sie in Erinnerungen an ihr gemeinsames Kennenlernen, ihre große Liebe und all die Träume, die das glückliche Paar hatte und nun doch nie umsetzen können wird. Irgendwo in einer anderen Ecke der Stadt hat Natan (Edin Hasanovic) ein ähnliches Problem, das ihm den Boden unter den Füßen wegzieht. Seine kleine Tochter ist schwerkrank und benötigt dringend eine teure Behandlung, die für Natan jedoch unbezahlbar wird, als er durch eigenes Verschulden seinen Job verliert. Die Wege von Natan und Nora kreuzen sich eines Nachts, denn die beiden scheinen überraschend viel gemeinsam zu haben…

Ganz großes Deutsches Kino, irgendwo zwischen der Experimentierfreudigkeit eines Christopher Nolan und der Intimität eines Mikhaël Hers liegt Mariko Minoguchis Liebesdrama „Mein Ende. Dein Anfang“. So geht selbstbewusster Stilbruch auf der Leinwand!


HUSTLERS | Regie: Lorene Scafaria | USA 2019

New York, kurz vor dem großen Finanz-Crash. Abend für Abend strömen die Männer der Wall Street in den angesagtesten Stripclub der Stadt. Ramona ist der Star des Clubs, keine kann ihr in diesem Job das Wasser reichen, sie kennt jede Pose, jeden Trick, jeden Kniff – und sie weiß, wie sie den reichen Gästen auch noch den letzten Dollar aus der Tasche zieht. Als die unerfahrene Destiny neu ins eingeschworene Team kommt, nimmt Ramona sie unter ihre Fittiche: Und gemeinsam starten sie richtig durch. Sie nehmen mehr Geld ein, als sie sich jemals hätten träumen lassen. Dann kommt der große Crash von 2008 und lässt von einem Tag auf den anderen alles zusammenstürzen. Der Club bleibt leer. Doch Ramona und Destiny sind nicht bereit, die von gierigen Bankern ausgelöste Krise auszubaden. In einer Welt, in der die einen das Geld haben und die anderen dafür tanzen, wollen die beiden nun selbst die Regeln vorgeben…

Mit „Hustlers“ hat Lorene Scafaria einen regelrechten Geniestreich abgeliefert: Dieser Stripperinnenfilm ist gewitzt, ein spannender Wirtschafts- und Gesellschaftskommentar und hinter all dem Gepose, Lug und Trug schlummert zudem die gefühlvoll gespielte Geschichte einer empfindlichen Freundschaft. Eine abbsolute Kinoempfehlung.


DER LEUCHTTURM | Regie: Robert Eggers | USA/CAN 2019

Ein entlegener Leuchtturm-Außenposten an der Küste Neuenglands wird zum Schauplatz eines archaischen Duells zweier dem Wahnsinn nahen Männer. Thomas Wake (Willem Dafoe) und Efraim Winslow (Robert Pattinson) kennen sich nicht, werden jedoch als Arbeitskollegen gemeinsam auf eine einsame Insel gesandt, um eine marode Leuchtturmanlage zu warten und in Betrieb zu halten. Zur Zeit der Jahrhundertwende an der rauen Atlantikküste ist das eine wichtige Aufgabe, die sich mehr und mehr in einen Überlebenskampf verwandelt, denn nicht nur das raue Wetter vor den Fenstern des Leuchtturms erfordert Durchhaltevermögen. Die zwei extrem unterschiedlichen Charaktere prallen ungebremst aufeinander und als ein nicht enden wollender Sturm über sie hinwegzieht, wird aus psychologischen Sticheleien schon bald ein brutaler Nervenkrieg.

Wer sich auf den herausragend fotografierten „Der Leuchtturm“ einlassen will, sollte sich sicher sein, dass er nicht den nächsten Horrorreißer erwartet, sondern ein beklemmend-unheimliches Psychogramm der Einsamkeit, in dem sich zwei wahnsinnige Schauspieler gegenseitig um den Verstand spielen.


DIE SCHÖNSTE ZEIT UNSERES LEBENS | Regie: Nicolas Bedos  | FR 2019

„So kann es mit den Eltern einfach nicht weitergehen!“, denkt sich Maxime . Sein Vater Victor wird zunehmend zu einer Nervensäge, die mit sich, der Welt und dem Alter über Kreuz liegt. Seine Frau Marianne ist das genaue Gegenteil. Victors ewige schlechte Laune wird ihr schließlich zu viel. Sie setzt ihn kurzerhand vor die Tür. Victor braucht defi nitiv Hilfe! Und Maxime hat eine Idee. Sein Freund Antoine hat eine Firma, „Time Travellers“, die gut betuchten Kunden ermöglicht, in einem raffi niert eingerichteten Filmstudio in eine Zeit ihrer Wahl zu reisen. Victor willigt ein. Er entscheidet sich für das Jahr 1974, den exakten Tag, an dem er sich in seine Frau Marianne verliebt hatte. Anfangs skeptisch, lässt er sich immer mehr in den Bann der Erinnerungen ziehen. Und die Kulisse aus Neonlichtern, Schlaghosen und Zigarettenrauch wird zu einer Reise, in der die betörende Schauspielerin Margot die Grenze zwischen damals und heute verschwimmen lässt…

Lustig, anrührend und ganz schön nostalgisch – in „Die schönste Zeit unseres Lebens“ reißt die Hauptfigur zurück in die Zeit ihrer Jugend und verliebt sich erneut in seiner entfremdete Ehefrau. Trotz einer gehörigen Portion Kitsch eine aufrichtige Liebeserklärung an die Liebe in ihren besten und schlechtesten Zeiten.


ALS ICH MAL GROSS WAR | Regie: Lilly Engel, Philipp Fleischmann  | DE 2019

Lucas, Marius und Renée – drei beste Freunde, kurz vor der Pubertät. Das Regie-Duo Lilly Engel und Philipp Fleischmann nutzt diesen spannenden Lebensabschnitt 2014, um ein halbdokumentarisches Spielfilmprojekt zu beginnen. Von 2014 bis 2019 begleitet die Kamera die zwei Jungen und das Mädchen regelmäßig in ihrem Alltag und lauscht dabei gespannt den Zukunftsvisionen des Trios – und eben auch, wie sich diese über die Jahre verändern. Nachgestellt werden die Vorstellungen der drei von den Schauspielern Constantin von Jascheroff, Sebastian Schwarz und Isabell Polak. Sie schlüpfen in Feuerwehrkluften, Angelmontur und Designerklamotten und agieren genau so, wie es sich ihre „jüngeren Ichs“ während ihrer unterschiedlichen Lebensabschnitte eben vorstellen. Ein spannendes Filmexperiment, das zeigt, wie genau sich schon die Jüngsten ihr Leben in vielen Jahren ausmalen…

Die Kombination aus Dokumentar- und Spielfilm entpuppt sich dank der grundehrlichen Protagonisten und einem clever ausgewählten Erzählzeitraum als gleichermaßen amüsant wie melancholisch und ist durch seine 82 Minuten Laufzeit auch noch extrem kurzweilig.


THE GOOD LIAR – DAS ALTE BÖSE | Regie: Bill Condon | USA 2019

Der souveräne Berufsbetrüger Roy Courtnay (Ian McKellen) hat sein neuestes Ziel im Visier: die millionenschwere, seit Kurzem verwitwete Betty McLeish (Helen Mirren), die ein prall gefülltes Bankkonto ihr Eigen nennt. Und Roy beabsichtigt, sich das alles zu nehmen. Von ihrem ersten Treffen an beginnt Roy, Betty mit seinen bewährten Manipulationen zu umgarnen, und Betty, die von ihm sehr angetan zu sein scheint, lässt sich rasch auf ihn ein. Zwischen den beiden entspinnt sich scheinbar eine romantisch-freundschaftliche Beziehung. Doch dieses Mal eskaliert das eigentlich simple Täuschungsmanöver in einem Katz-und-Maus-Spiel, bei dem alles auf dem Spiel steht – und weitere perfide Machenschaften enthüllt, die sie beide durch ein Minenfeld von Gefahr, Intrigen und Verrat führen wird. Wer hintergeht hier eigentlich wen?

„The Good Liar – Das alte Böse“ ist Rentner-Romanze, Betrügerkrimi und Komödie in einem – und noch sehr viel mehr, was sich allerdings erst im twistreichen Finale offenbart. Damit riskiert Bill Condon viel, verliert aber umso mehr, obwohl seine hochkarätige Besetzung die hanebüchenen Skriptentwicklungen immerhin noch halbwegs solide stemmen kann.


Heimkinotipp: ROADS | Regie: Sebastian Schipper | DE 2017

Der aus wohlhabenden Verhältnissen stammende, 18-jährige Gyllen (Fionn Whitehead) aus London hat das Wohnmobil seines Stiefvaters entwendet und ist dem Familienurlaub in Marokko entflohen, als er zufällig auf den gleichaltrigen William (Stéphane Bak) aus dem Kongo trifft, der versucht, die Grenze nach Europa zu überwinden, um dort seinen verschollenen Bruder zu suchen. In diesem Moment größter Verlorenheit beschließen die beiden Verbündete zu werden: Angetrieben von jugendlicher Abenteuerlust bahnt sich das ungleiche Paar seinen Weg durch Marokko, Spanien und Frankreich bis nach Calais. Während die Freundschaft und das Vertrauen der jungen Männer zueinander mit jedem Tag wächst, werden sie mit Entscheidungen konfrontiert, die nicht nur ihr eigenes Leben nachhaltig beeinflussen, denn früher oder später müssen sich die beiden ihrer ganz eigenen Realität stellen…

Nach seinem einmaligen One-Shot-Trip „Victoria“ zieht es Regisseur Sebastian Schipper mit „Roads“ wieder in konventionellere Gefilde. Dabei hangelt er sich keineswegs an den klassischen Etappen eines Roadmovies entlang; im Gegenteil! Seine ganz eigene Version davon lebt von einer unberechenbaren Atmosphäre und davon, dass er die Augen nie vor der Realität verschließt.

Meine Filmflops 2015 – Die Plätze 20 bis 11

Einmal im Jahr erlaube ich es mir, in meiner Filmbetrachtung ausnahmsweise sämtliche Objektivität über Bord zu werfen und ein wenig radikaler auf jene Produktionen zurückzublicken, die mir ganz persönlich absolut nicht zugesagt haben. Natürlich nicht ohne meine Lieblinge wenig später umso frenetischer abzufeiern. In den kommenden Tagen lasse ich Euch an einem kleinen Streifzug durch das Kinojahr 2015 teilhaben. Erst kommt das pure Grauen, anschließend die nackte Freude. Dabei nehme ich keine Rücksicht auf mein Kritikerdasein. Was übrigens auch bedeutet, dass in meinen Flops gute und in meinen Tops schlechte Filme auftauchen können – es geht einzig und allein um meinen Filmgeschmack. Zugegeben: In den meisten Fällen stimmen die objektive Wahrnehmung und das persönliche Empfinden dann aber doch ziemlich überein. Wen allerdings die faire Kritik interessiert, ist natürlich gern eingeladen, sich die Besprechungen der verlinkten Filme durchzulesen. 

Nun geht es aber erstmal  um mich und meine Empfehlungen respektive Warnungen vor den größten Rohrkrepierern des Jahres. Zur Auswahl standen 215 von mir gesichtete Filme, die im Zeitraum vom 1. Januar bis 31. Dezember 2015 im Kino erschienen sind oder in dieser Zeit auf Filmfestivals vorgeführt wurden. Direct-to-DVD-Produktionen wurden dabei nicht berücksichtigt! Weiterlesen

Victoria

Dieser Film setzt Maßstäbe: Sebastian Schippers Thrillerdrama VICTORIA wurde in einem einzigen Take gedreht und erzählt von der verhängnisvollen Nacht einer Clique, die nach und nach auf die schiefe Bahn gerät. Dabei schafft es der Regisseur, eine Atmosphäre zu kreieren, die den Zuschauer immer weiter in ihren Bann zieht, bis er selbst schließlich zum Teil dieser schwerwiegenden Tour-de-Force wird. Nach diesem Film wird man das deutsche Genrekino nie wieder totsagen. 

Victoria

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